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bruch in Eichwald wird auf 10000 Festmeter berechnet. den Äezirksstraßen ist der Verkehr gesperrt und die prächtigen Villen Porstmann, Sandig und Fügner sind durch umgestürzte Baumstämme stark beschädigt. In folge des anhaltenden Regens ist der Fläßbach bedeutend angeschwollen und es herrschte lebhafte Besorgniß wegen einer neuerlichen Hochwasserkatastrophe. In Tlschau wurde das Dach und der oberste Stock eines Gasthauses vollständig abgetragen. Ebenso wurde in Graupen hgS reifend gelegene Restaurani auf der derart verwüstet, daß der Wirth einen Schaden von mehr als 4000 Gulden erleidet. In Bilm trat die Biela aus den Ufern und überschwemmte die Felder und Wiesen. Von vielen Gebäudeu wurden die Dächer ab getragen. In Langaujezd riß der Sturm die Kuppel vom Kirchthurme und deckte viele Dächer ab. In Dux überschwemmten die emporgeschleuderten Fluthen des Barbarateiches den Damm der Aussig—Teplitzer Eisenbahn. Die Kuppel der altehrwürdigen St. Barbara kirche wurde herabgeschleudert und sie zertrümmerte hier bei das Dach der Kirche. Zahlreiche Fuhrwerke wurden umgestürzt. In Ladewitz hob der Sturm das Dach der Gäblerschen Fabrik ab. In der Gemeinde Wiesa wurde die Schule derart vom Sturm beschädigt, daß der Unterricht eingestellt werden mußte. In der Ge meinde Kammern brach während des Windes ein Fener aus, dem drei Häuser zum Opfer fielen. Bei den Gruben „Habsburg" und „Viktoria-Tiefbau" wurden insbesondere die Maschinenanlagen und Ventilatoren arg beschädigt. Ein Theil der Bergleute mußte ein anderen Schächten untergebracht werden. Vermischtes. * Ueber einen in Heidelberg verübten Mord wird unter'm 7. d. folgendes berichtet: In der verflossenen Nacht wurde die Dirne Katharina Eubler aus Schlier bach durch Erdrosseln am Burgwege beim allen Schlosse ermordet und ihr der Unterleib aufgeschlitzt Als Thater kommt ein angeblicher Bäcker aus Ansbach in Betracht. Das Signalement ist folgendes: etwa 25 Jahre alt, 1,65 Meter groß, rnndes, ziemlich volles Gesicht, blonde Haare, röthlicher kleiner Schnurrbart, auf der rechten Gesichtshälfte zwei verkrustete, etwa fünfzigpfennigstück große Hautabschürfungen, eine dritte vertrustete Haut abschürfung an der linken Schläfe, schielt auf dem rechten Auge, spricht baierischen und Frankfurter Dialekt. Der Gesuchte soll ziemlich viel Geld bei sich führen. Die Staatsanwaltschaft setzt eine Belohnung von 500 Mark auf die Ergreifung des Thäters. * Diebstähle in Eisenbahnzügen. Vor Kurzem waren aus einem aus dein Auslande über Reval nach Peters burg fahrenden Zuge von zwei Personen vermittelst Durchsägens einer Wagenwand zwei Kasten mit Silber geld im Betrage von 6000 Rubel gestohlen worden. Die Kasten waren zum Wagen hinausgeworfen und von den Mitschuldigen an dem Diebstahl in Empfang ge nommen worden. Vier Hehler sind nunmehr entdeckt, 2000 Rubel sind wieder aufgefunden worden. — Am Sonntag wurde, wie aus Brüssel gemeldet wiro, im Paris- Brüsseler Schnellzuge einer Dame, während die Reisen den im Restaurationswagen speisten, eine große Baar summe sowie ein werthvoller Brillantschmuck gestohlen. * Einiges zur Geschichte des Aberglaubens. Fast allgemein verbreitet ist der Glaube an vorbedeutende Zeichen, die ein künftiges Eceigniß angeben, ohne daß jedoch ein vernünftiger Zusammenhang zwischen Zeichen und Ereignis; erkennbar wäre. So bedeutet es Unglück, wenn das erste lebendige Wesen, das man beim Austritt aus dem Hause, oder das man auf der Reise antrifft, eine schwarze Katze, ein Hase oder eine alte Fran ist, während ein Kind, eine Schafheerde oder ein Schimmel einen guten Ausgang oder Glück verheißt. Als der Fürst Sigmund und der Kaiserliche General Basta im Jahre 1601 mit ihren Kriegslenlen nicht weit von ein ander lagen, ließen sich in dem Siebenbürgischen Lager viele Hasen sehen. Das war — so meint der Chconut Georg Krauß — ein sichere:. Anzeichen für die Furcht samkeit der Siebenbürger und die bald oaranfialgende Flucht derselben. — Ein ferneres Anzeichen ist der erste KuckuSruf. Dieser weissagt die Zahl der Jahre, die man noch zu leben hat, oder bis zur Hochzeit warten wuß. — Lantes Raben- oder Elstcrgekrachz um's Haris verkündet einen Unglückstag. In dem Hanse dagegen, in welchem Schwalben. Störche oder Nothschwänzchen nisten, kebren Segen und Glück ein. — Läßt Jemand in der Stube eine Nadel oder Feder fallen, und diese spießt sich ans, so ist bald Besuch zu erwarten; ebenso ist dies der Fall, wenn in der Stube ein Strohhalm liegt oder wenn die Katze mit der rechten Pfote sich putzt. — Wenn ein Unverheirathetcr beim Diner oder Souper zwischen zwei Schwestern sitzt, so wird er bald heirathen. — Schüttet Jemand Wein oder Wasser beim Essen auf's Tischtuch, so bedeutet dies eine baldige Kindtaufe. — Wer Salz oder Pfeffer verschüttet, hat an dem Tage noch Zank mit Jemanden. — Wer bei Tische ein Stück Brod mehr schneidet, oder einen Teller mehr hinsetzt, als Leute am Tische sind, hat »och einen hungrigen Gast zu erwarten. Läßt ein Gast das ihm vorgesetzte Essen stehen, so wird schlecht Wetter. Wenn aber bei Tische Alles rein aufgegessen wird, so bedeutet dies gutes Wetter für den folgenden Tag. — Wer als Unverheiratheter die Butter anschneidet, heirathet unter vier Jahren nicht. — Wenn die Messer nicht schneiden und der Tisch wackelt, so hat die Frau das Regiment im Hause. — Zerbricht beim Anstoßen ein Glas, so wird bald der Anstoßende oder ein Verwandter desselben sterben. Der Tod Angehöriger wird auch sonst noch auf manigfache Art angezeigt, so z. B. durch das Ticken der sogenannten Todtenuhr, eines kleinen Jnsects, wel ches sich in alten Möbeln gern auskält, ferner durch das Springen eines Spiegels, durch das plötzliche Her abfallen eines Porträts oder einer Vase, durch das Bewegen eines vorher ganz ruhig an der Wand hängen den Schlüssels usw. Liegt den Sonntag über eine Leiche im Haus, so trägt man bald eine zweite hinaus. — Ruft eine Eule während ihres Fluges Kiivitt, und kommt sie dabei an einem Hause vorbei worin ein Kranker liegt, so sagen die Leute, ihr Nus bedeute: Komm' mit, und glauben, der Kranke werde bald sterben. Auch verschiedene Zeichen oder Merkmale an dem Menschen Zollen nach Ansicht abergläubischer Per sonen Glück oder Unglück bringen. Weiße Flecken an den Fingernägeln z. B. bedeuten Glück, schwarze dagegen Unheil oder Todesfall. — Wenn einem die Wangen brennen, so wird man von Jemand schlecht gemacht^ oder verleumdet. „Klingt" das rechte Ohr, so ver nimmt man bald etwas Freudiges, oder die Leutr loben einen; Klingen des linken Ohres bedeutet das Entgegen gesetzte. — Wen die Nase juckt, den trifft Unangenehmes, und wenn inan den Schlucken hat, so wird man von Jemand beschimpft. Wer zweimal niest, wird Glück haben; wer einmal niest, hat dagegen Unglück. — Juckt das rechte Auge, so sieht man Schlimmes. * Eine Balldame vor 200 Jahren. Es ist kein Zweifel, mir stehen augenblicklich wieder im Zeichen der Bälle. Da mag es Interesse haben, ein Bild aus längst vergangenen Tagen zu zeichnen und daran zu erinnern, wie vor 200 Jahren die Vorgängerinnen unserer anmuthigen Frauen u»d Mädchen sich trugen. Das Na.däffen des Franzosenthums zeitigte damals seltsame Blüthen und auch die Balldame sah an; Ende des 17. Jahrhunderts recht merkwürdig aus. Joh. Scharr beschreibt sie in seiner deutschen Kultur- und Sitten geschichte folgendermaßen: „Auf dem Kopf baut sich ihr ein enormer, auf einem kreis:unden Wulst ruhender, aus verschiedenen Stockwerken bestehender und gepuderter, mit Blumen, Feder» und Bändern verschwenderisch ver zierter Haarlhurm in die Höhe, welcher ihre natürliche Größe wenigstens um eine Elle erhöht. Die entgegen gesetzte Extremität, der Fnß, wird durch ein zollhohes, an der Sohle des BallschnheS von Sammt oder Atlas angebrachtes Stelzchen gezwungen auf einer Spitze zu schweben. Das aus eng aneinander gereihten Fischbeir- stäbchen harnischartig zusammengesügte Corsel zwingt Arme und Schultern zurück, den Busen heraus und schnürt die Taille über denHüsten weSpenhaft zusammen. Ueber den ungeheuren Reifrock fließt ein mit tausend Falbeln garuirtes Seitengemaud hinab und über dieses das mit einer Schleppe versehene Oberkleid von gleichem Stoff, welches zu beiden Seiten mit reichen, Besatz geschmückt, vorn ausemanderfällt. Die Aermel, mit Blonden überladen, reichen bis zum Ellbogen, mährend der lange parfümirte Handschuh den Vorderarm bedeckt. Die Schminkknnst mar rasfinirt ausgebildet, da und dort aber jüngeren Personen untersagt. Ueberall aber führte die elegante Dame ein Perlmutterdöschen, welches einen Vorrath der ans schwarzem englischen Pflaster geschlagenen monalms enthielt. Diese „Schönheitspflästerchen", welche in Gestalt von Sternchen, Mündchen, Herzchen, Amoretten in den Augenwinkeln, anfWange undKinn getragen wurden, sollten den Ausdruck des Mienenspiels erhöhen"! Dieses Bild, das derKultnrhistorikerunszeichnehistnichtübertrieben; das beweist die Schrift eines Zeitgenossen, des Geschichts forschers König: „Der deutsch-französische Modengeist, wer es liefert, der veistellt's (168kl). Darin beißt es: „Man seh; sich nur eine Jungfer oder eine Näh- und Klöppelmagd an, ob nicht Alles an ihr französisch ist? Ob sie nicht Tag und Nacht auf dergleichen Galanterie» bedacht sind? Die Köpfe sehen aus, daß man davor erschrickt und man nicht weiß, ob es Schweiusköpse ind oder ob sie Nußbntteii feil trage». Bald trägt man Standarten, bald Cornet Hanben, bald fliegende Fahnen, bald Wiedehoppennester usw." Na, und mit de» Männern war es nicht besser. König schreibt: „Will ein Jnng- gesell 'heut zu Tage bei einen, Frauenzimmer nkrosss haben, so muß er mit französischen Hütchen, Westen, galanten Strümi fen usw. angestochen kommen. Wenn dies der Fall fit, mag cv gleich sonst eine krumme Habichtsnase, Kalbesauge», Buckel (oder wie er Endere, die dergleichen Personen atkactioiiirtJind, Hohe Schulter nenne»), Naffzähne, krumme Beine mioflwrgleichen haben, o fragt inan nichts danach; genug, daß er sich nach langem Lernen st Irr mocko tranoa stellen kann. Man hält ihn für einen recht geschickten Kerl, ob er gleich sonst nicht für eine Fledermaus Erudition im Kopfe und statt des Gehirns Heckerling hat. Er ist und bleibt Iflonsieur, wenn er etwas wenigs parliren kann." — In all diese» Absonderlichkeiten war die ganze Franen- und Männerwelt befangen, so daß eigentlich unsere Kleidungsresmmvereine 250 Jahre zu spät ins Leben getreten sind. * Scherze 'aus der „Lustigen Welt". Warnung. Vater: „Emmi, was machst Du denn da?" „Mein Bräutigam kommt heute und da will ich etwas kochen!" Vater: „Emmi — gieb Acht! Du wirst noch so lange herumkochen, bis die Verlobung zurückgeht!" — Be lohnung. Schmierendirektor: „Wer heute am bravsten spielt, kriegt morgen die Rolle, in welcher er auf der Bühne eine Leberwurst zu verzehren hat. — Der gute Neffe. „Wie ich höre, bist Du diesmal auch im Examen durchgefallen?" „Nur aus Rücksicht auf meinen Onkel, er hatte sich nämlich vorgenommen, wenn ich durchs Examen komme, meine sämmtlichen Gläubiger zu be zahlen, und er klagte schon immer, daß er so viel für mich zu bezahlen hätte!" — Kurz und bündig. Frau: (zu ihren, spät in der Nacht heimkehrenden Manne, weinend): „Du bist ja wieder in einer rechtweinseligen Stimmung." Mann: „Na, Du ja auch!" Kriegs-Erinnerungen eines Infanteristen. Nachdruck rcrbolcu. (3. Fortsetzung.) Den 17. August spät Abends kamen wir das erste Mal in ein Quartier und zwar nach einem kleinen Lothringischen Dörfchen; trotz aller Mühe war's mir nicht gelungen, den Namen erfahren zn können; alles war wie ausgestorben, keine Seele fand sich in dem Nest, alles leer! Nun, das schadet weiter nichts, wir fanden einige Fäsfer Wein, die inan dagelassen hatte, was uns auch nicht unangenehm war. Zuerst füllten wir uns die Feldflaschen, dann bereiteten wir uns ein brillantes Abendbrod: Rindfleisch, Brod und Rothwein! Wie herrlich schmeckte das! Dann legten wir uns schlafen, d. h. angezogen, denn man wußte ja nie, was einen, bevorstand. Unsere Vorsichtigkeit mar wohl an gebracht, denn kurz nach Mitternacht weckte uns der Hornist mit seinem Blasen. Die Tambours machten auch ihre Musik dazu; nun, wir kannten diese Signale: Alarm! Sofort eilten wir, allerdings noch ziemlich verschlafen, zum Alarmplatz, wo der Feldwebel bereits rangirte. „Ich bitte mir die größte Ruhe ans! Wer ein Wort spricht, zieht auf Strafwache." — Trotz der große» Finsternis; herrschte eine Stille wie in der Kirche, vor Strafwache hatten alle einen Riesenrespekt und unser Feldwebel machte keinen Spaß. — Wir machten den ersten Nachtmarsch, und wer diese Märsche in seinem Leben durchgemacht hat, der kennt sie und weiß daß sie die fatalsten sind, die's giebt. Bald stockt die Geschichte vorn und man stößt auf seinen Vordermann, bald kriegt man einen tüchtigen Schubs von hinten, über irgend einen Gegenstand stolperte man rc., kurz: es ist ein verteufeltes Marschiren und man ermüdet furchtbar. Vor Metz und Paris haben wir oft Nachtmärsche machen müssen nnd wir gewöhnten uns allmählich an diese Strapazen. Die Uebung macht Alles. Gegen 6 Uhr früh kamen wir bei Pont st Mousson vorbei; hinter dieser Stadt machten wir Halt und kochten Kaffee, d. h. wer wollte und wer noch welchen hatte. Vom eisernen Bestand durfte nichts angegriffen werden. Dann rückten wir weiter; es wurde allmählich Tag und glänzend ging die Sonne am 18. August auf! Unvergeßlicher Tag! Gut meinte es die Sonne auch heute mit uns und da wir bis 2 Uhr Nachmittags ununterbrochen laufen mußten, fd kostete uns dieser Tag viele Schweißtropfen; der Rothspohn aus dem letzten Quartier that unbezahlbare Dienste. So schwer, wie mir an diesem Tage der Affe wurde, ist er mir in meinem ganzen Leben nicht mehr geworden. Wären wir nicht so gut einmarschirt gewesen, ich glaube, so waren doch ziemlich Viele liegen geblieben; so ging's noch, einige Schlappe mußten Zurückbleiben. Endlich machten wir Rendezvous; in aller Eile sollte abgekocht werden; Wasser wurde geholt, schnell Fester gemacht nnd dann das üppige Mittagsmahl ausgesetzt: Speck und Kartoffel! Wir waren noch nicht einmal fertig, so erscholl das Kommando: „An die Gewehre! Gewehr in die Hand! Das Geivehr über! Mit Sektionen vom rechten Flügel abmarschirt! Bataillon Marsch!" — Viele mußten ihren Speck ausschütten, so schnell ging's, nur ich that dies schwerer, doch das schadet nichts, denn wer iveiß, ob inan dies nicht noch gebrauchen konnte; nnn ich brauchte es nicht zu bereuen, das Essen sollte mir noch gute Dienste thun. — Wir marschirten sehr flott, fast im Geschwindschritt, man hörte ganz deutlich Kanonendonner; Adjudanten kamen herange sprengt und machten dem Kommandeur Meldung. „Herr Major, der Marsch soll beschleunigt werden!" so lautete der Befehl. Wir hörten diese Worte und es dauerte auch nicht lange, so rief der Major: „Vorwärts Füsiliere! Macht die Beine lang! Beeilt Euren Schritt!" Ja, das ist leichter' gesagt, als ausgeführt, denn die Beine wollen nicht recht mehr. Die Nacht fast garnicht geschlafen, sondern halb durchmarschirt, hier von waren wir schon recht tüchtig müde; den ganzen langen Tag auf den Beinen und nun schnell marschiren! Beine lang machen! Aber trotz alledem ging's, denn es mußte und »rußte gehen! Wußten wir doch, daß unsere Kameraden im Feuer standen, denen wir zu Hülfe eilen sollten. Schon vernahmen wir unsere Zündnadeln. Querfeld ein, über Acker- und Stoppel elder liefen wir, es mußte das Schlachtfeld vom 16. August sein, überall war nian noch beschäftigt, Todte zu beerdigen; man sah ferner viele Waffen, todte Pferde, umgestürzte Karren und viel Papier, wahrscheinlich