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Ternowka über 20 Personen lebendig vergrabe» Hal, an Grund des Spruches des Synods nach Sibirien abge schickt, wo er in einem Kloster nntergebracht werden soll. England. London, 3. Jan. Die „Central News" erfährt, die englische Regierung übe einen Druck auf China dahin aus, Port Arthur frei für die ganze Welt zu erklären. Dies würde diesen Hafen in dieselbe Stellung wie Shaugai und die übrige» Vertragshäfen versetzen, wobei die Haiidelsmüchte Gelegenheit hätten, gleichen Vortheil daraus zu ziehen. Es würde de» Hase» auch außerhalb der Herrschaft irgend einer einzelnen Macht stelle». Die Anwesenheit der englische» Kriegsschiffe „Iphigenie" und „Jrnwrtality" in Port Arthur bezwecke im gegenwärtige» Augenblick, die unbehelligte Ein- und Ausfahrt aller Handelsschiffe zu sichern. — Eine Depesche der „Daily Mail" aus Singapore erhält die Meldung aufrecht, daß die Franzosen Hainan besetzt haben Admiral Bädolliöre habe Berathung mit dem französischen Bertheidiguugsansschusse in Haiphong (Tonkin) gepflogen, in der die Besetzung der Insel be schlossen wurde, und sei dann über de» Tvnkiiigolf gedampft und habe die französische Flagge auf Hainan gehißt. Sodann sei das Tclegrapheuamt in Hmhau beschlagnahmt worden Die ganze Angelegenheit sei geheim gehalten worden und die Besetzung Hainans gleichzeitig mit der russischen Besetzung Port Arthurs erfolgt. Hvihau ist der 6 lein von Kiungtschau, der Hauptstadt Heinaiis, gelegene Hafen mit dem Fremden zollamt. A in e r i k a. — Der neue Bürgermeister van New-Pork, von Wyk, ist von den Grundsätzen der Verwalümgspvlitik seiner Vorgänger nicht abgeivicheu. Von dein berüchtigte» Club Tammany Hall aus de» Schild gehoben, Kat er gleich »ach seinem Amtsantritt die Aiihä.ngcr seiner Partei mit einträgliche» Verwalttmgsposte» belohnt. Ueber düse coiisegnenie Massenentlassung und Anstellung städtischer Beamter meldet ein Telegramm: New-Park, 3. Jan. Bürgermeister von Wyk hat bei seinem Amtsantritt alle städtischen Beamten durch Anhänger der Tammauy-Partei ersetzt. Textliches und Sächsisches. Hohenstein Ernstthal, den 4. Januar. *— Im 6. Vers des Gedichts von Herrn Stadtrath Clauß in letzter Nr. d. Bl. muß es in der ersten Zeile heißen: „Wer selbstlos wie er nsw." — Holzauktion im Bade Hohenstein-Ernstthal Freitag, den l4. Jannar 1898. Vonnittag 9 Uhr. — Bei einer Finna in Oberlungwitz sind 50 Handschuhmacher wegen Lvhndifferenzcn in den Ausstand getreten. -- Von dem regen Postverkehr in Sachsen gewinnt man eine Ahnung, wen» man die bezüglichen Angaben aus dein „Statistischen Jahrbuche für 1896" in Betracht zieht. Danach gab es in den beiden Oberpvstdircktions- bczirkcn Dresden und Leipzig 1755 Postanstalteii und 886 Tclcgraphenaii stalten. Die aufgegebeneu Briefscndungen bezifferten sich auf 234,422,580 Stück und die einge- gangcnen auf 207,504,742 Stück. Packele ohne Werth angabe wurden aufgegeben 18,758,992 Stück, ein gegangen sind 14,379,234 Stück. Briefe und Packete mit Wcrthangabe wurden aufgegebcn 1,357,833 Stück nüt einem Werthbctraqe von 1,383,758,892 Mk„ cin- gingen 1,3.307,881 Stück mit einem Werthbctrage von 1,494,201,548 Alk. Die aufgegebeneu Pvstuachunhme- scndnngen bezifferten sich ans 2, ,79,777 Stück mit einem Nachnahmebetrage von 33,006,132 Mk., eingegangcn sind 1,8! 3,418 Stück mit einem Nachnahniebetrage von 24,398,162 Mk. Die ansgegebencii Postausträge zur Geldeinziehnng und Aeecpteinholung bezifferten sich auf 662,32 Stück; zur Geldeinziehuna gingen 491,753 Stück mit einem Betrage von 62,996,180 Mk, zur Acccpt- einholung 4400 Stück ein. Eingezahlte Postanweisungen gab es 9,186,220 Stück im Betrage von 529,987,099 Mk., ausgezahlt wurden 11,264,340 im Betrage von 669,149,278 Mark. Die Zahl der voni Orte mit der Post abgercisteil Personen bestes sich auf 19,310. — Wie muß inan eine Petrolemnlan'pe auslöschen? Gewiß hat schon jede der geehrten Leserinnen nach Aus- löschnng einer Petrolcmnlainpe mit dein Qualme und dein mebr oder weniger recht nnangenchnnm Geruch der selbe» Bcknmüschaft gemacht. Doch ist dieser nur dan» zu spüren, ivo man eine Lampe von oben oder von Vcr Seite auslöscht. Diejenigen, welche ikre Lampe soweit hernnterschranben, daß dieselbe allmählich von selbst erlischt, werde» ihr Gernchöorga» nicht beleidige». Während die erste Art und Weise des AuslöschcnS auch manchmal »och zu einer Explosion führen kann, in die letzte Art vollständig gefahrlos und somit allein anzn- wenden. In dein Maße, wie wir die Docbfflüche von dem oberen Rande des Brenners entfernen, wird die Tcinperatur des Dochtes und des in demselben vci- dampfendeii Petroleums erniedrigt. Die Folge davon ist, daß die Menge der gebildete» Dämpfe abmmml und die Flamme allmählich kleiner wird. Dieser Vorgang führt wieder zu einer Abnahme der Temperatur der obere» Brenner- und Dochttheile mid einer damit Hand in Hand gebenden Abnahme der Bildung non Petroleum dämpfen. Das Verlöschen der Flamme geschieht in dein Augenblicke, in welchem die Dämpfe nicht mehr auS- reichen, die Flamme zu erhalten. Eine Explosion ist vollständig ausgeschlossen, wenn die Lampe sauber gehalten wird. Wenn die Flamme ansgeblasen, so steige» erhitzte Petrolelimdämpfe auf, welche die allmählich ersterbende Flamme selbst verzehrt. — Bei dein Breslau-Leipziger Schnellzuge ist am 30. v. M. kurz vor dem Bahnhofe Riesa ein Strafge fangener seinem Transporteur entwichen. Der Gefangene war nach der Retirade ausgetreten, hat sich dort ans dem Fenster gestürzt und ist tödtlich verunglückt. — Auf dem Vororlbahnhofe im Dresdener Haupt- bahnhof fuhr am Sonnabend eine Rangirmaschine gegen den nm?7 ff, Uhr abends »ach Riesa abgehenden Zug. Ein Vorarbeiter wurde getödtet Drei Personenwagen des Zuges wurden beschädigt. „Eine gelinde Steigerung kann Dein Pächter schon vertragen!" dachte dieser Tage ein Grimdslücks- besitzer in Dresden und steigerte seine» Miether um 18,000 Mk., so daß der Pacht mi»mebr ca. 40,000 Mk. beträgt. Der Miether oder Pächter soll aber darüber gar nicht sehr erschrocken sein »nd hat seiiiem Hauswirth die besten Segenswünsche gegeben zur Ausfindlmg eines so seltenen neuen Abmiethers. Chemnitz, 2. Jannar. Die städtischen Behörden beschlossen, von Neujahr ab den Anfangsgchalt der städtischen Unterbeamtc» durchgehends zu erhöhen und in de» oberen Klassen derselben mehr Stellen zn schaffen, was für dieses Jahr einen Mehraufwand von 25 445 Mark verursacht. Die Stadtverordneten stimmten der Rathsvorlage zu, behufs Verhütung der alljährlichen Ueberschwenunungen dieses Jahr de» Lauf des Chemnitz flusses im Gebiet von Altchcmnitz gerade zu legen, was der Stadtgeineinde rund 62 527 Mark Kosten vernr- sachen wird. — Die 5. Strafkammer des König!. Landgerichts zu Dresden vernrtheilte den Oberpostassistent Gustav Hermann Vogel aus Pirna, der am 7. Juli d. I. »ach einer bedeutenden Unterschlagung im Amte flüchtig wurde, in Ungarn aber bald vom Arme der Gerechtigkeit ereilt ward, wegen Unterschlagung ini Amte zu 4 Jahren Ge- fängniß, wovon 2 Monate als durch die erlittene Unter- uchungshaft für verbüßt in Anrechnung kommen, und nufjährigcr Unfähigkeit, ei» öffentliches Amt bekleiden zn können. Der Vernrtheilte hatte eine Schuldenlast von 4700 Mk., welche ihn drückte, weil dieser Sachstand zur Kenntnis; seiner vorgesetzte» Dienstbehörde gekommen nnd ihm deshalb von seinem Vorgesetzte» Vorhalt ge macht worden war. Angeblich nm zu Verwandten reisen zn können, welche seine Verhältnisse regeln sollten, erbat sich B. für den 7. und 8. Jnli d. I. Urlaub ans, welcher bewilligt wurde. Dies bedingte, des geregelten Dienst ganges halber, den verhäugnißvollen Nachtdienst, welchen der sonst nur mit Telegraphen- und Telephondienst be traute Angeklagte in der Nacht znm 7. Juli d. I. tbnn mußte. Vogel eignete sich über Nacht in seine Hände gelangte sieben Geldbriefc mit einer Gesammteinlage von 51776 Mk. 75 Pfg. sowie ein Einlagcbnch der „Säch sischen Bank" zu Dresden mit hoher Einlage (gegen 9000 Mk.) widerrechtlich an, »ahm dieselben nm nächsten Morgen mit in seine Wohnung, woselbst er die Converts nnd das Einlagebnch verbrannte, während er mit dem Baargeld durchging. Zunächst fuhr er mit der Bahn nach Königstein, von da mittels Geschirrs nach Schandau und von da über Wien nach Pest, woselbst'seine Fest nahme erfolgte nnd noch 51 365 Mk. in seinem Besitz gefunden wurden. Der Angeklagte führte zu seiner Ent schuldigung an, daß, wenn er alkoholische Getränke zu sich nehme, was in der fraglichen Nacht geschehen sei nnd wozu er mitunter wider Willen gedrängt werde, da cs ihn förmlich dazu triebe, ihn eine gewisse Angst befalle, so daß er fortlanfcn müsse, ohne recht zu wissen, was er thue. Der als Sachverständiger vorgeladeue Gcrichtsarzt Medizinalrath Dr. Donau vermochte jedoch keine Geistesnbnormitüt festzustellen, weshalb auch das Anfuhren keine Berücksichtigung finden konnte. Schneeberg, 2. Jan. Im Auftrage des Herrn Prof. Schwcninger hatte Herr Apotheker Krüger hier zu Weihnachten an Fürst Bismarck eine Sendung des alt- berühmten Schneeberger Schnupfpulvers nach Friedrichs- rnh geliefert. Der Schnupftabak mit seiner originelle» Aufschrift soll sich auch auf dem Weihnachtstische des Altreichskanzlers befunden haben. Die städtische» Collegieii zu Roßwein haben die Errichtung ciuer eisernen Bnicke mit 41 Meter Spann weite über die Mulde beschlossen. Elsterberg, 2. Januar. Das nennt man Pech! Eine unangenehme und abenteuerliche Reise erlebte kürz lich ein Einwohner aus dem benachbarten Leiningen. Der Mann war in Greiz zu Besuch gewesen und wollte am Abend den 9-Uhrzng nach Elsterberg benutzen, stieg aber in aller Eile in den Schnellzug nach Gera. Schnell, aber zu spät bemerkte er seinen Jrrlhnm. In Wünschen- dorf wurde er — nach Entrichtung der üblichen Straf- zebühr — an die Lust gesetzt. Mit dem letzten Zug uhr er daran! nach Greiz zurück, um bei seinen Vcr- vandten zu übernachten. Diese aber waren in mitter nächtlicher Stunde nicht zn erwecken, und wohl oder übel mußte der Mann seine Reise nach Leiningen zu Fuß antretcn. A!S er müde und geärgert endlich in seiner Behausung anlangte, widerfuhr ihm zu guter Letzt noch ei» Mißgeschick: seine Familienangehörigen glaubten nämlich, daß ein Einbrecher in's Haus zu dringen suche und wollten ihm deshalb durchaus keinen Einlaß ge währen. — In Nirkendorf bei Ehrenhain hat das alte Jahr mit einer blutigen That abgeschlossen. Jin dortigen Gasthofe hatten sich »ach dem Sylvesterballe die jungen Leute noch zu einem gemüthlichen Stündchen vereinigt, darunter auch der am 6. November 1879 in Kürn bei Regensburg geborene Kleinenke des Gaslhofsbesitzers Herrn Schönfeld namens Joseph Schillinger. Letzerer hatte ein Auge auf ein Mädchen geworfen, welches später der bei Herrn Gutsbesitzer Weiske iu Hanersdors stehende ea. 30 Jahre alte Stallschweizer, der gleichfalls aus Baiern stammt, nach Hause begleitete. Zwischen Nirken dorf und Ehrcnhain scheint es zwischen Beiden znm Wortwechsel gekommen zu sein, i» dessen Verlauf der Kleincnke dem Stallschweizer eiue 5 am lange tiefe Wunde mit dem Tascheuniesser in die Wade znfügte. Der Verwnndcte schleppte sich noch einige hundert Schritt weiter und brach daun infolge des starken Blutverlustes an de» ersten Häuser» von Ehrenhai» zusammen, wo er nach Verlauf von 5 Stunden früh gegen 7 Uhr be wußtlos aufgefunden wurde. Er wurde in das Kranken hans nach Altenburg geschafft, doch soll wenig Hoffnnng vorhanden sein, ihn am Leben zu erhalten. Der Messer held wurde in den Vormittagsstunden bei seinem Dienst herrn vom Bezirlsgcndarm verhaftet und an die Staats anwaltschaft in Altenburg abgelicfert. B e r m ischteS. * Nicht geriuges Aufsehen erregte iu Nom kürzlich vie Knude von dem bedeutenden Nachlaß eines kürzlich verstorbenen alten Bettlers, den man seit langen Jahre» tagtäglich ans den Eiugangsstnfen einer der Hanptkirchm Romsautreffen konnte. Der Alte besaß nakezn 800000 Lire (640000 Alk.), die er seine» drei Kinder», welche keine Ahnung von dem Reichthnm ihres Vaters hatten, in einem regelrecht aufgesetzten Testament vermachte. * Ein furchtbares Unglück ereignete sich am ersten Weihnachtsfeiertag in Caumvnt (Frankreich). Der Spe- zereiwaarenhändler Nvdignet wollte in seinem Keller Petroleum holen. Aus einer noch nicht festgestellten Ursache erfolgte eine heftige Explosion nnd sofort standen der Keller und der Laden in Flammen. Rodiguet konnte chwer verletzt, noch das Freie gewinne». Als ans seine Hilferufe zahlreiche Persoueu herbeieilte», erfolgte aber mals eiue Explosion, und alle Anwesende» wurden von einem Fenerregen überschüttet. Vier Personen wurden getödtet, 14 schwer verwundet. * Ejne furchtbare Explosion hat in Jersey City in den Werken der Aeetelyne Company statlgefnndeu. Dnrch ff- Explosion eines Behälters wurden fünfzehn Personen vfort getödtet, während ein Dutzend Leute 20 Fuß veit fortgeschlendcrt wurden Es befanden sich ungefähr !00 Personen iu der Nähe. Nach der Explosion des großen Tanks folgten 10 Minuten lang Explosionen anderer, kleinerer Behälter. Die Werke wurden heftig erschüttert. Kurz nachdem die Flammen ansgebrochen waren, stürzte ein Theil deS Gebäudes ein Die Auf regung iu der Stadt war um so größer, als das elektrische Licht plötzlich überall ausgiug. Das elckrische Werk befindet sich nämlich nicht weit von dem Gaswerke. * Der Ausdruck „England" ist nicht korrekt. 104,388 Schotte» haben an die Königin eine Beschwerde gerichtet, daß in amtlichen Schriftstücke» die Worte „englisch" »nd „England" statt „britisch" nnd „Vritanien" gebraucht würden. Dadurch würde unä; der Petition die Natioual- lchre der Schollen beleidigt. Die falsche» Worte würde» sogar in Verträgen mit nnsländischen Mächten, ja selbst in Thronreden gebraucht. Auf dem Denkmal auf dem Schlachtfelde von Inkerman lese man: „Znm Gedächtuiß der Engländer, F nuzosen nnd Russen." Der kostbarste Weibnachtsbaum ist sicher derjenige, der in N'wyork das Haus James Clcmeuts schmückt. Ein jeder Zweig des großen Banmes ist nämlich mit echte» Gvldpfundcn belade». Als Stütze des Baumes dient ei» Haufe» Gold, der de» Werth von 70,000 Dollars hat. Der Besitzet dieses eigenartigen Aanines ist ei» verhältnißmäßig junger Manu, der vor einem Jahre als armer Bremser au die Süd-Pacific-Eisenbahn nach Klondyke ging. Als Millionär kehrte er zurück und feierte in New-Uork, wie oben gesagt, das Weih- »achtsfcjt. Seiner Meinung nach ist in Klodyke noch viel zn holen. * Eine Stadt ohne Hunde. Aus Pisek in Böhmen berichtet das Neue Wiener Tageblatt: Auf Anordnung des Bezirksthierarztes mußten in unserer Stadt sümmt- liche Hunde getödtet werden. Im Oktober wurden von einem tollen Hunde ein Hirtenknabe, vier Stück Kühe nnd einige Hnnde gebissen. Der Schäferjunge starb an den Folgen der Hundswnth und auch die vier Kühe mußten gekeult werden. Da nun in letzter Zeit in Pisek neuerdings mehrere Hunde wuthkrauk wurden und somit eine entsetzliche Gefahr für die Bewohner der Stadt bestand, griff der Bezirksthierarzt zu der erwähnten summarischen Maßregel und ließ alle Hunde der Stadt vertilgen. * Ein höchst merkwürdiger Unfall ereignete sich der „China Mail" zufolge unlängst im Hafen von Hong kong. Als einige Leitte der Mannschaft des englischen Dampfers „Changsha" in der Nähe des Schiffes ba deten, hatte einer von ihnen plötzlich das Gefühl von zahlreichen auf ihn eindringenden Stacheln. Zugleich