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Centren werden von den Menschenanhäufnngen entlastet werden, und der Gedanke der Auswanderung, um unter fremden Zonen Erwerb zu suchen, wird sich bei den Chinesen verlieren.' DaS ist aber ein großer Gewinn. Im fernen Osten handelt es sich, wie man sieht, um die Regelung von Fragen, die für die Zukunft der ge- sammten Welt unterscheidend sind Warum sollte nicht ein Konzert der Weltgroßmächte derartige Fragen im Wege diplomatischer Verhandlung lösen können ? Schweben doch über den partikularen als vereinigendes Band die großen allgemeinen internationalen Interessen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein Ernstthal, den 5. April. — Das im Grundbuche auf den Namen Friedrich Wilhelm Ruder eingetragene Haus-Grundstück, Folium 96 des Grundbuchs für Oberlungwitz, Nr. 106 Abth. des Brandkatasters, Parzellen Nr. 178a und 178d des Flurbuchs, 3„ a groß, mit 82,„„ Steuereinheiten belegt und auf 6000 M. geschätzt, soll an hiesiger Amts gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und es ist der 23. Mai 1898 Vormittags 11 Uhr als Anmelde termin, ferner der 9. Juni 1898 Vormittags 11 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 18. Juni 1898 Vormittags 11 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungs anberaumt morden. — Am Charfreitag und dessen Vorabend sind theatral ische Vorstellungen, Concerte und geräuschvolle, nament lich mit Musik verbundene Vergnügungen an öffentlichen Orten, sowie Privatbälle, auch wenn dieselben in Privat Häusern oder Lokalen geschlossener Gesellschaften abge halte» werden sollen, gänzlich verboten. Ferner sind noch verboten am Charfreitag sonstige Schaustellungen, öffentliche Auf- und Auszüge, Vogel- und Scheiben schießen, sowie Schießübungen, und am Charfreitag und am ersten Osterfeiertag öffentliche Versammlungen aller Art, ingleichen Versammlungen der Gemeindevertreter, sowie Versammlungen der Innungen und anderer Genossenschaften. - Der von der zweiten Kammer beschlossenen all-! gemein verbindlichen Fleisch- und Schlachtviehbeschau wie der staatlichen Schlachtviehversicherung wird die erste Kammer ohne Zweifel auch zustimmen. Die staat liche Viehversicherung ist nur die Konsequenz der Fleisch - und Viehbeschau; sie soll die Landwirthe bei etwaigen Verlusten schadlos halten. Die Negierung hatte in ihrer Gesetzvorlage die Absicht ausgesprochen, derartige Ver luste durch die Versicherung mit 80 Prozent zu ent schädigen und hierzu aus dem Staatssäckel einen Zu schuß von 25 Prozent zu leisten. Die zweite Kammer beschloß jedoch volle Entschädigung, worauf der Minister des Innern erklärte, in diesem Falle könne die Negierung nur 20 Prozent Zuschuß leisten. Das Gesetz über die Bekämpfung der Tuberkulose der Rinder wurde gegen I die Stimmen der Nationalliberalen und der Sozial demokraten von der konservativen Mehrheit verworfen, weil es die Landwirthschaft in der vorliegenden Fassung zu schwer belaste. Von dem Rindviehbestande in Sach sen sollen nach einer Aeußerung der Gesetzgebungsdepu- tation der zweiten Kammer 25 Prozent tuberkulös sein. — Der Sächsische Landesfeuerwehrverband veran staltet in der Pfingstwoche in Chemnitz einen Ausbild- ungsknrsus für Feuerwehrführer. Derselbe wird durch aus militärisch gestaltet, sodaß die Theilnehmcr während der ganzen Woche von früh bis abend thätig sein müssen. Die vom Ministerium des Innern erbetene Beihilfe zur Deckung der entstehenden Kosten ist in der Höhe von 2000 Mk bewilligt worden. — Nunmehr ist das offizielle, vom König! Ober- hosmarschallamt herausgegebene Programm zur Feier des 70. Geburtstages uud des 25jährigen Regieruugsjubiläums Sr. Majestät des Königs erschienen. Dasselbe lautete Dienstag, den 19. April: Vorm, von 9,30 Uhr an Empfang von Beglückwünschungs-Deputationen im Marmorsaal der 2. Etage des König! Schlosses. Nachm. 5 Uhr König!. Tafel mit Mitgliedern der Deputationen in der 2. Etage des Königl. Schlosses. (Hierzu gehen besondere Einladungen bez. Ansagen). Mittwoch, den 20. April: Vorm, von 9,30 Uhr an Empfang von Beglückwünschung-Deputationen im Marmorsaal der 2. Etage des Kgl. Schlosses. Nachm. 5 Uhr Königl Tafel mit Mitgliedern der Deputationen in der 2. Etage des Königl. Schlosses. (Hierzu ergehen besondere Einladungen bez. Ansagen.) Abends 7,30 Uhr Vorstellung „Auf Allerhöchsten Befehl" im Altstadt. Hoftheater. (Hierzu erhalten die Deputations-Mitglieder Einladung.) 10 Uhr Entgegennahme des Zapfenstreiches von den vereinigten Musikchören des Armeekorps von der Exedra des Kgl. Altstädter Hoftheaters aus durch Se. Majestät den König in Anwesenheit Ihrer Majestät der Königin, sowie der Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hanfes, Königl. Hoheiten. Donnerstag, den 21. April: Beglückwünschungs- Couren im Marmorsaal der 2. Etage des Königl. Schlöffe«: Vorm. 10.30 Uhr der Frauen Oberhofmeiste- rinnen, der Zutritts-, der Palast- und der Hofdamen, sowie des Königl. großen und prinzlichen Dienstes, der ehemaligen Adjutanten Sr. Majestät des Königs, des Raches im Ministerium des Kömgl. Hauses und der Königl. Leibärzte; 11 Uhr des Herrn Bischofs mit der katholischen Geistlichkeit; 11,5 Uhr der Herren StaatS- minister; 11,10 Uhr der am Königl. Hofe beglaubigten, Herren Gesandten und Missionschefs, sowie der Legations sekretäre und Attaches und deren Gemahlinnen; 11,30 Uhr der Herren und Damen des fürstlichen und der gräflichen Häuser Schönburg und des gräflichen Hauses Solms-Wildenfels; 11,45 Uhr der Deputationen der nichtsächsischen Regimenter, deren Chef Se. Majestät der König ist: 12 Uhr der außerordentlichen Abgesandten fremder Höfe. Nach,». 5,30 Uhr Empfang einer Beglück wünschungs-Deputation der beiden hohen Kammern der Ständeversammlung; 5,45 Uhr desgleichen der sächsischen Neichstagsabgeordneten; 6 Uhr Königl. Tafel mit den Herren Mitgliedern der beiden hohen Kammern der Ständeversammlung und den Herren sächsischen Reichs tagsabgeordneten im Banketsaale der 2. Etage des Königl. Schlaffes. (Hierzu ergehen besondere Einlad ungen bez. Ansagen.) Abends 8 Uhr Fest der Stadt Dresden im Ausstellungspalast. Freitag, den 22 April: Eintreffen Allerhöchster und Höchster Gäste. Nachm. 5 Uhr Familientafe! bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg. Marschallstafel im Königlichen Schlöffe. Abends 8 Uhr Mwütrs pn.ro im Königl. AltstädterHoftheater. ^Einladungen hierzu erfolgen durch das Oberhofmarschallamt.) Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wollen sich nur in Begleitung Ihres engeren persönlichen Dienstes zu dem Theater begeben. Die anderweiten fremden Suiten, sowie der Königl. große und der prinzliche Dienst versammeln sich am Eingänge der großen Königl. Mittelloge gegen 8 Uhr. Abends 9,30 Uhr Lampionzug und Serenade von Seiten der Bürger und Einwohnerschaft der Residenzstadt Dresden auf dem Theaterplatz. Sonnabend, den 23. April. Früh bringt der „Dresdner Allgemeine Musiker-Verein" Sr. Majestät dem König im Königl. Schlosse eine Morgenmusik dar. Vorm 10 Uhr Ankunft Sr. Majestät des deutschen I Kaisers auf dem Hauptbahnhofe. Allerhöchstderselbe hat Empfang abgelehnt. 10,35 Uhr Ankunft Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich. Großer militärischer Empfang. Begrüßung durch Se. Majestät den König, die Prinzen des König!. Hanfes, Königl. Hoheiten, die Herren Staats minister und die Spitzen der Behörden. Einfahrt in das Königl. Schloß durch das Hauptportal an der Schloß straße. Ehrenkompagnie steht im großen Schloßhofe. Empfang durch den Königl. großen Dienst im Vestibüle an der Haupttreppe. Begrüßung durch Ihre Majestät die Königin und die Prinzessinnen des Königl. Hauses, Königl Hoheiten, in der 1. Etage. Vorm. 11,30 Uhr Faniilienfrühstück bei Ihren Königl. Majestäten in der 2. Etage. Bei dieser Gelegenheit nimmt Se. Majestät der König die Glückwünsche der Allerhöchsten und höchsten Gäste entgegen Marschallsfrühstück im Hotel Bellevue. Nachm. 1,30 Uhr Parade auf dem Alauuplatze. Nachm. 5 Uhr Empfang einer Deputation des Bundesraths durch Se. Majestät den König im Marmorsaale der 2. Etage des Königl. Schlosses. Nachm. 5,15 Uhr des gleichen der Deutschen Kolonialgesellschaft unter Führung Sr. Hoheit des Herzog-Regemen von Mecklenburg- Schwerin. Nachm. 5,30 Uhr Königl. Galatafel in den Paradesälen der 2. Etage des Königl. Schlosses. Zu derselben versammeln sich: die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften in den Gemächern Ihrer Majestät der Königin, ferner um 5 Uhr der Königl. große Dienst, dem sich die prinzlichen und fremden Suiten anschließen, im Stucksaale, die geladenen Herren im Ballsaale der 2. Etage. (Hierzu ergehen besondere Einladungen bez. Ansagen.) Abends 9 Uhr Rout bei Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister von Metzsch. Ihre Majestäten der König und die Königin werden auf der Fahrt zum Ministerhotel die Illumination der Stadt in Augenschein nehmen und hierbei die Augustusstraße, den Neumarkt, die Moritzstraße, König Johannstraße, den Altmarkt, die Seestraße passiren. Sonntag, den 24. April: Vormittags feierlicher Gottesdienst in den Kirchen des Landes. Um 10 Uhr begeben sich Ihre Königl. Majestäten unter Vortritt und ! in Begleitung des Königl. großen Kirchendienstes zum Gottesdienst in die katholische Hofkirche, woselbst um 11 Uhr ein Tedeum abqesungen wird. Während des Tedenms werden Salutschüsse und Jnfanteriesalven abge feuert. Mittags 11,30 Uhr Aufstellung von Deputationen der Königl. Sächs. Militär-Vereine mit Fahnen im großen Schloßhofe. 12,3<> Uhr Familienfrühstück bei Ihren Königl. Majestäten in der 1. Etage des Königl. Schlosses Marschallsfrühstück in der 2. Etage des Königl Schlosses. Nachm. 1,30 Uhr Auffahrt der Studireuden der Univer- süät Leipzig, der Technischen Hochschule Dresden, der Bergakademie Freiberg, der Forstakademie Tharandt und der Thierarztlichen Hochschule Dresden und Ovation derselben im großen Schloßhofe. 4,45 Uhr Ausstelluug der Schuljugend Dresdens am Königl. Großen Garten. 5 Uhr Familientasel bei Sr. Königl Hoheit dem Prinzen Johann Georg. Marschallstafel im Königl. Schlöffe. Abends 8 Uhr > »gesagter großer Hosball in den Parade sälen des Königl. Schlosses. Neuvorstellungen finden bei dieser Gelegenheit nicht statt. — Das Königl. Ministerium des Innern hat in Rücksicht auf eingegangene Gesuche zu einer aus Anlaß der bevorstehenden Jubiläumssestlichkeiten geplanten Höhenbeleuchtung für das ganze Land Genehmigung ertheilt. Doch haben die Ortspolizeibehörden die nach den örtlichen und sonstigen Verhältnissen nöthigen Vor sichtsmaßregeln zu treffen — In der neuesten Nummer de? praktischen Rath ¬ geber« im Obst, und Gartenbau empfiehlt Direktor Hüntemann-Wildeshausen allen praktischen Obstzüchtern, die ihre Obstbäume nicht besonders düngen können oder wollen, ihnen doch wenigstens zur Erziehlung eines reichen Ansatzes von Blüthen und Früchten eine Düngung von Kalk und Thomasmehl zu geben: 100 Centner gebrannten Kalk und 12—20 Centner Thomasmehl für den Hektar in jedem Jahre! — Die Wohnungsnoth wird in Leipzig zu einer öffentlichen Kalamität; auch bei diesem Quartalwechsel sind zahlreiche kleine Leute ohne Obdach geblieben und die Miethzinssteigerungen gehen ins Unglaubliche, denn 30 bis 40 Prozent Erhöhung sind durchaus keine Seltenheit. Auch die größeren Wohnungen steigen rapid im Preise. — In einer Stadtvervrdnetensitzung zu Freiberg fand eine längere Aussprache über die Frage der Be schäftigung czechischen Arbeiter statt. Der Stadtrath hat beschlossen, ausländische Arbeiter nur im Nothfalle zu beschäftigen. Allein es wurde einerseits die Unmög lichkeit hervorgehoben, Bauarbeiten nur durch einheimische Kräfte ausführen zu können, anderseits wurde darauf hingewiesen, daß deutsch-böhmische Zeitungen selbst dringend wünsche», man möge Deutsch-Böhmen nicht ihrem Lande entziehen, da das von ihnen verlassene Terrain dann von Czechen eingenommen wird. Zwickau, 3. April. Wegen seiner Naschhaftigkeit strafte sich gestern ein hiesiges Dienstmädchen selbst. Das Mädchen hatte den Auftrag, einige Flaschen in den Keller zu schaffen, konnte aber der Versuchung nicht wiederstehen, vom Inhalt einer derselben zu kosten, und verbrannte sich dabei Mund und Eingeweide dermaßen — die Flasche enthielt Salmiakgeist — daß die Un glückliche in's Krankenhaus geschafft werden mußte, wo sie nun schwer krank darniederliegt. Gera, 2. April. Ein seit längerer Zeit zwischen dem Stadtrath und dem Gemeinderath bestehender Konflikt hat in der gestrigen Gemeinderathssitzuug, die einen erregten Verlauf nahm, einen überraschenden Ab schluß gefunden. Zunächst wurde eine im Gemeinderath vor Jahren bereits einmal verhandelte Sache nochmals zur Sprache gebracht. Sie betraf Butter- und Eier lieferungen an das hiesige städtische Krankenhaus seitens der Verwaltung des der Frau Oberbürgermeister Ruick gehörigen Gutes in Bayern. Es wurde behauptet, daß für die gelieferten Waareu höhere Preise als sonst be zahlt worden seien, auch habe die Frau Oberbürger- meister diffen Handel nicht versteuert. Ferner ist dem Oberbürgermeister auf das Gut aus einem der Hospital verwaltung vermachten Legate eine Hypothek von 12000 Mk. gegeben worden, wegen der angefragt wurde, ob das Geld sicher stehe und es sich bewahrheite, daß die Zinsen hierfür unregelmäßig gezahlt würden. Nachdem diese Angelegenheit schließlich erledigt worden war, wurde in der eigentlichen Konsliktssache dem Oberbürgermeister seitens des Gemeinderathes eine entschiedene Mißbilligung ausgedrückt. Es handelt sich darum, daß der Ober bürgermeister neuerdings, wie schon früher, dem städ tischen Revisor jede Auskunstsertheilung an den Gemeinde rath rc. verboten hat. Auf den ersten dieserhalb gegen ihn gerichteten Angriff erklärte der Oberbürgermeister, daß er heute über die Frage, die er sich schon oft vor gelegt habe, ob er gehen solle, im Reinen sei, worauf er den Sitzungssaal verließ. — Der Oberbürgermeister Ruick in Gera hat sein Amt medergelegt, mW zwar wegen andauernder Diffe renzen mit der Gemeindevertretung. Vermischtes. * Es fehlt am Besten. Ein charakteristisches Bild der mangelhafte» Einrichtungen in unserem Eisenbahn wesen giebt die folgende humoristische kleine Geschichte. In den Zügen zwischen Wittenberg nnd Aschersleben über Dessau—Köthen—Berndnrg—Güsten sind oben au den Thüren der Aborte in den Eiseiibahnwagen der 3. Klasse Täfelchen angebracht mit der Inschrift: „In diesem Waschraume befindet sich ein Automat, welcher für 10 Pfg. Handtuch, Seife u. s. w. verkauft." Froh darüber, daß endlich auch Kultur, die alle Welt bedeckt, sich auf dies Oertchen hat erstreckt, tritt man in den Waschraum ein, wo dem Besucher sofort der aus Eisenblech herge- tellte Automat in die Augen fällt. Genau wie bei den Lhoeoladen-Automaten steckt man ein 10»Pfennigstück in den eigenes dazu angebrachten Schlitz und erhält dafür ein in Forni nnd Größe den bekannten Chocoladen-, Cigaretten- u. s. w. Päckchen ähnelndes Kästchen aus dünner Pappe, das auf seiner Vorderseite neben dem rothen Kreuz die Aufschrift trägt: „Inhalt dieses Packetes: Handtuch mit Seife nebst antisept. Schutzblatt und Ab ortpapier." Ans d r Rückseite steht: „Zur Bequemlich keit des Publikums und aus hygienischen Rücksichten werden diese Automaten in den meisten Waschräumen )er Eisenbahnwaggons angebracht." Nach Oeffnung des Packeis findet man in einen« besonderen Verschluß zwei Scheibchen Paimitinseife. das versvrochene Papier und einen 22 Centimeter breiten, 39 Centimeter langen Streifen gazeähnlichen Zeuges, an dem man sich die Hände abtrockenen — könnte, wenn in dem „Wasch raum" «licht das dazu Allernothwendigste fehlte, nämlich ms Wasser; von diesen« ist absolut nichts zu sehen, und o ist die Ausnutzung des an sich gar nicht übelen Ge-