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Nr. 104 in Zittau. In der Sitzung des Zittauer Stadtverordnetenkollegiums an; 11. d. M, kam die An gelegenheit zur Sprache. Die Erörterungen über die bei der Einquartierung im Angust und September v. I. erhobenen Beschwerden haben folgendes ergeben: Für die Unterbringung von 6294 Offizieren und Mann schaften in der Stadt Zittau, und zwar in 2 aufeinander folgenden Abtheilungen hatte der Stadtrath zu sorgen und waren dafür die nöthigen Unterkunftsräume theils in städtischen Gebäuden, theils in Bürgerquartieren be schafft, als kurz vor dem Beginn des Manövers die Mittheilung erfolgte, daß die oben genannten Mann schaften nicht in 2 Abtheilungen, sondern zu gleicher Zeit verquartiert werden mußten. Es mußte daher ein neuer Berquartierungsplan aufgestellt werden. Hierbei gmg der Stadtrath, wie bisher immer, davon aus, daß Bürgerquartiere nur erst dann in Anspruch genommen würden, wenn die dazu verwendbaren städtischen Gebäude nicht mehr ausreichten. Es wurden deshalb zunächst der Marstall, der Holzhof und die drei kurz vorher leer gestellten Schulgebäude mit Mannschaften belegt und dann erst Bürgerquartiere in Anspruch genommen. In den „Lausitzer Neuesten Nachrichten" sind nun an gebliche Mißstände bei der Verquartierung und Ver pflegung der Soldaten, sowohl in den städtischen Gebäuden als auch in den Privatmassenquartieren, zur Sprache gebracht worden und aus denselben in viele andere Zeitungen Sachsens übergegaugen. Der Stadtrath hat nun, nm diesen Beschwerde» auf den Grund zu gehen, dieselben dem Königl. Kriegsministerium mitgetheilt und die Bitte ausgesprochen, die Wahrheit.derselben zu erörtern. Mittels Verordnung vom 20. November 1897 hat das Königl. Kriegsministerium auf diesen Bericht geantwortet. Nach derselben haben sich bei Marstall zur Verwendung kommen. Dieses Massen quartier ist während des Nenbanes der Kasernen jabrelang vom hiesigen Regiment belegt gewesen, und niemals ist Klage über die Kürze der Lagerdecken geführt worden. Es kann daher der Stadtverwaltung kein Vorwurf gemacht werden, wenn sie diese Decken im vorliegenden Falle ver wendet hat. Sind die Mannschaften der betreffenden Com pagnie ausnahmsweise große Leute gewesen, so hätte dies vorher mitgetheilt werden sollen. Zu 2. Die Beschwerde muß allenthalben als unwahr znrückgewiesen werden. Sofort »ach Eischeinen des betreffenden Artikels ist das Massenqnartier im Knabenschulgebäude von einem Raths- mitglied besichtigt und die Mannschaften über ihre Be schwerden befragt worden. Von keiner Seite aber ist eine Beschwerde über schlechtes Schließen der Fenster erhoben worden. Die Unwahrheit crgiebt sich anch zur Genüge daraus, daß noch ea. 14 Tage vorher diese Räume zu Schulzmecken benutzt worden sind, ohne daß eine Klage über Ündichtheit der Fenster erhoben morden ist. Zn 3. Das Lagerstroh ist von städtischen Pächtern wie in früheren Einquartierungsfällen geliefert morden. Da dasselbe bis dahin in Scheunen gelagert Hai, so Hai es natürlich nicht den Geruch wie frisches, sondern nimmt den Scheunengeruch an. Dumpfig ist dasselbe nicht gewesen, was auch daraus hervorgeht, daß gleiches Stroh als Häcksel zur Pferdefütterung ohne Nachtheil verwendet worden ist. Die Wahrheit der Beschwerden über die Privatmassenquartiere könne nicht in Abrede gestellt werden, jedoch liegt der städtischen Verwaltung eine direkte Verantwortung hierfür nicht ob. Das Kgl. Kriegsministerium folgert aus den HZ 5, 10 nnd 11 des Quartierleistnngsgesetzes, daß der Gemeindevertretung die volle Verantwortlichkeit für die vorschriftsmäßige Beschaffenheit der Quartiere, welche von dieser zu prüfen seien, zufalle; es liege sonach auch die Prüfung der Privatquartiere dem Stadtrath ob. Letzterer hatte sich in dieser Richtung darauf bezogen, das; auch diese Massenquartiere vor ihrem Bezug von Offizieren be sichtigt und für genügend befunden worden seien. Das Königl. Ministerium hat darauf erklärt, daß diese Be- f Oertliches «nd Sächsisches. Hohenstein Ernstthal, den 15. Februar. *— Eine wahre Pracht entfaltete sich gestern Abend zum Maskenball der hiesigen Schützen-Compagnie. Herren und Damen, Alt und Jung wetteiferten, glanzvoll zu erscheinen. Namentlich war von de» Dame« offenbar- viel an der Toilette herumgearbeitet, wochenlang werden sich dieselben damit den Kopf zerbrochen haben. Natürlich gab es auch solche, die nicht nur an einem Abend hübsch sehen, sondern eine zum Lachen anregende Figur präsem tiren wollen. Alles amüsirte sich an dem bunten Treiben, zumal wenn man glaubte, diese oder jene Erscheinung erkannt zu haben. Die Dekoration war eine mühevolle und bot de» passiv Zuschauende» recht lauschige Plätzchen. Den Besuchern dieses Festes, beson ders den Schützenkameraden wird dasselbe lange in süßer Erinnerung bleiben. *— Herr Predigtamtscandidat Seidel in Zwickau ist vom evang -lutherischen Landesconsistoriüm als Hilfs geistlicher für die hiesige St. Trinitaliskirche bestimmt worden. — Das „Gl. T." schreibt unterm 12. d.: „In einer aus allen Theilen des Wahlkreises zahlreich besuchte» Versammlung von Vertrauensmännern der Ordnungs- parteien ist gestern Herr Fabrikbesitzer und Ingenieur Max Pöge, Inhaber der Firma Hermann Gentsch in Glauchau, als Candidat des 17. sächsischen Reichstags- Wahlkreises einstimmig aufgestellt worden. Herr Pöge, welcher der nationalliberalen Partei angehört, hat sich zur Annahme der Candidatur bereit erklärt. Ma» darf der Ueberzeug»ng sei», daß die Ca»didat»r dieses hoch geachtete» Mannes, der treu zum Reiche steht nud die Bedürfnisse aller Klassen kennt, in allen Bevölker- ungsschichten Zustimmung erhält. Nicht mir die indust riellen Kreise, auch die breiten Mittelstände und nicht zu letzt unsre Arbeiterschaft haben Veranlassung, Herrn Pöge Vertrauen entgegen zu bringen. Wenn wir ihn wählen, so werden wir einen Man» zu», Reichstag entsenden können, der die öffentlichen Verhältnisse nicht von; grünen Tisch aus beurtheilt, sondern mit praktischem Blick und warmen Herzen für die allgemeine Wohlfahrt, versöhn lich und doch entschieden bei Vertretung wohlerwogener Grundsätze." Zwickau, 12. Februar. In öffentlicher Verhand lung hatte sich der aus der Haft vorgeführte, am 13. Oktober 1877 in Ernstthal geborene Webergehilfe Max Bruno Planitzer in Hohenstein-Ernstthal wegen Beleidigung und Urkundenfälschung zu verantworten. Er hatte Mitte Dezember v. I. einen Brief mit gefälschter Unterschrift angefcrtigt nnd einem Fabrikanten in Hohenstein-Ernstthal durch die Post zugesendet, worin dieser schwer beleidigt wurde. Getha» hatte er dies, um eineu Commis des Fabrikanten aus seiner Stellung zu verdrängen. Der Angeklagte hat seine That mit 10 Monaten Gesängniß zu büßen, »vorauf mau ihm jedoch 2 Wochen Unter suchungshaft anrechnete. Des weiteren erklärte man ihn der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren für verlustig. — Bei den vorjährigen Herbstmanövern des Königl. Sächs. XII. Armeekorps wurden Klagen laut über un genügende Bequartierung von Mannschaften des Chem nitzer Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich August" I sichtigung nur eine militärische Maßnahme sei, welche die Verantwortlichkeit der Gemeindevertretung für die vorschriftsmäßige Beschaffenheit der Quartiere nicht ersetzt. Dies zugegeben, konnte die städtische Verwaltung, wenn die Quartiermacher bei der Besichtigung der Privat massenquartiere dieselben als genügend anerkannten, im voraus wissen, daß sich bei Kemna und im Komthurhof noch nachträglich Mängel herausstellen würden? Doch wohl nicht. Das einzige was zu thun wvr, ist geschehen, das Quartier ist hergestellt, und die betreffende» Mann schaften sind anderweit untergebracht worden. Alle diese Beschwerdepunkte, betreffend die Wohnung der Mann schaften, Beschwerden über die Verpflegung derselben, wie solche ebenfalls von der genannten Zeitung behauptet wurden, sind von dem Königl. Kriegsministerium nicht sestgestellt worden. Faßt man die gesammten Beschwerdepunkte zusammen, so schrumpfen dieselben bis auf diejenigen über die Privatmassenquartiere zusammen. Ist hieraus dem Stadtrathe ein Vorwurf zu mache», wen» man berücksichtigt, daß bei der großen Menge der unterzu bringenden Mannschaften weitere Klage» nicht erhoben worden sind und selbst das königl. Kriegsministerium die Schwierigkeiten anerkennt, welche der städtischen Ver waltung bei der Einquartierung im vorigen Jahre erwachsen sind? Der Stadtrath lehnt diesen Vorwurf allenthalben ab. Aber es drängt sich zum Schluß die Frage auf, hat die Schriftleitung der „Lausitzer Neuesten Nachrichten" im Interesse der Stadt und Bürgerschaft gehandelt, als sie die angeblichen Beschwerden in der gebrauchten Form nicht mir einmal, sondern wiederholt in ihren Spalten veröffentlichte rind ein angebliches Spott gedicht der Soldaten auf die Stadt Zittau mehrmals abdruckte? Der Rath kann das Verfahre» genannter Zeitung nicht billigen Der Erfolg derselben ist nur Vermischtes. * Rede des Staatssekretärs von Podbielski in Köln. Bei dem von der Kölner Handelskammer bereiteten Empfang hielt Staatssekretär von Podbielski, der zu einer Sitzung der Kammer sich dorthin begeben hatte, eine Rede. „Die Stellung Deutschlands im Postwesen ist eine führende, und sie als solche zu erhalten, ist meine Aufgabe. Die Reichspost ist gewissermaßen der Träger der Reichsidee, der Reichskraft und der Hose rc., gestohlen. Hartha, 14. Febr. Am gestrigen Sonntag herrschte hier allgemeine Aufregung, gegen acht Gendarmeii weilten in hiesiger Stadt, welche mehrere des Diebstahls ver dächtige Männer und Frauen verhafteten. Unter diesen befinden sich auch die beiden hiesigen Schneidermeister M und W-, die auch bereits geständig sind, in der Nacht zum 22. Oktober 1897 beim Gutsbesitzer Schob in Merkwitz bei Döbeln mittels Einbruchs Werlhpapiere im Betrage von 16,500 Mk. gestohlen zu haben. Von diese», Gelde wurde» bei W. noch 2085 Mk. in Baar und 1500 Mk. Landrenten cmfgefimden. Das Geld, auch Sparkasienbücher, sind ursprünglich in Cassetten gewesen, welch letztere die Diebe in die Elbe geworfen habe» wolle». Die Sparkassenbücher haben sie verbrannt. Ate erane, 12. Febr. Für das ausgeschrieben gewesene Bürgermeisteramt unserer Stadt haben sich bisher sechzehn Bewerber gemeldet. — Die Elektrizitätsgesellschaft von Kramer u. Co. in Berlin hat dem Rath zu Rochlitz mitgetheilt, daß sie eine elektrische Bahn von Rochlitz über Mittweida nach Hainichen zu bauen beabsichtige, welche dem Per sonen- und Güterverkehr dienen soll. Die Genehmigung der Regierung vorausgesetzt, soll diese Bahn die vor handenen Straßen und Wege möglichst benutzen. Geplant ist gleichzeitig die Abgabe von elektrischer Kraft zu Licht- und Betriebszwecken an die Industrie und Landwirth- schaft. Die städtischen Kollegien beschlossen, das Projekt gegebenenfalls zu befürworten. der Einquartierung im vorigen Jahre in Zittau Be- gewesen, daß durch Abdruck der betreffenden Artikel in schwerden ergeben, die sich i» drei Fällen gegen das mehreren sächsischen Zeitungen der Ruf und das Ansehen Massenquartier im ehemaligen Knabenschulgebäude und Zittaus herabgesetzt worden ist. in zwei Fällen gegen Privatmassenquartiere richten. Dresden, 14. Febr. Die Zweite Kammer genehmigte Die ersteren sind folgende: 1. Die überwiesenen Lager- heute den Etat der zum Königl. Hausfideikommiß gehörigen decken seien so kurz gewesen, daß sie für die großen Leute Sammlungen für Kunst und Wissenschaft (Einnahmen der Kompagnie weder oben noch unten gereicht hätten. 87,102 Mk., Ausgaben 689,913 Mk.). Es wurde ein 2. Die Fenster, unter welchen die Mannschaften Königl. Dekret verlesen, nach welchem der Landtag am gelegen, hätte» schlecht geschlossen und hätten erst mit 27. April geschlossen wird. Stroh verstopft werden müssen, um einen dichteren Dresden. Ein frecher Raub ist am Freitag nach- Abschluß zu erhalten. 3. Das Lagerstroh sei dumpfig mittag hier ausgeführt worden. Der Räuber, der unter gewesen. 4. Die Bescherden hinsichtlich der Privat- dem Namen Carlos Straniera oder Stranieri auftrat, massenqmrrtiere richten sich dagegen, daß neunzehn ist etwa 24 Jahre alt, ziemlich groß und sehr kräftig Mann in der Böhmischenstraße (Kemna) in den Keller gebaut. Er hat sich, nachdem er zunächst zwei Tage in velqnartirt morden seien, der so seucht gewesen sei, daß einem hiesigen Hotel gewohnt, in der Rücknitzstraße, in gereinigte Gewehre alsbald mit Rost überzogen worden einem Log's, in dem ein Musikschüler wohnt, eingemiethet. eien und daß je zwei Mann nnr eine Lagerdecke gehabt Ani Freitag suchte er den letzteren in seinem Zimmer jätte», ferver daß es im Comthurhof auf die Lagerstätten auf und suchte ihn zu überreden, ein Glas Rothwein geregnet habe. Das Königl. Kriegsministerium hat mitzutrinken. In den Wein hatte der angebliche Straniero, davon abgesehen, die Wahrheit dieser Beschwerden weiter wie aus dem Nest noch ersichtlich war, ein weißes Pulver zu erörtern, da zu lange Zeit seitdem verstrichen sei, und gemengt, durch dessen Genuß der Musikschüler betäubt erklärt ausdrücklich, daß es keineswegs die Schwierig wurde. Hierauf hat Straniero den wehrlos daliegenden eiten verkeime, welche der Stadl Zittau bei der Ein junge» Ma»» a» Hände» und Füßen gebunden, das piartienmg im Jabre 1897 erwachsen seien. Um nuii auf Gesicht mit zusammengelegten Decken verhüllt, und ver- die einzelnen Besch a erdepunkte einzugehen sei folgendes schiedene Wertbgegenstän: e, darunter eine goldene Anker erwähnt: Die für die Einquartierung im ehemalige» uhr mit Doppeldeckel Werth 240 Mk., ei»en goldenen Knabenschulgebäude gelieferten Lagerdecken sind den Ring mit weißer Perle, eine» goldenen Chemisetteknopf tüdtischen Bestände» entnommen, welche vorschriftsmäßig mit Schraube und mit einem echten Rutin versehen, angeschafft und bei dem ständigen Massenquartier im Werth 300 Mk, ein Portemonnaie, einen Anzug, eine Tag sowohl, als bereits viele der vorhergehenden großen Aufregungen mit sich, denn es muß natürlich in ausge dehntestem Maße über die Sicherheit des Sultans ge wacht werden, festgestellt werden, ob nicht etwa eine oder auch mehrere Verschwörungen gegen sein Leben bestehen rc. Eine derartige Entdeckung wurde bisher immer gemacht, irgend ein armenisches Komplott oder dergleichen als vorhanden konstatirt und es genügte zu diesem Zwec schon, wenn man die Hand auf das Mitglied eine Comitees, das sich z. Z. vielleicht daraus ruhig und gesetzmäßig verhielt, legte, um eine ganze Reihe von Festnahmen zu veranlassen. Diesmal wollte sich nun aber auch nicht die geringste Handhabe ergeben; die Comitees blieben so still, daß von ihrem Vorhandensein absolut nichts zu bemerken war. Die Polizisten befanden sich in Verzweiflung, denn auch hier sind sie von der Kultur bereits soweit beleckt, daß sie ihren Eifer und Pflichttreue nur durch große Schneidigkeit bethätigen zu können glanbeu, d. h. indem sie möglichst oft Verhaf tungen vornehmen. Da nun also keine Verschwörung zu entdecken war, so mußte eine solche konstruirt werden und eines schönen Tages erhielt der Polizeipräsident einen ausführlichen Bericht über ein schreckliches Kom plott, dessen Urheber mittelst Dynamit das größte Un heil anzurichten beabsichtigten. Die Namen der Ver schworenen, der Ort, wo das Dynamit verborgen sei, der ganze Plan, der befolgt werden sollte, abes war in schönster Ordnung in dem Rapport enthalte». Nach hiesiger löblicher Gepflogenheit wurde dann auch keine lange Untersuchung angestellt, sondern vorerst alle als Betheiligte genannten eingesteckt Trotz des besten Willens, das Komplott als bestehend hinzustellen, ergab sich aber sehr bald, daß an ein solches garnicht zu denken sei, auch an der bezeichneten Stelle sich nicht die Spur von Dynamit vorfand und die ganze Verschwörung nur in den Köpfen der erfinderischen Polizisten bestand. Der Polizeipräsident ist über diese Täuschung so wüthend, daß er verlangt, alle, die an dem Betrüge theilgenommeu, sollten ins Zuchthaus geschickt werde».