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zirkshanptmannes erregt unter den Deutschen Telschens die größte Erbitterung! es wurden infolgedessen nunmehr dem Bezirkshauptmann, sowie den Tschechen die Woh nungen gerichtlich gekündigt. Vermischtes. * Hyänen des Schlachtfelds. Aus zuverlässiger mili tärischer Quelle wird eine Zusammenstellung des von vier sogenannten Schlachthyüuen in, letzten deutsch-fran zösischen Kriege auf dem Schlachtfelde von Gravelotte von Tvdteu und Verwundeten erbeuteten Raubes bekannt: Die Räuber waren von Soldaten der Sanitätstruppe, die das Schlachtfeld nach Verwundeten absuchteu, über rascht worden. Zwei der Leichenräuber, ein Bergmann in Priesterklcidung und ein Gastwirth, die einen Flucht versuch machte», wurde» von den Sanitätssoldaten ver folgt, eingcholt und der Bergman» a» einen, Baume ausgchenkt, der andere aver, als ihm dasselbe Schicksal bevorstand, von einem hinznkommendcu höhere» Offizier gerettet und vor ei» Kriegsgericht gestellt, das ihn als Baugefangeiwn »ach Cvbleuz schickte. Drei solcher Schurke» mit Johamnterkreuze» auf der Brust, fand man, noch mit dem Raube in den Taschen, todt unter de» Leichen liegen, von Verumndete», die sie berauben wollte», medergeschossm. Bei einem der beide» vo» den Sanitätssoldaten gefangenen Ränder, dem im Priester- gewaiide, fand inan in einer umgchängtei, Tasche gegen 80 Ringe, von welchen viele »och an dem abgeschnittenen Fingern steckten, an 800 Uhren, Geldtaschen, Börsen und Ordemszeiche», im Gesammtwerthe von 26000 Thalern. * Eine» gräßlichen Selbstmord verübte in der Sylvesternacht in Berlin der noch nicht ganz 2.8 Fahre alte Kaufmann Wilhelm Müller, der Sohn eines be güterten Rentners aus Schönholz bei Pankow. Der junge Bianu war etwas leichtlebig. Seil drei Monaten ohne Stellung, erhielt er von seinem Vater, einem Wittwer, reichliche Mittel znm Lebensunterhalt. Am Sulvestermorgen bekam er 20 Mark., die er im Laufe des Vormittags in verschiedenen Kneipenausgab. Als die Börse leer war, ging er Nachts t l Uhr nach Hause und verlangte von seinen, Vater noch mehr Geld. Müller «an. weigerte sich indessen, noch einen Nach schuß zu geben, zumal da sein Sohn ohnehin schon mehr als genug getrunken hatte, nahm diesem den Hansschlüssel ab und verschloß die Hausthnr. Der junge Mann machte darauf seine Drohung, den Weg durchs Fenster, wahr; er sprang aus dem ersten Stock auf dem „„gepflasterten Hof hinab, ohne Schaden zu nehme». Der Vater hatte ihn noch im letzten Augen blick gefaßt, aber mir den Rock in seinen Händen behalten. Ohne Rock lief Müller nm 12h^ Uhr nach der Eisenbahn zu. In der Frühlingsstraße warf er auch noch die Manschetten, das Vorhemd und den Kragen weg. Was er dann die nächste Stunde ange fangen hat, weiß man nicht. Um 3 Uhr Morgens fand ihn der Streckenwärter Schröder zwischen Schön holz und Reinickendorf im Graben neben dem Bahn körper sitzen. Ter Mann stöhnte nnd wimmerte, konnte aber noch seinen Namen nnd die Wohnung angeben. Als Schröder nnn näher znsah, bot sich ihm ein ent setzliches Bild. Der junge Müller saß ohne Beine da, diese lagen mit Fetzen der Kleider ans dem Bahndamm. Müller hatte sich von dein Eilgüterzug Nr. 392, der nm t h, Uhr von Berlin abgeht, überfahren lassen, war aber nicht sofort getödtet worden. Ta Niemand in der Siecht den Vorgang bemerkt hatte, so war er noch eine Weile ans dem Gleise liegen geblieben nnd hatte sich daun ohne die Beine nach dem Graben geschleppt. Er starb am Nenjahrstag. Magdalena. Ter Roman cimn dcutsth-pariscr Löwin. Nachdruck verboten. IS. Fortsetzung. Ohne es zu wisse», was sie thate», wohin sie gingen, bewegten sie sich weiter oder ließen sich noch immer von dem zahlreichen Publikum des Boulevards vorwärts schiebe». Keiner sprach, denn ihre fünf Sinne waren noch immer nicht beisammen; Sebastian Döring, dessen Geiuüth uiibefaiigeiier war — hatte er doch kein so furchtbares Gcheimmß zn berge» und zu bearbeiten wie in diesem Augenblick Rainer — faßte sich zuerst imd leise, mit lauggczogemm Töuen keuchte er mit einer unendlich naiven Pfiffigkeit: „Uih! — wenn uieme Lotte wüßte, was ich gesehen! — sie würde mir »och daheim die Augen mit Kleister zupappeu!" „Und mein Malchen erst!? — Sia, da könnte ich mich ans eine Predigt gefaßt machen, ein wenig länger als die des Parrers!" stöhnte in zagendem Baß der Schnlmeister. „Drum ist es gut, daß unsere Weiber es mcht wissen." „Sehr richtig Bast! Und da sie es auch nicht er fahren werde», so wollen wir unsere Wege fortsetzen, oder doch besser, uns einen Fiaker nehme» und z» Mabille fahren". „Du hast also wirklich noch nicht genug, Rainer?! — Ich staune Dich an, bist ja ordentlich ein Franzos geworden. Ich sür meinen Theil ginge am liebsten zu Bett. Und weil» ich Dir rathen soll, so mache« wir es so, denn allzuviel ist ungesund." „New, nein! Wir müssen das Pariser Vergnügen durchkosten, bis auf de» Grund, deshalb fahren wir »ach dem Jardin Mabille, nnd finden wir, was man gewöhnlich dort finden soll, wenn man nur ei» klein wenig sucht, so soupireii wir auch noch." „Ra, und das wäre?" „Damen, Sebastian! Schöne Damen, die mit uns soupiren." ,.Ah — ah! — Komm Rainer, laß uns lieber heim- gchen! Mir ahnt nichts Gutes, denn Du bist aus dem allergefährlichsten Wege" „Deshalb iß es Deine Pflicht, mich nicht allein gehen zu laffen." „Hm! Ein netter Grund, um auch mich in das Verderben zu ziehe». Jndeß hast Du Recht, es wäre mehr als gefährlich, Dich mit dem vielen Gelds — es liegt zwar gut verborgen in einem diebessicheren Porte feuille — so ganz allein auf solche Abeiiteuer ziehen zu lasse». Und da es den» nicht anders sei» kau», so gehe ich mit Dir — doch mir, um Dich zu bewache», den» ich bi» älter und verminstiger als Du!" „Haha! auch ein »etter Grund, um das seltene — verbotene Vergnügen zu genießen, Spitzbube! — Doch da kommt ein Fiaker, steigen wir ein!" Wenige Augenblicke später fuhren beide dem Jardin Mabille zu. — Ju der früheren Avenue des Veuves, seit 1852 Aveune Montaigne genannt, erhebt sich nicht weit von dem Rondpvuit der Chams-Elysöes, aus einer Mauer und niedere» Gebäuden, ein barock-fantastisches Portal aus Renaissance- und Roecoco-Motiveu zusammengesetzt und doch auf den erste» Anblick sich fast wie ei» japa- »esisches Bauwerk darstellend. Hundert vo» Gasflamme» begrenzen, erhellen die verschrobenen Linien und Flüchen der gewaltigen Schnörkel, Felder und Friese dieses Eingangs des Zaubergartens Mabille, denn heute ist Aiirnckb löt» do. »uit und das Entree kostet 5 Franks. Es ist just Mitternacht, als der Fiaker die beiden Deutschen vor dem Portal absetzt, doch hier scheint es erst recht Tag zu sein, ein solches-Lichtmeer, ein solches Gemisch von lauten lachenden Stimmen nnd volltönender, gar lustig klingender Tanzmusik braust ihueu entgegen. Rainer löst die Emtrittsbitlets, dann überschreiten sie die Schwelle des Ortes, wo Himmel und Hölle zugleich. Wenige Schritte nur und die beiden bleiben ge bannt stehen. Was sie in dem Theater des Porte-^aint-Märtin gesehen, waren nur blendende Bilder züm Beschauen und Bewundern, hier werden diese zur Wirklichkeit und laden nicht allem zum Anstaunen ein, sondern vor allen Dinge» zum Genieße». Das, was sie »n» sähe», hatte» Rainer und sei» Schwager nicht /erwartet — nicht erwartew könne», es übertraf alles am heutige» Abend Gesehene, den» es war Wirklichkeit.' Vor ihikeii breitete sich eine scheinbar unendliche Allee auch ' gebildet 'von riesigen Masten, bespickt mit goldene» Blumenkörben, durch Gmrlaiidm mit ein ander verbunden, und Alles, Masten, Körbe, Guirlan- den, mit tausend und aber tausend buntschimmernden Lämpchen behängt. Hier zogen sich Wege hin, von mächtigen Bäumen gesäumt, in denen bis hinauf in die Krone zahllose Gasflammen brannte». Dazwischen erblickten sie Rasenparterre mit Blnmengrnppe» in den glänzendsten Einfassungen, auch hier strahlte wieder Alles im hellsten, bunteste» Lichtglanz; aus deii farbige» tra»spare»te» Blmne»kelchen züngelte» Flämmche» hervor, unter den Blättern, auf dem Rasen des Bodens krochen sie gleichsam hin nud her, leuchtende» Johannis- käferche» ähnlich. Und zwischen diesen Herrlichkeiten die frohe, elegant geputzte Menge, die wunderbar schönen Damen, welche mit kecker Leichtigkeit dahin- chreilend ihre verfangenden Feuerblicke nach allen Rich- mngen Hinsendelen. Sodann die rauschende» Töne der Musik, lachende», plaudernden Stimmen, welche die Luft rings nmher erfüllten! Und über diesem feenhaften, tageshellen Gartenparadiese mit seinem feurig und und migehindert pulsirenden Leben der klare durch sichtige Nachthimmel. Es war in der That ein Zauber, der die beiden einfachen Mensche» umfing und den sie erst nach und nach im Stande waren, nur mit einigem Verständniß auf sie einwirken zu laffen. All ihre stamiende Freunde, der sie sich ungehindert überließen, gewann endlich einen Ansdruck in den naiven Worten, die sie einander zuraunten: „Paris ist wirklich ein Paradies und selig Derjenige, der darin leben, genießen kann, was es ihm bietet." Die armen kurzsichtigen Thoren! — „I-en voMä", sagte in diesem Augenblick eine des elegantesten Spaziergängerinnen leise und kichernd zu ihrer Gefährtin, indem sie auf die beiden Deutschen deutete, und jene antwortete etwas hochfahrend: „Du wirst mir doch nicht zumuthen, mit diesen Carrikatnre» eine Promeiiade durch Mabille zu machen, ich würde lächerlich, unmöglich werden für immer." „So warten wir, bis sie sich niederlaffen," entgegnete die erste und beide Damen folgten in einiger Entfernung den langsam weiter schreitende» Schwäger». Madeleine Gilbert hatte ihre Freundin, die kleine schwarze Naiwn Levent, im Karten, an der verabredeten Stelle getroffen und letztere ihr unter Hellen Lächeln einen köstlichen Abend, ein Vergnügen seltener Art in Aussicht gestellt. Die leichtlebige Madelaine, welcher Zerstreuung Bedürfniß war, besonders in ihrer jetzigen Lage und nach der ungewohnten, aufregenden Scene des Abends, war lustig auf den Gedanken eingegangen, den Nanan ihr unter allerlei Scherzen, dargelegt und der in nichts Anderem bestanden, als die beiden Deutschen, welche sie wiedererkannt zu sangen und so viel als mög lich zu necken. „Denke Dir nur," hatte sie unter tollstem Lachen zu Madelaine gesagt, „ich habe meinen altem Schul meister wiedergefunden, der nun dafür büßen soll, daß er an mir als Kind so ost seinen Aerger ausgelassen! Schon auf dem Boulevard, wo wir uns trafen, glaubte ich das Gesicht zu erkennen — im Theater sehe ich ihn wieder vor mir in einem Fauteuil. Nun war ich meiner Sache gewiß, kokettirte mit ihm und ließ ihm nud seinem Freunde durch die Ouvreuse ein Rendezvous hier bei Mabille geben. Sie werden kommen und wir unsern Spaß mit ihnen haben. O, wie freue ich mich darauf! wie will ich ihn quälen, denn er ist jetzt schon verliebt in mich, in die arme kleine Hanne Leven, die er so verächtlich behandelte! Die Augen, womit er mich im Theater austarrt, die »sich in meinen pikanten Ariadne Costüme förmlich verschlingen wollten, haben es mir gesagt. Wie will ich seine Passion zu Hellen Flamme anfachen und ihn dann zur Streike seiner alten Sünde auslachen, den närrischen deutschen Schul meister!" (Fortsetzung folgt.) A i r ch e n - A a ch r i ch t c n. St. Trinitatiskirche sParochie Ernstthal). Am 6. Januar (EpiphaniaSfcstt mum. Yg9 „In Brühte nnd heil. Abendmahl: Pastor Schmidt. 9 Uhr Prrdigtgrttcsdüust lJcsaia 00, l 6u Tiak. des. Tammeubain. Cellrtte znm Pesten der Heidenn-Won. Abends 0 Uhr Pledigtgottrsdicuit: Pastor Schmidt. Nach der Predig! Beichle nnd hest. Abendmahl: Pastor Schmidt. Zstirochie St. Ehriltophori zu Hohenllein-Hrnstthak. Am Epipbaniassejl früh y,9 Ubr Beichle, nach der Predigt AbendmahlSscicr. Früh v Uhr Gottesdienst mit Predigt über Jesaia „0, I—6, H. Pastor Albrecht. Abends n Uhr littugiicher Gottesdienst. Früh nnd Abends Collecte für die Heiden:nimou. Bo» Oberlungwitz TounciStag, Epiphanias scst, früh v Uhr Jesaia 0", 1—t>. -Mviettc vouAlcin; „Mache Dichaus, werde Licht." üUhrAbeud- gotteSdienst mit Predigt über Röm. l, t l. Ist. Sologciaug, Lied von Cornelius: Die Weisen auS dem Morgenland. Eollectc im Früh- und Abendgottesdienst >ür die Heideumüsion. Am 1. Sonntag nach Epiphanias Röm. 12. 1—8. Nach der Predigt Beichte und Comnumion. Nacht». Yg2 Uhr.stnttcrgottes- dienst. Um 7 Uhr Weihnachtsscicr im Jungfraucnvcrcitt in der Hel berge. Bon GerSdorf. Am Hohen Neujahr, den 6. Januar, früh Uhr Beichte und nach der Predigt Commnuion, H. HilfSgcistl. Pallmann. Collette für die Hcideumijsion. Nachm st«2 Uhr Kindcrgottcsdienst. Am I. Epiphaniassonntag, den 8. Jan., früh v Uhr Gottes dienst, H. Pastor Böttger. Nachm. '^2 Uhr KatechiSmusnutcr- rcdnng mit den Jünglingen. Bon Ursprung. Donnerstag, am 8. Jan, EpiphaniaSscst. früh 9 Uhr Predigt- gottesdtenst und Feier dcS heil. Abendmahls; Beginn der Beichte früh y,9 Uhr. Nachm. 2 Uhr Missionsstunde. Wie alljährlich wird an diesem Tage eine allgemeine Landesevllecte znm Besten der Aensjcrn Mission eingcsammclt werden. 2. Sonntag nach Epiphanias, am 9. Jan., früh 9UhrPredigl- gottesdicnst. Eisenbahttfahrplan. Von Hohenstein-Ernstthal nach Chemnitz: 12.31, 3.26, S.07, 6.14, 6.5S, 7.31*, 7.47, 9.23, 10.38, 12.03, 1.00, 2.07, 3.35, 4.55, 5.42*, 6.00, 6.46, 6.57, 7.38*, 8.30, 10.0s, -lach Glauchau: 1.35, S.15, 7.42*1-, 8.06, 9.58f, 10.48 (nur bis St Egidicn), 1.05-ß, 3.50-s-, 6.39, 7.43f, 8.13*, 9.31-j-, 11.29. (Die mit -j- versehenen Züge haben Anschluß nach Lichtenstein). Ankunft von Chemnitz: 1.34, 5.12, 6.24, 7.41*, 8.10, 9.56, 10.46, 12 52 1.02, 3.38, 3.48, 5.17, 6.35, 6.45, 7.42, 8.04, 812*' 9.30, 11.27. * bedeutet Schnellzug. Von Wiistenbrand nach Chemnitz. 12.40, 3.35, 5.17, 6.22, 7.05, 7.56, 9.33, 10.47, 12.12, 1.12, 2.17, 3.44, 5.04, 6.10, 7.06, 8.40, 10.17. Rach Hohenstein: 5.04, 6.17, 8.03, 9.49, 10.39, 12.45, 12.55, 3.31, 3.40, 5.10, 6.29, 6.38, 7.36, 7.57, 9.24, 11.20. Rach Stollberg. 6.28, 9.58, 1.12, 3.52, 8.00, 11.23 (nur an Sonn- und Festtagen.) Ankunft von Stollberg: 6.13, 9.27, 12.50, 3.32, 7.01, 10.14 (mir an Soim- und Festtagen.) Abfahrt von Wiistenbrand nach Limbach: 8.04, 10.58, 1.14, 4.10, 8.15. Abfahrt von Limbach nach Wüstenbrand: 6.03, 9.42, 12.00, 2.47, 6.35.