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WDMUss TUM un-An^iM Hohenftein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Bei Klagen, Konkurse», Vergleichen »sw. wird der Bruito- beirag in Rechnung gestellt. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger Störung des Betriebe» der Zeitung, der Lieferanten oder der Beförderung-einrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieserung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung deS Bezugspreise». — Erfüllungsort und Gerichisstand: Hohenstein» Ernstthal. Erscheint jeden Wochentag nachmittags — Fernsprecher Nr. Il und 28. — Postscheckkonto Leipzig 23464. — Bankkonten: Stadtbauk (Konto 2314), Dresdner Bank Zweigniederlassung Hohenstein Ernstthal, Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zuriickgcschickt. — Einsendungen ohne Namens nennung finden keine Ausnahme. Druck und Verlag vvn Dr. Alban Frisch. Freilag, den 19. Januar 1934 1 84. Fähig Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Stadtrats behörd licherseits bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht es die Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Finanzamts Hohenstein-Ernstthal sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Ncsnasvrcis halbmonatlich 85 Nolchsincuniao ciulchlwtiUch Traarrlohn. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. I Tue 41, mm breite MNlimeter.ieile kostet tm Auzetcienteit 1 o l 8 Pia., die 7:! mm breite MillimeterreNe im Slektancctcil " >24 Pla. Für den Nachweis werde» 25 Reichsvlo. bcrcchuet. Dollfust im Krieg gegen „Bruderland" Deutschland Er öesOMtzt die deutsche Regierung der Einmischung in innere Angelegenheiten Sesterreichs Der brutale Massen-Terror schießt immer neue Blüten Wien, 18. Zan. Bundeskanzler Dollfuß gab am Donners tagabend in einer Bolljitznng der christlichsozia- len Bereinigung grundsätzliche Erklärung über Lie außen- und innenpolitische Lage Österreichs ab. Dollfuß nahm eingangs auf den Besuch des italienischen Staatssekretärs Suvich Bezug und erklärte u. a., kein anderes Land sei Öster reich bei seinen wirtschaftlichen Sorgen so lehr en t g e g e n gekommen wie Italien. Auch in politischer Hinsicht habe Italien bei jeder sich Lickenden Gelegenheit an Österreichs Seite ge standen. Der Bundeskanzler gab seiner besonde ren Freud« darüber Ausdruck, daß in einer Zeit, wo — wie Dollfuß sagte — die F r c i h e i t und Unabhängigkeit Ostererchs bezwei felt und bekämpft werde, der Besuch des amtlichen Vertreters einer Großmacht erfolgt sei, der eine besondere Stärkung und betonte Aner kennung der Selbständigkeit und Freiheit Öster reichs bedeute. Die gegenwärtige außenpolitische Lage Österreichs, so Zährte Dollfuß weiter aus, fei unverändert gut. Auf das Verhältnis Österreichs zum Deutschen Reich eingehend, erklärte Dollfuß w. a. wörtlich: „Unser größtes Nachbarland wird endlich be greifen müssen, daß es vielleicht ein inter national nicht ganz ungefährliches Spiel ist, wenn ein Land, dessen Bedeutung, auch wenn cs territorial klein ist, allseits verstanden und er kannt wurde, von einer Großmacht, leider noch dazu einem Staat, den ein Brudervolk bewohnt, in seiner Freiheit und Unabhängig keit weiterhin ständig bedroht wird, f?) Ich bedaure dies umsomehr, weil cs sich hier eben um zwei Staaten handelt, die die engsten Blut bande und die ältesten historischen Gemeinsamkei ten miteinander verbinden. In meiner Sylvcster- »cdc habe ich klar zum 'Ausdruck gebracht, daß! wir Österreicher uns dieser Bindungen und Zu sammenhänge bewußt sind." Aus die inncrpolitijche Lage eingehend be hauptete Dollfuß, die österreichische Regierung habe in den letzten Monaten die allergrößte Zurückhaltung undGeduld bewiesen. Um so stärker sei vor aller Welt das moralische Recht der Negierung, mit aller R ückj i ch ts l os i gke i t durchzugreifcn. Der Bundeskanzler erhob in diesem Zusam menhang die schwcrstcn Vorwürfe gegen die deutsche Negierung und die Bevölke rung im Reich, die er der unbefugten Einmi schung in die innerpolitischcn Ver hältnisse Österreichs beschuldigte. Dollfuß verflieg sich dabei auch zu der Behauptung, die Antwort aus die Verständigungsbereitschaft der österreichischen Negierung sei eine neue Ter ror welle gewesen. Österreich werde mit aller Krast und Rücksichtslosigkeit im eigenen Lande Ruhe und Ordnung Herstellen. Polizei und Gen darmerie sowie das Hilsskorps seien vollständig ausreichend, um — wie Dollfuß erklärte — „die Terroristen zu Paaren zu treiben". Die Bundesregierung habe in einem Aufruf ihre Entschlossenheit bekundet, den Kampf unter allen Umständen und mit allen Mitteln durchs zuhalten. Die vernünftigen Kreise aus dem na tionalen Lager müßten doch einsehcn, daß der Meg, den sie bisher gegangen seien, nicht weiter- gehe. An die Adresse der Sozialdemokraten gewen det, betonte der Bundeskanzler, daß für die innenpolitische Entwicklung Österreichs auch die Frage von Bedeutung sei, wie sich die Kreise der Bevölkerung, die aus klassenkämpserischen Grün den bisher noch abseits von der Gefolgschaft der Regierung ständen, sich künftig zur Negierung und zum Staate stellen würden. Dollfuß kam dann noch aus die Vorkommnisse im Heimatschutz zu sprechen und hob hervor, daß die wirklichen Führer des Heimatschutzes uner schütterlich zu ihrem Programm ständen und an dem Kurs der Regierung festhieltcn. Was die Christlichsozialc Partei anbelange, so müßten aus den erfahrenen und wertvollen Elementen, die bisher schon in schwerer Zeit die Verantwortung getragen hätten, die Elemente der großen aktiven Erneuerungsbewcgung ge schaffen werden. Die Frage der Niederlegung der Mandate streifend, forderte der Bundeskanz ler, daß die Abgeordneten aus ihrem Platz aus zuharren Hütten, solange er cs für nötig finde. Linz, 18. Zan. Gegen das Landhaus in Linz, dem Sitz der ober-österreichischen Landesregierung, wo auch die Kanzleien des neuernannten Sicherheits direktors Freiherr von Hammerstein unterge bracht sind, wurde am Dienstag abend gegen 8 Uhr von unbekannten Tätern ein Papier- Suvich in Wien Mit Böllerschüssen und HakenLreuZsahnen begrüßt — Weit gehende wirtschaftliche und politische Plane Wien, 18. Zan. Der italienische Unterstaatssekretär des Äußern, Suvich, ist heute früh zu cinem offi ziellen Besuch bei der österreichischen Negierung in Wien eingetrofsen. Auf dem Bahnhof hatten sich Bundeskanzler Dollfuß, die Mitglieder der Regierung und Vertreter der Militär- und Zivilbchörden zum Empfang cingcsundcn. Beim Eintreffen Snvjchs gingen in der Nähe des Südbahnhoss zwei Papierböllcr las, die weiter leinen Schaden anrichtcten. Von einem in der Nähe des Südbahnhoss gelegenen Hoteldach wurde» mit einem Wurfgeschoß H a k c n k r e u z f a h n e n in der Richtung des Südbahnhofs abgelassen. Bei den außerordent lich strengen Abspcrrungsmahnnhmcn, die die Polizei aus der ganzen L nie der Abfahrt vom Siidbahnhof zu seinem Hotel vorgenommen hatte, wurde eine Reihe von Personen ver haftet. Die Polizei hat weiter ungewöhnlich strenge Sicherungsmaßnahmen getroffen, um alle Kundgebungen während der Anwesenheit Les italienischen Staatssekretärs zu verhindern. Suvich hat in den Vormittagsstunden dem Bundespräsidenten und dem Bundeskanzler die üblichen offiziellen Besuche abgcstattet, die sodann vom Kanzleidirektor des Bundespräsi denten und vom Bundeskanzler Dollfuß erwidert wurden. Über die erste Unterredung zwischen Suvi ch und Dollfuß wird am Donnerstag mittag amtlich mitgeteilt: Unterstaatssckrccär Suvich stattete mittags Bundeskanzler Dollfuß einen Besuch ab. Die Besprechung, die einen außerordentlich herzlichen Charakter trug, dauerte über eine Stunde. Zn den Nachmittags- und Abendstunden des Donnerstag fanden hier erneut Kundgebungen statt. Eine zahlreiche Menschenmenge versam melte sich vor dem Hotel Imperial, in dem der italienische Staatssekretär Suvich Wohnung ge nommen hat, sowie vor der Oper. Die Polizei ging vor nnd suchte die Menge in die Neben gasse» abzudrängen. Unmittelbar vor Lem Opergebäude explodierte ei» Papierböllcr. In einzelnen Straßen der Innenstadt traten Lichtstörungen ein. Ferner snhren Kraftwagen durch die Straßen, aus denen Papierböllcr gc- schlcudcrt wurde». Die Polizei nahm zahl reiche Verhaftungen vor. Die Besprechungen zwischen Suvich und Dollfuß sind den ganzen Nachmittag bis in die Abendstunden im Hotel „Imperial" fortge setzt worden. Zn einer wohl als offiziös inspiriert anzu- sprcchenden Darstellung in der Presse heißt cs, gegenwärtig bestünden für die weiteren Entwick- lungsmöglichkcitcn Österreichs zwei Pläne: der französische M i t t e l e u r o p a p l a n einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Österreich, Ungarn und der Kleinen Entente sowie der Plan Mussolinis, der ci»c mitteleuropäische Wirtschaftsgemeinschaft mit Deutschland und Italien vorschc. Während des Besuches des englischen Außenministers Simon i» Rom habe sich eine Annäherung Eng lands an de» Mussolini-Plan ergeben. Suvich werde jetzt die österreichische Regierung über die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen Musso lini nnd Simon unterrichten. Die wirtschaftliche Zukunft Österreichs werde zunächst in einer enge» Zusammenarbeit mit Un garn, jedoch ohne jede politische Bindung, ge sehen, wodurch ei» Gegengewicht gegen die wirt schaftliche Zusammenarbeit der Kleinen Entente geschaffen werden könne. Später werde dann an ein größeres Programm der mitteleuropäischen Aufbauarbeit zwischen Österrcich, Ungar», der Kleinen Entente, Deutschland und Italien gedacht. Suvich habe jedoch neben dem wirtschaft lichen Programm auch ei» politisches Programm mitgebracht, das sich in erster Linie auf eine einheitliche Behandlung der Sicherheits- sragen und insbesondere aus die Frage der Gleichberechtigung Österreichs richte, da Österreich auch in Zukunft nicht mehr als ein Staat zweiter Ordnung behandelt werden dürfe. Die Sicherheit in Europa könne nur von gleichwertigen Partnern garantiert werden. Auf dieser Linie träfen sich die Forderungen, die Deutschland mit Unterstützung Italiens auf An erkennung der deutschen Gleichberechtigung ge stellt habe, mit den Forderungen Österreichs. Es sei nicht ausgeschlossen, dnß gerade auf die sem Gebiete in den gegenwärtigen Wiener Be sprechungen eine weittragende Vereinheitlichung der Anschauungen erreicht werden könne. Je doch seien aus diesen Besprechungen keinerlei fcnfatioucllc Ergebnisse zu erwarten. böller geworfen. Durch die Explosion wurde eine Reihe von Fensterscheiben zertrümmert. Die Staatskanzlei nahm noch in den Nacht stunde» einen umfangreichen Sicherheitsdienst auf. Auch die von der Negierung vor kurzem uufgebotcnc» Hilfskorps- und Hilfspolizeiablci- lungcn wurdcn zur Bewachung der össentlichcn Gebäude herangezogcn. Obgleich die in der Nacht von Polizei- und Kriminalbeamten vor- gcnommeneil zahlreichen Hausdurchsu chungen bei vermeintlichen Mitglieder» der NSDAP in allen Fällen ergebnislos ver liefen, wurden in den frühen Morgenstunden des Mittwoch gegen 3ü Verhaftungen vorgenommcn, "wobei fcftgestcllt werden muß, daß die Verhafteten mit dem Anschlag nicht nur in keinerlei Verbindung mit der NSDAP nnch- gcwicscn werden konnte. Sie stehen lediglich im Verdacht nationaler Gesinnung. In der gleichen Nacht vom 16. auf 17. Januar sind auch in Ried und Enns Papicr- bölleranschläge verübt worden, ohne daß es bis her gelang, die Täter zu ermitteln. In ganz Oberösterreich sind anscheinend über den Kopf des S i ch e r h e i 1 s d i r e k t o r s hin weg durch unmittelbaren Auftrag der Wiener Zentralregierung zahlreiche V erhast u n g e u und G e i s e l f e st n a h m e n erfolgt. In dem Linzer Vorort Klein- M ü n ch e n ist es in den letzten Tagen zu Ansammlungen von Arbeitslosen gekommen, die durch Uebersull- kommandos der Polizei zerstreut wurden. In der Bevölkerung macht sich eine wachsende An ruhe und Gärung bemerkbar. Innsbruck, 18. Ian. Aus Anlaß des Reichsgründungstages waren im deutschen Konsulat, an dem auch die schwarz weißroten und die Hakenkreuzjahne gehißt waren, Empfangslisten aufgelegt, in die sich im Laufe des Vormittags zahlreiche Personen ein- trugcn. Gegen 12 Uhr zog die nationale Stu dentenschaft zum Südtiroler Platz, wo sich das Konsulat befindet, um sich ebenfalls in die Listen einzutragen. Vor der Einbiegung in den Südtiroler Platz wurden den Studenten jedoch von Polizei der Weiterzug verwehrt. Unter Absingen des Liedes „Burschen heraus", kehrten die Studenten um und riesen „Heil Hitler" und „Österreich er wache". Nun drang die Polizei mit blan kem Säbel nnd Gummiknüppel aus die Studenten ein. Die Zusammenstöße, die teilweise heftigen Charakter annahmcn, setzten ich auch in anderen Straßen fort. Zahlreiche Angehörige der Studentenschaft wurde» ver haftet und ins Gefängnis cingeliesert Wien, 18. Jan. Der Buudcsführcr der österreichijchcn Heim wehren, Fürst S t a r h e m b e r g, hat den frü heren österreichischen Landessührer, Graf Alberti, sowie dessen Stellvertreter und andere Unterführer aus dem niederöster- rcichischen Heimatschutz ausgeschlossen und ihnen das Recht abgcsprochen, Uniformen des Heimat schutzes zu tragen. Das Vorgehen gegen Graf Alberti wird damit begründet, daß dieser un wahre Darstellungen über die letzten Verhand lungen verbreitet und dem Willen des Vundes- führers zuwidcrgehandelt habe. Gras Alberti soll jetzt auf dem Verwaltungswege nach dem