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Nr. 101. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 28. Juli 192b. Sei Schauspielkunst die Rolle des Pontius Pilatus übernommen hat. Da die Ausführungen gemeinnützigen Zwecken dienen, werden für die Armen und Unbemittelten aus Dresden und Umgebung Sonderveranstaltungen bei völlig freien Eintritt geboten, so nächsten Sonnabend, nachmittag 3 Uhr. Wie groß das allgemeine Interesse für diese Passionsfestspiele ist, zeigt der Umstand, daß für die erste Aufführung am 30. Juli ds. Js. das Theater bis auf einige Galerieplätze bereits jetzt schon ausverkauft ist. Dresden, 27. Juli. (Mord, Gestohlene Brief markensammlung.) Die Dresdner Kriminalpolizei teilt mit: Am 13. Juli ist in Stralsund eine alte Dame ermordet aufgefunden worden. Der Täter hat u. a. 5 Bände einer wertvollen Briefmarkensammlung geraubt, die er zu verkaufen versuchen wird. Es handelt sich um Alben, 30x30 groß, 24 stark, und dunkelbraunen Kalikodecken mit Lederrücken, darauf in Golddruck: Band I, U, IU, VI, VII. Auf Ermittlung des Täters ist eine Belohnung von 300 Mark ausgesetzt. Oederan. (Zur Bürgermeister-Wahl in Oederan.) Die Stadtverordneten der Bürgerlichen Frak tion in Oederan haben der Stadtverwaltung ein Schreiben Schreiben gesandt, durch welches sie mitteilen, daß sie an weiteren Stadtverordnetensitzungen, die sich mit der Gültig keit der Wahl befassen, nicht mehr teilnehmen werden. Der Stadtverordnetenvorsteher Stein hat sein Amt als Vorsteher niedergelegt, während er sein Mandat als Stadtverordneter behalten will. Wittichenau. (Ein Hausbesitzer vom Mieter erschossen.) In einem recht schlechten Einverständnis lebte der Besitzer des Hauses „Birkenblick", Fuhrwerksbesitzer Otto Schedlock, mit seinem 35 Jahre alten Mieter, dem verhei rateten Maurer und Musiker Max Jung. Das Mietezahlen gehörte nicht zu den Spezialitäten des Jung. Am Sonntag vormittag während des Hauptgottesdienstes begab sich der Hausbesitzer zu Jung, um eine zweimonatliche Miete emzu- kassieren. Anscheinend zum Schutze nahm er einen Tesching mit. An seiner Wohnung erwartete Jung den Schedlock und schoß ihm eine Revolverkugel durch den Kops. Der Tod trat auf der Stelle ein. Der 44 Jahre alte Schedlock hin terläßt eine Frau und drei Kinder. Deutscher Reichstag. 103. Sitzung, Montag, den 27. Zuli 1025. Am R«gürungstische: Reichsfinanzminister Or. v. Schlieben. Präsident Löbe eröffnet die Sitzung und gibt Kenntnis oorr dem Ableben des Abg. Eichhorn (Komm.). Das Haut tritt dann in die zweite Lesung der neuen Steuer- Vorlagen ein. Es handelt sich um das Einkommensteuergesetz, di« Vermögens, und Erbschaftssteuer, die Derkehrssteuern, di« Ver brauchssteuern, den Finanzausgleich, die Bier- und Tabaksteuer. Verbunden damit wird ein Antrg Julier (Dnat.) auf Errichtung und Erhaltung eines Reichstabakforschungsinstituts in Baden. Abg. vr. Lbersohren (Dnat.) gibt im Namen der hinter der Regierung stehenden Parteien ein« Erklärung ab, wonach die ge- nannten Fraktionen, abgesehen von Ler Stellungnahme zum Finanzausgleich und zu dem finanzpolitischen Verhältnis zwischen Reich, Ländern und Gemeinden, den «teuergeseden in der Fassung des Ausschusses mit Voubehalt gewisser Ver besserungen, zustimmen. Sie tun dies unter ausdrück» kicher Betonung schwerer Bedenken, die sie gegen Einzel heiten der Gesetze und vor allem gegen die auf die Dauer uner träglich hohe steuerliche Belastung der gesamten Wirtschaft und des einzelnen Steuerpflichtigen haben. Die genannten Parteien waren gezwungen, diese Bedenken zurückzustellen angesichts der Notwendigkeit, die erforderlichen Mittel für die Ausgleichung des Haushalts und die Durchführung der Kriegsentschädigungsve» pflichtungen zu sichern. Schon jetzt erweist es sich, so wird in d«r Erklärung festgestcllt, daß dies« Verpflichtungen in den kommen den Jahren die Steuerkrast des deutschen Volkes in so erdrücken- dem Maße in Anspruch nehmen werden, daß man nur mit schwerer Sorge um die Wirtschaft und die soziale Entwicklung der Zukunft entgegensehen kann. Die Hauptvoraussetzung für Line erträgliche Gestaltung dieser Lasten sei eine Außen politik, die in höherem Maße als bisher auf die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, das verrin- gerte Einkommen des deutschen Volkes und seine sozia len Lebensnotwendigkeiten Rücksicht nimmt. Ls erschien oberste Pflicht, einen gerechten Ausgleich zwischen den Lebcns- notwendigkeiten der Wirtschaft, den sozialen und kulturellen Er- fordernisien und den dringendsten Bedürfnissen des Staates zu schaffen. Ferner mußte für eine gleichmäßige und einheitliche Veranlagung und Bewertung bei der Besteuerung von Einkom men und Besitz gesorgt werden. Leider gestattete die Finanzlage nicht, Lie in vieler Beziehung schädliche Umsatzsteuer stärker zu mindern. Die Regierung soll eine Aenderung des Systems der Umsatzsteuer prüfen und weitere Erleichterungen erwägen. Eine erhebliche Verstärkung des Kinderprivilegs ist in die direkte Besteuerung eingebaut worden. Der Steuerausschuß hat in bezug auf die Gestaltung der Hauszinssteuer und der Miete die Beschlüsse des Wohnungsausschuesss über- nommen, aber erheblich Erleichterung und Garantien hinzugefügt, er hat die Hauszinssteuer in ihrer Geltungsdauer begrenzt und einigen Ländern eine Aenderung der Erhebungs- form nahegelegt. Beim Finanzausgleich behält sich die Bayrische Volkspartei eine besondere Stellungnahme vor. Die übrigen Fraktionen erklären hierzu, daß sie dem Reich kein Kontrollrecht einzelnen über Länder und Gemeinden geben wollen, sondern durch statistische Unterlagen zur Klärung der Verhältnisse bei tragen wollen. Damit soll bewiesen werden, daß unserer steuer liche Gejamtbelastung das Maß der Belastung in jedem anderen Lande weit übersteigt, namentlich was Besitz, und Ertragsstcuern angeht, obwohl gleichzeitig auch die unteren und mittleren Einkommensstufen ungleich höher als im Auslande belastet sind. Gerade solche Beweisgrundlagen sind mit Rücksicht auf unsere außenpolitische Lage besonders wichtig. Die Parteien haben alles getan, was in ihrer Kraft stand, um den Ländern und Gemein den in Bezug auf die Steuerüberweisungen entgegenzukommen, soweit die finanzielle Not des Reiches es irgend zuläßt. Sie hoffen, daß dieses Entgegenkommen den Weg zu einer Verständi gung zwischen Reich und Ländern eröffnen wird. Zn der Er klärung wird dann die ernste Mahnung zu äußerster Sparsam- ! keit, vor allem auch an einen Teil der Gemeindeverwaltungen, gerichtet, die den ganzen Ernst der Lage noch nicht voll erkannt zu haben scheinen. Die Ausgaben haben sich nach der Gesamt leistungsfähigkeit der Steuerzahler zu richien. Zum Schluß be tonen sämtliche hinter der Regierung stehenden Parteien, daß die Verabschiedung der gesamten Steuerreform nicht länger hinaus- gczogen werden darf. Sie sind der festen Ueberzeugung, daß durch dieses in verhältnismäßig kurzer Zeit in vertrauensvoller Zu sammenarbeit geschaffene Werk ein Grundstein für die finanzielle, wirtschaftliche und soziale Gesundung des deutschen Volkes gelegt worden ist. Abg. vr. Hertz (Soz.) stellt fest, daß die Erklärung der Regierungsparteien keinen Zweifel darüber läßt, daß die Rege lung, die in 52 Sitzungen des Stcuerausschusscs gefunden wurde, nur mit schweren Bedenken betrachtet werden könne. Viel schwerer seien aber noch die Bedenken seiner Partei. Sie habe sachlich mitgearbeitet und die sozialen Erfordernisse, aber auch die Finanzlage des Reiches beachtet. Gegen ihren Willen seien aber Beschlüsse zustande gekommen, denen sie nicht zustimmen könne. Politische Rundscharr Politische Harlekickadrn. Berlin Am vergangenen Freitag marschierten Ar beiterbataillone durch die Straßen Berlins, um geben Brot wucher und gegen die nationale Lutherregierung zu demon strieren. Auch die Kommunisten hatten sich m't angeschlossen. Sie unterbrachen die 14 sozialistischen Redner, die im Lust garten zu den ungefähr 20 000 versammelten Menschen sprachen, durch Trillerpfeifen, Trompeten und ähnliche Radau- instrumente. Ohne die Notlage der deutschen Wirtschaft und des gesamten deutschen Volkes in der Gegenwart zu ver kennen, muß doch offen ausgesprochen werden, daß ein derartiges Straßenheldentum und derartige öffentliche, lächer liche Demonstrationen das deutsche Volk keinen Schritt weiter aus der herrschenden Wirtschaftskrisis herausbringrn, Derartige Demonstrationen, wie sie am vergangenen Freitag von der Sozialdemokratie veranstaltet wurden, dienen nur dazu, das Agitationsbedürfnis der Sozialdemokratie zu befriedigen. Wer sich die Versammlung im Berliner Lustgarten ansah, der konnte feststellen, daß vielleicht zwei bis drei schwarz-rot- goldene Fahnen vertreten waren, sonst aber der Lustgarten ein großes rotes Fahnenmeer war. Aus den Reden der sozialdemokratischen Führer ging auch hervor, daß die rote Sturmfahne die Massen zu einer neuen Revolution führen solle. Also Volksverhetzung im größten Stil. Es ist zu be grüßen, daß die größten Massen des Volkes von der Hohl heit einer derartigen parteipolitischen Demagogie und Agitation sich nicht mehr täuschen lassen. Bor der Vertagung de» Reichstage». Berlin, 27. Juli. Der Aeltestenrat des Reichstages tritt am Dienstag, »ft12 Uhr vormittags, erneut zu einer Sitzung zu- sammen, um die Geschäftslage des Reichstages zu beraten. Wie die »Telegraphen Union" aus parlamentarischen Kreisen hört, wird wahrscheinlich beschlossen, die Reichstagsverhandlungen am Sonn abend, den 1. August, abzubrechen und die Sommerpause eintreten zu lassen, da es außerordentlich Schwierigkeiten biete, das Haus beschlußfähig zujammenzuhalten. Es sollen noch die Stcuergesetze in 2. und 3 Lesung, sowie die 3. Lesung des Etats erledigt wer den. Gegebenenfalls auch noch die Amnestievorlage. Eine Erle digung der Zollvorlage im Plenum hält man in dieser Tagung svr ausgeschlossen. Voraussichtlich wird der handelspolitische Aus schuß bis Ende der Woche seine Arbeiten in 1. und 2. Lesung ab- schlleßen, sodaß die Zollvorlage dann an das Plenum gelangen könnte. Die 2. und 3. Lesung im Plenum soll aber erst in einer besonderen Tagung des Reichstages im September ersolgen, die voraussichtlich vom 10. bis 12. September dauern dürfte. Die Lohnbewegung der Eisenbahnarbeiter. Berlin, 27. Juli. Nachdem von den Eisenbahnerorgani sationen der Lohntarif sür die Reichseisenbahnarbeiter gekündigt worden ist, sollen Morgen zunächst Vorbesprechungen zwischen den Vertretern der Gewerkschaften und der Hauptverwaltung der Reichs- bahn stattstnden, um die Reichsbahn über die Forderungen der Arbeiterorganisationen zu informieren. Vorher werden die Ver bände der verschiedenen Richtungen in einer gemeinsamen Beratung Stellung nehmen, ob außer dem Lohnvertrag auch der Mandel- tartf mit Ablauf des Monats gekündigt werden soll. Essen wird geräumt. 4- Esse«, 27. Juli. Die Räumung der Stadt Essen durch die Franzosen, die schon vor einiger Zeit begonnen hat, ist in vollem Gange. Das Justiz gebäude ist bereits freigegeben wor den; das Polizeipräsidium ist von den deutschen Behörden bereits abgenommen, wenngleich sich noch Franzosen in dem Gebäude befinden. Das Gebäude des Bergbaulichen Vereins ist bisher noch nicht geräumt. Größere Truppenteile mit Ge schützen und sonstigem Gerät sind in den letzten Tagen aus der Stadt abgerückt. Ueber den Termin der endgültigen Räu mung steht noch nichts fest. Sie versöhnliche Absicht der öeuischen Note Sicherheit, Schiedsspruch und Abrüstung. G London, 27. Juli. In einer Rede über die außen politische Lage, die der Premierminister Baldwin in einer konservativen Versammlung in Knowsley hielt, sagte er: Das befriedigendste Merkmal der außenpolitischen Lage ist der offenbare Wunsch der Mehrheit des deutschen Volles, daß die Verhandlungen, dje auf einen dauernden Frieden in Europa Hinzielen, fortgesetzt werden. Die deutsche Antwort auf die französische Note ist eingetroffen; wenn ich auch nicht imstande bin, ihren Inhalt aus führlich zu erörtern, so erkenne ich doch ihre versöhnliche Absicht an. Die Lage selbst enthält viele Schwierigkeiten, aber der Wesentliche Faktor ist wie «innrer der Wille, diese Schwierigkeiten zrk überwinden, und ich glaube, Laß dieser Wille in Deutscktand und bei den Alliierten bestellt. e 2. Die Stavunat in Europa ist nicht nur für das politische, sondern auch für Las wirt schaftliche und industrieekle Leben von Interesse. Wir und Frankreich wünschen, daß Deutschland sobald wie möglich in den Völkerbund eintritt. Wenn es einmal Mitglied des Bun des auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung ist, werden alle vor uns liegenden Probleme eine neue und klarere Ge stalt gewinnen. Von allen Streitigkeiten, internationalen wie inneren, hat man den Eindruck, daß man auf einem toten Punkt angekommen ist. Nicht wenig von den schein bar unlöslich verketteten Verhältnissen steht im Zusammen hang mit jenem sorgfältigen Verfahren, das man „sein Ge sicht wahren" nennt. Es ist wahr, daß Deutschland noch im mer mißtrauisch ist, wenn es von der Gefahr spricht, eins entwaffnete Nation inmitten bewaffneter Nachbarn zu sein. Aber Deutschland hat das Recht, über diese Dinge ge hört zu werden, wenn es Mitglied des Völkerbundes M, Es kann dann den Großmächten gegenübertreten, damit diese ohne unnötige Verzögerung dazu übergehen, die Frage der Abrüstung, ' die einen Teil der Volkerbundsitzung selbst bildet, zu er wägen. Mr haben noch einen langen Weg vor uns, bevor wir den Frieden Europas sichern können, aber wir machen Fortschritte und wir erkennen an — wie dies auch die Fran zosen tun — daß es drei Etappen zum Frieden gibt: Sicherheit, Schiedsspruch und Abrüstung. Wir entwerfen jetzt die Maßnahmen für die Sicherheit, dis auch bei der Einsetzung der Schiedsgerichtsbarkeit helfen werden. Wir selbst haben einen beträchtlichen Anfang mit der Verminderung unserer Rüstungen zur See auf der Washing toner Konferenz gemacht. Wir haben unsere Rüstungen zu Lande unter Borkriegsmaß vermindert und unsere Luftmacht ist nur gering im Vergleich mit der mancher anderer Länder. Das Problem ist ungemein schwierig, wie jeder gemerkt hat, der sich damit beschäftigte, aber wenn wir die überwältigende Bürde des Mißtrauens und der Angst, die auf den Ländern Europas lastet, beseitigen können, dann können wir auch diese letzte Etappe des Weges beschreiten mit der berechtigten Hoff nung, das Fiel zu erreichen^ Frankreichs ewiges Mißtrauen. . G London, 27. Juli. Garvin schreibt im „O b - serve r": Die deutsche Antwort wegen des Sicherheitspaktes ist eines der klügsten politischen Dokumente, die man seit Jahren gesehen hat. Der einzige Zweifel ist nur, ob sie nicht für ihren Zweck viel zu klug ist, wenn man nämlich den Fall setzt, daß der Abschluß des tatsächlichen Paktes noch immer das wirkliche Ziel Berlins sei. Je länger man die deutsche Antwort zusammen mit Len Erläuterungen und Erklärungen der deutschen Staatsmänner in Paris studiert, desto erregter wird man dort, und desto gereizter das Mißtrauen. Die Er klärung vr. Stresemanns ist eindringlich im Ton und meister haft in Form und Logik, aber sie sucht zu schnell und zu wett vorzugehen; sie zeigt eine gewiße Neigung, das, was jetzt erreicht werden könnte, zu opfern für Probleme, die gegen wärtig zweckmäßig noch nicht in Angriff genommen werde«, vr. Stresemann «nacht es vielleicht deutlicher, als es in seiner Absicht lag, daß das erste Interesse der deutschen Politik darin bestehe, di« enge diplomatische Verbindung mit Rußland aufvechtzuerhalten. Di« Behauptung, daß das entwaffnete Deutschland kein Durchzugsrccht für seine be waffneten Nachbarn anerkennen könne, sei an sich begründet, aber in ihrer Wirkung komme sie darauf hiuaus, einen etwai gen russischen Angriff auf Polen zu erleichtern und Groß britannien wie Frankreich in einem solchen kritischen Fall in Verlegenheit zu bringen oder zu trennen. Weiter findet Gar- vin es übereilt, daß die Frage der allgemeinen Abrüstung aufgeworfen und daß auf eine Beschleunigung der Räumung des Rheinlandes hingedeutet werde. England sei ja für eine möglichst schnelle Räumung, aber eine vorzeitige Erörterung dieser Frage könne das erwünschte Ziel nicht näher bringen. Deutschland müsse danach streben, das Mißtrauen Frankreichs zu beseitigen, nicht etwa es zu erregen. Zum Schluß drückt der Aufsatz die Befürchtung aus, man müsse jetzt mit Ler Möglichkeit rechnen, daß der große Plan des Paktes der Westmächte zu keinem Ergebnis sichre, denn bei den Franzosen herrsche nun einmal, ob mit Recht oder Unrecht bleibe unerörtert, das Gefühl vor, daß sie sachte in eine Falle hineingelockt würden. Frankreich will nicht den Friedens G Paris, 27. Inli. Da die Rede Les Reichsaußen ministers vr. Stresemann. Wer Lie Sicherheitsnote von den meisten französischen Blättern in einem unvollkommenen Auszug wiedergegeben wurde, sah sich die deutsche Botschaft veranlaßt, durch Vermittlung der Agentur Havas den Blät tern den vollkommenen Text der Rede zu unterbreiten. Der Temps nimmt von Lem Inhalt der Rede noch mals Kenntnis und «Märt: „Wir bestreiten nicht, daß Reichs außenminister Stresemann sich in höflichen Wendungen aus- gedrückt hat, und daß der Ton seiner Erklärungen wesentlich verschieden ist von Sem Lon der Zieden, 'Lie bis jetzt in Berlin gehalten wurden. Aber trotzdem ist diese Rede fach« llch ebensowenig befriedigend wie die deutsche SicherheitsnotS. Die Rede des Reichsaußenmiuister wie die des Reichskanzlers kann in allen Ländern nur das Mißtrauen befestigen, mit dem man die Friedensoffensive großen Stils, die das Deutsche Reich einlettet, auffaßt. Die Art und Weise, wie Deutschland Li« Fragen, die den Sicherheitspakt betreffen, stellt, zeigt die Gefahr, sich aus eine internationale Konferenz einzulassen, in der man durch die Gewalt der Tatsachen dahingeführt würde, Ausschüsse rein politischen Charakters ins Auge zu fassen. Cs muß des halb jeder Gedanke, eine Konferenz einzuberufen, beiseite geschoben werden. Für die Zulassung Deutschlands zum