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eins lichst ein Nr. 104. 25. Jahrgang Sonnabend, dm 7. Mai 1898 nie Riege >t ein Redaction und Expedition: vahnstraß« S (nahe dem K Amtsgericht). Telegramm-Adreff«: Anzeiger Hohensteinernstthal. mit den Vereinigten Staaten erschwert ist, so bleibt doch der Transport von Canada nach Europa unbehindert. In.Rußland ferner und noch in einzelnen Landestheilen sind reichlich Vorräthe; nichts deutet hier auf einen so schweren Nothstand wie 1891. Es ist auch noch in frischer Erinnerung, wie rasch damals der Nothstand überwunden wurde. Mit einem dauernden Nothstand haben wir daher jetzt ebensowenig zu rechnen wie da mals; wegen eines vorübergehenden hohen Preises können wir aber nicht den Zoll aufheben oder herab setzen, es würde das unsere Landwirthschaft schwer schädigen und die nach der Ernte eintretenüe Wieder erhöhung der Zölle würde eine ungünstige Wirkung aus üben. (Rufe rechts: Sehr richtig!) Auch würde seitens der Landwirthe die Forderung nicht ausbleiben, ihnen dann auch wenigstens einen Mindestpreis zu garantiren. Für eine solche Schädigung der Landwirthschaft, wie sie mit der Herabsetzung des Zolles verknüpft wäre, ist der Reichskanzler nicht geneigt, die Verantwortung zu übernehmen; sollten noch wesentliche Veränderungen eintreten,^so wird die Regierung nicht verhehlen in eine erneute Prüfung einzutreten. Dieser von ihm verlesenen Erklärung fügt der Staatssekretär noch hinzu, er be streite, daß ein absoluter Mangel an Getreide bestehe. In New-Jork feien als Visible Supply zur Zeit ge meldet 35 Mill. Bushel, dazu kommen noch große Vor räthe in Kalifornien und Canada. Dabei sei die volle Ernte in Amerika schon binnen zwei Monaten zu er warten. Darnach gebe es also nicht absoluten Mangel; ebensowenig in Rußland. Unser Generalkonsul in Petersburg meldet unter dem 16. April, trotz theilweisen Nothstandes in 8 Gonvernements seien in allerletzter Zeit Abschlüffe gemacht worden, denen zufolge die alten Bestände noch groß sein müßten, absoluter Mangel be stehe nicht, sondern nur Mangel wegen des amerikanisch spanischen Krieges und — so schließt Rendner — nach den neuesten Nachrichten vom Kriegsschauplätze muß mail zugeben, daß diese Gefahr nicht anhalten wird. (Beifall rechts.) In dritter Lesung werden sodann der Nachtrags-Etat sowie das Gesetz über die künstlichen Süßstoffe definitiv angenommen. Letzteres Gesetz soll am 1. Oktober in Kraft treten. — Nach Erledigung einiger Petitionen dankt Abg. v. Levetzow Namens des Hauses dem Präsidenten v. Boul für seine Geschäfts leitung. Dieser dankt seinerseits den übrigen Mit gliedern des Präsidiums und dem Hause für die ihm gewährte Unterstützung. Dann verliest Staatssekretär Graf Posadowsky eine kaiserliche Botschaft, wonach die Session morgen Vormittag 10 Uhr im weißen Saale des Schlaffes geschloffen werden soll, worauf der Prä sident die Sitzung mit einem Hoch auf den Kaiser schließt. — Eine neue Zusammenkunft des Kaisers mit dem Czaren wird von den „Leipziger Neuesten Nachrichten" signalisirt Nach einer Meldung derselben wird nam- sm HchOln4niW, LbeckWitz, 8rMs Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Nemsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf Blatt lich das russische Kaiserpaar im Spätsommer dss,^ dem Darmstädter Hofe einen längeren Besu ) 1 ,.. Bei dieser Gelegenheit ist, wie das genannte BlM zufügt, wiederum ein Zusammentreffen Kaiser d mit dem Czaren Nikolaus in Aussicht genommen worden. — Mit den großkapitalistischen Waarengeschaften hat sich die Petitionskommission des preußischen UM' ordnetenhauses beschäftigt. Es war ihr erne Pe i aus Görlitz zugegangen, welche eine sieh steigernde Um satzsteuer ans sämmtliche großkapitalistische Unternehm ungen im Detailhandel und Gewerbe verlangte. Als Görlitz nur 40 000 Einwohner hatte, seien dort 40 Colonialwaarengeschäfte gewesen. Jetzt beständen nur noch sechs, obschon die Einwohnerzahl sich fast verdoppelt habe. Eine Aktien-Gesellschaft habe dort 17, eine Ge nossenschaft 14 Berkaufsstellen errichtet. Der Regier ungsvertreter, Geh. Justizrath Dr. Strutz, theilte der Kommission mit, daß der Finanzminister die Absicht habe, eine Konferenz von Sachverständigen auf dem Gebiete von Handel und Gewerbe und solche auf dem Gebiete der Kommunalbesteuerung zusammenzurufen zur Berathung darüber, wie diesem den Gewerbestand so bedrohenden großkapitalistischen Wettbewerbe zu begegnen sei. Das Ergebniß dieser Konferenz würde dem Ab geordnetenhause bekannt gegeben werden. Die Petitions- kommission beschloß, die Petition der König!. Staats regierung als Material zu überweisen und sie gleich zeitig zu ersuchen, dem Landtag bei Beginn der nächsten Session einen Gesetzentwurf vorzulegen. Italien. — Die Ortschaften, in denen geradezu die Revolution herrscht, zählen bereits nach vielen Dutzenden. Die Veranlassung ist überhaupt Brottheuerung; aber dieser Anlaß wird auch benutzt, um der in den Volksmassen angehäuften Erbitterung über die unerträglichen socialen Ungerechtigkeiten, das aussaugende Steuersystem, die Gleichgültigkeit der Behörden, die schlechte Gemeinde verwaltung, die thatlose Regierungspolitik Luft zu machen. Die Volksmassen, durch das herrschende System zum äußersten getrieben, um jedes Vertrauen in die Regierung und die herrschenden Klassen gebracht, wüthen gegen das öffentliche und Privateigenthum, plündern, wo sie können, scheuen nicht vor Blutthaten zurück. Die Regierung kann zunächst nur Waffengewalt an^ wenden. Aber sie wird ohne völlige Aenderunq des Steuersystems und wirthschaftliche Maßnahmen die Re volutionsgefahr nicht beschwören. Die Socialisten hüten sich diesmal vor direkter Aufreizung, aber sie werden zahllose Anhänger gewinnen. Frankreich. — Der Zar wird Pariser Hausbesitzer- ein marschall weilt in Paris, um sich mit der Frage näher zu beschäftigen. Jedenfalls will der Kar 1 yrv, ; eignen Palais wohnen. 1900 ,m - Nm Bch-gim, ,,j„ Rum w»rd- Tagesgefchichte. . Deutsches Reich. o- Mai. Reichstag. Die Novelle zur Civilprozeßordnung wird nach kurzer Debatte in dritter Lesung endgiltig angenommen. — Dann begründet Abg. Schippel d,e sozialdemokratische Interpellation: Beab- lallen d,e verbündeten Regierungen angesichts der ungewöhnlich hohen Getreidepreise eine zeitweilige Auf hebung der Getreidezölle herbeizuführen? Redner weist auf das allmähliche Steigen der Getreidepreise seit Ende 1897 und auf das rapide Steigen in den letzten Wochen im Zusammenhänge mit dem spanisch - amerikanischen Kriege hin. Es handle sich auch augenscheinlich nicht etwa um eine vorübergehende, vielmehr um eine an dauernde Steigerung bis zur nächsten Ernte. Frank reich, Spanien und Italien hätten bereits ihre Zölle suspendirt. Gegenwärtig hätten wir in Deutschland schon richtige Nothstandspreise. 1891 habe selbst Graf Kanitz die zeitweilige Suspension gefordert und heute sei doch die Lage viel schlimmer. Damals habe die Regierung die Zölle nicht suspendiren wollen, weil sie bei den Handelsvertragsverhandlungen mit dem Aus lande ein solches Suspensationsobjekt nicht aus den Händen geben wollte. Dieser Grund falle heute fort. Verschlimmert sei unsere Lage durch die starke Ausfuhr im ersten Quartal des Jahres im Zusammenhänge mit der Aufhebung des Identitätsnachweises. Wenn seine Partei gegen die Getreidezölle ankämpfe, so kämpfe sie nicht nur für den Arbeiter, den Nnterbeamten, den Mittelstand, sondern auch für die ganze deutschen In dustrie. Das gehe auch aus einer Aeußerung sogar des Herrn von Stumm hervor, der seiner Zeit der Re gierung für die Handelsverträge gedankt habe. Wo seien heute die Vertreter der Industrie? Caprivi und Marschall seien gegangen, ehe der Hahn dreimal gekräht habe, Caprivi angebellt von agrarischer Meute und abgeschlachtet. (Unruhe rechts.) Wo bleiben heute die bürgerlichen Parteien in diesem Kampfe, es seien Par teien mit politischen Jämmerlingen an der Spitze. — Staatssekretär v. Thielmann: Namen« des Herrn Reichs kanzlers habe ich zu erklären, daß es nicht iu seiner Absicht liegt, die Herabsetzung oder Aufhebung der Ge treidezölle in Anregung zu bringen. Bereits 1891 und im Jahre zuvor haben ähnliche Zustände zu ähnlichen Erwägungen geführt. Schon 1890 hatte dieses Haus einen Antrag Richter abgelehnt. Die Zeit hat gezeigt, daß das Haus damals das Richtige getroffen hat, denn es hat sich herausgestellt, daß es sich be» den hohen Getreidepreisen nicht um dauernde, sondern nur um vorübergehende Umstände handelte. Dabei besteht em gewichtiger Unterschied zwischen damals und heute, da mals lagen schlechte Ernten vor, heute nur eme Er schwerung der Möglichkeit des rechtzeitigen Heranschaffens d?s Weizens; nach dieser Richtung h" smd aber d" Befürchtungen übertrieben, denn wenn auch der Verkehr JnsertionSgebühren: die fünfgesp^"n« To 12 PlS- Raum für den Berbreitungsbezirk Aufgabe Rabatt. Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger bis Vorm. Annahme der Inserate für die w erbeten. 10 Nhr. Größere Anzeige» Abeno < ist unaeacblet ^0 p- I. fällige 1. Termin der Einkommensteuer ungeachtet etwaiger Reclamation, bis . - ^ . .. spätestens zum 21. Mai d. I. zuführen zwangsweisen Beitreibung, an unsere Stadtsteuereinnahme ab- Hohenstein-Ernstthal, am 30. April 1898. Der Stadtrath. In Vertretung: W. Zeißig, Stadtr. Bekamümachung. im Nachdem die Einschätzung des steuerpstlch"^ m^beiliaten bekannt hiesigen Orte beendet und das Ergebniß derselben oe ^^^Einkommen- gegeben worden ist, werden in Gemäßheit der in 8 -1», ' ,.<.^„-1, Aus steuergesetzes vom und tz 41, Absatz 4 der azu führungsverordnung vom enthaltenen Bestimmung der welche an, hiesigen Orte ihre Beitragspfllcht zu erfüllen ha , behändigt nach den gesetzlichen Bestimmungen ausgefertlgte Steuerzettel ^Ehungsergeb- werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mitthestung deo C 1 ) nisses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme zu melden. Oberlungwitz, am 30. April 1898. Der G e m e i n d e v 0 r st a n d. Oppermann.