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Nr. 59. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 11. März 1926. Seite 6. Aus aller Well. c? Wirbelst:, rmkatostrophe in Bosnien. Nach Meldungen aus Liewno hat dort ein furchtbarer Wirbelsturm 7b Häuser zerstört. Der Schaben wird auf drei Millionen Dinar ge schätzt. Menschen scheinen nicht ums Leben gekommen zu sein cs Granatenexplosion in Siedler. Im Artillerielager in Siedler (Polen) ereignete sich eine schwere Granatenexplosion, wobei zwei Soldaten ums Leben kamen und eine größere An zahl Soldaten schwer verwundet wurde. Die Ursache der Ex plosion ist nicht bekannt. o" Rach sieben Jahren des Mordes überführt. Im Ok tober 1919 wurde der Bauer Franz Gehrke in Ruhnow in Pommern im Bett erschossen. Jetzt sind der ehemalige Zucht häusler Jahne aus Stargard des Mordes und die Frau des Ermordeten der Mittäterschaft überführt worden. cs Elektrisches Licht für die Personenzüge. Die Reichs bahn will die in den V-Zügen eingerichtete elektrische Zug- beleuchtung jetzt auch bei Personenzügen einführen. Z Vom Auto überfahren. ImForstenriederPark bei München stieß ein von Starnberg kommendes Auto mit dem ihm auf dem Rade entgegen fahrenden Forstarbeiter Halb ritter zusammen, der bei der Annäherung des Autos, un- sicher geworden, von der richtigen Straßenseite links einbog. Halbritter erlitt einen schweren Schädelbruch und starb an dessen Folgen in der Münchener chirurgischen Klinik. cs Familientragödie.. In Liegnitz wurde das in den 60er und 60er Jahren stehende Ehepaar Korchan durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Finanzielle Schwierigkeiten des Schwiegersohnes, der exmittiert werden sollte, dürften das Motiv für den Doppelselbstmord sein. cs Der weiße Tod. Eine in der Nähe von Davos (Schweiz) niedergehende Lawine riß die am Fuß des Schma- horns liegende Dorftaeli-Hütte mit. Drei Personen, darunter der Besitzer der Hütte, wurden von der Lawine begraben. Eine Nettungskolonne ist zum Unglücksort abgegangen. Z Vier Skifahrer verfallen. Mer Skifahrer, die über Lätschenlücke—Aletschgletscher nach der Konkorbiahütte gingen, werden vermißt. Man vermutet, daß sie durch einen plötz lich eintretenden Schneesturm die Orientierung verloren haben und umgekommen sind. Eine Rettungskolonne fand in der Egon - von -Stei ger-Hüiie in den Rucksäcken den Routen vermerk, konnte jedoch die Vermißten nicht auffinden. Die Opfer sind vier Einwohner aus Kippel, darunter iriider. F Autounfall des Reichstagsabgeordneten Straffer. Bei Essen durchfuhr ein Auto, in dem sich der Reichstagsabge ordnete Strasser, der in Buer sprechen wollte, und der Lenker des Autos, Fabrikbesitzer Paul Hofmann aus Essen, befanden, auf der allen Essener Straße die Schranke der Bergbahn Essen-Nord—Zeche Emscher. Don einem In demselben Augenblick Heranfairenden Zuge wurde das Auto erfaßt und etwa SO Meter weit mitgeschleift. Während Ab- georoneter Straffer nur leichtere Verletzungen davontrug, erlitt der Fabrikbesitzer Hofmann einen Schlüsselbeinbruch. Das Auto wurde vollständig zertrümmert. cs Selbstmord. In Stuttgart-Lannstadt haben sich eine 22jährige Maschinenarbeiterin und ihr 20 Jahre aller Geliebter durch Einatmen von Gas das Leben genommen. Das Paar hatte das fünf Jahre alte Kind der Arbeiterin zu sich genommen, das durch das Einatmen des Gases gleich falls getötet wurde. cs Verhaftung eines Wüstlings. Ein 62 Jahre alter Hausverwalter aus der Wilhelmshöher Allee in Kassel wurde verhaftet, als er den Versuch machte, seine verheiratete Tochter zu vergewaltigen. Es stellte sich heraus, daß er bis- her nicht weniger als sieben seiner Kinder mißbraucht hat. cs Explosion eines Dampfkessels. In Debreczen explodierte aus bisher noch nicht geklärter Ursache der große Dampfkessel der Lederfabrik der Gebrüder Iß. Bei der Katastrophe kamen ein Heizer und ein Maschinist ums Leben. Der angerichtete Schaden konnte bisher nicht festgestelü werden. cs Dampfer in Seenot. Nach einer in Hamburg vor liegenden Meldung ist bei schwerem Sturm der dänisch« Dampfer „Roma" vier Meilen westlich vvm Weserfeuerschiff in Seenot geraten. Der Schleppdampfer „Gerfalke" bemüht sich, daß Schiff einzübringen. cs Wieder ein Schloß niedergebrannt. Das Schloß des Lord Thurston (Devonshire, Englarst)) wurde durch Feuer zer- stört. Es ist dies das neunte Schloß, welches innerhalb von drei Monaten dem Element des Feuers zum Opfer gefallen ist. Kostbare Möbel und sehr wertvolle Sammlungen von sechs Generationen wurden vollständig vernichtet. Zurzeit steht noch nicht fest, wodurch das Feuer entstanden ist. Der Besitzer, Lord Thurston, hielt sich während des Brandes in London auf. cs Lötlicher Unfall eines Fliegers. Bei einem Uebungs. flirg eines Albatrbsflugzeuges des schwedischen Heeres über dem Flugplatz Haiganaes bei Stockholm stürzte der Marine- fähnrich Helge Nilsson aus einer Höhe von 350 Metern aus dem Flugzeug. Er war sofort tot. Der Verunglückte scheint sich beim Photographieren zu well hinausgelehnt und das Gleichgewicht verloren zu haben. Handel. Berliner Börse vom Mittwoch. Während sich an den beiden letzten Börsen die Besorgnisse über den weiteren Verlauf der Genfer Verhandlungen stärker fühlbar machten, war dieses Moment der Beunruhigung heute gewichen. Amtliche Oevisen-Notieruak. Devisen 6» Re»ch»m«iS 10. März 9. März Geld Brief Geld Brief New Dort . . 1 I M. 4.195 At. 4,20b M. 4,195 M. 4,205 London .... 1 2 20.395 20,447 20,886 20,488 Amsterdam . 100 Gld 168.15 l68,57 l68,20 168.72 Kopenhagen . 100 Kron. 108.91 109,19 108,76 109,04 Stockholm , . 100 Kron. 112,47 112,75 112,44 112,72 Oslo 100 Kron. SO. 9 91,11 89.92 90,04 Italien .... 100 Lire 16,88 16,87 >6,835 16,875 Schwei, ... 100 Frcs. 80,7« 80,93 80,72 80,92 Pari» lOOffrc». 15,85 15,39 15,27 15,31 Brüssel .... 100 Fres. 19,065 19,105 >9,05 19,09 Prag ..... 100 Kron. 12,416 12,456 12,416 12,456 Wien 100 Schill 59,16 56,30 59,14 59,28 Epani«u ,.. 100 Peseta 59,14 59,28 59,13 59.27 Bankdiskont; Berlin 8 (Lombard 10), Amsterdam 3*t. Brüssel 7, Italien 7, Kopenhagen 514. London b, Madrid ö Lhristiarna 6. Pari» 6, Prag 6, Schweiz 3)4. Siockkolm 4>i. Wien 9 Ostdevisen: Bukarest 1,765 G 1,785 B, Marsch.... 54,16 D 54,44 B, Riga 80,65 G 81,65 B, Kowno 41,27 G 41,48 B, Kotto- Witz 54,05 G 54^4 B, Posen 54,01 G 54,2V B. - N o t» n : Gr. Polen 58,92 G 54,48 B, kl. Polen 53,48 G 53,97 B, Letten 80 D 80,80 B. Effektenmarkt. Die Sproz. Reichsanleihe hatte mit 0,4175 eingesetzt, ging dann aber weiterhin auf 0,4125 zurück. Dorkriegs- hypolhekenpfandoriefe waren wenig verändert. Land schaftliche Goldpfandbrtes» zeigten feste Haltung. Bankaktien waren höher. Verkehrswerte rechi ruhige Haltung. Schifsahrtsaktien abgeschwächt. Montan- aktienmarrt Höker. Kaliwerke aewannen. Ckemikcke Fabriken Kurssteigerungen. EI e k t r'l z i i ö t s w er t e ziem- Uch ruhig« Haltung. Waggonaktien geringfügig verändert. Maschinen- und Motorenfadriken Interesse BSrseuseiertag. Die Berliner Börse bleibt am Sonnabend vor Ostern (3. April) für jeden Verkehr ge- schlossen. Amtlich festgesetzte Preise an der Produktenbörse zu Berlin vom 10. März. (Getreide und Oelsaoten pei >000 Kilogramm, sonst per 100 Kilogramm alles in Reichsmark.) Weizen, märkischer 248—252. Mörz 262. Mai 261,50—262,50 u. Bries, Juli 262. behauptet. Roggen, märkischer 150—154, pomm. 148—152, Mürz 165, Mai 176,50—177.75. Juli >80—182 Geld, fest. Gerst«, Sommergerste 162—186 ffeinste Qualitäten über Notiz), Futter, und Wintergerste 136—150, ruhig. Hafer, märki scher 150—169, ruhig. Weizenmehl per 100 Kilogramm frei Ber lin brutto inkl. Sack (feinst« Marken über Notiz) 32,25—35,75, ruhig. Roggenmehl per 100 Kilogramm frei Berlin brutto inkl. Sack 21,75—23,50, fester. Weizenklei« frei Berlin 10. behauptet. Roggentleie frei Berlin 8M—9, behauptet. Viktoria-Erbsen 26 bis 32, klein« Speis««rbsen 28—25, Futtererbsen 19—21, Pe luschken 20—21, Ackerbohnen 20—21, Wicken 22—25, Lupinen, blaue 11,50—12^0, Lupinen, gelbe >3,75—14LO, Serradella >924er 14—21, do. neue 26—29, Rapskuchen >4—14,50, Leinkuchen 18,20 i bis 18,40, Trockenschnitzel 8,20—8,60, Sojaschrot 18,40—18L0, > Kartoffelklocken 13,70—14. Berliner Fettdericht vom 10. März. (Sebr. Gause.) Butter: Die Marktlage ist weiterhin ruhig, was auch in einem weiteren Abstrich der Berliner Notierung am 9. d. M um 4 Mark per Zentner zum Ausdruck kam. Die Zufuhren an Inlandsbutter sind zur Deckung der Nachfrage genügend Auch die Auslands märkte tendieren nach unten Ls dürste mU einer Ermässigung der Notierung am 11. d. M zu rechnen sein. Pie amtliche Preis- festsetzung im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel war am 9. d. M.: 1. Qualität 1,78, 2. Qualität 1,68 und abfallend« Sorten 1,48 Mork per Pfund. — Margarine: Das Geschäft bewegte sich in ruhigen Bahnen. — Schmalz: Bei geringen Umsätzen infolge schwach«! Konsumnachfrage verlief der Markt in ruhiger Haltung. Die Preise gaben etwas nach. — Speck: Un verändert und still. Berliner Kartofelpreise vom 10. März. sKartoffel- erzeugerpreise je Zentner waggonsrei märkischer Station. Amt lich ermittelt durch die Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg und für Berlin.) Weiße Kartoffeln 1,25—Ido, rote Kartoffeln 1,45—1,70, gelbfleischige Kartoffeln IM—>L5 Rm. Magdeburger Zuckreipreise vom 10. 'März. März 18,70 B 13L0 G, April 13,70 B 13M D, Mai 13,90 B >3,80 G, August 14,45 B l4L5 G, September l4M B 14,40 G, Oktober 14M B l4M G, Dezember 14B0 B l4M D Oktober-Dezember 14M B 14M D. Tendenz: Matt. Voraussichtliche Witterung Freitag: Unbeständig, kühl, windig, zeitweise Nieder schlag«. — Sonnabend: Abwechselnd Vetter und wolkig, letzteres aber mehr, kühl, Niederschlage und Wind — Sonn tag: Wolkig, zeitweise aukhrtternd. kübl, windig, Niederschlage. Morgen- und Abendstunden besonder» kübl. Kirchen - Nachrichten. Pulsnitz SouNtag, den 14. Mürz, Lütare - '/.S Uhr Abendmahl- Pfarrer Schulze DM' 0 Uhr Kirqgemetnbevrrssmmlune. '/,6 Uhr Versammlung«stunde de« Iugendbundes für E. T. L Uhr Passtonsandacht in der Sakristei, anschließend Abend- mohlsfrirr. Pfarrer Ehrler. — Montag, 18. Mürz, 8 Uhr Frauenverein Pulsnitz M. S. im Aonfirmandenztmmer. — Dienstag, 18. Mürz: '/,S Uhr Vroßmütterchenoerein. 8 Udr Btbrlftundr in landeskirchltcher Gemeinschaft. 8 Udr Bibel- stunde de» Jungmünneroerein». — Mittwoch, 18. Mürz, 8 Uhr Pibrlkranzchen de» Jungsrauenveretn» — Donnerstag, 18. Mürz, 8 Uhr Bibelstunde in Friedersdors. vhsr« Sonntag, 14 Mürz: 2 Udr Taufen und Kivdergottes- dienst (Derabfchieduna der Konfirmanden). 3 Uhr Jung- manneroerein..— Mittwoch, 17. Mürz, 8 Uhr Singestunde »es Jungfrauenoerrin». — Donnerstag, 18. Mürz: 3 Uhr Alien- oereintgung ,Fuch»brlle' bet Frau Baumeister T0ünel. 8 Udr Bibelstunde in der Schul». — Freitag, 19. Mär» 8 Udr Bibel- fiondr des Iungsraurnverrins. Vergib. Ortgtnal-Roman von H. Courths-Mahler 10. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Daß weiß ich, Baby, und das gefällt mir so an dir. Manchmal muß ich diese jungen Damen mit dir vergleichen und dann sage ich mir: Nein, die Lori, die ist doch ein ganz anderer, goldiger Mensch, so rein und wahr und so gesund und klar. Ein prachtvolles Mädel bist du, wahrhaftig! Und noch etwas bist du, Baby, soll ich dir's sagen?" Wieder nickte sie stumm. Sie hätte ausjauchzen mögen, und doch weinen, weinen ohne Ende. „Also, mein Gewissen bist du, Baby! Mein leib haftiges Gewissen! Wenn ich irgendwo aus Abenteuer ausgehe, überhaupt bei allem, was ich tue, frage ich mich immer erst: Wirst du das der Lori sagen können? Und wenn ich mir dann sagen muß: Nein, das kannst du ihr nicht sagen, dann weiß ich, es ist schlimm, und dann lasse ich's sein. Siehst du, so stehe ich unter deinem Einfluß, auch wenn ich nicht bei dir bin Was sagst du nun, Baby?" Loris Angcn schimmerten feucht. Seine Worte lö sten ein tiefes Glücksgefühl in ihr aus. „Stolz bin ich, Hans-Georg, daß ich dir so viel gelte Er nickte stolz. „Nun mußt du mir noch alle meine Torheiten ver geben, Schwesterlein." Da strich sie ihm lächelnd über das offene Gesicht, das niweilen noch einen knabenhaften Ausdruck haben konnte, obgleich er schon im dreißigsten Jahre stand. Und leise sagte sie: „Man kann dir nicht böse sein, Hans Georg, denn dein Herz ist ohne Arg." Er küßte ihre Hand zart und andächtig. Ab«« dann zuckte es gleich wieder über sein Gesicht. „Gotttob, mein Gewissen ist nun wieder beruhigt." Sie schüttelte den Kops, er aber lachte fröhlich c.uf. „Ach Baby, komm ins Haus, geh zu Vater und laß dich ausschelten wegen deines Auskneifens. Ich ziehe mich rasch um und komme dann zu euch." Er führte sie im Sturmschritt durch den Garten und schob sie durch die Pforte ins Haus. Während Lori ihren Pflegevater aufsuchte, sprang er in großen Sätzen die Treppe empor zu seinen Am- mein, wo sein Diener bereits alles zum Umkleiden zu- rechtgelegt hatte. * Wie immer, wenn Hans-Georg zu Hause war, ging ein frischer, froher Zug durch ganz Hohenstein. Singend und pfeifend eilte er durchs Haus, sein La- chen schallte aus allen Ecken. Für jeden Halle er ein aufmunterndes Wort, für jeden einen Scherz, ein lusti- ges Necken. Mutter Klinischen lachte über das ganze Gesicht, wenn er in die Küche kam und Allotria trieb; die Küchenmädchen kicherten; und wenn er es so weit getrieben, daß Mutter Klimschen schall, dann zog er befriedigt ab. Vom Inspektor bis zum kleinen Reit- knecht hinab war die ganze Dienerschaft wie elektrie- siert, solange er in Hohenstein weilte. Und mit dem Vater hörte man ihn um die Wette lachen. Tausend Schnurren ließ er los, um den allen Herrn aufzuheitern. Richt selten mischte sich dann ein klares Mädchenlachen anmutig mit den sonoren Man- nerstimmen. Es war wie ein Wunder — seit Hans-Georg im Hause war, hatte sein Vater keine Schmerzen mehr. Mutter Klimschen behauptete freilich, ihr Tee hätte das Zipperlein verjagt, aber das wollte der alte Herr nicht zugeben. Jedenfalls konnte er schon am vierten Tage nach Hans-Georgs Ankunft aufs Pferd steigen und i festen Stiefeln spazieren gehen. Nun wurde die Stimmung im alten Herrenhause noch viel vergnügter. Hans-Ge- org hatte in der Nachbarschaft Besuche gemacht, und nun fehlte es den ganzen Tag nicht an Gästen. In den Bekanntenkreisen Hohensteins herrschte eine anspruchslose Geselligkeit und eine selbstverständliche Gastfreundschaft, wie sie aus dem Lande üblich ist. Auch die Offiziere der nahen Garnison, unter denen Hans- Georg einige Freunde hatte, kamen oft nach Hohen- stein oder auf die nachbarlichen Güter herausgeritten. Man besuchte sich ohne Umstände. Kamen mehrere Herrschaften zusammen, dann wurde ein kleines Fest arrangiert. Dazwischen gab es auch eine formelle Einladung zu einem Diner, einem Garten est, einem Hausball, wo eine größere Anzahl von Gästen zujam- mentraf. Aber immer herrschte eine zwanglose Fröh lichkeit. Hans-Geirg war überall dabei, meistens in Gesell schaft seines Vaters und Loris. Am meisten hielt er sich in Lankwitz aus, dem nach Westen an Hohenstein grenzenden Gut des Herrn von Lankwitz. Dieser be- saß einen Sohn und zwei Töchter. Die älteste Toch ter Lena war an den Freiherrn von Glasenapp ver heiratet, der dem Auswärtigen Amt angehörie. Ler Lankwitz war zwei Jahre jünger als Lena, die drei ßig Jahre zählte. Hans-Georg und Leo waren be freundet, so wie ihre Väter befreundet waren. Traute, die jüngste Tochter, zählte zwanzig Jahre und war ein hildhübsches, blondes, zartes Persönchen. In Lankwitz herrschte ein ziemlich steiser Ton. Frau von Lankwitz war in ihrer Jugend Hofdameder Prinzessin Amalie gewesen, die am Herzog! chen Hos mehr gefürchtet als beliebt war. Die Herrin von Lankwitz hielt auch heute noch aus strengste Etikette. Ihrer kaltherzigen Natur war der zeremonielle Ton Bedürfnis, und ihre Angehörigen beugten sich ihrer Macht, teils aus Ueberzeugung, teils um des lieben Friedens willen. Herr von Lankwitz litt unter diesem Ton, aber seine friedliebende Natur hatte nach einigen vergeblichen Versuchen, Gemütlichkeit um sich zu ver- breiten, klein beigeben müssen. (Fortsetzung folgt.)