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eröffnen. Nach einem Erlaß des Regierungspräsidenten zu Frankfurt a. O. beginnt die Jagd auf Feldhühner dortselbst am 18. August, so daß wir durch Vermittelung hiesiger Wildhandlungen im Stande sind, bereits am 19. d. M. die leckeren Bögel zu erhalten. — Bekanntlich erhalten auf Grund des Alters- und Jnvaliditätsversicherungs - Gesetzes versicherungspflichtige Arbeiterinnen, wenn sie 5 Jahre Beiträge geleistet haben, bei ihrer Verheirathung die Hälfte der gezahlten Beiträge zurück. Dies beträgt meistens gegen 30 Mark. Damit scheiden die bisherigen Arbeiterinnen aber aus der Alters versicherung überhaupt aus und das ist eigentlich kein Vortheil für sie. Besser und vortheilhaster für die junge Frau ist es, wenn sie nun nach ihrer Verheirathung sich 1) die Hüllte der Beiträge nicht zurückzahlen läßt und 2)freiwilllg die bisherigen Beiträge weiterzahlt. Es ge nügt dabei, wenn sie in 4 Kalenderjahren mindestens 47 Doppelmarken (je zu 28 ^s) in ihre Versicherungskarte klebt. Das Klebegeschäft muß sie aber nun selbst besorgen, die Doppelmarken sind auf der Post zu kaufen. Hält die freiwillig weirersteuernde Person Ordnung, so sichert sie sich mit dem geringen Betrag von 3 Mk. 29 Pf. jährlich eine Rente von über 100 Mk. (8 Mk. 90 Pf. monatlich) nicht nur erst vom 70. Lebensjahre ab, sondern sofort beim Eintreten der Invalidität, dauernder Erwerbungsü'n- fähigkeit infolge von Unfall oder schwerer Erkrankung. — Prinz Max reist in den ersten Tagen nach Eng land, um dort auf kurze Zeit einen erkrankten Geistlichen zu vertreten. Nach seiner Rückkeha wird er nicht eine Predigerstellung in Schirgiswalde annehmen, wie verbrei tet wurde, sondern er wird sein Seelsorgeramt eine Zeit lang in Dresden ausüben. — Die „Neuen Tiroler Stimmen" veröffentlichen einige Mittheilungen über den Aufenthalt des Prinzen Max im Priesterseminar in Eichstätt. Diese Mittheilungen stammen von einem der Seminar-Professoren, I)r. Karl Kiefer, her. Er erzählt unter anderm: Prinz Max war iw Seminar der Liebling aller seiner Mitseminaristen wegen seiner Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit. Als Prinz Mar in das Priesterseminar zu Eichstätt eintrat, bekam der größte Theil der Seminar-Vorstehung Bedenken, ob es wohl schicklich sei, den Königlichen Prinzen so ganz unter die anderen Alumnen des Seminars einzureihen. Aber der damalige Seminar-Regens von Eichstätt, I>r. Schneid räumte diese Bedenken der anderen Mirow stände des Seminars und der Professoren zugliech hinweg. Er jagte: „Wenn Prinz Max in unserem Hause Theologie studiren will, dann muß er sich auch in die Ordnung nnjeres Hauses fügen. Und gerade an diesem Tische und an diesem Platze muß Prinz Max mit den anderen Seminaristen die gewöhnliche Seminarkost essen, wenn er im gemeinschaftliche» Speisesaale speisen will. Wenn er dies nicht will, so muß er allein in seinem Zimmer essen. An dem Herrentische, wo die Seminar-Vorstehung und die im Seminar ein« quartirten Theologie-Professoren speisen, wurde dem Prinzen nicht gestattet, zu speisen. Dieser selbst aß mit gutem Appetit neben den anderen Alumnen, was diese aßen. Nur zwei kleine Ausnahmen von der Hausordnung wurden dem Prinzen Max von der Seminar-Vorstehung bewilligt (auch dies wohl nicht auf sein Verlangen), und zwar wär es ein Zimmer für sich allein und dann eine kleine Er- frischung Nachmittags, etwa ein Glas Bier in seinem Zimmer allein. Sonst gestattete er sich keine Ausnahme von der Hausordnung des SeminaeS. Er mußte, wie die Ordnung ihn traf, die Dienste eines Seminaristen verrichten; er mußte z. B. auch im Speisesaal mit hungerndem Magen aus der Heiligen Schrift oder einem andern geistlichen Buche seinen Mit-Alumnen vorlesen, während diese in Ge- müthlichkeit speisten. Prinz Max ließ sich einmal während seines Seminarlebens die Haare beinahe bis aus die Haut schneiden. Mit dieser seltsamen „Behauptung" erschien der Prinz zum Mlttagscssen im Speisesaal vor der Seminar- Vorstehung mit seinen Mit-Alumnen. Als da der Prinz zur Thüre des Spcisesaales hereintrat, brach die ganze Gesellschaft, auch die sonst ernste Seminar-Vorstehung, in ein Helles Gelächter aus. Und Prinz Max lachte, so viel er vermochte, mit den Mit-Seminaristen und der ganzen Seminar-Vorstehung über seinen Kopf, und that hernach folgenden Ausspruch: „Es freut mich von Herzen, daß ich mit meinem Kopfe heute meinen lieben Mit-Alumnen und dem ganzen Seminare eine große Freude gemacht habe: in meinem ganzen Leben habe ich noch nie eine solche Freude erlebt." Prinz Max hat in Eichstätt drei Mal gepredigt. Die erste dieser Predigten war die sogenannte „Probepredigt", die er in einer Kirche zu Eichstätt bei ver schlossenen Thüren gehalten. Dem Prediger wurde von der Seminar-Vorstehung ein sogenannter Predigtkritiker, ein Mit-Alumne, beigestellt) welcher Kritiker das auf die Predigt des Prinzen horchende Publikum in der Kirche zu repräsen- tiren hatte. Und so bestieg also Prinz Max die Kanzel in der betreffenden Kirche, um seine Probepredigt zu halten, Drunten in einem Kirchstuhle, saß der Kritiker, das einzige auf die Predigt horchende Publikum. Und nun begann die Predigt. Mit ausgebreiteten Armen und zum Himmel erhobenem Blicke predigte Prinz Max eine Zeit lang. Plötzlich unterbrach der Kritiker den Prediger auf der Kanzel und rief zu ihm hinauf: „Aber Königliche Hoheit, Sie predigen wie ein Heiliger zu den Heiligen in den Himmel hinauf; drunten haben sie sich Ihr auf Sie horchendes Publikum vorzustellen." — „Ja richtig," entgegnete der Prinz auf der Kanzel droben, „Sie haben Recht, Herr Kollega." Und nun predigte Herzog Max hinunter über die Kanzel zu seinem Kritiker, zu seinem Publikum. — Die Kaiserparade, welche das königl. sächs. (12.) Armeecorps, verstärkt durch die kgl. Preuß. Gardehusaren und Gardeulanen, am 3. September auf dem in seiner ganzen Lage hierzu besonders geeigneten Truppenübungs plätze zu Zeithain abhalten wird, nimmt gegenwärtig das vielseitige Interesse des Publikums in Anspruch. Am 2. September, dem Sedantage, findet auf dem Truppen übungsplätze Zeithain die übliche Vorparadestatt, bei welcher der Vorbeimarsch in ganz gleicher Weise erfolgt wie am Tage der Hauptparade, sodaß denjenigen, welche das allzu große Gedränge am Paradetage fürchten, nur anempfohlen Werden kann, diese Vorparade zu besichtigen. Am 3. September, dem eigentlichen Paradetag, sind die Truppen eine Stunde, bez. eine halbe Stunde vor Begmn der Pa rade auf dem Paradefelde bei Zeithain eingetroffen. Sie nehmen in zwei Treffen Aufstellung. Die Aufstellungs linie eines jeden Treffens beträgt 1800 Meter. Die Pa rade vollzieht sich in zweimaligem Vorbeimarsch der Truppen. Beim Vorübermarsch des 1. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100 wird sich Se. Majestät König Albert an die Spitze desselben setzen, um sein Regiment dem höchsten Kriegsherrn, Sr. Majestät dem Kaiser, persönlich vorzu führen. In gleicher Weise wird Se. Maj. der Kaiser das zweite Grenadierregiment Nr. 101 und Genecalfeld- marschall Prinz Georg das seinen Namen tragende Schützen- (Füsilier-) Regiment Nr. 108 persönlich vorführen. — Daß sich ein Pferd vom Stall auf den über, dem selben befindlichen Boden „versteigt" dürfte wohl selten vorkommen. InZschopau ist es passiert. Als der Grünwarenhändler Borngräber kürzlich den Pferdestall be trat, sand er denselben leer. Gestohlen konnte das Pferd nicht sein, denn die Stallthür hatte er verschlossen vorge funden. Alsbald vernimmt er über sich „schwere" Tritte, er sieht nach und richtig, sein Gaul ist die Treppe hinauf auf den Heuboden gestiegen. Wie aber den wagehalsigen Vierfüßler, der sich oben jedenfalls einmal etwas zu gute gethan haben mag, wieder herunterbringen? Da war guter Rat teuer. Doch ging es. Zunächst mußte das Pferd die Nacht über im oberen Stockwerke verbringen. Am andern Tage früh nun wurde die Treppe mit Brettern belegt und Heu darauf gestreut, sodann wurden dem Pferde Stricke um den Leib gebunden, und so wurde der Aus reißer, vorn gezogen, hinten gehalten, auf der Rutschbahn wieder in sein altes Heim zurückbefördert. Alles ist glücklich von Statten gegangen, und Wohl und munter befindet sich der Gaul wieder in seinem Stalle. Tagesgeschichte Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm weilt mit seiner erlauchten Gemahlin noch immer auf Schloß Wilhelmshöhe; über den Zeitpunkt der Wiederabrerse der Majestäten von dort liegen noch keine authentischen Angaben vor. Die leichte Halserkrankung von welcher der Kaiser in voriger Woche befallen wurde, ist wieder gänzlich beseitigt. Eine bemerkenswerthe Unterbrechung erlitt der Erholungsaufent halt des Monarchen durch den Besuch, welchen Reichs kanzler Fürst Hohenlohe in Wilhelmshöhe vom Sonnabend bis Montag Vormittag abstattete. Das Eceigniß hat be greiflicher Weise eine ganze Menge von Gerüchten und Combinationen hervorgerufen; soweit sich dieselben aber aus ein vom Fürsten Hohenlohe dem Kaiser angeblich über reichtes Eutlassungsgesuch bezogen, haben sie sich als un begründet herausgestellt Es steht jetzt fest, daß der Kanzler einen solchen Schritt nicht gethan hat, gegen welchen schon die Thatsache spricht, daß Fürst Hohenlohe nicht aus eigener Entschließung, sondern infolge kaiserlicher Einladung den Abstecher nach Wilhelmshöhe während seiner Heimreise aus Oesterreich unternommen hatte. Dagegen gilt es jetzt als fast zweifellos, daß die Anwesenheit Hohenlohe's in Wilhelmshöhe mit der schleichenden Crisis im Preußischen Kriegsministerium im Zusammenhang gestanden hat. Die Differenzen zwischen dem Kriegsminister Bronsart v. Schel lendorf und dem Chef des Militärcabinets General von Hahnke, welch' letzterer uebst dem Chef des Civilcabinets, Dr. v. Lucanus, letzter Tage ebenfalls in Wilhelmshöhe weilte, haben durch verschiedene Vorgänge der jüngsten Zeit, namentlich durch die vom General v. Hahnke gegen den Willen des Kriegsministers erwirkte Versetzung des Abtheiluugschefs, General Haberling, aus dem Kriegs ministerium in den Frontdienst, eine erhebliche Zuspitzung erfahren. Es wird denn auch bestimmt versichert, Herr von Bronsart habe nunmehr sein Entlassungsgesuch eingereicht; alsdann darf man wohl verniuthen, daß der Kaiser den Fürsten Hohenlohe wesentlich deshalb zu sich berufen Hal, um vor einer Entscheidung in der Bronjart-Crisis nochmals dessen Meinung zu hören. — Die Kaiserin hat aus Wilhelmshöhe an Geheim- rath Krupp in Essen folgendes Telegramm gerichtet: „Ich kann es mir nicht versagen, Ihnen und Ihrer Gemahlin meinen Dank für die in Ihrem Hause und inmitten Ihres Wirkungskreises verlebten Stunden zu wiederholen. Es ist mir eine große Freude gewesen, aus persönlicher An schauung die mannigfachen Einrichtungen kennen zu lernen, durch welche sich der Geist einer von Herzen kommenden Fürsorge für alle Angehörigen des großartigen Unterneh mens kund giebt, das von Ihrem hoch geachteten seligen Vater geschaffen, von Ihnen und Ihrer Gemahlin im Sinne ihrer Eltern sortgeführt und ausgedehnt wird. Der mir zu Theil gewordene Eindruck und der mir überall bereitete herzliche, mich wahrhaft bewegende Empfang, worüber ich dem Kaiser soeben berichtet, gewähren wir eine dankbar bewahrte, freudige Erinneruiig. Auguste Viktoria." — Voraussichtlich dürfte das Czarenpaar in Gör litz, da es sich ja nur um einen Aufenthalt von wenigen Stunden handelt, im Ständehause Wohnung nehmen, während für das Gefolge unter Anderem Wohnung bei Herrn Oberstleutnant v. Ranke, Lindenweg 7, in Aussicht genommen ist. — Das Alexander-Regiment und das 2. Garde-Dra« goner-Regiment (Kaiserin Alexandra von Rußland) werden am 1. September mit der Bahn nach BreSlau ausrücken und beide dort an der Parade theilnehmen. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland werden ihre Regimenter persönlich vorbeiführen. Die Truppen kehren am 7. September mit der Bahn nach Berlin zurück. — Die Haupttage des Manövers dürften vom 10. bis 12. Septeniber auf den Schlachtfeldern von 1813 stattfinden, da an diesen Tagen sich der Kaiser von Löbau nach Pommritz begeben wird. Zwischen Zschorne und Kohlwesa bei Hochkirch wird ein großes Bitvak abgehalten werden. Den 7. September soll die große Kaiserparade bei Hermsdorf unweit Görlitz stattfinden. Zum Kaiser- mauöver werden folgende Fürstlichkeiten erwartet; König Albert von Sachsen, Prinz Albrecht von Preußen, Prinz Georg von Sachsen, Prinz Nikolaus von Württemberg, Prinz Pupprecht von Bayern, Prinz Eugen von Schwe den und der Kronprinz von Italien. — Ein Opfer seines Forschergeistes wurde, der durch seine Flugversuche in weiten Kreisen bekannte Ingenieur und Maschienenfabrikant Otto Lilienthal aus Groß- Lichterfelde am Sonntag. Bei den Versuchen auf dem Golmberg bei Stöllen mit einem abgeänderten Apparat, welcher Anfangs sehr günstige Resultate zeigte und einen Flug von mehr als 200 rn gestattete, erhielt derselbe bei einem weiteren Versuch ziemlich am Ende der Flugbahn plötzlich einen stark aufwärts gerichteten Windstoß, sodaß derselbe schnell auf etwa 15 na gehoben wurde, sich jedoch überschlug und dann Pfeilschnell zu Boden stürzte. Mit ? gebrochener Wirbelsäule wurde der zu kühne Mann von den Trümmern befreit und unter Obdach gebracht. Aber erst nach 24 Stunden endete der Forscher, in der Vollkraft seiner Jahre stehend. — Zur Warnung sei folgender Fall von Blutver- giftung hier mitgetheilt: Der Lehrling L. in Berlin zog sich eine Blutvergiftung am vergangenen Sonnabend beim Schließen der Briese zu. Der junge Mann befeuchtete die Umschläge, der allgemeinen Sitte folgend, mit der Zunge, wobei er sich in einem Falle an dem scharfen Papiere schnitt, ohne indeß der an sich leichten Verletzung irgend welche Beachtung zu schenken. Nach einigen Stunden schwollen jedoch Zunge und Gaumen derartig an, daß der Arzt eine Blutvergiftung feststellte und eine Operation für nöthig hielt. Skagen. Die feierliche Enthüllung des Grabdenk, mals für die im vorigen Jahre mit dem Torpedoboot „8 41" ertrunkenen deutschen Seeleute fand heute Mittag 12'/, Uhr auf dem hiesigen Friedhöfe statt. Zahlreiche deutsche und dänische Marineoffiziere nahmen an der Feier theil. Der Korvettenkapitän v. Colomb hielt eine Ansprache und übergab das Denkmal dem Kommunalrathe von Ska- gen. Nach der Uebernahme sprach der Pfarrer von Skagen ein Gebet, worauf im Namen dec dänischen Marine ein Kranz niedergelegt wurde. Eine dänische Kapelle spielte Choräle, ein dänisches Kommando gab die Salven über die Gräber ab. München, 13. August. Südlich vcn Salzburg bei Sulzau wurde heute Nacht ein Güterzug durch eine Erdlawine verschüttet. Die Lokomotive und zwei Wagen entgleisten. Zwei Personen sind schnür verletzt. 'Der Verkehr ist bis morgen unterbrochen. Der Marktflecken Werfen ist theilweise überschwemmt, es regnet unaufhörlich. Die Salzach steigt stark. — Ein hochinteressantes Experiment, welches alS be vorstehend, angekündigt worden war, wurde bei der an läßlich des internationalen Psychologen - Kongresses in München veranstalteten Ausstellung wissenschaftlicher Ap parate vor der Prinzessin Therese, dem Peinzen Ludwig, dem Kultusminister von Landmann, sowie einem kleinen Kreise geladener Gäste ausgeführt. Es handelt sich um die Durchleuchtung des menschlichen Körpers mittelst der von der Berliner „Allgemeinen Electrizitäts - Gesellschaft" konstruirten verbesserten Röntgen-Röhre. Das Resultat war geradezu überraschend. Nicht nur die Knochen des ganzen Körpers waren sichtbar, sondern nian konnte auch die weichen Organe, den Magen, das Zwergfell u. s. w. bei ihrer fortwährenden dem Auge bisher noch nicht sicht baren Thätigkeit beobachten. Diese Entdeckung macht in medizinischen Kreisen großes Aufsehen. — Das furchtbare Unwetter, das vor mehreren Tagen in der Provinz Posen wüthete, hat erhebliche Opfer ge- fordert. Durch die herabfallenden Hagelstücke sind etwa zwölf Knechte und Mägde auf dem Lande ganz erheblich verwundet worden. In Mechlin, Tesin und Sroczewo zerstörte der Sturm mehrere Stallungen, wobei 30 Stück Rindvieh erschlagen wurden. In Konarski und Dom- browka wurden drei Windmühlen umgestürzt und zertrüm mert. In Kalej, Chronstowo und Umgegend fand man auf den Feldern viel erschlagenes Wild, so unter Anderem 60 Rehe, etwa 100 Hasen, 140 Rebhühner und eine An zahl Hirsche. In den Kreisen Schlimm, Schroda u. s. w. sind zahlreiche Störche und Reiher durch den Hagelschlag getödtet worden. Ein Glück ist es, daß die Roggenernle schon vollständig hereingebracht war. Ein solches Wetter hat die Provinz Posen seit 30 Jahren nicht mehr be- troffen. Der Schaden beziffert sich auf viele Hundert tausende von Thalern. Italien. Die Kaperung des holländischen Schiffes „Dölwylk" erregt in Rom große Genugthuung und die Presse lobt einstimmig die Energie der Regierung und des Kommandanten der „Aetna". Seit mehreren Tagen schon war das Geschwader deS Rothen Meeres von der Regie rung avisirt worden, daß ein Schiff mit Waffenladung nach einem ostafrikanischen Hafen unterwegs sei. Strengste Bewachung war angeordnct uud ein besonderer Kreuzer dienst eingerichtet worden. Da erspähte die „Aetna" ein unter holländischer Flagge segelndes Schiff, daS verdächtig schien, und rief eS an zu halten. Statt dessen vergrößerte eS seine Schnelligkeit und suchte zu entkommen. Jetzt sig« nalisirte der Kommandant der „Aetna" der in der Nähe befindlichen „Arethusa", dem „Dölwylk" das Fahrwasser abzuschneiden. Bie „Arethusa" führte den Befehl sofort aus und zwang den „Dölwylk" zu halten. Die Beschlag, nähme wurde befohlen und an Bord eine Ladung von 30 000 Gewehren belgischer Herkunft gesunden. Nach der „Fansulla" war auch ein Passagier, ein Franzose, an Bord. Das Schiff wurde von der „Arethusa" nach Massauah transportirt, wo eS Montag eingelaufen ist. Die Mann schaft wird die Erlaubuiß zur Heimreise erhalten, daS Schiff aber im Hafen von Massauah bleiben. Nach ita lienischem Seerecht hat über den Fang eine Kommission zu entscheiden, die aus Admiralen und AppellationSgerichts- räthen besteht. Da Italien, weil der Friede mit Melenik nicht geschlossen ist, sich noch im Kriegszustände mit Aethiopien befindet, ist, wie die „Tribuna" hervorhebt, nach internationalem Seerecht das holländische Schiff nur dann entschuldbar, wenn es beweisen kann, daß die La- dling nicht für einen ostafrikanischen Hafen bestimmt war. Fortsetzung in der Beilage.