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Nr. 74. Pulsnitzer Tageblatt. - Montag, den 26. März 1926. Seite 4. 8elMrenksu8 puknitr vienstsZ, äen 3V. ^isrr ckurck Vermittlung ckes kautrner 8tackttkeaters vir. bian8 Irmler Llnmsllges Lsslsplel üe« iveNberükmIen l.MMllnei'-Mlltm vir. Lckeuer. (Vie kleinsten klenscken 6er V/eit — 23 personell) XsokMittLgs V-4 Uür: 8sIl!!8S«ittl:k8^ unü ü!s 7 Ims'W Oss rnerxmsrctien in 8 Lückern mit kiusik, von rictitigen Kerzen xespicit. — Line kreud» kür Oroü und Klein Lio tritt: Lperrsitr I.SO, I. Piste I. , 2. Piste 050 iM. (Lrvecbsene 5V plenoix« ^usciilsZ) MU- Abends 8 Uür 'M« 8^8 gunlsp^ssjsk-MWÜ !i« llMs 8 l.!I!put ^bendpreise: 2 50 1.75, 1. - bttc. lokl. 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Ein zweites Flugzeug, das auf die Suche nach dem ersten geschickt wurde, stürzte ebenfalls in den La Plata, wobei der Pilot getötet und die beiden Begleiter schwer verletzt wurden. c^ Zu dem Eisenbahnunglück auf dem Magdeburger Hauptbahnhof. Zu dem Eisenbahnunglück auf dem Magde burger Hauptbahnhof wird bekannt, daß das Unglück auf ein falschgedeutetes Fahrzeichen zurückzuführen ist. Von den 31 Verletzten sind bereits acht nach Anlegung von Notver bänden aus dem Krankenhause entlassen, während ein Schädelbruchverletzter das Bewußtsein noch nicht wieder erlangt hat. Tote sind bei dem Unglück nicht zu beklagen. c? Mord aus Habsucht. In dem Armenhaus des süd - böhmis ch e n Städtchens Protiwin wurde ein Ehepaar unter dem Verdacht verhaftet, einen ebenfalls im Armenhause ! untergebrachten 75jährigen Leierkastenmann, der seit Februar verschwunden war, umgebracht zu haben. Sie gestanden, den Leierkastenmann, der sich viel Geld erspart hatte, ernwrdet und die Leiche im Backofen verbrannt zu haben. cs Furchtbare Tragödie. In Dinan (Frankreich) hat ein entlassener Eisenbahnangestellter seine Geliebte, ein 17jähri- ges Mädchen, und seinen 6 Jahre alten Sohn mit Revolver schüssen getötet. Darauf brachte sich der Mörder selbst eins tödliche Verwundung bei, indem er sich mehrere Kugeln in den Kopf jagte. Der Täter hat ein seltsames Leben hinter sich. Er war dreimal verheiratet und verlor zweimal seine Frau nach kurzer Zeit der Ehe. Von der dritten Frau ließ er sich scheiden. cZ Schwere Grippeepidemie in Odessa. In der Garnison Odessa verbreitet sich mit gefährlicher Schnelligkeit die Grippe. Die ausländischen Schiffe bleiben vor dem Hafen liegen, die Besatzung wird nicht au Land gelassen. Die ausländischen Häfen im Schwarzen Meer sollen für Schiffe, dis aus Odessa kommen, geschlossen werden. Die Lage ist so ernst, daß sich der Gesundheitskommiffar Semaschkow mit einen. von Mitarbeitern dorthin begibt. Vergib. Ortgtnal-Noman von H. Courths-Mahler 37. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Die Wände des Speisesaales waren über Man neshöhe mit Eichenholz getäfelt. Aus Eichenholz waren auch die großen, festgefügten Kredenzen und Grschirr- schränke und die schweren, hochlehnigen Sessel mit dem geschnitzten Wappen der Hohensteins. Sitz und Lehne der Sessel waren mit Leder überzogen, 'das gleich dem Eichenholz einen dunklen, warmen Ton durch das Alter erhalten hatte. Die Hellen Toiletten der beiden Damen hoben sich wirkungsvoll von dem dunklen Hintergründe ab. Lori hatte ihr Weitzes Kleid anbehalten; Traute trug eine kostbare Toilette aus lichtblauem Seidenchiffcn über weißer Seide, mit langer Schleppe. Sie sah sehr schön aus — aber ihr Gesicht hatte einen kalten Aus druck. Unbekümmert darum bemühte sich Hans-Georg und sein Pater, den in Hohenstein herrschenden behag lichen Ton bei Tisch festzuhalten. Aber Traute srß hoheitsvoll und steif, wie zum ersten Male an einem fremden Tisch. Und in dem Bemühen, einen formel len Ton einzuführen, schoß Traute über das Ziel hin aus. Sie korrigierte nicht nur ihren Gatten, sondern auch den alten Herrn, wenn dieser sich nach ihrer Mei nung eine Nachlässigkeit zu schulden kommen ließen. Lori ignrrierte sie vollständig. Hans-Georg quittierte über jeden Tadel mit einem nervösen Zucken seines Mundes, ohne etwas zu er widern. Sein Vater aber wußte nicht, sollte er über Trautes Gebaren lachen oder sollte er sich dar über ärgern. Er schaute zu Hans-Georg hinüber; als er die Wolken auf dessen Stirn sah, gab er sich dop pelt ungezwungen, um die Stimmung zu halten. Lori bemerkte die gereizte Stimmung hüben und drüben und das Herz wurde ihr schwer und schwerer. Das sah nicht aus wie eine glückliche, friedliche Ehe. Sie . Hans-Georg und wußte, daß Traute sich ihm gegenüber vollständig im Tone vergriff. Und Lori erwog bei sich, ob es nicht gut sei, Traute einen Wink zu geben, wie sie Hans-Georg nehmen müsse. So verlief die Mahlzeit recht unerquicklich. Die vorzüglichen Speisen, auf die Mutter Klinischen so viel Sorgfalt verwendet, wurden nicht gewürdigt. Traute schätzte Taselfreuden überhaupt nicht, weil sie stets be folgt war, ihre elegante Schlankheit einzubüßen. So mollig und rundlich, wie ihre Schwester Lena zu wer den, erschien ihr wie ein Schreckbild. Gleich nach dem Dessert erhob sich Herr von Ho henstein und ging auf die Terrasse hinaus, um dort eine Zigarre zu rauchen. Der Wind hatte nachgelas sen, es war fast sommerlich warm geworden. „Die kleine Frau tut ja gerade, als sei sie un versehens unter Botokuden geraten! Nee — das ge fällt mir nicht/ dachte er ärgerlich. Hans-Georg ging seinem Vater nach und stellte sich vor ihn hin. „Na, alter Herr, dir ist wohl auch die Galle über- gelaufen?" fragte er mit Galgenhumor. Herr von Hohenstein blickte feinen Sohn mit tra gischer Miene an. „Schoüschwerennot, Hansjörg — wir sind ja wohl eine ganz verwahrloste Bande, daß deine kleine Frau uns so straff an die Kandare nimmt/ Hans-Georg lachte grimmig. „Ja, alter Herr, Traute behauptet, ich hätte lau ter saloppe Junggesellenmanieren, die sie mir abge wöhnen müsse. Mit Feuereifer hat sie sofort nach un serer Hochzeit damit begonnen. Na, dir wird's wohl nun auch an den Kragen gehen." In Herrn von Hohensteins Gesicht wetterleuchtete es, wie in dem seines Sohnes. „Lassen wir uns das gefallen, Hansjörg?" Hans-Georg richtete sich mit einem Ruck empor. „Nein, alter Herr, das lassen wir uns nicht ge fallen." Handel. Berliner Börse vom Sonnabend. Die Ermäßigung des Reichsbankdiskonts hat die feste Stim mung, die schon in den letzten Tagen vorherrschte, erheblich gestärkt. Amtliche Oevisen-Notiemng. Devisen <!« Reichsmark) 2?. Mürz 26. März Geld Briel Geld Brr«, M. M. M. At. New Work >. 1 § 4,195 4,205 4.195 4.205 London .... I 20,395 20,447 20,396 20,448 Amsterdam . 100 Gld. 168,11 168,53 168,13 168,55 Kopenhagen . 100 Kron. 110,03 110,31 110, l 2 110,40 Stockholm . . 100 Kron. 112,49 112,77 112,46 112,74 Oslo ..... 100 Kron. 89,89 90,11 90.22 90.44 Italien .... 100 Lire 16,865 16,90 16,875 16,915 Schweiz ... 100 Frcs. 80,79 80,99 80,80 81,00 Paris ..... 100 Frcs. 14,475 14.515 14,63 14,67 Brüssel .... 100 Frcs. 16,N7 16,71 16,825 16,865 Prag ..... 100 Kron. 12.4,7 12,457 12,418 12,458 Wien 100 Schill. 5919 59,33 59,18 59,32 Spanien . . . 100 Peseta 5>),v6 59.-0 59,06 59,20 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam 3)4, Brüssel 714, Italien 7, Kopenhagen 5)4, London 5, Madrid 5, Oslo 6, Paris 6, Prag 6, Schweiz 3)4, Stockholm 4)4, Wien 8. Ostdevisen: Bukarest 1,71 G 1,73 B, Warschau 51,87 G 51,93 B, Rum 80.60 G 81 B, Reval 1,113 G 1,119 B, Katto- witz 51,67 G 51,93 B, Posen 51,67 G 51,93 B. — N o t e n: Er. Polen 51,64 G 52,16 B, Letten 51,24 G 51,76 B, Esten ! -05 E 1,105 B, Lit. 40,99 G 41,41 B. Effektenmarkt. Besonders fest lagen Goldpsandbrieje. Die 5 p r r Reichsanleihe wurde mit 0,4075 genannt. Die Schutz gebietsanleihe setzte mit 6,45 ein und stellte fick weiterhin auf 6,47,50. Sehr lebhaft gefragt waren Landschaftliche G 0 l d p f a n d b r i e f e, von denen 10proz. Schleswig-Holsteiner um 3,10, 8proz. Ostpreußen um 2,25, 8proz. Sachsen um 1,25, 10proz. Ostpreußen um 1 und 10proz. Sachsen um 0,75 Prozent gebessert waren. Amtlich festgesetzte Preise an -er Produktenbörse zu Berlin vom 27. März. (Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Kilogramm, alles in Reichsmark.) Weizen, märkischer 264—268, März 283, Mai 279,50, Juli 278 bis 277^0, fest. Roggen, märkischer 157—162, Mai 181 — 181,50, Juli 186—187 u. Brief, fest. Gerste, Sommergerste 170—193 (feinste Qualitäten über Notiz), Futter- und Wintergerste 139 bis 153, stetig» Hafer, märkischer 170—182, Juli 184 -185, steigend. Weizenmehl per 100 Kilogramm frei Berlin brutto inkl. Sack (feinste Marken über Notiz) 34—37, fest. Roggenmehl per 100 Kilogramm frei Berlin brutto inkl. Sack Ä,25—25.25, fest. Weizenkleie frei Berlin 10,50—10,60, stetig. Noggenkleie frei Berlin 10—10,20, fester. Viktoria-Erbsen 26—32, klein« Speise- evbsen 23—25, Futtererbsen 20—21, Peluschken 21—23, Acker bohnen 2I—22, Wicken 25—28, Lupinen, blaue 11,50—12,50, Lu pinen, gelbe 14—14,50, Serradella, 1924er 16—21, do, neue 27 bis 29, Rapskuchen 14,20—14,40, Leinkuchen 18,50—18,70, Trocken, schnetzel 8,80—9,10, Sojaschrot 18,80—19,20, Kartoffelflocken 14,40 vis 14,70. Berliner Schlachtvietzmarkt vom 27. März. (Amt licher Bericht.) Auftrieb: 3600 Rinder, darunter 811 Bullen, 1018 Ochsen, 1771 Kühe und Färsen, 4150 Kälber, 9234 Schafe, 10 745 Schweine, 21 Ziegen, 151 Auslandsschweine. Verlauf: Bei Kälbern ziemlich glatt, die anderen ruhig. Preise: Ochsen: a) 49 bis 53. b) 42—47, c) 37—40, d) 33—35. Bullen: a) 46—48, b) 42 bis 44, c) 37—40. Kühe und Färsen: a) 46—50, b) 38—42, c) 30 bis 35, d) 24—28, e) 18—22. Fresser: 32—38. Kälber: a) —, b) 75—82. c) 65—74, d) 50—60, «) 40-48. Schafe: a) 48-51, b) 40—46, e) 28—35. Schweine :a) —, b) 78—80, c) 77 79, ü) 75—77, e) 73—74. Sauen: 70—74. Ziegen: 20—25. Berliner Butternotierung. Amtliche Preisfestsetzung der Berliner Dutternotierungskommission am 27. März im Verkehr zwischen Erzeugern und Großhandel (Fracht und Gebinde gehen zu Lasten des Käufers). 1. Qualität 183, 2. Qualität 173, ab fallende Sorten 153 Rm. Tendenz: Fest. Magdeburger Zuckerpreife vom 27. März. März 13,10 G 13,20 B, April 13,20 G 13,40 B, Mai 13,45 G 1365 B August 14,10 G 14,A) B, September 14,20 G 1430 B, Oktober 1430 G 14,45 B, November 14,20 G 14,30 B, Dezember 14 25 G 14.35 B. Oktober-Dezember 14,25 G 14,35 B, Tendenz: Still „Hm!" brummte Herr von Hrhenstein, „wir haben doch bisher noch nirgends mit unsern „mißachteten" Manieren angestoßen — was?" „Nein, Vater, man hat uns damit sogar bei Hofe passieren lassen. Prinz Christian ist nicht die Spur for meller als wir; selbst der Herzog und die Herzrgin geben sich schlicht und natürlich, wenn sie nicht vor der Oeffentlichkeit repräsentieren müssen. Traute wich hoffentlich zur Einsicht kommen, daß das Leben in Hohenstein gemütlicher ist, als das in Lankwitz/ Der alte Herr atmete tief auf. „Na, Gottlcb, Hansjörg — ich dachte schon, ich müßte auf meine alten Tage noch einen Anstandskurs durchmachen." Vater und Sohn sahen sich an — dann lachten sie beide — lachten laut und fröhlich, lachten sich den Aerger von der Seele und promenierten Arm in Arm auf und ab. „So ist's recht, Hansjörg, — wir lachen den gan zen Formenkram weg! So, wie wir sind, so sind wir unserm seinen, sensitiven Mütterchen recht gewe sen, so sind wir der Lori recht. Tante Maria hat auch nie etwas an uns auszusetzen gehabt, trotzdem sie an den Hojton gewöhnt ist. Wir lassen uns vrn deiner kleinen Frau gar nicht irre machen, dann wird sie ihre Erziehungsversuche schon von selbst ausgeben, was, Hansjörg?" „Hoffentlich, Vater. Hier bleibt jedenfalls alles beim Alten." — — Drinnen im kleinen Salon neben dem Speisezim mer Hütten Traute und Lori sich niedergelassen, nm den Kaffee einzunehmen. Lori quälte sich ab, eine leichte Unterhaltung zustande zu bringen. Traute gab ihr jedoch nur einsilbige Antworten und sah über sie hinweg, als sei sie Lust. Als das laute, fröhliche Lachen der beiden Herren hereinklang, atmete Lori, wie von einer Last befreit, auf. Sie hatte Väterchens und Hans-Georgs ärgerliche Stimmung wohl gemerkt. Am liebsten wäre sie nun hinaus geeilt und hätte mitgelacht. (Forts, folgt.)