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Nr. 161. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 6. Oktober 1925. Seile 2. — (Der kaufmännische Stellenmarkt — immer ungünstiger.) Mit dem 1. Oktober hat sich die Zahl der stellenlosen Kaufmannsgehilfen erheblich erhöht. Die Kündigungen zum 30. September erreichten eine Höhe, wie sie seit dem Herbst vorigen Jahres nicht beobachtet werden konnte. Besonders betroffen wurden nach einem Bericht der Stellenvermittlung des Deutschnationalen Handlungsgehilfcn- Verbandes die kaufmännischen Angestellten des Ruhrgebietes, des Frankfurter Bezirkes, in Mitteldeutschland und im Kölner Bezirk. Im Ruhrgebiet kündigten vorwiegend die Metall industrie, der Großhandel und der Bergbgu, während im Frankfurter Bezirk besonders starke Kündigungen des Groß handels neben einem auffälligen Abbau in der Metallindustrie festgestellt wurden. Auch in Mitteldeutschland mußte sich der Großhandel mit Rücksicht auf die Geschäftslage für weitere Personalentlassuugen entscheiden. Im Kölner Bezirk ist an den Entlassungen der Lebensmittelkleinhandel stark beteiligt. Der Gesamtumfang an Kündigungen zum 30. Sep tember bedeutet gegenüber den Kündigungen im Monat August eine Steigerung von 100 Prozent. Die ungünstige Lage des kaufmännischen Stellenmarktes kommt natürlich auch durch die verminderte Nachfrage nach Kaufmannsgehilfen zum Aus druck. Von den offenen Stellen, die der Stellenvermittlung des D.H.V. bekannt wurden, entfielen 31 Prozent auf den Großhandel, 28 Prozent auf die Industrie, 26 Prozent auf den Kleinhandel und der Rest auf andere Berufsbildung. Nur im Großhandel war eine beachtenswerte Nachfrage nach Angestellten in leitender Position festzustellen. Die räum liche Verteilung der Nachfrage ergibt in großen Zügen fol gendes Bild: a) Großhandel: Bezirk von Hamburg und Berlin, Württemberg und Mitteldeutschland; d) Metallindustrie: Bezirk von Hamburg, Berlin und Frankfurt a. M.; c) Lebens mittelkleinhandel : Bezirk von Hamburg und Berlin, Ostpreußen; cl) Manufakturwarenkleinhandel: Bezirk von Hamburg, Bre men und Königsberg. Der kaufmännische Steüenmarkt leidet nun schon seit der Währungsfestigung unter schmerzhaften Krisen, die die wirtschaftlichen Grundlagen des Berufsstandes der Kaufmannsgehilfen erheblich bedrohen. Die nächste Folge wird sein, daß der geeignete kaufmännische Nachwuchs sehlt. Bei der Lehrstellenvecmittlungstätigkeit für den Kaufmanns beruf läßt sich bereits ein Mangel an Kaufmannslehrlingen beobachten. Großröhrsdorf. (Von der Post.) Die letzten Stunden der mit Pferden bespannten Postkutschen haben nun auch in unserm Nödertal geschlagen! Am Sonnabend durchfuhr ein mit Ranken geschmückter großer Kraftwagen mit leuchtend gelbem Anstrich unseren Ort. Dieser Wagen ist dem hiesigen Postamt zugeteilt worden. Es sollen mit ihm alle Postfuhrleistungen — die Bahnhofsfahrten, die Paketzustellfahrten und nach Ablauf des für Ende des Mo nats gekündigten Postfuhrvertrags auch die Postfahrten nach und von Bretnig — ausgeführt werden. Da er elektrischen Antrieb hat und mit Riesenlustbereifung ausgestattet ist, fährt er nahezu geräusch- und, was nicht zu unterschätzen ist, völlig geruchlos. Postkraftwagen dieser Art verkehren seither nur in den Großstädten. Großröhrsdorf ist der erste Provinz ort, der einen solchen Wagen erhalten "Hat. Es ist hierbei auf den in den letzten Jahren ständig gestiegenen Paketver kehr der Postämter Großröhrsdorf und Bretnig Rücksicht genommen worden. Kamenz. (Bekämpfung des Frostnacht spanners.) Der ungeheure Schaden, der in diesem Früh jahr und im Sommer durch' Raupenfraß an den Obstbäumen festzustellen war, dürfte jeden Banmbesitzer überzeugt haben, daß eine bessere Bekämpfung der Schädlinge unbedingt er forderlich ist. Das Weibchen des Frostnachtspanners beginnt mit der Eiabläge mit Eintritt stärkerer Nachtfröste und setzt sie bis Ende Dezember fort. Jedes Weibchen legt etwa 300 Eier in den Baumkronen an den Blütenknospen und Endspitzen der Zweige ab. Da es nur kurze, verkrüppelte Flügelansätze hat, ist es gezwungen, den Weg bis zur Baum krone zu Fuß zurückzulegen. Um das Hinaufkriechen zu ver hindern, legt man Anfang bis Mitte Oktober Fanggurte aus wetterfestem Papier in Brusthöhe um die Stämme und be streicht diese mit gutem Raupenleim. Weitere Ratschläge sind in den bei der Amtshauptmannschaft, den Stadträten, Bürgermeistern und Gutsvorstehern ausliegenden Flug- und Merkblättern über die Schädlingsbekämpfung im Obstbau zu ersehen. Für die Einsichtnahme werden Gebühren nicht er hoben. Die genannten Stellen sind gern bereit, jedermann mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Arnsdorf. (Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des hiesigen Bahnhofes) und der Bahnlinie Arnsdorf—Pirna wird Sonntag, den 11. Oktober eine große öffentliche Festfeier veranstaltet. Das Programm ist nunmehr festgesetzt. Von nachmittags 4—»/,5 Uhr findet am Bahnhofe Platzmusik statt. Daran schließt sich ab 6 Uhr die eigentliche F^jer im Richter'schen Gasthofe, die aus Jn- strumentalkonzert, Prolog, Festrede, Gesang, turnerischen Auf führungen, Reigen, Cello-Vortrag, Zither- und Mandolinen- konzert besteht. Der hiesige Männergesangverein hat seine Mitwirkung zugesagt. Die Festrede ist Herrn Oberlehrer Störzner übertragen. Die Einwohner von Arnsdorf und den umliegenden Ortschaften, sowie alle Behörden und Vereine sind herzlichst eingeladen. — Aus Anlaß des Burgen- und Stadtfestes im nahen Stolpen herrschte hier besonders am Sonn tage ein lebhafter Autoverkehr. Ein große Anzahl Postautos waren benötigt, die mit den Zügen ankommenden Festteil nehmer und die aus Arnsdorf und umliegenden Ortschaften nach Stolpen zu besörden. Bis in die späte Nacht fuhren die Autos hin und her. Es wickelte sich alles glatt ab. Da im benachbarten Fischbach gleichzeitig die Kirmes war, benützten viele dahin diese Fahrgelegenheit. 8tr. Sohlaud a. Spree. (Automobilunglück) Ein Automobil, in dem sich eine fröhliche Zechgesellschaft befand, , fuhr »n der Nacht zum Sonnabend auf der Staatsstraße I zwischen Sohland und Oppach. Im Wiesengrunde wurden bei einer scharfen Kurve mehrere Personen, die auf dem Rande des Autos gesessen haben sollen, aus dem Auto ge schleudert. Dabei erlitt der Invalid Wilhelm Hohlfeld aus Pilzdörfel einen Schädelbruch, der seinen sofortigen Tob hcrbei- führte. Der Arbeiter Paul Held kam mit einem Armbruch davon. Bautzen. (Scheuncnbrand.) Das Rittergut Ratt- witz wurde am Freitag mittag von einem verheerenden Feuer heimgesucht. Es brannte eine 65 m lange und 12 m breite massive Scheune mit allen Erntevorrüten und Maschinen nieder. Dresden. (Bund Deutscher Frauenvereine.) Die 14. Bundestagung des Bundes Deutscher Frauenvereiue wurde am Sonntag abend im Konzertsaal der Ausstellung durch einen Begrußungsabend eingeleitet. In Meißen, wo die Vorkämpferin der deutschen Frauenbewegung Luise Otto- Peters 1819 geboren wurde, nahm am Sonnabend die 60-Jahrfeier des Allgemeinem Deutschen Frauenvereins mit einer Gedenkfeier ihren Anfang. Die Vorsitzende des All gemeinen Deutschen Frauenvereins, Frau Dorothea v. Velsen, huldigte der Meißner Vorkämpferin, derauf hielt die Seniorin der deutschen Frauenbewegung,'Helene Lange, eine Ansprache. Sie wies darauf hin, daß der größere Teil der Arbeit noch ungetan sei, denn die Masse der Frauen sei noch innerlich gebunden unter dem Gesetze des männlichen, sozialen und politischen Willens. Im Dom fand darauf eine musikalische Feier und im Burgkeller ein geselliges Beisammensein statt, bei dem die Versammelten vom Vertreter des Stadtrates begrüßt wurden. — Der Allgemeine Deutsche Lehrerinnen verein und der Vorstand des Reichsbundes der Lehrerinnen an beruflichen Schulen im Allgemeinen Deutschen Frauen verein veranstalteten am Sonntag in Dresden einen Mäd chenberufsschultag iu der Aula der Staatlichen Höheren Müdchenbildungsanstalt. Den ersten Vortrag hielt Elsa Sander Dresden über die Bedeutung der Berufsschulen für die Kulturleistung und das Staatsbürgertum der Frau. Dr. Erna Barschak-Berlin sprach über die Schülerin der Be rufsschule und ihrer Umwelt, Frau Dr. Adelheid Torhvrst- Düsseldorf über Aufbau und Gestaltung der Mädchenberufs- schule in Deutschland und endlich Fräulein Dr. Steüdler aus Pommern über die ländliche Mädchenberufsschule. Nach längerer Aussprache wurden Entschließungen angenommen, in denen der alsbaldige Erlaß eines Berufsschulgesetzes, eines Gesetzes über die berufliche Ausbildung Jugendlicher, eine planmäßige Berufsausbildung für alle Lehrlinge, der Aus bau der Mädchenberufsschule usw. gefordert wurden. Dresden. (Berufung Geheim rats Kehrers nach Marburg.) Der Telunion - Sachsendienst meldet: Der Leiter der Staatlichen Frauenklinik Dresden, Geheimrat Professor Dr. Kehrer, ist vom Preußischen Kultusministerium als ordentlicher Professor für Frauenheilkunde an die Uni versität Marburg (Lahn) berufen worden. Sicherem, Verneh men nach hat er die Berufung angenommen. — Wie unser Dresdner Vertreter weiter hört, hat Prosessor Dr. Kehrer nunmehr selbst seinen Abschied als Leiter der Dresdner Frauenklinik genommen, liegt doch in der ihm angetragenen Berufung für ihn eine so glänzende und erschöpfende Reha bilitierung, daß er auf einen Austrag seines Streites mit dem sächsischen Innenministerium voll verzichten kann. Sein Wirken an der Dresdner Frauenklinik aber, das diesem ge radezu seinen Stempel aufdrückte und den Ruf der Klinik im In- und Ausland zu einer nicht mehr zu steigernden Höhe gebracht hatte, wird allen denen unvergessen bleiben, die sich Gesundheit dort holten oder ihre Kenntnisse in der Heilkunst unter Kehrers bewährter Leitung erweiterten und befestigten. Sein Nachfolger ist der Oberarzt Professor Dr. Warnekros von der Universitäts-Frauenklinik Berlin, dem ein sehr guter Ruf voraufgeht. — Die Nachrichtenstelle in der Staats kanzlei bestätigt auf unsere Anfrage die Richtigkeit unserer Angaben und bemerkt, daß Herrn Geheimrat Prof. Kehrer auf sein Ansuchen für Ende dieses Monats die Entlassung aus dem Staatsdienste bewilligt worden sei. Großenhain. (Schwerer Verdacht.) Am Frei tag wurde auf dem hiesigen Friedhöfe die Leiche eines am 5. Juli plötzlich verstorbenen Bankbeamten zum Zwecke einer nachträglichen gerichtlichen Sektion wieder ausgegraben. Freiberg. (Unter dem Verdacht der Brand stiftung.) Der Besitzer des Erbgerichts Oberreichenbach, Barthel, wurde wegen Verdachts der Brandstiftung dem Amtsgericht zugeführt. In der Mittwoch-Nacht war eine Scheune des Erbgerichts niedergebrannt. Chemnitz, 6. Oktober. (Schwerer Eisenbahn unfall in Chemnitz.) Gestern Abend ereignete sich auf dem Chemnitzer Hauptbahnhöf ein schwerer Eisenbahnunfall. Als gegen 6>/, Uhr der von Thalheim kommende Personen zug in die Bahnhofshalle einfuhr, entgleiste infolge Nach gebens der Weiche der fünfte Wagen des Zuges und stürzte um. Die im Wagen befindlichen Personen erlitten mehr oder weniger schwere Verletzungen. Wie das Eisenbahnbe triebsamt von Chemnitz mitteilt, wurden bei dem Eisenbahn unfall drei Personen getötet und fünf leicht verletzt. Hilfs kräfte und Hilfszug waren sofort zur Stelle. Eine der ge töteten Personen konnte noch nicht festgestellt werden. Keine Option zwischen Ost- uu- Westpolitik. Ser Empfang der deutsche« Presse in Löearno. D Locarno. Wie unser Berichterstatter in Locarno meldet, hat die deutsche Delegation die Vertreter der deut schen Presse im Hotel Esplanade, dem Sitze der deutschen Delegation, empfangen, um die hier anwesenden 40 deut schen Journalisten zu begrüßen und dabei der Hoffnung Aus druck zu geben, da ßes im Interesse Deutschlands und des deutschen Volkes gelingen werde, gemeinschaftlich da- große und ernste Ziel zu erreichen, das sich diese Zusammenkunft der RegierunssvechzLt-er gesteckt habe. Reichskanzler vr. Lüther'wies darauf hin, daß, ab gesehen von den großen Schwierigkeiten, die das Pakt- und Schiedsgerichtsproblem auftverfe, die Aufgaben dieser Zu- sammenkunft dadurch kompliziert worden seien, daß auf der Gegenseite eine Verbindung des Sicherheitspaktes mit der VölkerbunLftage als unumgänglich bezeichnet worden sei. Die deutsche Regie rung habe dieser Forderung, durch die weitere Probleme aufgerollt würden, nicht widersprochen. Die Abrüstung Deutschlands, ohne daß Vie durch den Versailler Vertrag vorgeschriebene allgemeine Abrüstung von Deutschlands Nach bar« eingeleitet worden sei, kn Verbindung mit der fort dauernden und zum Teil noch auf lange Jahre vorgesehenen Besetzung deutschen Gebietes schaffe für Deutschland auf dem Weg« zur Erreichung des wirklichen Friedens eine konkrete u«b besondere Lag^ Reichsaußemmnister Or. Stresemann befaßte sich besonders mit den aus Deutschland vorliegenden Nachrichten über eine ganze Anzahl Unterredungen, die der russische Außenkommissar Tschitscherin Pressevertretern in zwischen gewährt habe, und bemerkte dazu, die Besprechun gen, die Tschitscherin nüt dem Neichsaußenminister in Berlin gehabt häbe, und die zum Abschluß -er zweijährigen Ver handlungen über einen deutsch-russischen Handelsvertrag führen werden, seien in manchen Erörterungen dieser In terviews als eine Spitze gegen das Verhandlungsziel' von Locarno ausgedeutet worden, eine Auslegung, die voll kommen gegenstandslos sei, wie ja denn auch Tschitscherin selber einem englischen Journalisten gegenüber zugestanden hübe, daß dieser Abschluß eines so schwierigen und wahr scheinlich für die künftigen Handelsverträge des Handels monopollandes Rußland mit anderen kapitalistischen Län dern vorbildliche Vertragswert „keine Sensation darstelle". Der deutsch-russische Abschluß sei nicht nur Mr Deutschland und Rußland, sondern ganz allgemein erfreulich, tvotzde mdie deutsche Wirtschaft wahr scheinlich allerlei an Lem Vertrage auszufctzen haben werde. Auf der anderen Seite habe man in Rußland eine Zeitlang ernste Befürchtungen gehegt, daß Deutschland mit seiner Teilnahme an der Zusammenkunft in Locarno eine voll kommene Aendevung seiner Politik und eine westliche Orien tierung vornehmen wolle. Insofern seien die Vereinbarungen, die unmittelbar vor der Abreise der deutschen Delegation mach Locarno getroffen worden seien, eine Klarstellung der Absicht Deutschlands, sich den Weg nach Rußland offenzu halten. „Für uns gibt es," sagte I)r. Stresemann, keine Option zwischen Ost- und Westpolitik. Wir wollen nach beiden Seiten in guten Beziehungen leben." Der Minister ging weiter auf Meldungen aus der deutschen Presse über die innere Lage ein und gab dabei seinem Be dauern Ausdruck, daß man gerade in dem Augenblick, wo deutsche Regierungsmitglieder in eine überaus schwierige und dornenvolle Verhandlung mit den Alliierten eintreten wollen, innerpolitische Meinungsverschiedenheiten zu Hause mit besonderer Schürfe ausfechten zu wollen schoine. vr. Stresemann wies im Zusammenhang damit darauf hin. daß er z. B. al sFührer der damals stärksten Oppositionspartei , während der Genueser Konferenz, an Ler Wirch und Rathe nau teilnahmen, jede innerpolitische Opposition für die Dauer der Konferenz eingestellt und diesen Standpunkt auf das Entschiedenste öffentlich im Reichstag vertreten habe. Empfang der Presse bei Chamberlain. D Lücarno. Der englische Außenminister Austen Cham berlain empfing die in Locarno anwesenden Pressevertreter aus dem gesamten Auslande. Chamberlain erklärte, Lie Konferenz sei von einer Atmosphäre guten Willens getragen. Aus den Erklärungen der deutschen Vertreter hätte er den selben guten Willen hevausgelesen, der ihn selbst beseele. Er begrüße es, daß nach den Erklärungen des Herrn Stresemann die Berliner Verhandlungen mit Tschitscherin keinesfalls diese Konferenz belasten. Zweck und Aufgabe der Konferenz sei es, die Bitternis des Krieges unter den Völkern zu beseitigen und die Versöhnung unter den Nationen anzubahnen. Er gab der dringenden Hoffnung Ausdruck, daß die Vorhand- lungen nicht von außen gestört würden, indem etwas Frem des hineingetragen werde. Es sei erfreulich, daß in London durch die Beratungen der Juristen bereits eine Unterlage geschaffen sei, die die Verhandlungen wesentlich erleichtern könnte. Es sei notwendig, daß die Konferenz zu einem guten Erfolge geführt werde. Bei einem Mißlingen würden die Schwierigkeiten für die Zukunft größer sein als bisher. Die Konferenz m Locarno. D Locarno. Die erste Besprechung der Ministerzusammen kunst in Locarno fand Montag vormittag im Konferenzsaal des Iustizgebäudes statt. An der Besprechung nahmen di« Delegierten in Begleitung ihrer engsten Mitarbeiter teil. * Der Sonntag brachte eine Vervollständigung der an der Zusammenkunft beteiligten Delegattonen. Um 12 Uhr 30 Min. traf Chamberlain, begleitet von Sir Cecil Hurft und einigen wenigen Herren, fast unbemerkt von den vielen Neugierigen, hier ein. Um 1 Uhr folgte Scialoja, der erste italienische Delegierte, im Kraftwagen, währen der zweite Delegierte, der Unterstaatssekretär Grandi, nachmittags mit der Bahn folgte. Fast uni dieselbe Zeit traf Vandervelde mit seinen Begleitern ein. Im übrigen war der Nachmittag hauptsächlich mit Vor besprechungen über Zeitpunkt und Arbeitseinteilung der Be ratungen ausgefüllt. Die Konferenz am Montag vormittag ist nur Len Formalien gewidmet, während nachmittags die ersten sachlichen Beratungen sich anschließen. Die verschiedenen Delegationsführer, vor allem Briand und Chamberlain, haben die Pressevertreter ihrer Länder empfangen, um sich, wie die deutsche Delegatton, über ihre Hoffnungen für die Konferenz zu äußern. Dabei unterstrich Bnand sehr stark den guten Willen auf französi scher Seite, zu einem Einvernehmen zu gelangen, während Chamberlain auf die historische Entwickelung der zur Beratung kommenden Fragen einging. — Selbstverständlich hatten auch Briand und Chamberlain eine persönliche Aus sprache. Sehr groß sind die Anstrengungen und Aufwendungen, die die eidgenössischen und die Lokalbebörden anläßlich der Zusammenkunft der Delegattonsmitglieder in Locarno ge macht haben. (So fand eine Illumination des Seeufers und