Volltext Seite (XML)
denen, die vergessen haben, was sie taten für ihr Land und ihre Familie, dauernd als stummer Mahner des Nächtens an den Betten stehen und bei Tage an den Tischen sitzen sollen. Der Geist der Front ist unsterb lich, ihr Menschen. Uns kann man nicht irrefiihren, wir sehen durch all das Äußerliche, was an den Menschen hängt, durch bis zu dem Geist, der in ihm lebt. Für uns gilt nicht Nang noch Würde, denn alle, die wir einst gegenein anderstanden, sind im Geiste Kameraden. Um das zu erkennen, war der Krieg notwen dig, weil wir es vorher nicht mehr wußten. Wäh rend wir zerstörten und einander töten mußten, erkannten wir, was wir mit gleicher Krast auf dieser Erde an Segen wirken könnten. Auch das wußten wir vorher nicht mehr, erst der Krieg hat uns das gelehrt. Wir haben auch im Krieg gelernt, daß Worte nichts sind, und die Taten alles. Drum wollen wir nicht immer wieder schöne Worte hören an den Gräbern unserer Kamera den und an den Denkmalen, die ihr ihnen in der Heimat ausgestellt habt. Wir trauen die sen Worten nicht, weil ihnen die Ta ten nicht folgen. Es empört uns, daß die Bölker so undankbar unseren, ins Leben zuriickgekehrten Kameraden gegenüber sind, daß solche, die niemals Pulver gerochen haben, die niemals im Tosen des Trom melfeuers standen und die niemals das Klagen eines Sterbenden in ihr Herz schneiden spürten, daß von diesen Nichtsoldaten nur zu gern mit der Drohung des Krieges Po litik gemacht wird. Wir sind nicht vor zwanzig Jahren ausgezo gen, um die Welt mit Haß und Nachsucht zu er füllen, sondern um einen besseren Frie den nach Hause zu bringen. Kamera den aller Bölker, ist es nicht so?" Und der grollende Chor der Schatten wird antworten in tosender Zustimmung: „Jawohl, so war es". Bis der unbekannte Richter weiter sprechen kann: nur zu leicht läßt sich die Jugend der Völker von den Rattenfängern der politischen Parteien mit klingenden Phrasen und dem billi gen Feuerwerk der Begeisterung von der Tollwut des Kriegsgeschreis anstecken. Sie soll besser die Überzeugung gewinnen, daß schöner als die Kugelsaat eines Maschinengewehrs das Ausstreuen einer Handvoll Körner für das Brot ihres Polkes ist. Wir haben einmal vor zwanzig Jahren furcht los den Tod in sein unbarmherzig beinernes Ge sicht geschaut. Wir wollen, daß die Jugend den Mut hat, ebenso furchtlos dem Tod in sei» hartes, unbarmherziges Gesicht zu sehen. Erft wenn sie das kann, dann kann sie ein mal auch Soldat und Krieger sein. Die soziale Not bei allen Völkern der Erde kommt nicht vom Krieg, sondern nur von dem schlechten Willen derjeni gen, die wir nur zu gut kennen, die auch in un serem Kriege aus dem Schweiß und dem Blut der Soldaten gleißendes Gold gemacht haben. Zwei Wege sind euch offen. Der eine führt über Haß, Mißgunst und Neid zu neuem und schlimmerem Verderben als vor zwanzig Jahren. Der andere aber führt über Arbeit und Kameradschaft zum ehrenvollen Frieden für alle, die eines guten Willens sind. Das Gericht kommt wieder! Denn wir sind das ewige Gericht der im guten Glauben für ihre Heimat gestorbenen Soldaten. M»fse»verh«ft«»ge» t« de» B«,»deSlSnder« Der Werfall auf das Bundeskanzleramt geklärt Vin neues Todesurteil in Wien vollstreckt — Romreise Schuschniggs? — Noch schwere Kämpfe in Kärnten — 3000 österreichische Flüchtlinge in Südslawien Wien, 1. August Die polizeiliche Untersuchung des Putsches vom 25. Juli hat ergeben, daß die Aufständischen in Wien ihre Waffen und Uniformen auf einem Holzlagerplaß im 20. Bezirk verborgen hatten. Erst am Mittwoch vormittag wurden diese Ge genstände in die Turnhalle im 7. Bezirk gebracht. Ferner wurde festgestellt, daßdieFührer der fünf Kraftwagen, die bei dem Überfall verwendet wurden, vollkommen unschul dig sind. Sie wurden vormittags von einer un bekannten Person angerufen, sich zu einem gro ßen Transport in die Siebensterngasse zu bege ben, wobei ihnen bedeutet worden war, daß es sich um einen staatlichen Auftrag handele. Das ganze Manöver war so geschickt eingefädelt wor den, daß keiner der Krnftwagenführer noch der Kraftwagenbesitzer irgend einen Verdacht schöpfe, zumal das bekanntgegebene Ziel, Bundeskanzler amt, überhaupt dazu angetan war, jeden weite ren Zweifel zu zerstreuen. Außer den Hingerich teten beiden Führern der Aufständischen wurden noch weitere 20 Anführer beim Überfall auf das Bundeskanzleramt ermittelt. In das Welser Kreisgericht sind 200 Per sonen wegen Teilnahme an dem Aufstand einge liefert worden. In Graz sind bisher 1400 Strafanzeigen eingelaufen. Das Standgericht verurteilte am Mittwoch den Angeklagten Friedrich Wurnig zum Tode und den Angeklagten Christian Meyer zu 2Ü Jahren Zwangsarbeit. Das Urteil an Wurnig ist kurz nach 2ü Uhr vollzogen worden. Die beiden Verurteilten waren beschuldigt, am 25. Juli de» Polizeistabshauptmann Hickl von der Jnnsbrücker Sicherheitswache auf der Straße erschossen zu haben. Die Verurteilung Meyers erfolgte wegen Mittäterschaft. Wien, 1. August Wie das sehr gut informierte christlich-soziale „Neuigkeits-Weltblatt" mitteilt, dürfte sich Bun deskanzler Dr. Schuschnigg schon in allernäch ster Zeit nach Nom zu einem Besuch Mussolinis begeben. Vizekanzler Starhemberg wird den Bundeskanzler auf dieser Reise begleiten. Belgrad, 1. August, Die „Breme" veröffentlicht einen telefonischen Bericht ihres Korrespendenten aus llnterdrau- burg von der südslawisch-österreichischen Grenze über die Lage am Dienstag. Danach dauerten die Kämpfe zwischen Aufständischen und Vundes- truppen in Kärnten auch während des ganzen Dienstag an. Es soll sich dabei sogar um die blutigsten und vertu st reich st en Kampf handlungen gehandelt haben, die im Verlauf des ganzen Aufstandes in Österreich zu verzeich ne» waren. Die Aufständischen und die Bundes truppen hätten zahlreiche Tote und Verwundete zu beklagen. Die „Breme" berichtet ferner von der Grenze, daß am Dienstag im Westen Kärntens eine große Aufstandsbewegung begonnen habe. Es seien nun mehr auch dort heftige Kämpfe entbrannt. Die Aufständischen versuchten einen konzentrischen Angriff auf Klagenfurt. Nach einer Belgrader Meldung der „Stunde" sind bisher 3000 Aufständische auf südslawisches Gebiet übergetreten. In Warasdin ist Diens tag ein neuer Transport von 60 Flüchtlingen eingetr^ffen, darunter befinden sich auch zwei Frauen und fünf Kinder. Den Flüchtlingen wurden die Waffen abgenommen. Nach einer weiteren Meldung find auf der Linie Marburg- Drauburg allein 700 Österreicher nach Südsla- vien geflüchtet. Letzte (Nachrichten Deutsch-Polnisches Noggenabkornmen auf ein Jahr? verlängert ! Berlin, 1. August Im Neichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurde am 1. August die Verlän-i gerung des Abkommens über die gemeinsam» Regelung der deutsch-polnischen Roggen- und Roggenmehlausfuhr unterzeichnet. Das Abkom-, men wurde gleichzeitig auf Grund der guten E» fahrungen mit der bisherigen Regelung sü» Roggen und Roggenmehl auf Weizen und Weizenmehl ausgedehnt. Die Vertan-! gerung gilt für ein Jahr. Auf deutscher Seirs hat das Abkommen Dr. Moritz, Ministerial« direktor im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und auf polnischer Seite der polnische Gesandte in Berlin, Lipski, unter-l zeichnet. Kinder ! verursachen Zugentgleisung Trier, 2. August Wie die Reichsbahndirektion Trier mitteilt, entgleiste auf der Strecke Trier-Hemes- keil am Mittwoch abend die Lokomotive und der Packwagen eines Personenzuges. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. Die Reichsbahn ließ sofort einen Umsteigeverkehr einrichten, so daß der planmäßige Zugverkehr nicht gestört ist. Die Untersuchung ergab, daß Kinder aus dem Orte Kell am Nachmittag in einer Kurv» schwere Steine auf die Gleise gelegt hatten, dis der Lokomotivführer zu spät bemerkte. AN einer Stelle häuften sich die Steine derart, daß die Zugmaschine und der Packwagen aus den Gleisen sprangen. Die Aufgleisung wurde sofort in die Wege geleitet. Die Kinder, die den Zug unfall verursachten, sind neun bis elf Jahre alt« Zwei Motorradfahrer in die Zuschauermenge Neuyork, 1. August Wie aus Lakewood (New Jerseys berichtet wird, ereignete sich bei einem Kirchenfest in dein benachbarten Holmansville ein schweres Motorrad unglück. Bei Vorführung kamen zwei Motorradfahrer plötzlich ins Schleudern und fuhren in die Zuschauermenge. Zwei Personen wurden getötet und an 30 verletzt. Neun von den letzteren trugen schwere Verwundungen da« von. Marine Anteilnahme in England Eiac » « Annkmeldung London, 2. August Die Nachricht vom Hinscheiden des Reichsprä sidenten von Hindenburg verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Jnerhalü weni ger Sekunden war die Meldung vom Tode des „grand old man" Deutschlands, wie er hier genannt wurde, in alle Ecken des britischen Weltreiches getragen. Zu der Bewunderung und Verehrung, die dem tapferen und ritterlichen Führer der deutschen Heere im Weltkrieg ent gegengebracht wurde, hatte sich überall in Eng land in den Jahren nach dem Kriege eine warmeZuneigung gesellt, die heute bei der Nachricht seines Ablebens in tiefer Weise zum Ausdruck kommt. Auf der deutschen Botschaft wehen die Fahnen auf halbmast. Die Blätter ver öffentlichen mit dem Bilde des verstorbenen deut schen Reichspräsidenten geschmückre Nachrufe und führen in eingehenden Lebensbeschreibungen vor Augen, in welch hohem Maße das Leben dieses Mannes ein Leben der Selbstaufopferung und treuester Hingabe an das Volk war. Die Streikausschreitungen in Minneapolis Minneapolis, 1. August In Minneapolis kam es am Mittwoch erneut zu ernsten Unruhen der streikenden Lastkraft wagenfahrer. Obwohl die Nationalgardisten durch die Straßen patrouillierten, konnten die Streikenden mehrere Lastkraftwagen mit Ar beitswilligen umwersen. Bei dem Schlag gegen das Hauptquartier der Aufständischen wurden 40 Kraftwagen sowie eine Menge Feuerwaffen beschlagnahmt. Die Reichszuschüsse für Eebäudeinstandsetzungen und Umbautem die durch das zweite Gesetz zur Ver minderung der Arbeitslosigkeit gewährt wurden, haben auf dem Baumarkt recht beträchtliche Verän derungen heworgcrufen. Eine grobe Anzahl von Erobwohnungen, die unvermietbar waren, wurden ausgeteilt und der Benutzung wieder zugänglich ge macht. Ferner wurden .zahlreiche Häuser vor dem weiteren Verfall bewahrt und dadurch eine fortschrei tende Schädigung des Hypothekenmarktes unterbun ¬ den. Interessant ist, das; vom gesamten Neuzugang an Wohnungen im ersten Viertel des Jahres 1934 fast drei Fünftel Umbauwohnungen waren. Nach zuverlässigen Schätzungen dürften in den Städten heute nur noch ein Drittel soviel Gi obwohnunge» leersbehen wie in -en vergangenen Kr senjahvem Gübost Europa als Rohstoffland Ueberblick über die Hauptprodukte der wichtigsten Donauländer Zusammen mit Deutschland und Italien umfassen die sechs Donauländer Österreich, die Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien einen Wirtschaftsraum von fast zwei Millionen Quadratkilometer mit 189 Millionen Bewohner. Ein Drittel der europäischen Bevölkerung wohnt hier. Das allein zeugt für die Bedeutung dieser Wirt schaftsachse im europäischen Leben. Unser Schaubild lässt die wichtigsten Ausfuhrgüter der Donaulünder erkennen. Die Agrarstaaten Uirgarn, Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien produzieren Getrold«, Obst, Eier und Fleisch. Wichtig ist auch Flachs und Hanf. Von grösster Bedeutung sind ferner in den Donauländern Mineralöle, Ölfrüchte und Ölsaate», Mais, Reis. Tabak, Südfrüchte, Erze, ja selbst auch Baunkwoll».