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25. Jahrgang- Mittwoch, den 2. März 1898. Nr. 50. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, soivie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: vahnstraße 3 (nahe dem K Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohensteinernstthal. Lugau, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf Jnsertionsgebühren: die fünfgesp^'^ auswärts 12 Pfg- Raum für den Verbreitunasbczirk 10 pl»-- ^c^be Rabatt. verkäme 25 Pfg. sei mehrmalsbis B°rm. Annahme der Inserate für die w S vorher erbeten. 1V Nhr. Größere - ^-"en Abenvs v Jahrmarkt in Hohenstein-Ernstthal WEM — bisher Ernstthal — sM- am 1t. Mär; 18!«». -"SW Städtische Sparkasse Hohenstein-Ernstthal. Verkehr im Februar c. 513 Rückzahlungen in Höhe von 98140 M. 34 Pf. 947 Einzahlungen in Höhe von 90790 - 05 Mehr-Rückzahlungen 7350 M. 29 Pf. Das Einleger-Guthaben betrug Ende Januar c 4697400 M. 36 Pf. Ende Februar 4690050 M. 07 Pf. Der Gesammtumsatz im Februar betrug 342728 M. 23 Pf. Eröffnet wurden 91 und erloschen sind 87 Konten. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, L8.Aebr. Reichstag. Ans der Tages ordnung steht der Etat des Reichseisenbahnamtes. — Abg. Pachnicke (freis. Ber.) beantragt, den Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß in Ausführung des 8 43 der Reichsverfassung und des tz 4 des Gesetzes, betr. Errichtung des Reichseisenbahnamts Maßregeln ge troffen werden, um einer Häufung von Eisenbahnunfüllen wirksam zu begegnen und besonders die Leistungsfähig keit der Bahnen zn erhöhen. Der Antragsteller führt aus: Ein einzelnes Unglück nimmt man wie ein unab wendbares Verhängniß hin, aber bei einer solchen An zahl von Unglücksfällen verliert man schließlich Vertrauen und Ruhe und man forscht nach den Gründen. Das ist ja eine Verlustliste, wie von Schlachtfeldern! Welchen Jammer schließen diese Unfälle ein! Die eigentlichen Ursachen müssen zu suchen sein entweder auf Seite des Personals oder auf Seite des Materials, oder, was noch wahrscheinlicher ist, auf beiden Seiten. Die Zu nahme des rollenden Materials hat mit der Zunahme des Verkehrs nicht gleichen Schritt gehalten. Die Eisen bahnverwaltung wird eine große westöstliche Linie allein für den Güterverkehr bauen müssen, denn namentlich seien die Güterzüge zu lang und zu schwer. Die Verwaltung werde überhaupt deu Güter- vom Personenverkehr trennen müssen. Das ist zwar kostspielig — aber, der Ueber- schuß ist der Güter höchstes nicht! Redner verbreitet sich dann über den Wagenmangel, aus dem die schlimmsten Verlegenheiten, namentlich für den Bergban, erwüchsen. Er giebt dann einzelne Zahlen an, um seine Behaup tungen zu belegen. Für Preußen habe man deshalb an Kanalbauten gedacht. Der Dortmund-Ems-Kanal werde voraussichtlich in diesem Jahre fertig werden, seine Fortsetzung, durch die er erst einen Werth erlange, werde von den Agrariern bekämpft, besonders wollen die mecklenburgischen und die Ostelbier nichts vom Mittel land-Kanal wissen. (Ruf rechts: Zur Sache.) Die Kanal frage gehört hier zur Sache. Der Güterverkehr kann der Wasserwege nicht mehr entbehren. Redner wendet sich dann der Personalfrage zu. Es müßte mehr Per sonal eingestellt werden. Herr Miquel sei jetzt der eigentliche Eisenbahnminister. Die Zonentarif-Reformen unterblieben, weil die Verwaltung eine weitere Steiger- u"S des Verkehrs gar nicht mehr riskiren mögen. Nach alledem sei die Bilanz des Staatsbahnwesens nur als ungünstig zu bezeichnen. — Präsident des Reichseisen bahnamts Schnltz: Was zunächst die Frage der Per sonentarife anlangt, so sind schon im Vorjahr vom Herrn Reichskanzler Verhandlungen eingeleitet worden; sie haben aber noch zn keinem Ergebniß geführt. Die Schwierigkeiten dabei sind sehr erheblich. Näheres über Einzelheiten kann ich, da die Verhandlungen noch schweben, nicht mittheilen. Was zur Verhütung von Unfällen seitens des Reiches geschehen kann, ist bereits geschehen. Die Anzahl der Zug-Unfälle ist in den letzten Jahren nicht größer geworden als in den Vorjahren, auch nicht im zweiten Halbjahr 1897. Nicht in der Vermehrung der Zug-Unfälle stiegt der Schwerpunkt, sondern darin, daß einige der neueren Unfälle von besonders schweren Folgen begleitet waren. Die Eisenbahnverwaltung ist eifrigst bestrebt, Zng-Unfällen vorzubeugen. Das Reichs eisenbahnamt untersucht jeden Unfall auf das Genaueste, wo cs Mängel findet, werden diese verfolgt und wird auf Abhilfe gedrungen. Es ist auch geprüft worden, ob die vom Bundesrath erlassenen Betriebsordnungen zu verbessern seien. Die Eisenbahnverwaltungen stimmen darin überein, daß etwa nöthige Maßnahmen ohne Rück sicht auf deu Kostenpunkt zu treffen sind. Eine Ver ständigung ist erzielt worden über Ergänzung der Signal-Vorrichtungen durch Fahrtsignale für Ein fahrt, durch Ausfahrtssignale, durch Blocksignal-Vor- richtungen re., ferner über Verbesserung der Verkuppe lungs-Einrichtung. Eine Vorlage an den Bundesrath über alles das liegt bereits in Vorbereitung, auch eine Revision der Bestimmungen über die Dienstdauer ist im Werke. Wo die Bahnbofsanlagen sich als un zulänglich erwiesen, sind die Eisenbahnverwaltungen zur schleimigsten Erweiterung aufgesordert morden, denn es ist richtig, daß darin hier und da ein schnelleres Tempo geboten erscheint. Bahnhofserweiterungen werden auch zu einer Abnahme der Zngverspätuugen führe»«. Wir werden fortfahren im Interesse der Betriebssicherheit auf die Unzulänglichkeiten der Bahnhofsanlagen ein Auge zu haben. Was die Mängel der Wagenbestellung anlangt, so ist das Reich dafür nicht zuständig, Artikel 43 spricht nur von der Fürsorge für die Betriebssicher heit, aber die Eisenbahnverwaltungen sind gerade gegen wärtig energisch bestrebt, das Betriebsmaterial zn ver mehren, es sind augenblicklich große Bestellungen auf gegeben. Das Reichseisenbahnamt ist jedenfalls pflicht mäßig bestrebt, Alles zu thun, wozu es durch die Reichsverfassung berechtigt ist. — Abg. Graf Kanitz (kons.) fragt an, ob die Frage unserer billigen Aus nahmetarife für inländische Kohlen etwa neuerdings Gegenstand besonderer Verhandlungen mit England ge wesen sei, wie das nach einer kürzlichen Aeußerung des englischen Handelsministers als wahrscheinlich erscheine. — Abg. Gehrisch (Soz.): Die preußische Verwaltung stehe nicht nur nicht voran, sondern hemme noch sogar die Fortschritte, zv denen die Verwaltungen anderer deutscher Staaten etwa geneigt seien. — Geh. Regierungs- rath v. Messani stellt in Abrede, daß, wie der Vorredner behauptet habe, an der Unfallstelle bei Eschede der Oberbau nicht in gutem Zustand gewesen sei. — Abg. v. Kardorff (Reichsp.) beklagt sich unter Bezugnahme auf einen bestimmten Fall über zu laiDame Beförde rung deutscher Jndustrieprodukte nach England. — Präsident Schultz sagt zu, sich wegen des Falles zu er- Athen, 28. Febr. Einer an den« Mordanschlag ans den König Betheiligten Namens Karditzi, eil« Unter beamter der hiesigen Bürgermeisterei, ist verhaftet. Derselbe weigert sich, seine Mitschuldigen zu nennen. — Eine ausführliche Meldung über den Mordver such meldet: Die Kugel traf den Leibjäger, welcher neben dem Kutscher ans der Königl. Equipage saß, am Fuß. Als die zweite Kugel am Wagen vorbeipfiff, stellte sich der König aufrecht hin, um die Prinzessin zu decken. Das eine Pferd des Wagens wurde ebenfalls getroffen jedoch nur so leicht, daß der Wagen ohne ' weiteres Hinderuiß «in Galopp davonfahren konnte. Der eine der Angreifer, welcher mitten auf der Landstraße nieder- gekmet war, zielte auf den König; dieser bemerkte indessen daß jdas Gewehr Mette. Das ist auch wahrscheinlich der Grund der Rettung gewesen. Der Attentäters den der König deutlich erkennen konnte, schien sehr jung ä" seM' kaum 20 Jahre alt. Dies war derselbe, der «mederholt hinter dem Wagen herschoß, als die er davon- uhr der andere Angreifer versteckte sich und schien ängstlicher zu sein. ' sich der eine und nef auf griechisch; ,,Haltm sie an, kundigen. — Abg. Gras Staats- Abg. Pachnicke gegenüber, daß die nz^ Solution bahnsystems eme ungünstige sei- d dürfe mau sich nicht zu Einzelstaaten. Schwerpunkt der Sache liege doch n den Was die Kanäle anlange, so erkläre , unbedingter Gegner derselbe«« se«, abe ..„spreche' den der Abg. Pachnicke sich von de,«selbe.« verspreche, könne er sich nicht versprechen. ein - Die „Straßbnrger Post" °^s^^ Telegramm, welches der Kaiser am o. < der Vereinbarung mit China an den Rei ) ö Fürsten Hohmlohe richtete, worin es heißt. ( Ich wohl weiß, daß äußere Freude mcht nu Stand ist, geschehenes iuners Leid zu heben, tun ) innigster Freude erfüllt, daß Gottesgnade nach eE so furchtbare«« Schlage, der Dich traf, Dir ein s ) herrliche«« Erfolg beschiedeu hat. Das «st ein sch« Loh«« für rastlose und kluge Arbeit, eine hohe Besrledig- ung nach überstandenen Sorgen. Meinen kaiserlich Dank und herzlichste Glückwünsche «volle,t Dn freund lichst annehmen." — Die Reise des Kaisers nach Jerusalem «st nur« beschlossene Sache, denn schon sind die Vorbereitungen hierzu im Oberhofmarschallamte in Angriff genommen. Ueber die nühere Zeit der Abfahrt, soivie über das Programm für Jerusalem ist noch nichts bestimmt, beides hängt von den Verhandlungen ab, die zur Zeit mit dem evangelische«« Oberkirchcnrath gepflogen werden. — Die Berliner Packetfahrtgesellschaft hat ihre Entschädignngsforderung für die Ausdehnung des Post regals nach Maßgabe der Postvorlage auf 2,183,260 Mark beziffert. Ihre Eingabe wendet sich zunächst gegen die Auffassung, daß die Privatposten nur Erwerbsge- sellschafteu seien, denn das seien die Kleinbahnen, die Pferdebahn und Omnibusgesellschaftei« auch, die den« öffentlichen Interesse nnd Verkehr große Dienste leistet. Griechenland.