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Oer Flug zum Mond keine Utopie mehr! Oer Makrokosmos / Visionen werden Wirklichkeit / Ist die Reise zum Mond gefahrlos? Da gab es eine Zeit, die lächerlich primitiv war. In dieser Zeit wurde in Studierzimmern die Idee geboren, in der Wüste Gobi oder in der Wüste Sahara die Figur des pythagoräischen Lehrsatzes mit Hilfe dunkler Schutt massen und Steine in meilenweiter Ausdehnung so auf den blendenden Sand der Wüsteneinöde aufzutragen, daß man diese Kolossalfigur auf dem Mars wahrnehmen könne. Daß der Mars im ailergünstigsten Falle eine An näherung an die Erde bis zu 57 Millionen Kilometer er reicht, hinderte nicht daran, auch außerhalb des Laienver- standes an die Ernsthaftigkeit der Wirkung zu glauben. Der Mensch von heute lächelt über diese alten Pläne. Wie komisch klein wirren sie im Spiegel unserer letzten Jahrzehnte und erst recht im Spiegel unserer jüngsten For schung. Unlängst haben wir aus dem Munde von Profes sor Dr. Guthnick, dem Direktor der Neubabelsberger Sternwarte, erfahren, daß sich in der Mondforschung eine bedeutsame Wende oorzubereiten beginnt, in dem Augen blick nämlich, da der Mensch es übernimmt, höchst persön lich auf dem Mond seine Visitenkarte abzugeben. Profes sor Guthnick fügte hinzu, daß dieser Flug zum Mond schon jetzt im Rahmen der technischen Möglichkeiten liegt. Die Erde, vom Gedröhn der Milliarden Pferdekräfte durchzittert, wird uns mit jedem neuen Tage kleiner und schon deshalb brauchen wir den Anschluß an den Makro kosmos. Stellte uns der Augenblick vor die unbedingte Notwendigkeit, diesen großen Flug ins Weltall zu unter nehmen und den Mond zu erobern, so wäre uns die Mög lichkeit schon in den derzeitigen Mitteln der Technik ge geben. Wäre ein solcher Flug nun durchaus gefahrlos? Pro fessor Guthnick antwortet darauf, Laß allerdings eine Reihe von Gefahren in Rechnung gestellt werden müssen. Zunächst einmal die Gefahr des luftleeren Raumes und dazu die beträchtlichen Unterschiede in den Temperatur- Verhältnissen, wie sie sich aus den Gegensätzen von Sonne und Schatten ergeben. Ferner muß in Betracht gezogen werden, daß der Mond selber keine Atmosphäre hat. Doch damit allein wären die Eefahrenmöglichkeiten noch nicht erschöpft. Es muß schließlich auch berücksichtigt werden, daß zahlreiche Gesteinsstücke mit erheblicher Geschwindigkeit durch den Weltraum sausen. Der kühne Mensch würde aber auch dieser Gefahr mehr oder weniger zu begegnen wissen. Das Einzige, was uns zurzeit noch davon abhalten kann, in jene neue Welt vorzustoßen, ist die Höhe der Kosten, welche die technische Durchführung der Mondreise erfordert. Vielleicht schon in einem Jahrzehnt werden wir diese Welt mit ganz anderen Augen ansehen, denn was wir bis heute vom Universum wußten und im Augenblick noch wissen, diese Wissenschaft liegt himmelweit ab von der ab soluten Wirklichkeit. Wie vor tausenden von Jahren stehen wir auch heute noch, trotz aller großen Errungenschaften der Technik, trotz der gewaltigen Fernrohre und Riesen spiegel, vor einer Fülle von Mysterien. Noch immer sehen wir die große Welt nur relativ, genau so wie das Auge einer Mücke die Welt um sich her ganz anders schaut als das Menschenauge, denn jedem Geschöpf zeigen die Augen eine vollständig andere Welt, eine Welt mit ganz ande ren Formen, mit ganz anderen Grenzen und einer völlig veränderten Ausdrucksweise. Das wissenschaftliche und technische Denken wird schon in naher Zukunft neue Phantasien einfangen. Mag nach außen hin die stille Arbeit unserer Sternwarten auch nur wenig in Erscheinung treten, so wird doch Jahr um Jahr eine Unsumme difizilster Forschungsarbeit geleistet. Im Augenblick sind die deutschen Sternwarten dabei, für rund 150 000 Sterne des nördlichen Himmels von neuem die Ortsbestimmung festzulsgen, um daraus Material über ihre Eigenbewegungen zu erlangen. Diese Arbeit ist den Sternwarten Berlin-Babelsberg, Breslau, Heidelberg, Bonn, Leipzig und Hamburg-Bergedorf übertragen. Eben so hat man die von dem Deutschen Wilhelm Struve ge gründete russische Hauptsternwarte in Pulkowo bei Lenin grad, mit der die deutsche Wissenschaft schon immer im engsten Zusammenhang stand, zu diesen Arbeiten mither angezogen. Voraussichtlich dürste sich dieses Pensum bis zum Jahre 1940 zu Ende führen lassen. Neben diesen Ar beiten ist die Sternwarte Neubabelsberg zurzeit mit der Ausarbeitung eines umfangreichen Werkes beschäftigt, das sich mit ungefähr 4600 veränderlichen Sternen befaßt. Außerdem obligt der Babelsberger Sternwarte die stän dige photographische Ueberwachung des Himmels, die bei halbstündiger bzw. vollstündiger Belichtung durchgeführt wird. Daneben wendet sich die Erforschung des Gestirnrau mes gegenwärtig mit besonderer Intensität auch den schwächeren Sternen und den Nebelflecken zu. Besondere Anstrengungen auf diesem Gebiete macht die amerikanische Mount-Wilson-Sternwarte, für die augenblicklich ein Rie senspiegel von bisher noch nicht erreichten Dimensionen gebaut wird. Dabei war die Mount-Wilson-Sternwarte bisher bereits'in der Lage, mit Spiegeln von 1,50 und 2,50 Meter Oeffnung zu arbeiten, während der Spiegel der Neubabelsberger Sternwarte nur eine Oeffnung von 1,25 Meter hat. Immerhin ist auch diese Oeffnung noch sehr respektabel. Mit Hilfe des neuen amerikanischen Rie senspiegels wird man in der Erforschung der feinsten Spi ralnebel und der schwächeren Sterne um ein weiteres Stück vorankommen. Wir werden dann auch noch genauere Un terlagen dafür bekommen, mit welcher Geschwindigkeit sich der Abstand der Spiralnebel vom Milchstraßensystem ver größert. Daß wir mit jedem neuen Jahrzehnt der Verwirk lichung der seltsamsten Visionen näherkommen, kann heute kein Zweifel mehr sein. Wir wissen, daß der M-nsch von morgen wie ein Selbstverständliches auch das Weltall er obert. Seit Jahrtausenden trainierte Urgewalt des Wol lens, Schaffens und Vorwärtsstrebens, seit Jahrtausenden unaufhaltsam drängende stählerne Energie läßt Visionen und Geheimnisse Wirklichkeit werden, weil eine unstillbare Leidenschaft sich nicht eher zufrieden gibt, bis die scientia experimentalis herrliches Neuland gewonnen hat. Heute, da sich das ganze schöpferische Wollen in einem einzigen Punkte sammelt und zusammendrängt, um von Jahr zu Jahr noch Erstaunlicheres, noch Unglaublicheres zu schaf fen, heute ist selbst das Wahnwitzigste berufen, Tatsache zu werden. Der Ehrgeiz der Dimensionen, der Ueberrekorde, der sich heute selbst an den Makrokosmos heranwagt und ihn ständig näher an uns heranbringt, wird einer neuen Generation Wunder schaffen, um die man uns vorgestern noch verlacht hätte. Es ist heute überholt, daß nur noch die trunkene Seele Zeit und Raum mit Sekundengeschwin- digkeit durcheilt, der Mensch wird, wer weiß, wie bald schon, rein körperlich hineinwachsen ins unermeßliche Uni versum und dort zu finden trachten, was Plato, Spinoza, Kant und Schopenhauer zu finden sich vergeblich bemühten. Das Kackio im Diensts ciei'^ecüÄTl Zn einer medizinischen Zeitschrift wird über ein Radiogerät berichtet, das die Möglichkeit gibt, Metallsplitter im menschlichen Auge festzustellen. Es han delt sich dabei um einen nach dem Ueberlagerungsver- fahren gebauten Radioverstärker (Dreiröhrengerät), der, sobald man den Apparat einschaltet, einen Ton erzeugt. Wird die Augenpartie mit dem Stift, der eine kleine Me tallspule trägt, abgetastet, dann macht sich mit Annäherung an einen Metallkörper sofort eine eigentümliche Tonver änderung bemerkbar. Zahlreiche Versuche haben die Zu verlässigkeit dieses Verfahrens bewiesen. Es ließen sich sowohl kupferne wie eiserne Splitterchen, die weniger als ein Milligramm schwer waren, nachweisen. Das Verfah ren gestattet außerdem, die Größe der Splitterchen mit