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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend : 07.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1801270953-189610073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1801270953-18961007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1801270953-18961007
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-07
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Monat
1896-10
-
Jahr
1896
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Getreide - Terminhandel. I Bekanntlich muß laut vom Reichstage gesaßter ge setzlicher Bestimmung der bisher übliche börsenmäßige Terminhandel mit Getreide und Mühlensabrikaten, dem man einen mißbräuchlichen Einfluß auf die Getreidepreise zuschreibt, am 1. Januar 1897 vollständig aushören. Da kommt nun aus den Kreisen der Berliner Börsenmänner die Nachricht, daß dieselben sich über die Art und Weise, zumal was die Abfassung des beim Börsenhandel noth- wendigen Schlußscheines anbetrifft, wie auch ferner der Getreideterminhandel geübt werden könne, geeinigt hätten. Die „Vossische Zeitung" hebt sogar hervor, daß die Eini gung der Getreidespekulanten eine derartige sei, daß auch nach dem Verbote der börsenmäßigen Termingeschäfte un bedingt noch ein Terminhandel stattfinden könne. Diese Nachricht klingt für den ersten Augenblick sehr befremdend, denn es scheint, als ob eine Anzahl Schlauköpfe unter den Börsenmännern einen Kniff ersonnen hätten, um trotz des Verbotes des Terminhandels denselben lustig und gründlich Weiter zu treiben. Daran ist aber im Ernste gar nicht zu denken, sondern das Verbot des börsenmäßigen Termin handels mit Getreide und Mühlenfabrikaten wird seine Wirkung thun und kann ohne gesetzliche Strafe nicht um gangen werden, und die überraschend klingende Meldung vom Fortbestände des Terminhankels bedeutet nur, daß unter Verzicht auf den bisher üblichen verwerflichen und vom 1. Januar 1897 verbotenen börsenmäßigen Termin handel ein loyales Termingeschäft, wie es für den ganzen Zwischenhandel und auch für die Producenten und Kon sumenten nützlich wirken kann, künftig von den Interessenten gemacht werden soll. Mit dem Verbote des börsenmäßigen Terminhandels, wie er sich zumal in Berlin in wilder Speculation gemeinschädlich entwickelt hatte, sollte nämlich keineswegs das natürliche und gesunde Lieserungsgeschäft in Getreide, wie es zum Beispiel auf allen anderen deut- scheu Getreidemärkten von Königsberg im Norden bis Mannheim im Süden üblich ist, getroffen werden. Aber alle Hinweise einsichtiger und maßvoller Beurtheiler auf diese Art der Reform im Getreide-Terminhandel nutzten ja damals nichts, denn die Berliner Borfenmänner ließen in den ihren Interessen dienenden Zeitungen ein Gezeter anstimmen, als wenn der Getreidehandel und jede Specu lation mit Getreide überhaupt unterdrückt werden sollte. Davon war aber niemals die Rede, sondern es handelte sich nur um das gründliche Verbot des bekannten sehr weitherzig getriebenen bisherigen börsenmäßigen Getreide- Terminhandels. Die Differenzspieler in Getreide und Mehl sind also durch das Gesetz vor die Wahl gestellt worden, entweder den Getreidehandel ganz aufzuheben oder die Lieferungs- und Termingefchäfte unter den Voraussetzungen und Bedingungen zu treiben, wie es erlaubt ist. Und siehe da, das Geschrei der Börsenspieler hat sich gelegt, und die Berliner Gelreidehändler resp. Speculanten haben sich darüber verständigt, daß sie ihre Lieferungsgeschäfte so abschließen, wie es in Königsberg, Stettins Danzig, Mannheim u. s. w rechtmäßiger und von Niemandem bekämpfter Handelsbrauch ist. Eine gute Reform, eine Säuberung des Getreidehandels von einer Giftpflanze, ist durch das Verbot des börsenmäßigen Getreide - Termin handels also doch erreicht worden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Als eine recht erfreuliche Thatsache ist zu vermelden, daß der Errichtung einer Electricitätsan- lage in unserer Stadt ernstlich näher getreten werden soll. Um über die zu erwartende Betheiligung an dieser beab- sichtigten Anlage eine Unterlage zu gewinnen, erläßt der Stadtrath in heutiger Nummer dieses Blattes eine diesbe zügliche Bekanntmachung, auf welche wir unsere geehrten Leser besonders aufmerksam machen. Hiernach würde sich der Preis einer 16kerzigen Flamme zunächst auf 3 Pfg. für die Stunde stellen, es ist aber nicht ausgeschlossen, daß bei einer recht regen Betheiligung und der damit be dingten vermehrten Anzahl Flammen, sich der Preis pro Flamme und Stunde noch, wenn auch nur um eine Kleinigkeit, reducirt. Es ist nun sehr zu wünschen, daß die Betheiligung aus Geschäfts- wie Privatkreisen eine recht lebhafte werde, damit das Unternehmen ins Werk gefetzt werden und sich alsdann unsere Stadt auch mit in die Reihe derjenigen Ortschaften stellen kann, die dem Fortschritte derZeitauch in derFrage derBeleuchtung huldigen. Pulsnitz. Am vergangenen Sonnabend, den 3. Oktb. wurde von Seiten des Marktausschusses eine allgemeine Butter revision vorgenommen, wobei zwei Frauen wegen zu leichter Butter nach dem Rathhause abgeführt wurden. Ferner sind Butterproben entnommen worden, welche behufs chemischer Untersuchung an die Versuchsstation Pommritz abgesandt wurden. Pulsnitz. Am vergangenen Sonntag Nachmittag berührte das auf einem Ausfluge nach dem Schwedenstein befindliche Kamenzer Knaben-Musikchor auch unsere Stadt und ließ beim Durchzug durch dieselbe einen fröhlichen Marsch auf seinen mitgeführten Instrumenten erschallen. Das Ziel dieser jugendlichen, noch schulpflichiigen Musiker war das Schießhaus, woselbst sie sich zunächst durch Kaffee und Kuchen stärkten und alsdann eine Probe ihrer Leistun gen durch Vortrag verschiedener Musikstücke vor einem zahlreichen Publikum ablegten. Pulsnitz. Stetig fortschreitend entwickelt sich die Industrie erfreulicherweise in unserer Stadt. Im Laufe voriger Woche traf auf hiesiger Station aus einem schweren vierachsigen Waggon abermals ein großer Dampfkessel für die Bandfabrik der Firma Schurig-Raupach ein, dessen Transport an Ort und Stelle gut von Statten ging. Nach unseren Informationen sind wir in der Lage^ zu berichten, daß dieser Dampfkessel aus der renommirten Fabrik von Jacques Piedboeus-Aachen hervoigegangen ist. Der Kessel ist als Hochdruckkessel ausgeführt und repräsentirt incl. der Zubehörteile chas ansehnliche Gewicht von über 300 Centner. Er ist dem Stande der heutigen Technik entsprechend ausgesührt und besteht, wie uns mitgetheilt wurde, aus bestem rheinischen Siegerländer Schweißeisen vom eigenen Walzwerk der Firma Jacques Piedboeuf. Die Nietung des Kessels erfolgte mittelst starker Hydrau- lischer Nietmaschinen, jedes Niet wird dabei mit einem Druck von 40000 Lo. eingezogen. Ein solches Arbeits verfahren dürfte bei dem hohen Dampfüberdruck, 8 Ätmos phären, größtmögliche Sicherheit biete. Die Heizfläche des Cornwallkessels ist derart bemessen, daß durchschniltf lich die neue Ventildampimaschine mit Condenfattou bei voller Ausnutzung 120 bis 140 Pferdekräste (indicirt) leisten könnte bei ökonomischer Ausnutzung des Brennmaterials. Es ist das Bestceben der heutigen Zeit denkbar praktischste, Wenn in der Anlage auch scheinbar theure Betriebseinrich- tungen zu beschaffen, um die täglichen Ausgaben Pro Pferdekraft zu reduciren. Pulsnitz. Auf hiesigem Bahnhofe hielten am!, Montag Mannschaften der reitenden Artillerie aus Königs brück unter Leitung eines Hauptmannes kriegsmäßige Ver- lade-Uebungen von Pferden und Geschützen ab. — Nachdem die großen Herbstübungen beendet und die Reservisten in das Civilverhältniß wieder zurückgekehrt sind, geht im Monat October die Einstellung der Rekruten wieder vor sich. Der Haupteinstellungstag der Rekruten für die im Königreich Sachsen dislozrrten Infanterieregi mente!, der Jäger und Schützen, der Feld- und reitenden Artillerie, sowie der Pioniere ist Sonnabend der 17. Ok tober. Die Einstellung der Rekruten der Cavallerie (Gar dereiter, Husaren, Ulanen und Karabiniers) erfolgt Sonn abend, den 10. Oktober, die des Trainbataillon Nr. 12 am 3. November 1896, bezw. am 1. Mai 1897. Die Zwei- Drei- und Vierjährig-Freiwilligen werden gleichzei tig mit den Rekruten eingestellt. Die Einstellung der zum Dienst ohne Waffen ausgehobemn Rekruten (O ko- nomiehandwerker und Krankenwärter) erfolgte bereits am 1. Oktober bei allen sächsischen Truppentheilen. — Nunmehr ist es auch der Gendarmerie gestattet worden, im Dienst das Fahrrad zu benutzen; voraussicht lich werden den Beamten vom nächsten Jahr ab auch die Räder vom Staat geliefert werden. — Nach Königlich Sächsischen Jagdgesetz hat mit dem 1. Oktober die öasenjagd, welche im benachbarten Oester reich bereits seit dem 1. August und in mehreren preußischen Regierungsbezirken seit dem 14. September im Gange ist, ihren Anfang genommen. Ursprünglich waren Heuer die Aussichten auf eine ertragreiche Ausbeute in Hasen des halb sehr günstig, weil der erste Satz infolge der freund lichen Märzwitterung gut gediehen war; allein die späteren Sätze sind durch andauernd naßkaltes Wetter, strichweise auch durch Wolkenbrüche, Hagelschlag rc. vielfach zu Grunde gerichtet worden. Kamenz, 2. Oktober. Das gestrige 25jährige Jubi läum der Eröffnung unserer ersten Bahnlinie fand viel seitig freudige und dankbare Antheilnahme. Seitens der Stadtvertretung war das Rathhaus mit Flaggen geschmückt und Herrn Bahnhossinspektor Fischer ging ein herzliches Glückwunschreiben gleichzeitig mit Anerkennung der steten gewissenhaften Amtirung, unter welcher das Verkehrswesen der Bahn aus kleinen Anfängen so herrlich emporgeblüht, und des stets gegen Stadt und Bewohnerschaft bezeigten humanen und entgegenkommenden Verhaltens zu. Ebenso wurden diejenigen Beamten und das Personal beglückwünscht, welche seit 25 Jahren angestellt und gearbeitet haben. Den Unterbeamten und Arbeitern der Bahnverwaltung wurde ein Festgeschenk von 100 Mark dargebracht. Das Stations gebäude trug ebenfalls Flaggenschmuck, inglelchen war die Locomotive des Herrn Jubilar Döring geschmückt und wurde in Arnsdorf festlich begrüßt. Am Abend hallen sich zahlreiche Persönlichkeiten aus allen Kreisen der Bürger schaft in den Restaurationsräumen zu einem Mahle zur Feier des Tages vereinigt, welches frohe Stimmung erzeugte und der seit 18 Jahren in Wirksamkeit befindlichen Frau Bahnhofs-Restaurateur Flora Schneider alle Ehre machte. Königsbrück, 6. Oktober. Die nächsten Freitag, den 9. Oktober, auf dem Plan des Schießhauses hierselbst statt findende Thierschau mit Prämiirung aus Staatsmitteln wird reichhaltig und mit besonders schönen Thieren beschickt sein. Das Verzeichniß der zur Schau angemeldeten Thiere weist 10 Bullen, 40 Kühe, 2 t Kalben, 8 Zugochsen, 11 Stück Jungvieh und 4 Schweine auf. Der Austrieb der Thiere muß 8 Uhr morgens beendet sein. Die Thätigkeit der Preis richter beginnt 9>/z Uhr Morgens und dauert voraussichtlich bis Nachmittags 5 Uhr. Die Tierschau sei hiermit allen Interessenten, insbesondere aus der Landwirthschaft, zum Be such angelegentlich empfohlen. Bautzen, 3. October. (Sitzung der 1. Strafkammer des Königlichen Landgerichts.) Richard Arthur Freuden berg, im Jahre 1874 in Pulsnitz geboren und bisher unbestraft, war seit sechs Jahren beim Fabnkb-sitzer I. G. Hauffe als Packer beschäftigt. Obgleich ihn Nolh nicht drückte, wurde Freudenberg feit Milte Dezember v. I. unehrlich. Gewöhnlich brachte er früh den Almanach lin Comptoir in Ordnung. Hierbei sah er eines Morgens den Schlüssel an der Portokasse stecken. Rasch entnahm er derselben 3 Mark Geld, schloß sodann die Kasse zu, zog den Schlüssel ab und nahm ihn an siH. In der Folgezeit stahl er nun unter Benutzung dieses Schlüssels der sonach, nach Anfertigung eines anderen Schlüssels, in seinen Händen zum Diebsinstrumente wurde, zu weite ren drei Malen aus der Kasse je 4 bis 6 Mark. Auch aus dem Lagerräume entwendete er zu 6 verschiedenen Malen nach und nach 4 Geldtäschchen und 11 Paar Hosenträger, welche er durch Verkauf zu Gelde machte. Bei der Bäckereiinhaberin Schiedlich in Pulsnitz pflegte Freudenberg für die Fabrik zuweilen kleinere Geldstücken gegen Hingabe größerer einzuwechseln. Auch dabei verübte Freudenberg geständigermaßen zu mindestens sechs verschie denen Malen Betrug und steckte den erzielten Ueberschuß in seine Tasche. Das Urtheil lautete gegen den offen geständigen Angeklagten wegen schweren und einfachen Diebstahls, sowie wegen Betrugs auf ein Jahr sechs Monate Gefängniß und fünfjährigen Ehrenrechtsverlust. Ein Monat Untersuchungshaft fand Anrechnung. — Das Testament des bekannten Schulmannes Ber- thelt setzt den Pestalozzi-Verein zum Umversal-Erben ein unter Begründung einer Lottchen-Belthelt-Stiftung, welche nach Abzug von Vermächtnissen in Höhe von 29 000 Mk. 315 000 Mk. beträgt, einschließlich des auf 100 000 Mk. abgejchätzten Grundstücks Johann-Georgen-Allee Nummer 4 in Dresden. Derj,Pestalozzi-Verein beschloß die Ein- Achtung einer Berthelt-Stube in der neuerbauten Etage des Hinterhauses, die Anbringung einer Gedenktafel am Hause und die Herstellung eines würdigen Gcabdenksteines für die Bertheltschen Eheleute. — Das „neue bürgerliche Gesetzbuch" ist ein Buck, über das man viel liest, in dem man aber meist nicht liest. Um einen Unterschied des neuen Gesetzes gegenüber den bestehenden Vorschriften zu illustriren und die Wichtigkeit, sich mit demselben bekannt zu machen, jedem vor die Au gen zu führen, wollen wir aus der Fülle der Einzelheiten einiges Wenige hervorheben: 1) Die vollständige Neure gelung der Vorschriften, die Vereine betreffend, namentlich die Einführung eines Vereinsregisters, in das sich jeder Verein, um Rechtsfähigkeit zu erlangen, falls er nicht Wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb bezweckt, ohne Weiteres eintragen lassen kann. 2) Zu den bisherigen Entmündi gungsgründen — Geisteskrankheit und Verschwendung — ist „Trunksucht" hinzugesügt. 3) Schaffung der elterlichen Gewalt. 4) Aufhören der elterlichen Gewalt mit der Großjährigkeit. Söhne standen bisher unter väterlicher Gewalt bis zur ausdrücklichen Entlassung oder bis zur Selbstständigkeit. Töchter konnten sogar abgesehen von der Entlassung nur durch Heirath aus dec väterlichen Ge walt austreten. 5) Aufhebung des im Gebiete des preu ßischen Landrechts herrschenden allgemeinen Zwanges der Schriftlichkeit bei Absckließunq von Rechtsgeschäften, deren Werth 150 Mark übersteigt. 6) Die Erweitrung der zweijährigen Verjährungsfrist überhaupt, namentlich aber auch auf fast alle diejenigen Ansprüche, welche jetzt in vier Jahren verjähren. 7) Im Gebiete des gemeinen Rechts ist der Käufer des Grundstücks nicht verpflichtet, den Miethsvertrag zu erfüllen (Kauf bricht Miethe), im bür gerlichen Gesetzbuch ist der Grundsatz des Landrechts durch- gesetzt, nach dem der Verkauf der vermietheten Sachen in den Rechten des Miethers nichts ändert. 8) Nach dem gesetzlichen Güterrecht, das aber durch Vertrag beliebig ge ändert Werden kann, bleibt das Vermögen der Frau zwar ihr Eigenthum, wird aber der Verwaltung und Nutznie ßung des Mannes unterworfen. 9) Die Ehescheidungs gründe sind wesentlich vermindert, namentlich fallen die Gründe der unüberwindlichen Abneigung auch bei kinder losen Ehen, der einfachen Mißhandlung und der Beleidi gung weg. 10) Jeder Erbe muß, wenn er nicht Erbe sein will, die Erbschaft ausdrücklich ausschlagen, wie schon jetzt nach Landrecht. 11) Bisher erhielt namentlich nach Landrecht ein Testament nur Gültigkeit, wenn es vor Gericht errichtet oder dem Richter übergeben war, in Zu kunft wird je e eigenhändig ge- und unterschriebene mit Ort und Datum versehene Erklärung Gültigkeit haben. 12) Das Erbrecht ist weiterreichenden und wichtigen Aen- derungen unteiworsen, die mit allen bisher local geltenden Rechtsgrundsätzen mehr oder weniger große Verschiedenheiten aufweisen. — Das Königliche Amtsgericht Meißen macht be kannt: Ueber das Vermögen des Papier- und Contoruten- sielienhändlers Franz Sigismund Oeser in Meißen wird heute, am 2. Oktober 1896, Nachmittags >/,6 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Plauen b. Dressen. Das hiesige „Wochenblatt" berichtet: E nen recht eigenartigen „Spaß", uni seine hier wohnenden bejahrten Eltern zu ängstigen, hat sich ein „Herr Sohn" erlaubt. Die durchaus rechtlichen, dem Arbetterstanöe angehöcenden beiden Alten, von denen die Frau kürzlich den 77. Geburisiag feierte, erhielten von der Gattin ihres in Pirna wohnenden Sohnes die Nach richt, daß letzterer Plötzlich gestorben fei. Man kann sich den Jammer und das Herzeleid der alten Leute um den Verlust ihres Kindes wohl vocstellen; nach Anschaffung der nothwendigsten Trauerkleider wurde die Reffe nach Pirna unter Thränen angetceten. Dort angelangt, finden sie ihre Schwiegertochter nicht zu Hause, sie wird von ihrem Arbeusplatzs geholt und nun stellt sich heraus, daß Sohn und Sckw egerlochter sich des besten Wohlseins er freuen und den die Trauerbotschaft enthaltenden Bries nur deshalb absandten, um des Sohnes Eltern, die ichon lange nicht mehr m Pirna gewesen waren, einmal dahin zum Besuche zu bekommen. Ein mitgedrachter Kranz wurde den Fluthen der Elbe überantwortet und bald befanden sich die Eltern wieder, in begreiflichem Unmuth über diese Art der Einladung, auf den, Heimwege. Leipzig. Mit raschen Schritten vollzieht sich die Vollendung der im ebenso großartigen als praktischen Stile errickteten Gebäude der Sächsisch-Thüring.jchen Industrie- Ausstellung, die im Jahre 1897 in Leipzig abgehalten werden wird, und es ist an der Zeit, über das große Unternehmen, welches der deutschen Industrie zu Ehre und Vortheil gereichen soll, die Grundzüge zu berichten. Es sei zunächst erwähnt, daß die Sächsisch-Thüringische Aus stellung in Leipzig sür das Königreich Sachsen, die preußi sche Provinz Sachsen, die thüringischen Staaten, bas Herzog- thum Anhalt, die Mark Brandenburg (ausgenommen Berlin), den Regierungsbezirk Liegnitz und die drei fränkischen Kreise Bayerns eröffnet werden wird. Jetzt schon erkennt man, was die Anlage, Bauten und den räumlichen Umfang be trifft, daß die Leipziger Ausstellung hinter den Landesaus stellungen nicht zurückstehen, in manchem Punkte aber sie übertreffen wird. Vor Allem ist die glückliche Wahl des Platzes zu rühmen. Einerseits vom Wald und dem Johanna- pmk begrenzt, anderweits von schönen Villen umgeben und von der Pleiße durchströmt, konnte der Platz nicht besser ausgesucht werden, um den fremden und einheimischen Be suchern der Ausstellung einen reizenden, fast möchte man sagen, idyllischen Aufenthalt zu bieten. Was aber die Hauptsache bleibt und sein soll im Gegensatz zu anderen Ausstellungen letzter Zeit, ist das, was Industrie und Ge werbe als Frucht ihrer ernsten Arbeit aus diesem Platze darbieten werden. Wer einigermaßen mit den gewerbüchen Verhältnissen Deutschlands vertraut ist, weiß, daß nirgends im ganzen Reiche die Industrie io vielseitig und reich ent wickelt, nirgends so concentrirt ist, wie in len Districten und Ländern, die, das Königreich Sachsen voran, sich zur Veranstaltung der Leipziger Ausstellung vereinigt haben. Darum scheint der Erfolg des Unternehmens an und für sich als gesichert, und er wird um so glänzender ausfallen, je prompter und vollzähliger die Industrien der betreffen den Länder mit ihren Erzeugnissen auf dem Platze sein werden. Thatjächlich ist die Betheiligung, wie sich aus
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