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abkonterfeien, was ihm in den Weg kommt, mit ganz be sonderer Vorliebe aber die erste Gelegenheit, die sich beim Schopfe fassen läßt: die Eeburtstagsgesellschaft. Familiäre Milieus sind nun mal die Plattform aller Photoalbums. Der „Aufnahme" geht natürlich jedesmal ein ganz un geheuerlicher Aufwand voraus, so ungefähr, als ob die Weltkugel auf den Kopf gestellt werden soll. Da wird die große Portiere, da sie ihres prachtvollen Musters wegen einen „so idealen Hintergrund" abgibi, mit der Holzaxt vom Türrahmen gehauen und mit der gleichen Holzaxt an der Rückwand des Zimmers festgenagelt. Das Sosa muß, weil „es der Stimmung im Wege ist," zunächst „verrückt" und eine Viertelstunde später, weil es dauernd mit Emils Stativ im Kampf liegt, ins angrenzende Schlafzimmer transportiert werden. Statt dessen muß aus dem „guten Zimmer" das Nähtischchen nebst den neuen Plüschsesseln herangeschleppt werden. Nachdem das tote Inventar sechs undzwanzigmal umgruppiert worden ist, wobei natürlich die Situation jedesmal durch die Mattscheibe „überprüft" werden muß, geht es an das furchtbar schwere Problem der Personengruppierung. Was da ein angehender Amateurphotograph im Schweiße seines Angesichtes erlebt, dagegen ist die eiserne Jungfrau — der reine Waisenknabe. Da müssen Schul tern nach vorn und hinten gedreht werden, Köpfe werden zurechtgesetzt, pokalbeschwerte Arme in den streng vorge schriebenen Winkel von neunzig Grad gebracht, da muß der Riesenschnurrbart von Onkel Heinrich, weil er die Pu pille verdeckt, mit Schnurrbartwichse in eine einwandfreie Form gedreht werden, da muß man dem süßen Schoß- Hündchen von Tante Elsbeth, damit de: quecksilbrige Wau wau während der Aufnahme nicht unerwünscht wedelt, den Schwanz an das eine Hinterbein festbinden, der Groß mutter mutz alle Viertelmrnute gesagt werden, datz sie das Kinn nicht so Hochstrecken darf — kurzum^ es ist, als ob sich die ganze Tücke des Objekts in Großformat ver schworen habe, als ob der Augenblick darauf lauere, den Superlativ der Tantalusqualen wahrzumachen. Emil, der Schlingel, sitzt wie aus Brennesseln, obwohl er wie ein Perpetuum mobile dauern- in Bewegung ist. Ist alles so weit fertig, dann muß Emil erst mal noch im Lehrbuch genau nachsehen, wie lange eigentlich bei Zimmerausnahmen belichtet werden darf. Inzwischen hat sich natürlich der Schnurrbart von Onkel Heinrich schon wieder verbogen, Tante Elsbeth hat niesen müßen, wobei sie ganz und gar aus der Fassung gekommen ist und Groß mutter streckt — natürlich! — schon zum achtundvierzig- stenmale das Kinn himmelwärts, als sei die Stubenfliege, die eben vorüberschwirrte, ein Ueberseeriesenflugzeug. Aber endlich, endlich ist es doch so weit. Der große 'eierlichs Augenblick naht: Emil belichtet . . . Wie die Aufnahme ausgefallen ist? Entzückend — wenn man von einigen wenigen Kleinigkeiten absieht. Onkel Heinrich, der nur bis knapp an die Unterlippe auf die Platte kam, hat sein Urteil in edelster Selbstverleug nung in „ganz großartig" zujammengefaßt. Auch Groß mutter, die noch erheblich schlechter weggekommen ist — bei ihr war als äußerstes Extrem grade noch der oberste Blusenknopf aufs Bild gekommen — hatte gegen die Auf nahme ganz und gar nichts einzuwenden. Im Gegenteil: sie erwärmt sich förmlich für Emils künstlerisches Empfin den. Sicherlich hat sie nicht ganz unrecht, denn die zehn Fingerabdrücke, die Emil wohlgefällig auf die Platte ge drückt hat, haben Zweck und Sinn. Kein wahrer Künstler kann auf jein Signum verzichten. Es wäre noch zu berichten von Fiffi, Lem-quecksilbrigen Vierbein, die just tm Moment der Belichtung davonge rannt ist, es wäre noch zu berichten von Tante Elsbeth, die den Kopf ganz nach der Sette drehte, weil sie der flüch tende Fiffi mehr interessierte als das Auge der Kamera, es wäre noch zu berichten von. .. Nein, lassen wir's gut sein! Da Fritz, Onkel Heinrich, Tante Elsbeth und sogar die jo beharrlich in die Höhe strebende aber dabei doch eigentlich zu kurz gekommene Omama jo unbeschränkt ihrer Zufriedenheit Ausdruck ver liehen, wollen wir es auch sein. Wem gehört der Wind? Die Klosterverwaltung von Windsheim in der nieder ländischen Provinz Oberyssel trug sich im 14. Jahrhundert mit der Absicht, eine Windmühle erbauen zu lassen. Der in unmittelbarer Nähe wohnende Gutsbesitzer hörte von diesem Plan und geriet darüber mächtig in Erregung. Noch am gleichen Tage teilte er der Klosterverwaltung mit, daß er den Bau der Windmühle nie und nimmer zu- lasse, da der Wind — sein persönliches Eigentum (!) >ei. Auf diesen sonderbaren Einspruch hin wurden die Mönche beim Bischof von Utrecht vorstellig, also bei der Stelle, welcher die Provinz Oberyssel bereits seit vier Jahrhun derten unterstellt war. Der Bischof verwais den Einspruch des Gutsherrn als völlig unbegründet, da der Wind All gemeingut der ganzen Provinz sei. Und einige Wochen spä ter drehten sich bereits stolz und wuchtig die Flügel der klösterlichen Windmühle, die dem lufthungrigen Guts herrn für die Zeit seines Lebens ein Stein des Anstoßes blieb, da er es nicht verwinden konnte, wie „bitteres Un recht" man ihm mit dem „Luftdiebstahl" zugefügt hatte. Bilderrätsel. Magischer Stern. Mit den Buchstaben: a — a — d — d — - — - — e — e —e—e—e—f—f—i—i— i — i — i — l — l — o — o — r — r — t ist die Figur jo auszufüllen, daß in den waagerechten und den entsprechen den senkrechten Reihen gleichlautend Wörter mit folgendem Sinn entstehen: 1. musikalische Vortragsbezeichnung (Abk.) für „stark", 2. juristisches Be weismittel, 3. Grenzfluß zwischen Schleswig und Holstein, 4. Oper von Beethoven, 5. griechischer Buchstabe, 6. spanischer Frauenname, 7. Vokal. Auslösungen aus letzter Nummer. Verwandlungsleiter: Rund, Rand, Land, lang, bang, Bann, dann, dünn. Silbenrätsel: 1. Dürre, 2. Aorta, 3. Sevilla, 4. Triumvirat, S. Erzeuger, 6. Hochehrwürden, 7. Initiative, 8. Crom well, 9. Haselnuß, lv. Nördlingen, N. un artig, 12. nörgeln, 13. Inundation, 14. Charleston, 1ö. Henkel, 16. Aorta, 17. Ra sen, 18. Marne. 19. erinnern, 20. Rebus, 21. Tedeum, 22. Ornament, 23. reihum — Da steh' ich nun, ich armer Tor! — Und bin jo klug als wie zuvor.