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Neikage zu Nr. 66 äes Pulsnitzer Nmts- unä Wocüeilbültkes, Sonnabend, den 15. August 1896, Verantwortlicher Redacteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. — Druck und Verlag von lZ i.Försters Erben in Pulsnitz. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Rußland. In den nächsten Tagen wird, wie dem „Neuen Wiener Tageblatt" aus Petersburg berichtet wird, eine veritable Kirche nnt der Nicolaibahn nach Sibirien transportirt werden, um daselbst auf den riesigen Strecken der neuen sibirischen Eisenbahn hin- und herzurollen, weil sich in dieser Gegend nur sehr wenige gebaute Gotteshäu ser befinden. Zum Seelsorger der mobilen Kirche wurde der Hieromonach Stephan vom Alexander Newski-Klost ernannt, und unter seiner Assistenz hat sie der Metropo Palladi kürzlich feierlich geweiht. Dieses merkwürdige Gotteshaus ist ein rigenthümlich konstruirter und prächtig ausgestatteter Waggon, der sich äußerlich nur durch ein thurmartiges Metalldach und ovale Fenster mit Glasma lereien vom gewöhnlichen Typus eines Eisenbahnwaggons erster Klasse unterscheidet. Im Innern ist der Wagen aber ein prächtiges Kirchlein mit lackirten, holzverkleideten Wä den, einem kunstvoll geschnitzten Heiligenschrein und seh schönen Heiligenbildern, und auch eine Sakristei fehlt nicht, ein Stübchen für den Geistlichen und eines für den Kir chendiener, die gleich den Kondukteuren immer kreuz un guer durch die sibirische Steppe sahren und auf der Rei für die Passagiere Gottesdienst halten werden. England. Aus London wird gemeldet: Im No- Velty-Theater, einer kleinen Volksbühne Londons, ereignete sich am 10. d. abends in der Schlußszene des Sensal onsdramas „Sünden der Nacht" ein trauriger Unfall Der Bösewicht des Stückes, den der Schauspieler Crozier gab, wird von einer anderen Person erstochen, wozu ein sogenannter Teleskopdolch dient. Gestern versagte die Fe der, in Folge dessen der Dolch in das Herz Croziers drang, der tot niederstürzte. Da mit der Erstechungsszene da Stück schließt, fiel der Vorhang, und das Publikum verlie das Theater, ohne eine Ahnung von dem Vorfall zu Haber Türkei. Konstantinopel, 11. Aug. Hier ein getroffene Meldungen bestätigen, daß in Anapolis, zwei Stunden östlich von Kanea, 1500 Mohamedaner einge drungen sind, die Häuser geplündert und die Kirchen ent weiht haben. 32 Christen wurden getötet, darunter drei Priester, ein Priester verbrannt. Von Kanadia aus wurde ein Bataillon nach Anapolis entsandt. — Die Zustände aufKreta nähern sich jetzt völlig der Massenverwüstung auf Kuba. Ein Telegramm aus Athen berichtet uns: Aus Kreta werden wieder schreckliche Greuelthaten gemeldet. Das Dorf Pedias bei Kandia wurde von 1000 Türken überfallen. 32 Christen, darun ter drei Priester, Frauen und Kinder, sind getötet worden. Ferner wurden zwei Dörfer eingeäschert, fünf Kirchen ge plündert und alles Vieh geraubt. Aus Konstantinopel Meldet ein Telegramm: Der Generalgouverneur von Brussa, Zuhdi Pascha, ist in einer außerordentlichen Mission nach Kreta abgereist. Asien. Aus Konstantinopel meldet man: Der französische Subunternehmer für den Bau der Eisenbahn von Smyrna nach Kaffaba, Valigorski, ist von einer Bande gefangen genommen worden, welche ein Lösegeld von 4000 Pfd. verlangt. Die Baudirektion hat diese Summe angewiesen. Die französische Botschaft hat bei der Pforte Schritte in dieser Angelegenheit gethan. Amerika. Die Union ist in voller Aufregung über die bevorstehende Kandidatenreise Bryans. Ein Kabeltele gramm meldet darüber aus New Aork: Der Zug Wiliam Bryans, des Präsidentschaftskandidaten der Silberdemo kraten, geht nach dem Osten. Zu der übermorgen statt findenden Versammlung sind bereits über 100 000 Karten verlangt worden. Der Andrang auf deu Stationen ist ein enormer. Die Rede Bryans, in der er sich zur An nahme der Kandidatur bereit erklären wird, wird jedenfalls sehr konservativ gefärbt sein. Die fanatischen Banken wol len die amerikanischen Silberzertifikate nicht mehr zum vollen Werth accepliren. — Aus New Jork meldet ein Telegramm: Die intensive Hitze verursachte etwa 120 Todesfälle infolge von Sonnenstich und Hitzschlag im Zeitraum von 5 Taaen. Montag ereigneten sich hier 26 Todesfälle. Vermischtes. — Daß Kindesraub seitens der Zigeuner nicht in's Reich der Märchen gehört, besagt wiederum ein neuer Vorfall. Beim Dorfe Forst bei Arnau i. B. wurde in folge verübten Diebstahls eine Zigennerbande von 3 Män nern, 6 Frauen und 12 Kindern dingfest gemacht. Da runter befand sich ein Z. bis 4jähriges Mädchen, dem infolge seiner weißen Haut, blonden Haaren und des modern geschnittenen, wenn auch abgenutzten Kleives sofort anzu sehen war, daß es nicht zu den Zigeunern „gehörte." Das Kind sebst gab an, Matinka zu heißen und noch nicht lange bei der braunen Gesellschaft zu sein. Beim Bürger meisteramt Hohenelbe, das in der Angelegenheit zuständig ist, erinnerte man sich sofort, daß in der Pflege von Halberstadt kürzlich ein Kind als „verschwunden" ausge schrieben wurde. * Die Rheinreise der Kaiserin hat manche hübsche heitere Episode aufzuweisen. Eine davon theilen wir un seren Lesern aus der „D. T." mit: In der Jnvalidenko- lonie Alfredshof hatte ein altes achtzichjähriges Mütterchen Alles stehen und liegen lassen, um die Kaiserin vorbeisah- ren zu sehen. Nicht gering war ihr Schrecken, als sie hörte, die Kaiserin sei unprogrammäßig in ihr eigenes sauberes Häuschen eingetreten. Sie brach sich durch die Menge Bahn, bis ihr ein Gendarm den Weg versperrte. „Um Gotteswillen, lassen Sie mich durch," rief sie, „ich habe oben die Betten noch nicht gemacht." Vergebens. Da kam ihr Prinz Heinrich zu Hilfe und verschaffte ihr Durchlaß- Da die Kaiserin in einen oberen Halbstock gegangen war, so begann die Alte ihre Konversation mit dem Prinzen. „Es ist schade, daß der Kaiser nicht da ist," meinte der Prinz, „an dem Prinzen Heinrich ist nicht viel gelegen". „Na," sagte die Alte und gab dem Prinzen einen freundschaftlichen Ellbogenstoß in die Seite, als wenn sie sagen wollte: „Dich kenn ich, mich führst Du nicht aufs Glatteis!" — „Warum", fuhr die neugierige Alte fort, „haben Sie denn Ihre Frau nicht mitgebracht?" Der Prinz: „Ja, sehen Sie, gute Frau, Sie müßten doch als Frau, die 80 Jahre alt ist und schon so viele Kinder gehabt hat, wissen, daß in der Familie schon mal Hinder nisse entstehen." Die Alte (mißverstehend): „Na, dann wünsche ich, daß Alles gut abläuft." Inzwischen war auch die Kaiserin heruntergekommen und hatte mit der neugierigen Alten ein Gespräch angefangen, welche sich für alle Einzelheiten der Reise interessirte wie ein Reporter. Dann nahm das Gespräch eine überraschende Wendung. Die Kaiserin: „Wie viel Kinder haben Sie gehabt?" Die Alte: „Sechzehn, Majestät, sieben Jungens und neun Mädchen." Die Kaiserin: „Da haben Sie noch einen Jungen mehr als ich." Die Alte (tröstend): „Ach, Maje stät, das kann man nicht wissen, der eine wird auch wohl noch kommen." Lachend stimmte die Kaiserin in die Hei terkeit des Gefolges ein. * Rache ist süß! Ein alter Prozeßmeier in einer kleinen Stadt Westpreußens hatte, der „Danz. Ztg." zu folge, kürzlich einen Prozeß verloren, und jetzt sollte er seinem Rechtsanwalt obendrein noch die Rechnung für juristischen Rat und Beistand bezahlen. Ergrimmt darüber, malte der ärgerlich gewordene Klient seinem Rechtsbeistand mit großen Kreidebuchstaben die Inschrift an die Thür: „Hier ist guter Rath theuer!" Jetzt soll die Angelegenheit Anlaß zu einem neuen Prozeß gegeben haben. * Achtzehn Stunden auf dem Meere. Aus Rom wird geschrieben: Als jüngst im Hafen von Spezia die von Corsetti erfundene „Taucherkugel" von den Marinebehörden geprüft werden sollte, stiegen, wie ihr Erfinder vorgeschrie ben hatte, fünf Arbeiter furchtlos ein, und im Umsehen war der schwere Apparat auch im Wasser, an einer sehr tiefen Stelle, verschwunden. Eine unabsehbare Menge wartete am Ufer auf deu Verlauf des Experiments. Allein es vergingen Minuten und Stunden, ohne daß die Kugel wieder auftauchte. Schließlich holte man zwei geübte Taucher herbei, welche feststellten, daß der Apparat bei der Senkung sich etwa einen Meter Tief im Meeresschlamm eingebuchtet habe und daß alle Versuche, ihn wieder flott zu machen, gescheitert wären. Bis nachts 2 Uhr dauerten die Hebungsarbeiten. Gegen Morgen erschien der komman- dirende Admiral Candiano selbst und ordnete einen neuen Rettungsversuch an, obwohl er fest davon überzeugt war, daß alle fünf Insassen längst erstickt seien. Nach sechs Minuten kam die Kugel oben an, und die erregte Menge glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als alle fünf Arbeiter Wohlgemuth aus ihrem Gefängnisse hervorsprangen. Sie waren also 18 Stunden unter dem Wasser gewesen, ober Dank der guten Füllung der Kugel und der übrigen Vor richtungen waren sie dem Tode glücklich entgangen. * Das Turnerzeichen. Das allbekannte, durch vier übereinandergestellte § gebildete Turnerzeichen mit der Bedeutung „Frisch, fromm, fröhlich, frei" blickt gegenwärtig auf ein Alter von 50 Jahren zurück. Es war nämlich auf dem schwäb. Turnfest zu Heilbronn vom 2. und 3. August 1846, als der Kupferstecher I. H. Fesingfi aus Darmstadt (geb. 1800, gest. 1875), der sich große Verdienste um die Ausbreitung des Turnwesens in Mittel deutschland erworben hat, den Vorschlag machte, jene von ihm erdachte Blichstabenzusammenstellung als Turnerzeichen anzunehmen. Der Vorschlag wurde gebilligt, daß Zeichen sand allgemeinen Eingang und hat sich bei der Turnerschast nunmehr ein halbes Jahrhundert erhalten, um es hoffentlich für alle Zeiten zu führen. Der Wahl spruch, den es wiedergiebt, ist ein alter. Seine Anwendung auf das deutsche Turnwesen wird auf den Sprachforscher G. F. Maßmann (geb. 1797, gest. 1874) zurückgeführt, der ebenfalls ein eifriger Förderer des Turnens war, sonst findet er sich aber schon in folgendem Reim des 16. Jahrhunderts: Frisch, frei, fröhlich und frumb — Ist der Studenten Reichthumb. Dieser Reim erfuhr schon früh kleine Wandlungen, z. B. läßt sich 1582 die Form nachweisen: Frisch, frei, fröhlich, freundlich und frumb — Ist aller Buchdrucker Reichthumb. Zeichen und Wahlspruch haben sich übrigens, letzterer in (Übersetzungen und mit geringen Aenderungen, auch in außerdeutschcn Ländern eingebürgert, so in Frankreich: l^rano, Irais, üor, kort; in England: 1'ruuk, Irvs!), krisle, kroo; in Italien: I'ruuoo, krssoo, tioro, korto; in Spanien: 1'rauo, trosoo, Urmo, luorto; in Portugal: 1 ruuoo, krosoo, loro, korto; in Schweden: Irislr, trow, kroickij, tri; in Holland: Vrooä, vrank, vrij, vroow (mit vier V). * „Man sucht recht fette Kinder als Köder bei der iagd auf Krokodile; man wird sie heil und ohne Schaden ach Hause bringen." Solche Annoncen liest man häufig m den Journalen von Ceylon. Die Sache, die auf den ersten Blick wie ein Scherz aussieht, entspricht durchaus >en Thatsachcn. Ernste Reisende versichern sogar, daß die ?rokodiljäger niemals Not an „Köder" von fetten Kindern laben. Die Eltern haben absolutes Vertrauen zu dem charfen Auge und der Trefflichkeit dieser Jäger und ver- rauen ihnen ohne die geringste Beunruhigung ihre Kinder n. Die Krokodile von Ceylon sind träger, als alle anderen neser Welt, und es braucht eines besonderen Köders, um ie von unzugänglichen Uferstellen der Flüsse, wo sie sich m Sande sonnen, herzulocken. Um ihre Apathie zu be legen, werden die Babies nicht weit vom Flusse aufgesetzt, und hinter einem Busche wartet der Jäger. Ist das Thier in Schußweite gelockt, so schießt der Jäger, er zielt in dass Auge und die Kugel trifft immer. Außer den festgesetzten Miethpreise für den „Köder" erhalten die Eingeborenen ge wöhnlich auch das Fleisch der Krokodile, die oft dutzend weise an einem Tage geschossen werden. * Die Cholera herrscht in Palermo auf Sizilien. Die Gemahlin des französischen Konsuls ist der Seuche, die bedenklich um sich greift, erlegen. Dabei weht heißer Wind aus Afrika herüber, der das Thermometer auf 35° U im Schatten treibt. * In Christiania, der Hauptstadt Norwegens, brach ein großes Feuer aus, durch welches eine Holzkisten- sabrik und vier benachbarte Häuser zerstört wurden. Bei dem Einsturz einer Mauer wurden 6 Personen gelötet und 13 schwer verletzt. Von letzteren starben drei auf dem Transporte nach dem Krankenhaus. Es verlautet, drei Kinder seien in dem Feuer umgekommen. * Vor einiger Zeit erließ eine geizige englische Dame folgende Anzeige: „Eine Dame von zarter Gesundheit sucht eine passende Gesellschafterin. Sie muß häuslich, musikalisch, liebenswürdig, in der Pflege erfahren, von gutem Aussehen sein und früh aufstehen. Temperenzlerinnen bevorzugt. Gemüthliches Heim. Kein Gehalt." Dieser Tage wurde nun der Dame ein Korb geschickt, als dessen Inhalt sich bei der Oeffnung eine hübsche Katze erwies; um den Hals war ihr ein Brief gebunden, worin es hieß: „Gnädige Frau, es freut mich, Ihnen auf Ihre Anzeige eine durchaus pas sende Gesellschafterin übersenden zu können, die allen Ihren Anforderungen entspricht. Sie ist häuslich, im Besitze guter Stimmittel, steht früh auf, besitzt einen liebenswürdigen Charakter und gilt allgemein für hübsch. Sie hat als Pfle gerin große Erfahrung, da sie schon eine zahlreiche Familie aufgezogen hat. Ich brauche kaum zu bemerken, daß sie vollständige Temperenzlerin ist. Gehalt beansprucht sie nicht und wird Ihnen für ein gemüthliches Heim durch treue Dienste danken." * Aufregender Bergsport. Von einem Fang junger Adlerbrut, der kürzlich auf dem Nägelistock sta tgesunden, giebt das „Glarner Fremdenblatt" folgende Schilderung: Morgens um 7 Uhr wanderte von Matt aus unter An führung des Wildhüters C. Bäbler eine Truppe furcht- und schwindelfreier, berggewandler Männer aus dem Sernflthal, wohl ausgerüstet mit langen, starken Seilen, Stöcken und Schußwaffen, über die Berglialp nach dem Näglistock. An einer schwer zugänglichen Stelle, in gleicher Höhe mit dem Horst, mit nur etwa 80 na Abstand von demselben, postirten sich zwei Photographen mit ihren Apparaten Wildhüter Bäbler mit seiner Doppelflinte und zu deren weiteren eventuellen Unterstützung weitere 3 Mann. Oben auf den Scheitel des Berges befand sich das Gros der Expedition; diesem fiel der schwierigste Theil der Aus gabe zu. Jakob Bäbler, ein Sohn des Wildhüters, Wird über Brust und Oberschenkel derart an ein starkes Seil, an dessen Ende ein kurzes, starkes Holz als Sitz ange bracht ist, festgebunden, daß er Hände und Füße auf seiner lustigen Fahrt zum Horste zur Ueberwindung der sich ent gegenstellenden Hindernisse frei benutzen kann. Ein auf äußerster Kante postirter Mann ruft nach unten: „Fertig!" und gleich schallt es von unten: „Vorwärts!" Lautlose Stille tritt ein; nervige Hände fassen das Seil; Jakob schreitet auf die Kante zu, läßt sich auf die Knie nieder, gleitet hinaus und verschwindet den Blicken der ihn fest haltenden Männer. Langsam gleitet das Seil abwärts, Bäbler schwebt jetzt frei in der Luft, das Seil beginnt sich zu drehen, in grausiger Tiefe ei schaut der Kühne die Berglialp, von welcher friedliches Heerdengeläute herauftönt. Im nächsten Moment stemmt Bäbler einen Fuß gegen eine vorspringende Felsrippe, das Drehen hört auf, jetzt schwingt er etwas seitwerts in eine Naht; in dieser vermag er sich mit Hand und Fuß, jede Unebenheit der Wand ausnützend, in die Nähe des Horstes zu dirigiren. Jetzt folgt der Kommandoruf „Halt!" D r Horst ist glücklich erreicht; der darin befindliche junge „König" der Lüste wird ohne Pardon, sammt einem frischen halben Murmel thier, das derselbe fest im Fang hält in einen Sack gesteckt, und mit diesem auf dem Rücken schwebt der kühne'Mann wieder in die Höhe. * Zoll aus Heringe. Auf Anregung des Berufssischer- vereins ist an den Reichstag ein Antrag auf Erhöhung des Eingangszolles auf gesalzene Heringe und Sprotten gelangt. Der Landwirthschaftsminister hat die betheiligten Handels kammern aufgefordcrt, sich gutachtlich über die wirthschaftliche Tragweite einer solchen Zollerhöhung zu äußern. Die Han delskammer in Stralsund hat sich gegen die Zollerhöhung ausgesprochen und ihr Votum damit begründet, daß man ein unentbehrliches Volksnahrungsmittel nicht vertheuern dürfe. * Der Kapitän der „Crathie" traurigen Andenkens, die den Lloyddampfer „Elbe" in den Grund bohrte, hat vor kurzem wiederum auf offener See Unheil angerichtet. Das span sche Schiff „Abril" stieß auf der Fahrt nach Riga begriffen, zehn Meilen östlich von Rehelstone (?) mit dem englischen Schiff „Telephone" zusammen, daS der ehemalige Kapitän der „Crathie" kommandirte. Der „Tele phone" rannte in den „Abril" hinein und schnitt ihn fast mitten durch. Der größte Theil der Mannschaft des „Abril" rettete sich nun an Bord des „Telephone" während der „Abril" sang. Einige Leute des „Abril" ertranken. 16 Matrosen vom „Abril" waren nun dieser Tage in Berlin auf der Durchreise nach Hamburg und äußerten sich in Worten der Entrüstung über den Kapitän des „Telephone", der bei einiger Umsicht die Kollision leicht hätte vermeiden können. Komisch ist es, daß der spanische Konsul in dem Hafenorte, wo der „Telephon" landete, die Reklamationen der Matrosen des spanischen Schiffes „Abril" nicht an nehmen zu können erklärte, weil er gleichzeitig englische^ Konsul sei.