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VulsnitzerIa-eblait Dienstag, 8. Oktober 1925 77. Jahrgang Beilage zu Nr 16 t Aus aller Welt aus dem Es genuAk »ich/ wenn üu selbst -ein Scherflein für Sie Aeppelin-Eckener-Spen-e her gibst. Du sollst auch Sie Lauen unö Lässtgen üazu veranlassen, sich an -iesem Werke zu beteiligen. fllle Reichsbankanstalten, San ken unüSparkassennehmenselbst kleinste Seiträge entgegen, auch könnenAahlungen aufpostscheck- konto Stuttgart Nr. 5S4S erfolgen Autos schon öfter vorgekommen seien. " Zwei Geschäftsführer verhaftet. Nach Vornahme einer Bücherrevision wurden bei der Passauer Privatbank, Kom manditgesellschaft in Passau, die beiden verantwortlichen Geschäftsführer Karl Faulhaber und Joseph Brachin ger wegen aufgedeckter Unregelmäßigkeiten festgenommen. Die gerichtliche Untersuchung namentlich über die Herkunft Sozial- und Kulturpolitik. Kriegsibe schädigtenfiirsorge. . Durch das 3. Gesetz zur Abänderung des Reichsversorgungs- ** Kommunistische Wegelagerer. Franz Lorentz Berlin fuhr mit seiner Frau im eigenen Auto nach Scharmützelsee. Zwischen Miersdorf und Zeuthen führt der Weg zwischen hohen Abhängen hindurch. Dort lagerte eine große Abteilung Kommunisten in der Stärke von etwa 300 Mann. Als die Horde den Wagen sah, ertönte ein Pfeifen und Johlen und die Aufforderung zum Hinauswerfen der Insassen aus dem Wagen. Nur durch rücksichtsloses Vor wärtsfahren wurden die Wegelagerer gezwungen, zur Seite zu springen. Hinter dem abziehenden Wagen wurden noch einige Schüsse abgegeben, die aber ihr Ziel glücklicherweise verfehlten. Herr Lorentz erzählte mehreren Autobesitzern sein Abenteuer und erfuhr hierbei, daß diese Ueberfälle auf die Nähe einer Insel schloß, deren es dort eine Menge gibt. Sein Kopf schmerzte fürchterlich. Seine Schwäche war so groß, daß ihm noch mehrmals die Sinne zu ver gehen drohten. Ein Glück war es, daß er der Hitze wegen außerordentlich leicht bekleidet war. Wie lange er so dahin trieb, wußte er später selbst nicht mehr. Als der Morgen graute, fühlte er sich so erschöpft daß er sich verloren gab. Da sah er plötzlich im Dämmer licht etwas Dunkles aus sich zuschießen und erkannte eines der langen, schmalen Boote, wie sie die Eingeborenen jenes Himmelsstriches benützten. Seine letzten Kräfte zu sammenraffend, schrie er laut um Hilfe. Dann vergin gen ihm die Sinne. Er kam erst wieder unter dem Pal mendach einer Eingeborenenbütte zu sich, umringt von Malaien, die ihn neugierig anstarrten. Ein junger Wei ßer, den die anderen mn Tuwan-Doktor ansprachen, war über ihn gebeugt. Später brachte man ihn in ein holländisches Hospital, wo er drei Wochen lag und Zeit hatte, über sein Schicksal nachzudenken. Erst da wurde ihm klar, was mit ihm ge schehen war und welch ein Schurke Richard Münzer sei. Sein erster Impuls war natürlich, dem Mörder mit dem nächsten Schiffe nachzureisen und seinen Plan zu der- eiteln, indem er ihn den Gerichten übergab. Aber er war kein Jüngling mehr und das Nier reitet bedächtige Rosse. Hempel setzte seinen Bericht fort: „Hatte er Beweise gegen Münzer? Würde sein Zeug- nM allein genügen im fremden Land? Wer würde ihm Glauben schenken, wenn er erzählte, daß sie die Papiere getauscht hätten und er der wahre Meinrich Rosenschwert sei? Münzer würde doch natürlich alles leugnen; er hatte die auf den Namen Rosenschwert lautenden Papiere in der Hand, jedermann auf dem Schiffe hatte ihn nur eines auf den Namen des Direktors Faulhaber bei der Passauer Staatsbankstelle lautenden Kontos von 50 000 Rm. ist im Gange. " Eisenbahnunglück bei Straßbnrg. Der Pariser Expreß zug stieß in der Nähe von Straßburg-Land mit einem Güterzug zusammen. Ein Bremser des Güterzuges und der Lokomotivführer des Expreßzuges wurden getötet. Bon den Reisenden des Expreßzuges sind drei verletzt worden. ** Beim Angeln in den Tod. Die Leiche des Maler meisters Heinrich Pankow aus Falkensee bei Spandau wurde aus dem Falkenwalder See geborgen. Pankow war wie üblich auf den See zum Angeln gefahren. Als Segler an der Angelstelle vorbeikamen, fanden sie das Boot leer, jedoch ragte ein Arm aus dem Wasser in das Boot hinein. Pankow, der häufig an Schlaganfällen litt, ist anscheinend beim Angeln wieder von einem solchen betroffen worden. Er hinterläßt eine Frau und fünf Kinder im Alter von 10 bis 27 Jahren. ** Ein Flugzeugabsturz. Auf dem Flugplatz in Als feld bei Darmstadt ereignete sich ein folgenschwerer Flug- zeugunfall. Der Hessenflieger Jährling stürzte 200 Me ter vor der Landung ab und zog sich schwere Verletzungen zu. Sein Begleiter Gollmann-Darmstadt erlitt bedenkliche Kopf- und Beinverletzungen. Anscheinend ist das Flugzeug bei der Landung in eine dünne Luftschicht geraten und abgesackt. ** Wertvoller Fund. Das Weimarer Museum für Urgeschichte hat als neues Geschenk einen Mammutzahn er halten, der soeben in der Kiesgrube von SUßenborn bei Weimar entdeckt worden. Der Umfang beträgt an der stärksten Stelle 60 Zentimeter bei einer Länge von wahr scheinlich 2^ Meter. Das Alter wird auf 4- — 500 000 Jahre geschätzt. Wie der Zahn in die Kiesgrube gekommen ist, steht nicht fest, vielleicht ursprünglich mit Gletscher massen. ' ** Verrat militärischer Geheimnisse. Wegen Spionage und Verrats militärischer Geheimnisse an eine ausländische Macht nahm die Elberfelder Kriminalpolizei einen Privat detektiv fest. Er wurde ins Untersuchungsgefängnis über geführt. ** Abenteuer eines Bürgermeisters. Ein Landbürger, meister aus der Gegend von Nördlingen hatte im Auftrage feiner Gemeinde einen Geisteskranken in eine Heilanstalt ab zuliefern. Die Fahrt auf deck Leiterwagen zur Bahnstation hatte ihn durstig gemacht. Ein paar Glas Bier hatten dann die Wirkung, daß der Herr Bürgermeister im Sonderabteil des Schnellzuges einem Nickerchen nicht wiederstehen konnte. Der Kranke zog ihm dann, ohne daß N. erwachte, sämtliche Pa piere aus der Tasche und steckte ihm die eigenen Papiere zu. In der Heilanstalt angelangt, legitimierte sich dann der ahnungslose Bürgermeister als der Kranke, seinen Pflege befohlenen jedoch als Begleiter. Es half kein Protest „Aber ichbinjaderBürgermeister!" Im Gegenteil, das bestärkte Arzt und Wärter in ihrer falschen Anschauung um so mehr, als das Benehmen des wirklichen Kranken keinen Zweifel aufkommen ließ. Der Bürgermeister wanderte in dis Irrenzelle, der Kranke verschwand auf Nimmerwiedersehen. Erft als die Gemeinde ihr Oberhaupt mehrere Tage vermißte, brachte der Besuch einer abgesandten Kommission in der Heil- anstalt Aufklärung. zweifeln, daß diese im letzten Augenblick getroffenen Hilfs maßnahmen, wie die Bereitstellung von weiteren 800 Fern sprechapparaten, den Ansprüchen der Konferenz und der an wesenden Presse gerecht werden können. Das deutsche Volk betrachtet mit geteilten Gefühlen die Außenministerkonferenz in Locarno. Bisher ist auf der artigen Tagungen für das deutsche Volk herzlichst wenig her ausgekommen. Die vergangenen Tagungen waren immer der Beginn neuer Schmach, und neuer Knechtschaft. Erfreulich ist es, daß die deutsche Delegation, die unter Führung des Reichskanzlers Or. Luther steht, gewillt ist, die Kriegsschuld ftage auf der Konferenz erneut aufzurollen und nicht ruhen zu lassen. Die deutsche Delegation reist mit einem Pro gramm, das, der Note vom 20. Juli entspricht. Zwar ist durch die deutsche Demarche bei den alliierten Regierungen Deutschland von der Schmach der Anerkennung des Ver sailler Vertrages befreit worden. Das ist eine Tatsache, auch wenn damit die Frage der Kriegsschuld noch nicht ab geschlossen ist. Neue Hoffnungen knüpfen sich an Locarno. Beruhigend wirkt, daß die deutsche Delegation zur Wahrung des deutschen Standpunktes fest entschlossen ist. >4—o. unter diesem Namen gekannt und zudem konnte er dH reicher Mann auftreten, denn auch das Geld, das Rosyli schwert mitgenommen hatte, befand sich nun in seinem Besitz. Nach reiflicher UeLerlegung beschloß also Derr von Rosenschwert, wieder nach Sidney zurückzukehren, um siH dort, wo ihn genug Leute kannten, neue Papiere ausstol- len zu lassen und die zweite Hälfte seines Vermögens, daA er noch in einer australischen Bank liegen hatte, flüssig zu machen. Dann erst wollte er die Reise nach Europa wH- oer antreten und den Meuchelmörder zur Anzeige bringM.' Ein glücklicher Zufall fügte es, daß eine ihm befreüH dete holländische Familie zur selben Zeit die Rückreise A die Heimat antrat und ihn unter ihren Schub nahm, O daß er ohne jedes Hindernis in Amsterdam anlangte, j In Berlin erfuhr er aus einer Wiener Zeitung die Ermordung seines einstigen Sekretärs. Der Bericht war sehr ausführlich, enthielt die Familiengeschichte der RoseH- schwerts und hob besonders die seltsame Schicksalsfügung hervor, die Frau Luckmann und ihre Tochter — die letz ten Sprossen des alten Geschlechts, die bisher in sehr be- schränkten Verhältnissen gelebt hätten — nun doch noch als Herrinnen in das Schloß ihrer Väter geführt hM»! nachdem sie sich bereits hoffnungslos in den Bescheid des, seinerzeit zu ihren Ungunsten entschiedenen langjährigen Prozesses ergeben hätten. s j Der Bericht erschütterte Herrn von Ro^nschwert W/ Das Schicksal hatte also an dem Mörder bereits Vergel tung geübt! Und Gallenhofen war wieder in RosenschweE- schem Besitz! Freilich nur das Schloß! Aber war damit nicht eigentlich die Mission erfüllt, um deretwill"" "r die Heimat seines Vaters aufgesucht? lFortsetzung.) einsame Scblok. 67 Roman von Erich Eben st ein. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale E. Ackermann, Stuttgart. „Sind Sie'S, Münzer?" fragte er, sich halb umwen dend. Tenn als Rosenschwert die gemeinsame Kajüte ver- lassen, hatte Münzer, den die Schwüle gleichfalls nicht schlafen linß, erklärt, später nachkommen zu wollen. Auf leine Frage erfolgte keine Antwort. Im nächsten Augenblick aber erhielt er einen Schlag auf den Kops, fühlte, wie jemand seine Beine packte, und flog, die Be sinnung Verliereno, hinaus »ns Leere. . ." „Schrecklich!" stöhnte du Majorin schaudernd. Hempel fuhr fort: „Ter Mörder hatte offenbar dar auf gerechnet, daß der Schlag an sich schon tödlich sei und der Körper des Unglücklichen unter die Schiffsräder ge rate, was sehr häufig der Fall ist, wenn jemand über Bord stürzt. Beides war hier nicht der Fall. Herr von Rosenschwert war wohl bewußtlos, aber nicht tot, und mußte durch das strudelnde Wasser vom Schiffe abgetrie- ben sein. Ta sich dieses in voller Fahrt befand, gelang es erst viele Meter weiter, es zum Stoppen zu bringen. Mondschein gab es nicht. Ter regungslos im schwarzen Wasser treibende Körper, den die Strömung rasch immer weiter von der Unglücksstelle wegführte, wurde von den ausgesetzten Booten nicht gesichtet. Als Herr von Rosenschwert wieder zur Besinnung kam, war vom Schiff keine Spur mehr zu sehen. Er lag auf dem Rücken und machte instinktiv ab u. zu Schwimm bewegungen, ermüdete aber stets sehr rasch und ließ sich einfach treiben. Besonders, da er merkte, daß er sich in einer ziemlich starken Strömung befand und daraus auf Da« schöne Locarno. ist für sehr viele Reisende eine Erfahrungssache, daß oet emem Reiseaufenthalt in der Schweiz schlechtes Wetter vorwiegt. Da ist es das beste Mittel, sich kurz entschlossen auf den Gotthard-Expreß zu setzen, der in wenigen Stunden durch das gigantische Gotthardmassiv den Reisenden dann nach Oberitalien bringt. Eine interessante Bahnstation ist in dem schweizerischen Oberitalien Bellinzona, dessen romantische Lage mit seinem zerfallenen Kastell auf einer bizarren Felsen kuppe zu längerem Aufenthalte reizt. Ueberall ist hier schon mildes italienisches Klima, auffallend sofort die vielen Alleen von edlen Kastanien. Die Bevölkerung des kleinen schweizerischen Ortes Lo carno ist italienisch. Das verraten einem auf den ersten Blick die vielen schmutzigen Italienerinnen und die nicht weniger sauberen Locarneser Männer. Das zeigt sich auch, wenn die Männer abends „Mora" spielen, d. h. eventuell auch den ganzen Tag über, da sie ziemlich faul veranlagt sind, jenes seltsame Spiel, bei dem sie sich wie Wilde anschreien und mit den furchtbarsten Gesten und Handbewegungen gegen ein ander vorgehen, so daß der unbeteiligte Zuschauer in den Glauben versetzt werden kann, jeden Augenblick müsse eine große Schlägerei beginnen. Locarno ist hauptsächlich Kurort Mr Lungenkranke. Das milde, warme Klima macht es für diesen Zweck besonders ge eignet. Es liegt idyllisch am Lago Maggiore, dessen be rühmte borromeischen Inseln Isola di Bella und Isola di Madre sehr viele Reisende anziehen. Es wird für die in Locarno weilenden Delegationen eine Erholung von der sie hier erwartenden großen Arbeit sein, auf dem Dampfschiff einen kurzen Ausflug zu diesen schönen Inseln zu machen. Die mittlere Jahrestemperatur Locarnos beträgt 12 Grad, also eine Jahrestemperatur, die in diesen Breitengraden nicht zu erwarten ist. Mit dieser Temperatur hängt es auch zu sammen, daß die Vegetation in Locarno und Umgebung bei nahe an eine tropische erinnert. Es finden sich hier bereits Pinien, Palmen, Bambus und andere südländische Pflanzen an. Wenn man des Abends an den zerfallenen Gemäuern die wundervollen Locarnoer Gärten entlang geht, kann man das merkwürdige und geheimnisvolle Geschrei der Greko- eidechse vernehmen, wie es überhaupt die mannigfachsten Eidechsenarten in der Umgebung von Locarno gibt, die man tagsüber, wenn sie sich in ihren buntschillernden Farben in der Sonne wärmen, mit Leichtigkeit fangen kann. Ueberragt wird Locarno von dem Kapuzinerkloster Ma donna del Sasso, zu dem eine Drahtseilbahn („tuvlkulante") hinaufführt. Ist man oben, so wird man von einem ehr fürchtigen, weißbärtigen Kapuzinerpater in Empfang ge nommen, der einen mit der größten Liebenswürdigkeit durch das Kloster führt und die nötigen Erklärungen gibt. Von ergreifender Kraft ist das kunstvolle Gemälde des Klosters, „Hie Flucht Josefs nach Aegypten", das einen Mllionen- wert hat. Prachtvoll ist der Rundblick, den man von der Wandelhalle des Klosters auf Locarno und auf den blauen Lago Maggiore und auf die schneebedeckten Firne der um liegenden Berge genießen kann. Die Bevölkerung von Locarno wird es sich nicht haben träumen lassen, daß dieser winzige Ort einst dazu ausersehen sei, Tagungsort für eine Konferenz von internationalem Ge präge zu sein und in seinen Mauern so auserlesene Gäste, bedeutende Diplomaten und Staatsmänner zu beherbergen. Das kleine Postamt in Locarno und die sonstigen technischen Anstalten werden den Anforderungen, die die Konferenz an sie wird stellen müssen, nicht genügen. Zwar hat die schweize rische Negierung ihr Möglichstes getan; trotzdem ist zu be