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Pulsnitzer Tageblatt : 07.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192512072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19251207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19251207
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-07
-
Monat
1925-12
-
Jahr
1925
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 07.12.1925
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Nr. 211. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 7. Dezember 1925. Seite 2. Automobile hätte nur eine verschwindend kleine Fahl von Importeuren und Händlern Nutzen. Sie würden ein gutes Leben führen, während Millionenin Deutschland darben würden. Es ist Pflicht eines jeden Deutscheit, deutsches Geld nicht unnütz zum Lande hinaus zu jagen und nicht eine stabile deutsche Währung zu gefährden. Durch Einfuhr von fünfzig tausend Automobilen werden mindestens 200 000 Arbeiter erwerbslos, dazu unzählige Angestellte, weitere 50 000 durch den Import der Zubehör- und Ersatzteile, rechnet man Frauen und Kinder hinzu, so ergibt sich nahezu: eine Million brotloser Volksgenossen, umgerechnet die Hand werker, Geschäftsleute, Hausbesitzer usw., die damit Zusammen hängen. Es ist die Behauptung verbreitet worden, die deutschen Automobile seien weniger gut als ausländische. Es gab Zeiten, da nach dem Kriege das Material mangelhaft war. Es ist heute anders. Fast alle Fabriken haben sich auf einen Typ spezialisiert, wer nur irgend Geld aufbringen konnte, hat umgestellt und modernste Maschinen geschaffen — tech- nisch ist man stark vorwärts gekommen. Leicht zu bauen ist kein Kunststück, es ist sogar sehr profitabel, da Ersparnis an Material doppelt so viel einbringt, als Ersparnis an Lohn. Aber wer will das verantworten, so lange die deutschen Straßen so schlecht und heruntergekommen sind. Die deutsche Autoindustrie könnte leichter bauen, wenn es in Deutschland amerikanische Straßen gäbe. Was die Preise anbetrifft, so ist das Auto mit der größeren Lebensdauer doch das billigere. Zweifellos hat man in der Massenfabrikation m Amerika Riesenfortschritte ge macht, aber nur in bezug auf Personenwagen. Die Last wagen sind drüben nicht so gut und nicht billiger als bei uns, ja es gibt große deutsche Fabriken, deren Lastwagen preise unter denen der Amerikaner liegen. Beim Personen wagen handelt es sich weniger um ein technisches, als um ein Absatzproblem. Die deutschen Fabriken sind auf den Inlandsbedarf angewiesen, der aber ist viel zu gering für eine Massenfabrikation im amerikanischen Sinne. Wenn nun aber die Hälfte des Inlandsbedarfs importiert wird, dann find alle Bemühungen der deutschen Fabriken durch Groß- serienbau wettbewerbsfähig zu werden, nutzlos. Im übrigen ist die deutsche Automobilindustrie wohl in der Lage, den Inlandsbedarf zu decken. Von feiten der deutschen Automobilindustrie wird heftig angegriffen, daß die deutsche Automobilindustrie einer zu nachgiebigen Außenpolitik geopfert worden ist. Bereits ist auch auf anderen Gebieten die Unsitte eingerissen, fremde Fabrikate, insbesondere solche der Pariser Mode und fran- Micher Luxusartikel, zu kaufen. Es muß wieder in Deutsch land Allgemeingut werden, nach Möglichkeit nur deutsche Fa- brikate zu kaufen und damit unsere deutsche Wirtschaft zu stützen und zu fördern. 12. ordentl. ev.-luth. Landessynode In drei großen Beratungsgegenstünden zeigte sich in den letzten drei Tagen die Einmütigkeit der Synode in glanzendem Lichte. Am Mittwoch trat iw Austrag des diersvr eing^rtzten Sonderousschvssrs Syn. Lenz mit einer Kundgebung zum Re'chsichulgks tzentwurf vor die Synode. Im Slawen vieler Pädagogen jprach er aus, nichts öffne in gleicher Weise den Weg zur Seele des Kindes, wie der R«lia>onsunterrich'. Aber auch der sonstige und geiinnungsbNdende Unterricht müsse oom Geist des christlichen Bekenntn ssrs getrogen werden. Der Reichsschulaes tzemwurf beschranke sich aul eine Regelung des § >46 Abs 2 der Reichsoersassung, dir unbedingt notwendig fei, und bemühe sich mil E solg die Möglichkeit evangelisch lutberi- scher Schulen als Siaarsschulen zu schoflen. Was die Sicherung des Religionsunterrichts betreffe, so sei dabei notwendig, die Zustimmung der obersten Ktrchenbehürde zum Reltgionslehrpion und weiter «ine geeignete Lehreroorbildung, dir in Sechsen noch nicht geregelt sei. Die Kirche habe volles Verständnis für die Lehrer, die aus Gewissensnot den Unterricht nicht geben zu können meinen. Sie sollen nicht vergewaltigt wer en. Don den Lehrern der evangelischen Schule müsse die Kirche aber er warten, daß sie aus dem Boden des Bekenntn ss-s stünden Es erfordere daher nicht nur die NeiLsverloffnng, sondern der gesunde Menschenverstand, daß sich die Kirche über das U«ber- einst mmen des R bgionsuvterrichtes mit ihren Grundsätzen vergew ssere. 8" dieser Feststellung seien auch Dolksschuüehcer mit heran,uztehen. Der Redner kennzeichnete es als böswillige V rdüchttgung, wenn der Kirche nochgesagt werde, sie erstrebe immer noch die geistliche Schulaufsicht. Um allen Zweifel aus- zuheden, erkenne die Kundgebung ausdrücklich bas Ausstchts recht bes Dlaaies auch sür den Religionsunterricht an. Die Eynohe v.rz chirie aus eine wettere Aussprache und nahm die Kundgebung einwürig an: Die Sy ode Hütt mit der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung Sachsens im Hinblick aus die unklaren und uner träglichen löLMchm Schuloerhültn ffö fest an der Forderung von Volksschulen des «o.-luih Bekenntnisses und oe,langt zur Sicherung ihrer rechtlichen Grundlage unverzüglich das Reich» gefeb noch Art. 146. Abs 2 der Reichsoersoffung. In diesen Schulen sollen evangelische Kinder von evan gelischen Lehrern Religionsunterricht in Ueberemftimmung mit den Grundsübsn der «o iuth. Landeskirwe erhallen und auch im Uebrigen im Geiste des evangelischen Christentums erzogen und unterrichtet werden In der Gemrinschasteschule ist eine solche einheitliche Erziehung« ardett nicht gewährleistet. Die Synode deg vßl in dem jüngsten Gff>tzentwurf die lvngst füllige Aussllh uog des Arilkel« 146,2 der Reichs» verlastung, denn er gewühileistet das Recht aus d e eo luih. Bck nntnisfchüle ol, Staatsschule unter möglichster Berück ftchtigung des Willens der Erziehungsberechtigten und bieiet die unentbehrlichen Sicherungen tür den Religionsunterricht. Die Synode lehnt die Wtederetnlühruog der sogen, geistlichen Schulaussicht erneut ab und erkennt das Ausstchts recht des Staates auch sür den Religionsunterricht an. Mit gleichem Nachdruck aber betrachtet ste es al« Recht und die Pflicht der Landeskirche, von sich aus unter Miihrranziehung von Religionslehrern sich zu veigew ss rn, ob der Religions unterricht mit ihren Grundsätzen übereinstimmt. Die Synode dankt oll n evangelischen Ellern und Lehrern, die in schweren Kümpfen für die evangelische Schul« etngetre- ten find und sichert ihnen talkrüstig« Unterstützung zu. Zur Kirchensteuersraae erstattete Syn. Kühn Bischofswerda einen erschöpienven und k aren Bericht. Er zeigte wie da» Eo -luth. Landesbonstlstorium einen anderen Weg in der Ku» chensiage nicht ^de gehen können, wegen der fteuerrechckichen Bindungen und wie nun Ansang 1926 eine endgültige Veran lagung erwartet werden könne, dir einerseits rückblickend die Unterlage sür die endgültige Veranlagung für 1928 and anderer seits vorschauend auch für 1926 werde bilden Kannen Bis da hin feien die Gemeinden aus reichlichen Gebrauch des Slun- dungs u> d Erlaszweges hingewlesen. Die Landeskircheusteuer ist vom Landeskonstftorium trotz der außerordentlichen Schwie rigkeiten genauffmmend geschützt wordrn. Die Ansprüche an die Kaffe des Lande-Konsistoriums durch die Alters-und Tozial- zulaaen zu den PlarrgehSitern, sür die Bau- und Ausbesserung-" vedürsnlffe nach 10 fahriger Pause und für' das unbedingt not wendige Betrieb-Kopltal seien außerordentlich hoch. Leider fei die Auszahlung der Landesklrchrnsteuer durch die politischen und teilweise sogar durch die Kirchgemeinden »« zlgert work n. Hier müsse verlangt werden, daß das Kirchenregiment mit allem Nachdruck gegen solche Gemeinden etnschreite. Der Finanzaus schuß sei allerdings dec Ansicht, daß Mißstimmung vermieden worden wäre, wenn «r vor Erlaß der Dersüaung gehör' warten würs und in der Oeffevtlichkeit sür dies« Maßregel hätte ein« treten können. In der Aussprache beantragt zunächst Syn. Krumbiegel Verhandlungen mit den zuständigen Behörden, das Reichseinkommensteuer und Kirchensteuer auf einen Steuerbe scheid zvsammengedruckt dem Steuerzahler zugehen und weist aus die Kreditgenossenschaft sächsischer Kirchgemeinden und aus eine Entlastung des Ultimo-Termins von kirchlichen Gehältern hin. Syn. Friedel schildert als Vertreter der Industrie die Schwierigkeiten aus diesem Gebiet«, sprach aber aus, daß trotz dem die Industrie die inneren Werts der kirchlichen Arbeit nicht entbehren könne und dafür auch Opfer bringen müsse. Die Syn. Heymann, Reimuth, Vogel von Frommannshousen, Uebig, Auerswald, Fügner und Stamm vertraten besondere Wünsche ihrer Wahlkreise und Berufsgruppen. Für dis Not dec Landwutschast wurden verständnisvoll« Worte gefunden. Endlich betonte Syn. Kummer das Verständnis der Synode für die Nöle, die im Lande durch die Kirchensteuersragen ent standen seien und wünscht« einen Versuch wie in früheren Jahren neben der Reichseinkommcnsteuer die anderen Steuerquellen wieder zu erschließen, die der Staat jetzt der Kirche versagt. Einmütig wurde der Antrag des Ausschusses angenommen Am Freitag kam die Vorlage über Bildung kirchlicher Gerichte zur Verhandlung. Der Gerichierstatler Kirchenrech'.s- lehrer Pros. D. Dr Schultze von der Universität Leipzig, hob einige grundsätzliche Punkte hervor. Jede Konkurrenz mit der staatlichen Gerichtsbarkeit soll vermieden werden. Das entspricht der ev.-luth. Staatsauffassung. Das Besetz bedors insofern noch der Ergänzung durch künsltoe Vorlagen, als über dos Diszipli narftcafvertahren und Dtsziplinarstrafrechr nichts darin enthalten ist; eine Vorlage hierüber ist sür di« Februartagung in Aus« sicht gestellt. Für die Besetzung der Rtchterstellen sei erwünscht, daß bei Dienststralsachen gegen Geistliche diese im Richterkolle- gium die Mehrheit bildeten. Um geeignete Richter sür die ehrenamtliche Richtertütigk-it zu gewinnen, se^rcwünlcht, außer Auslagen eine Dimstaufwandsentschädigung zu bewilliaen, deren Höhe dem Ermtsssn des Landeskonsistoriums unter Würdigung des Maßes der Arbeit überlasten wird. Endlich erfordere die Eigenart der Kirche, daß die ÖeffentliLkeil der Verhandlungen bet Dienststralsachen ausgeschlossen werbe. Die Vorlage würbe mit den Abänderungsvorschlägen des Ausschusses einstimmig angenommen Politische Nundschan. Demission des Kabinetts Luther-Stresemann D Berlin. Der Reichskanzler überreichte dem Reichs präsidenten die Demission seines Kabiüetts. Nach Auffassung in parlamentarische« Kreisen wird der Reichspräsident zu nächst Anfang der nächsten Woche die Parteiführer hören, nachdem das Kabinett um die Wetterführung der Geschäfte ersucht ist. Nach der Aussprache mit den Parteiführern wird der Reichspräsident, wenn nicht fertige Vorschläge für eine neue Regierung vorliegen sollten, was aber ausgeschloffen ist, den jetzigen Reichskanzler vr. Luther mit der Kabinetts bildung wieder beauftragen. Im Mittelpunkt aller Erörte rungen steht jetzt nur noch die Koalition der Mitte mit voller Freiheit nach rechts und links. Trotz Locarno weitere Verhandlungen notwendig. D Berlin. Wie uns von maßgebender Seite versichert wird, trifft die Londoner Meldung, daß im Februar eine Konferenz in Paris stattfinden solle, nicht zu. Die deutsche Delegatton sieht gerade darin ein wesentliches Ergebnis der Konferenz von Locarno, daß sozusagen eine neue Geschäfts grundlage geschaffen ist, auf der laufend Verhandlungen statt finden über die von Deutschland noch ungeklärten Fragen. Bekanntlich wird nach der Rückkehr des Reichskommissars von Simmern in Koblenz über die strittigen Rheinlandfragen und am 7. Dezember in Paris über die deutsche Luftfahrt ver handelt werden. Außerdem laufen ununterbrochen Verhand lungen in den Hauptstädten, natürlich auch in Berlin, so daß schon deshalb zu einer Sonderkonferenz kein Anlaß vorliegt. Auch in London hat die deutsche Delegation lediglich Gelegen heit genommen, die leitenden alliierten Staatsmänner in ein gehenden privaten Unterhaltungen für die noch schwebenden Probleme anzuspannen, und man glaubt, daß dadurch wesent liche Fragen, wie z. B. die der deutschen Luftfahrt ihrer Lösung einen guten Schritt näher gekommen sind. Der Schlußtag der AutomobilaussLellung Berlin, 7. Dezember. Am Sonntag sah die deutsche Automobilausstellung nochmals einen Massenbesuch. Auch eine überraschend große Zahl von Kaufliebhabern fand sich noch ein, sodaß noch zahlreiche Verkäufe abgeschlossen wur den Unter den Besuchern bemerkte man auch vr. Eckener. Um 8,45 Uhr nachm. nahm der Direktor des Reichsverbandes der Automobilindustrie l)r. Sperling das Wort zu einer Aussprache, in der er den Ausstellern, der Leitung und dem Personal der Ausstellung den Dank für alle Bemühungen, den Behörden und vor allem dem Publikum den Dank für das so rege bekundete Interesse aussprach, vr. Sperling konnte feststellen, daß der geschäftliche Erfolg dieser Aus stellung die Erwartungen wesentlich übertroffen habe Weit tragender aber als der unmittelbare geschäftliche Erfolg der Ausstellung sei ihr propagandistischer Erfolg gewesen. Reichstagsabgeordneter Koch über Keßler. Breslau. In seiner Rede auf derb Demokratischen Parteitag beschäftigte sich der Vorsitzende, Reichstags abgeordneter Koch, auch mit den Anträgen gegen den Reichs wehrminister vr. Geßler. Er führte aus: Ich komme >.n diesem Zusammenhang auch zu den An trägen über Geßler. Der Parteiausschuß hat beschlossen, diese Anträge durch meine Ausführungen als erledigt anzusehen. Ich wiederhole diese Ausführungen. Ich kenne Geßler seit langen Jahren und bin sein Freund. Niemand darf an seiner republikanischen und nationalen Gesinnung zweifeln. Ich vergesse ihm seine Haltung im Kapp-Putsch, von der General von Maerker als Zeuge gesagt hat, daß an seiner und meiner festen Haltung eine Vermittlung in Dresden gescheitert sei, nicht. Haas und ich wißen weiteres Uber seine feste Haltung gegenüber bayerischer Königs macherei. Wir müssen ferner anerkennen, daß er an der Reichswehr, wie er sie aus den Händen Noskes empfangen hat, vieles verbessert hat. Daß sich seinerzeit die Verringe rung der Reichswehr von 200 000 auf 100 000 reibungslos vollzogen habe, sei sein Verdienst. Wenn ich das alles fest- stelle, so gäbe ich auf der anderen Seite gern auch der Kritik einen breiten Raum. Geßler ist es gegangen wie so vielen. Er ist im Laufe der Zett in dieser Beziehung zu seinem Werke konservativ und in manchen — nicht allen — Fällen auch unnachgiebig gegen Kritik geworden. Wir empfinden an manchen Beispielen, unter denen unsere Mitkämpfer draußen im Reich am meisten leiden, daß die Reichswehr sich auch heute noch nicht so als Glied des neuen Staates fühlt, wie es nötig wird. Aber Geßler ist nicht als Beauftragter der Demokratischen Partei im Kabinett. Ich habe seinerzeit erklärt, daß seine Zugehörigkeit kein Band zwischen der Re gierung und uns bildet, und deshalb hat es zurzeit keinen Zweck, sich über die Einzelheiten zu unterhalten. Wir haben den Radikalen in der Sozialdemokratie vorgeworfen, daß sie gegen den Reichspräsidenten Ebert mit Resolutionen ge arbeitet haben. Geßler und Ebert, sind treueste Freunde und Mitstreiter bis an Eberts Lebensende gewesen. Hüten wir uns vor einem ähnlichen Fehler. Revision der deutschen Nordgrenzen. Flensburg. Der Landesvorstand des Schleswig-Holsteiner Bundes veröffentlicht nachstehende Erklärung: „Von dänischer Seite ist behauptet worden, daß durch das Locarno-Abkommen und den demnächst erfolgenden Eintritt Deutschlands in den Völkerbund die gegenwärtig bestehende deutsch-dänische Grenze garantiert werde. Demgegenüber stellt der Landesvorstand des Schleswig-Holsteiner Bundes fest, daß diese Behauptung von falschen Voraussetzungen ausgeht. Durch das Locarno- Abkommen ist die Nordgrenze des Deutschen Reiches, die von i der deutschen Regierung als gerecht im Hinblick auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht anerkannt werden kann, überhaupt nicht berührt. Im Falle des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund wird Deutschland lediglich verpflichtet sein, sich an dem Schutz der bestehenden Grenzen gegen kriegerische Störungen zu beteiligen. Die Forderung der Revision der norddeutschen Grenze bleibt berechtigt und wird nach wie vor aufrechterhalten." Schwarz-weiß-rot aufdemRhein wieder gestattet. Koblenz, 7. Dezember. Der hiesige Unterdelegierte für Scbiffahrtsangelegenheiten teilte im Anschluß an die Aushebung der Verordnung 30 der Rheinlandkommission mit, daß künftig die Führung der schwarz-weiß roten Fahne an Bord der Rheinschiffe durch den interalliierten Binnenschiff fahrtsausschuß nicht mehr beanstandet werde. Weshalb Briand nicht nach Genf geht. Paris, 7. Dezember.. Zu den Gründen, die Briand veranlaßten, seine Reise nach Genf aufzugeben, erfährt man, daß der französische Ministerpräsident mit Rücksicht aus die parlamentarische Lage es nicht für zweckmäßig hielt. Paris zu verlassen. Die Finanzpläne Loucheurs sind völlig aus- gearbeiiet und werden heute Gegenstand einer Beratung des Kabinetts bilden worauf sie am Dienstag einer Umarbei- iung unterzogen werden dürsten. Loucheur beabsichtigt, das Programm bis spätestens Donnerstag in der Kammer einzU- bringen. Es ist anzunehmen, daß Loucheur auch diesmal Zielscheibe heftiger Angriffe sein wird. Nach einmütiger Auffassung ist es Briand mit zu verdanken, daß Loucheur während der Debatte über das Jnflationsprojekt einer Nie derlage entgangen ist. Die persönliche Stellung des Finanz ministers hat sich trotz der energischen Intervention des Ministerpräsidenten und der freundlichen Stellung eines Teiles der Presse nicht befestigt und man hofft, dah Briand zur Stelle sein mochte, um unliebsamen Ueberraschungen vor zubeugen. Andererseits ist es kein Geheimnis, daß der Ministerpräsident, der sich bereits seit Wochen leidend fühÜ, durch die langwierigen Nachtsitzungen außerordentlich mitge nommen ist und sich auf Anraten seiner Aerzte Schonung auferlegen muß. In cingeweihlen Kreisen wird Briand als kranker Mann geschildert. Die Absicht Loucheurs geht da hin, die Verabschiedung des gesamten Finanzprogramms bis zum 1. Januar durchzusetzen. Die deutsch-französischen Handelsbeziehungen D Paris. Die französische Kammer hat die General diskusston über das Budget des Ministers des Innern, deren Beginn gemeldet wurde, da der Minister nicht anwesend war, alsbald unterbrochen, um zur Generaldiskussion des Bud gets des Handelsministers überzugehen. Im Verlauf der Debatte erklärte der radikale Abg. Jean, der neue deutsche Zolltarif behindere die Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte Frankreichs nach Deutschland. Ein diockus viveaäi wss Deutschland sei deshalb anzustreben; die Regierung müsse die Verhandlungen mit Deutschland unverzüglich wieder aus nehmen. Handelsminister Daniel Vincent, der zwest mal das Wort nahm, erklärte, über die Frage des frE"' sisch-deutschen Handelsabkommens solle, sobald der zuständige Kammerausschuß sich hierüber ausgesprochen habe, debattieri werden. Er wolle alsdann auf alle Anregungen hinsiastu^ der deutsch-französischen Handelsbeziehungen im einzelne antworten. Gegen die bemängelte Erhöhung der deutschen Zölle auf landwirtschaftliche Produkte Frankreichs habe die fran- zösische Negierung protestiert. Die deutsche Regierung. geantwortet, daß es nicht möglich sei, Frankreich in diele besonderen Falle entgegenzukommen, solange nicht cm » gemeines Abkommen abgeschlossen sei, das im übrigen vv > Parlament ratifiziert werden müsse. Gegen den Zwisch^ ' des Abg. Prevet, der schon im Verlauf der Aussprache M die Gewährung der Meistbegünstigung an Deutschland e getreten war: „Das wäre uns nicht passiert vor der mung des Ruhrgebietes" protestierte die Linke. Der Han»
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