Volltext Seite (XML)
Nach 00 schweren anstrengenden Tagen war die Balkon die Königin und las der begeisterten Menge die Depesche vor. Also es war wirklich wahr: Napoleon gefangen: Es war ja großartig! — Na, nun können Sie sich denken, wohin ich sofort eilte: nach die bekannte zu berechnen, wann die Uebergabe erfolgen mußte. Auf unserer Seite war man jedoch sehr vorsichtig; war I Stammkneipe, wo ich auch ein Glas auf Ihr Wohl ge- doch die Mögligkeit vorhanden, daß die Truppen rein trunken habe. — Die nächsten Tage wurde aber nicht gefeiert, sondern tüchtig gearbeitet Ich erhielt nämlich jenige, welche uns Jstien, nn ivvoir! (Auf Wieder- flaggt und illuminirt! Am tollsten ging es am 3., 4. Kunden berücksichtigt. Ein Arsenal bestellte bei einem englischen Fabrikanten einen Krahn, der nicht mehr als modern galt, und der englische Fabrikant lehnte die Bestellung ab. Ei» deutscher Fabrikant lieferte diesen Krahn und hat nun Aussicht, weitere Aufträge zu be kommen. Ferner hatten japanische Abnehmer den Wunsch geäußert, daß bei den englischen Nähmaschinen, die sie früher ausschließlich im Gebrauch hatten, der Arm etwas höher gemacht werde. Die englischen Fabrikanten gingen auf diesen Wunsch nicht ein, deutsche Fabrikanten thaten es aber, und seitdem sieht man überall in Japan deutsche Nähmaschinen Uebrigens besteht zwischen den europäischen und dem japanischen Großhändler noch zu wenig oder gar kein direkter Verkehr. Der europäische Händler oder Fabrikant verkehrt in Japan nicht mit dem Abnehmer selbst, sondern mit dem japanischen Makler, dem „Banto". Mit dem Abnehmer selbst zu verkehren, ver bietet ihm theils ver Mangel an Sprachkenntniß, theils der Umstand, daß der Bonto den Abnehmer oft selbst erst suchen muß, nachdem er die Bestellung gemacht hat. Schwer füllt auch der Umstand in's Gewicht, daß der japanische Händler oder Zwischenhändler noch keinen kaufmännischen Nus hat. Der Banto soll in dem Ruf stehen, seine Kontrakte schwer oder gar nicht eiuzuhaltcn. Er nimmt die bestellte Waare ab, wenn die Marktlage günstig ist, er nimmt sie einfach nicht ab oder weist sie unter ganz nichtigen Vorwänden zurück, wenn die Preise znrückgegangen sind. So soll auch der japanische Export handel darunter leiden, daß der Japaner kaum dazu zu bringen ist, die bestellte Waare genau nach dem Muster und von gleichmäßiger Qualität zu liefern. Sobald ein Erzeugniß einen festen Markt gewonnen hat, wird es beständig schlechter und verliert dadurch den Markt wieder. Die Japaner haben gemeint, ihr Land würde bald in der Erzeugung konkurriren. In England glaubt man dies aber nicht. Zwar versucht der Japaner Alles nachzumachen, von Fahrrädern bis zu Lokomotiven, doch blieben sie nur so lange dabei, bis es sich bezahlt machte. Und da zeigte sich dann, daß Japan mit Europa nur dann konkurriren könne, zu bereu Anfertigung die be kannte Handfertigkeit des Japaners gehört. Auf mecha nischem Wege hergestellte Artikel kann Japan allenfalls für die halbzivilisirten Länder Asiens liefern, für euro päische Länder noch lange nicht. Von den Zuständen auf einer rein japanischen Schiffswerft mit ihren trägen Arbeitern, unfähigen Vorarbeitern und jungen Ingenieuren von technischen Hochschulen, die dadurch, daß sie sich einmischeu, die Arbeit nur verderben, entwirft der englische Bericht ein trauriges Bild. sehen!) zuries, ich glaube, der rothe Sänger halte es ihr angethan. Wie kolossal war unsere Ueberraschung als wir dies mal in unserer Stellung von keiner Chassepotkugel be grüßt wurden. Donnerwetter, was ist das? Uns wurde zuerst ungemüthlich zu Muthe, denn was hatte das zn bedeuten? Sollte endlich der Moment gekommen sein, wo unser Oberfeldherr zu Bazaine sagte: „Schwach und matt?" Es schien fast so, denn fortwährend kamen die rothen Hosen bis in die nächste Nähe, baten um Brot re. und wollten desertiren. Zu essen gaben wir ihnen, aber Deserteure durften wir nicht mehr annehmen, das ivar streng verboten. Die Meher Armee lag in ihren letzten Zügen und man vermochte die Stunden eine große Lieferung auf Tornister für Infanteristen und Riemen für die Artillerie, worüber ich mich natür- sehr gefreut habe. Den gestrigen Tag habe ich selbst verständlich angeschossen, wußte ich doch, daß meine Eingnartirung auch dabei war. Mein alter Corps- Commaudeur, derPrinzFriedrichKarl, ist Feldmarschall ge worden, na, der wird den Republikanern, Mobil-Gardisten, National-Gardisten und Franktireurs schon beibringen, was 'ne Harke ist. — Wohin marschiren Sie jetzt, theilen Sie mir das bald mit, dann kann ich Ihnen öfters und 5. September zu; die Stadt konnte sich gar nicht beruhigen; Napoleon und die ganze Armee gefangen! Schade, daß Lulu nicht dabei war, den Hütte ich mir gern angesehen! Sobald ich die Depesche gelesen hatte, ging ich nach Hause und zog mir meinen feinen schwarzen Rock an, legte die sämmtlichen Dekorationen an, so wie ich das jedes Jahr am 22. Mürz thue und ging dann nach's Palats Unter den Linden. Hier war eine furcht bare Menschenmenge, die fortwührend Hoch! und Hurrah! rief. Das Standbild vom „Alten Fritz" hatte man bekränzt. Es dauerte nicht lange, so erschien auf dem ein paar Cigarren re. schicken; ich weiß aus Erfahrung, Cernirung von Metz beendet. Am 27. Oktober trafen I daß einem eine solche Sendung immer angenehm ist. wir in Pont-ä-Mousson ein und fanden hier die Depesche Meine „Olle" ist wohl und munter; sie läßt vielmals an allen Ecken angeschlagen: „Der Marschall Bazaine grüßen und meint, Sie sollen sich man ja nicht zu sehr Ausländische Fabrikate in Japan. Ein kürzlich erschienener Bericht des englischen Aus wärtigen Amüs weist darauf hin, daß der amerikanische und deutsche Handel im Begriffe sind, den englischen Handel in Japan zu überflügeln. Der Export von englischen Erzeugnissen der Maschinenbau-Industrie hat sich allerdings fast verdoppelt, aber andererseits hat sich Deutschlands Export von Uhren, eisernen Nägeln, Zink blech nsw., welcher dabei zum Theil erst vor Kurzem neu entstanden ist, verdreifacht und vervierfacht. Eng lands gefährlichster Konkurrent in Japan auf dem Ge biete der Eisen-Industrie und des Maschinenbaues ist jedoch Amerika. Regierungsaufträge für Militär, Marine, Eisenbahnen u. dgl. fallen meist noch immer England zu, schwerer ist es aber für den englischen Fabrikanten sich Aufträge von großen Aktiengesellschaften, wie Privat eisenbahnen u. dgl. zu sichern, weil es hierbei auf die Persönlichkeit ankommt, die den ausländischen Fabrikanten in Japan vertritt. Wenn der englische Techniker mit seinem kritischen Blicke bemerkt, daß der japanische Be steller Ungenauigkeit oder Unkenntniß verräth, dann geht er auf die Bestellung nicht ein, weil er nicht glaubt, daß ein richtiges Geschäft daraus entspringt. Der energischere kontinentale Konkurrent Englands ent deckt hingegen einen muthmaßlicheu Kunden, macht ihm praktische Vorschläge über das, was er wirklich wünscht, und läßt ihn nicht eher los, als bis er eine Bestellung hat oder bis er sieht, daß die Sache aussichtslos ist. Dann giebt es zahlreiche Fälle, in denen der Japaner Artikel wünscht, die sich nicht als die besten bewährt haben und darum nicht mehr zeitgemäß sind. Der Engländer geht auf solche Bestellung nicht cin, während der Deutsche alle solche besonderen Wünsche seines mit seiner ganzen Armee, 173,000 Mann, darunter 3 Marschälle rc., hat sich und die Festung Metz dem Unterzeichneten ergeben gez.: Prinz Friedrich Karl, Ober-Feldherr der Armee um Metz." In der Stadt glaubte man natürlich daran nicht, sondern hielt es für Schwindel, bis das blinde, bethörte Volk eines Besseren belehrt wurde, d. h. bis sie die neugekleideten, aber verhungerten Landslente vorüber ziehen sahen. Soviel steht fest, und diejenigen, welche der alten Kaiserlichen Armee gegenübergestanden haben, werden mir Recht geben, wenn ich sage: Es war ein anständiger Reichswohlfahrt. Sie hat auch die Brücke geschlagen von Deutschland zu fernen Ländern. Heute heißt es Deutschland, nicht mehr von Fels zu Meer, sondern von Meer zu Meer, von Land zu Land. Es gilt, über die Grenze des Vaterlandes hinaus der Expansions fähigkeit des Handels neue Wege zu ebnen, und ich habe mit Freude gehört, daß auch Ihre Handelskammer für die Vermehrung der Dampferlinien nach Ostasien eintritt. Ich werde nicht verfehlen, im Reichstag auf Ihre Stimme hinzuweisen. Vor wenigen Jahren standen wir noch im Welthandel an vierter, jetzt stehen wir an zweiter Stelle, und unser Streben muß sein, bald an erster Stelle zu stehen. Die Grundpfeiler hierzu sind die Reichs-Einheit, -Kraft und -Wohlfahrt." * Angeregt durch den Erfolg des deutschen Afrika forschers Lieutenant Bronsart von Schellendorff, eine ganze Herde Zebras einzufangen und zu zähmen, ist die Gründung eines Unternehmens zur Zebra-Zucht iu British-Ostafrika beschlossene Sache, und verspricht man sich in dortigen Kolonialkreisen von diesem neuen Unter nehmen die glänzendsten Resultate. Dies Vorgehen englischerseits beweist unbestritten am besten, wie aus sichtsvoll die Zebra Zucht ist und welche Zukunftser wartungen die praktischen Engländer an die Ausnutzung des Zebras knüpfen, nachdem die Möglichkeit des Massen fanges nnd die Zähmung desselben von unserem deutschen Landmanne, Herrn von Bronsart, erwiesen ist. * Sein Jubiläum. Folgenoer Brief ist am 9. d. M. bei der Cuxhavener Stadtverwaltung eingegangen: „Gruß aus der Ferne (mit Vignette). Ritzebüttel, den 8. Februar 1848 früh 10 Uhr ward ich von einem Geheim-Polizisten Arretirt beim sogenannten Fechten gehen. Dadurch hab ich das Bürgerrecht erlangt. Und heute den 8. Februar 1898 sein es 50 Jahre, was ich hierdurch mittheile, das ich mit heutigem Tage Mein 50jährige Bürgerrecht feire. Bor 50 Jahren war ich Schuhmachergeselle, heute bin ich Selbstständiger Holz- panioffelmacher. Achtungsvoll zeichnet 5k. A. I. Teicher mann. Wohnhaft in Wurzen, Königreich Sachsen." Dies Schreiben, das dem guten Gedächtnis; und den: frischen Humor des braven Alten zur Ehre gereicht, hat iu Cuxhaven große Heiterkeit hervorgerufen. * Ein Satzungeheuer. Gelegentlich der im preußischen Abgeordnetenhause stattfindenden Debatten über die Rechte der Privatdocenten sei hier ein Satzungeheuer vorgeführt. Dasselbe erschien in dem kürzlich veröffent lichten Schreiben eines der berühmtesten Rechtslehrer. In diesem Schreiben wendete sich der gelehrte Herr gegen die 53 seiner Professorcollegen, welche gegen seine, in einem Gutachten dargelegte Ansicht von den Rechten des Staates gegenüber den Privatdocenten protestiren. Der Professor leistete sich dabei folgendes Satzungeheuer: „Vor den von ihnen angerufenen Forum, vor welches meines Erachtens die Erörterung rechtswissenschaftlicher Fragen nicht gehört, beschränke ich mich darauf, den geehrten Herren zur geneigten Erwägung zu geben, ob das von ihnen beliebte Vorgehen, welches objectiv ge eignet ist, lediglich durch die Zahl und die Namen der der Unterzeichneter bei den größtentheils nicht sach kundigen Zeitungslesern und bei den Studirenten eine voreingenommene Stimmung gegen die Rechtsanfsassung und auch gegen die Person eines College» hervorzurnfen, nicht dazu führen kann, das unbefangenen Dritten die Freiheit wissenschaftlicher Meinungen durch die Univer sitätsprofessoren selbst in dem Maße gefährdet erscheinen möchte, wie dies durch einen Minister geschehen könnte, welcher etwa rücksichtslos gegen die Priratdocenten ein schreiten wollte. Kriegs-Erinnerungen eines Infanteristen. Nachdruck verboten. (9. Fortsetzung.) Die schönen Tage von Ars waren vorüber! Von Neuem wurde der Äffe gepackt, um wiederum den Roth hosen auf den Pelz zu rücken. Antoinette war die anstrengen, vor Metz waren die Strapazen sehr groß; hier sind viele Kranke angekommeu. Im Uebrigen wünschen wir Alle, daß das grausige Spiel bald zu Ende sein möchte, d. h. erst muß das großmäulige Paris über! Hoffentlich dauert's nicht mehr lange, na, und dann der Einzug!! Na, nu Adieu! Bleiben Sie hübsch gesund und schreiben Sie gelegentlich; im Felde hat man immer Zeit und Gelegenheit, das weiß ich von früher her. Mit besten; Gruß Ihr alter Makel. (Fortsetzung folgt.) aus Verzweifeluug aus allen Seiten ausbrechen würden! Tag und Nacht waren wir in diesen Oktobertagen auf den Beinen, am 26. d. Mts. zogen wir das letzte Mal auf die bekannte Feldwache vor Metz. Dann nahmen wir Abschied von Vaux und dem guten Mariechen, das weinte! Noch einen Tag verweilten wir bei Papa und Mamma Müller! „Metz kaput!" rief ihm der rothe Kainerad zn; Monsieur lachte und rief: „Niemals, meine Herren! Das wäre Verrath!" rc. „Adieu, Herr Müller! Morgen können Sie Ihre Landslente begrüßen!" Gegner, besonders im Vergleiche zu.den Mobil- und National-Gardisten in und um Paris, von den anderen zusammengewürfelten Massen und Freischärlern garnicht zu sprechen. Mit frohem Herzen marschirten wir mit klingendem Spiele durch die Stadt; auf dem Platze angekommen, trennten sich die Kompagnien und begaben sich in die Marsch-Quartiere. Ain Abend wurde mehr wie ein Glas auf das Wohl Sr. Majestät, sowie des Siegers von Metz dem Prinzen Friedrich Karl, getrunken. III. Nach Paris. Aus nach Paris! Das war die Losung. Mit welch' einem frohen Herzen mir uns nach dorthin sehnten vermag ich kaum zu schildern. Die langweilige Cer- nierung war beendet, und die Armee-Korps von Metz trennten sich. Der Oberbefehlhaber, Prinz Friedrich Karl, hatte von den Truppen, die aus seinem Verbände schieden in einem langen Tagesbefehl Abschied genommen und Allen seinen fürstlichen Dank für die ausgehaltenen, oft schweren Strapazen ausgesprochen. Als Feldmarschall marschirte er mit einigen Armee-Korps gen Orleans; das I. und VIII. Armee-Korps eilten nach dem Norden; wir waren die einzigen die nach Paris fuhren. Ein trüber, nebliger Oktobertag war's, als wir in Pont-L- Mauffon eingeschifft wurden, aber in unserem Inner» war's hell und sonnig, denn, wie gesagt, wir freuten uns, nach dem stolzen Seine-Babel zu kommen. Vier Züge wurden täglich von dem obengenannten Ein schiffungspunkte abgelaffen, wir sollten mit Zug 2 expedirt werden, der um 11 Uhr abgehen sollte; es wurde jedoch eine Stunde später, bevor wir abfuhren, weil nicht genügend Wagen für das Gepäck rc zur Stelle waren, daher entstand die Verzögerung. Noch ehe wir nach dem Bahnhof marschirten, erhielten wir Briefe aus der Heimath; auch ich bekam ein dickes Schreiben aus Berlin, und zwar von meinem Quartierwirth Meister Makel, verständiger Weise hatte er auch einige bekannte Sorten von „Ziehjarren" beigefügt, was mir nicht unangenehm war; wenngleich ein wenig feucht, schmecken sie doch besser als die letzten sogenannten „Liebes-Cigarren"; der Schund war nicht zu rauchen. Meister Makel schrieb: Mein lieber Kamerad! Entschuldigen Sie die schlechte Schrift und die vielen orthographischen Fehler, aber Schreiben ist nie meine Passion gewesen, außerdem zittern mir die Hände vor Freude über den letzten großartigen Erfolg: Metz ist endlich kaput! Ich habe es gleich gesagt, Bazaine kommt aus der Falle nicht 'raus, ich müßte nicht unsern Prinzen Friedrich Karl kennen, der führte schon 1864 ein Tänzchen mit den Dänen auf; wir Brandenburger wissen, mit Dem ist nicht zu spaßen! Er hat uns seiner Zeit bar barisch gedrillt; ich habe manchmal über die Drillerei im Innern geschimpft aber gut war's doch! — Als die Nachricht von der Uebergabe nach Berlin kam, war wieder große Freude und großer Jubel. Es wurde ge-