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«litt Amts und des StadLraLhes des Königt. Amtsgerichts Wulsnitz PuS-eile (oder deren Raum) 1t) Pfennige. Als Beiblätter: l. Jllustrirtes Sonntagsblati (wöchentlich): 2. i.andwirthschaftliche Beilage (monatlich). KescHäftsstekkerr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamen-, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp Abonnements - Preis «ierteljährl. 1 M. 25 Pi. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- schenk/,,/ Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Kmgegend. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. KchtnudvisvjiK-r Jahrgang. H»"'"" Mittwoch. Rk. 63. 5. August 18S«. Montag, den 17. Aug. 1886: Viehmarkt in Pulsnitz. Montag, den 17. Aug. 1886: Viehmarkt in Bischofswerda. Zum Untergange des Kanonenbootes „Iltis". Wie der Telegraph bereits w.-ithin dem trauernden Vater lande verkündet, Hal der gefräßige, tückisch? Ocean in Ost- asien am 23. Juli während eines eigenartig gefahrvollen Seesturmes „Taifun" genannt, das deutsche Kanonenboot „Iltis" mit 75 Mann Besatzung verschlungen und nur 10 Matrosen haben sich aus den Wellen retten können. Tief erschüttert nahm die deutsche Nation Kunde von dem schweren Verluste und herzlich ist die Theilnahme an der Trauer und dem Schmerze, von welchem die Hinterbliebenen und Angehörigen der mit dem „Jlls" untergegangenen Offiziere und Mannschaften jählings betroffen wurden. Trost und Erhebung müssen aber die Leidtragenden und die trauernde Nation in dem Bewußtsein finden, daß die von dem Ocean verschlungenen Seeleute im strengen, pflicht eifrigen Dienste für das Vaterland, also ebenso aus dem Felde der Ehre starben wie der im Kriege kämpfende Soldat. Diese Thatsache hebt ja auch der um den Verlust so vieler braver Seeleute tieslrauernde Kaiser Wilhelm in seiner Depeiche an den kvmmandirenden Admiral Knorr hervor. — Nach dieser menschlich rührenden und erhebenden Seite des Unglücks sei es aber auch gestattet, den Verlust des Kanonenbootes „Iltis" vom Standpunkte der Seeunfälle im Allgemeinen und der unsere Kriegsflo te im Besonderen betroffenen Heimsuchungen zu beti achten. Bei Verlusten zur See spielen hauptfächlich drei Arten von Unglücksfällen eine Verhängnißvolle Nolle, erstens d«r Zusammenstoß zweier Schiffe bei Nacht und Nebel, zweitens die Explosion von Dampfkesseln, Dampfrohren, Torpedos und Pulverkammern auf dem betreffenden Schiffe und drittens der Untergang oder das Stranden des Schiffes bei großen Stürmen. Man wird aus den drei Arlen dieser Seeunfälle sofort erkennen, daß Menschenmacht und Menschenweisheit sie n cht unbe- dingt fernhalten können, so große Sorgfalt auch angewandt wird, um durch strengen Wachtdienst die Schiffe zu schützen. Man wird aber auch erkennen, daß gerade bei rasch aus offener See ansprechenden großen Stürmen die größte Vorsicht und Umsicht der Seefahrer ost das Unglück nicht verhüten kann. Dazu kommt, daß die „Taifune" eine den chinesischen Meeren eigenthümliche Art Wirbelstürme sind, welche den Schiffen noch größere Gefahren bereiten als die im indischen Ocean vmkommenden gewöhnlichen Wirbel stürme oder „Cyclone", denn während der Cyclon haupt sächlich durch den furchtbaren Wirbel gefährlich wird, in welche er kleine und große Schiffe reißt, besteht bei dem „Taifun" die größte Gefahr darin, daß er mit seinem Wirbel thurmhöhe Tromben oder Wasserhosen bildet, welche die Schiffe geradezu verschlingen oder ein Schiff Plötzlich thurmhoL in die Höhe schleudern und dann w eder in einen tiefen Wasserschlund stürzen. Gegenüber solchen Natur- gewalten sieht der Mensch ohnmächtig und mit schrecklicher Bewunderung seine schönsten Schiffsbauten untergehen. Bedeutend sind allerdings die Verluste der deutschen Kriegsflotte seit ihrem Bestehen gewesen, die „Arkona", daS Schulschiff „Frauenlob", das stolze Panzerschiff „Groß-r Kurfürst", die Corvette „Augusta", die Kanonenboote „Aster" und „Eber" sind vor dem „Iltis" ein Raub der W llen geworden, aber diese Verluste vertheilen sitz auf einen Zeit raum von fast dreißig Jahr n und können unser Vertrauen auf die Tüchtigkeit unserer Marine nicht erschüttern. Hat doch selbst die engliche Kriegsflotte, welche die erfahrensten Seeleute besitzt, schon in manchen Jahre zwei Kriegsschiffe durch Seeunsälle verloren, und die Statistik beweist für die letzten drei Jahrzehnte, daß verhältnißmäßig Deutsch lands Verluste zur See eher kleiner waren als diejenigen Englands, Frankreichs und Rußlands. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz, Z. August. Bei dem vorgestern Abend über unserer Stadt sich entladenden Gewitter erschlug der Blitz auf der Radeberg . Pulsnitzer - Chaussee bei Leppers, dorf beide Pferde des Fuhrwcrksbesitzers Gräfe P. M. S. Der Gejchirrsührer wurde aus dem Wagen geworfen, er list jedoch keinen Schaden. — In Burkau wurde das Wohnhaus des Gutsbesitzers August Lange durch einen Blitzstrahl in Asche gelegt. — Leppersdorf. Der Blitz ichlug in das Stallgebäude des Gutsbesitzer Weber. Die Frau und mehrere Personen wurden betäubt, ein Schwein gelobtet. — In Laußnitz zündete der Bliß die Besitzung von Lohse an und äscherte die G-bäude ein. Desgleichen schlug es in die Kirche zu Höckendorf und zündete, doch konnte hier das Feuer gelöscht werden; gleich darnach schlug es in demselben Orte in das Bern- hardl'sche Haus und äscherte dieses vollständig ein. Des Besitzers ganze leider nicht versicherte Habe verbrannte mit. Nachts gegen >/z11 Uhr brannte auch das Wohnhaus der Ritterguts-Ziegelei Glauschnitz nieder. — Ein auf dem Rittergut Bischheim bedien steter Gesch rrführer erlitt mehrere Rippenbrüche, als er beim Einfahren in das Gehöft zwischen den Thorpfeiler und deu Wagen kam. Pulsnitz. Nächsten Sonntag, den 9. August findet, wie wir früher bereits schon mitgetheilt, der Vcrbandstag der freiwilligen Feuerwehren der Amtshauptmannschaft Kamenz statt. Nach der uns vorliegenden Ordnung wird derselbe früh 6 Uhr durch einen Weckruf des Signalisten- zuges eröffnet, dem sich von 11 bis 1 Uhr am Rathskeller der Empfang der eingeladenen Wehren von Brauna, Brettnig, Bühlau, Elstra, Großröhrsdorf mit Fabrikfeuerwehr Groß mann, Hauswalde, Kamenz, Königsbrück, Kloster Marien stern und Ohorn anschließt. Sodann findet von '^2 bis 3 Uhr im decorirten Schützenhaussaal die Verbandsverhand lung statt, um 3 Uhr stellen sich die Wehren auf dem Markt zum Festzug und rücken hierauf durch die obere lange Gasse, Bismarcksplatz, Albertstraße, Rietschelstraße, Schloß, Schloßstraße, Bismarcksplatz und Kamenzerstraße nach dem Schützenplatz woselbst nun die Schulübungen des Pulsnitzer Corps beginnen. Nach deren Beendigung geht es zum Sturmangriff auf ein innerhalb der Stadt erwähltes Brandobjekt und werden bie sämmtlichen Uebungen von einer Commission auswärtiger Commandanten inspicirl und ihre Kritik hierüber zum Schluß ausgesprochen. Nach dem findet nun Freiconzert und geselliges Beisammensein in den Anlagen des Schützenhauses statt. Die freiwillige Feuerwehr ladet zu diesem Verbandstage aber auch die geehrte Bürgerschaft von Pulsnitz zur Betheiligung ein, dabei zugleich die Bitte verbindend durch recht reichen Flaggenschmuck ihrer Häuser, die erschienenen Wehren -u begrüßen und ihr „Willkommen" kundzugeben. Möge dieser Festtag auch durch recht schönes Wetter beglückt werden. — In der Natur geht es bereits bergabwärts. Das sastige zarte Grün der Felder hat sich zum Theil in das sahle Gelb verwandelt. Ueber die Stoppelfelder geht der Wind. Einige derselben werden vom Landwirth wieder umgepflügt; sie sollen noch eine zweite Frucht bringen. Bei einein Gange durch den Wald merkt man, daß es auch in der Vogelwelt recht still geworden ist, denn sie haben zunl größten Theile Brütezeit und während dieses ernsten Geschäfts schweigt der lebensfrohe Sang. Wo man jetzt singende Vögel trifft, sind's solche, die sich zur zweiten Brut anschicken. — Recht ungünstig gestalten sich in diesem Jahre die Ernteaussichten, das Korn ist größentheils gehauen und steht in Puppen in stattlichen Reihen, aber durch anhaltenden Regen und Wärme fangen die Körner schon zu keimen an, tritt nicht bald ständig gutes Wetter ein, so wird die Roggen ernte im Ertrage bedeutend geschädigt. Lichtenberg. Am Sonnabend Nachmittag 2 Uhr zog über unsern Ort ein überaus heftiges Gewitter, welches in gewaltigen Blitz- und Donnerschlägen, Schloßen und wolken bruchartigen Regen sich entlud. Der Blitz schlug in das Wohngebäude des Gutsbesitzers Hermann Seifert, beschädigte Giebel und Dach, fuhr die Dachrinne entlang und im Ab fallrohre zu Erde, wobei der in der Nähe befindliche Hund getödtet wurde. Ein Blitz schlug in eine Kornpuppe des Gutsbesitzers Hermann Seifert, ein dritter ging in die Leitung der Gebäude des Gutsbesitzers Gustav Thieme. Gegen 9 Uhr Abends gingen mehrere über eine Stunde anhaltende und große Wassermassen entladende schwere Gewitter über unsern Ort ohne besonderen Schaden anzurichten. — In der Nähe von Bischofswerda wurden am Sonntag beim Herannahen des Nachmittagschnellzuges nach Dresden die Pferde eines Lohngeschirres scheu, gingen durch und zerschmetterten das Gefährt. Personen sind nicht verletzt worden. — Am Sonntag Abend in der 11. Stunde ist in Ebersbach das Wohnhaus des Gärtnereibesitzers Bieh lig abgebrannt. Derselbe konnte mit seiner zahlreichen Familie nicht viel mehr als das nackte Leben retten. Bautzen. Das 4. Infanterie-Regiment Nr. 103 hielt am Dienstag eine Felddienstübnng mit Cavallerie in der Gegend von Plieskowitz—Doberschütz—Kreckwitz ab. Zum Schluffe wurde bei letzterem Orte Biwak be- zogen, Zelte wurden aufgeschlagen und es wurde abgekocht, Die Mannschaften erhielten frisches Fleisch, Kartoffeln und Bier. Aus dem Marsche vom Biwack zur Garnison wurden 5 Mann marschnnsähig, davon 3 von der jetzt übenden Lehrerkompagnie. Sämmtliche unter ärztlicher Aussicht zurückgelassenen Leute wurden auf sofort herbeigeholten Wagen dem Garnisonlazarekh zugeführt. Bedauerlicher weise ist der Soldat (Lehrer) Nissen in der Nacht ver schieden, während sämmtliche anderen Mannschaften sich der Sicherheit wegen noch in Pflege, aber außer jeder Ge- fahr befinden. Die Lehrercompagnie ohne Gepäck, nur mit langgelegter Zeltbahn und Kochaeschirr ausgestattet, hatte der Felddienstübung selbst nicht beigewohnt, sondern war zum Biwak mit der Regimentsmusik nach dem 5'/z kw entfernten Kreckwitz marschirt und nach dem 3 Stun den währenden Biwak mit dem Regiment direkt zur Garnison zurückgekehrt, sodaß deren Gesammtmarschleistung 11 km in 2 Abiheilungen, etwa über 2 Stunden betrug. — In Niederlauterstein wurde vor einigen Tagen eine Frauensperson verhaftet, die im Verdachte steht, ihr ungefähr zwei Jahre altes Kind vergiftet zu haben. Nach der ärztlichen Section der kleinen Leiche ist auch der Vater festgenommen worden. Dresden, 4. August. Se. Majestät der König, sowie J.K. H. Prinz Friedrich August, Prinz und Prinzeß Johann Georg und Prinz Albert statteten gestern Nach- mittag 5 Uhr der Vogelwiese den herkömmlichen Besuch ab. In Begleitung der allerhöchsten und hohen Herrschaften befanden sich Se. Excellenz, General-Adjutant Generallieutenant von Treitschke, Se. Excellenz Oberhofmarschall Graf Vitz thum von Eckstädt, Kammerherr Freiherr Sahrer von Sahr, Rittmeister von Keil, Premier - Lieutenant von Nostitz-Wallwitz und Hoffräulein von Plato. Zum Em pfang im Königszelt hatten sich eingefunden Se. Exz. der Stadtkommandant Generallieutenant v. Zeschau, Platzmajor v. Reyher, Polizeipräsident Le Maistre, Polizeihauptmann be Rudder, Bürgermeister l)r. Nake und Kammerherr v. Stammer. Seitens der Bogenschützengilde war zur Begrüßung der Gesammtvorstand erschienen. Nach einer Ansprache deS Herrn Stadtrath Weigandt begaben sich die allerhöchsten und hohen Herrschaften nach der Schießhalle und eröffneten daS Schießen auf den großen Vogel. Se. Majestät der König schoß für Ihre Majstät die Königin einen Spahn, sowie sür Ihre K. H. die Herzogin von Genua die Hauswaldprämie. Se. K. H. Prinz Friedrich August schoß einen Spahn. Beim Rennen auf den Vogel des König!. Hauses schoß Se. Majestät der König den Reichsapfel, sowie für Ihre K. K. Hoheit die Herzogin Maria Josepha die linke Fahne. Se. K. H. Prinz Albert holte sich das Szepter. Nach Verlaus des Schießens be gann der Rundgang um die Festwiese. Der erste Besuch wurde der Victoriahalle des Herrn Weber zugedacht, wo eine Glanznummer des reichhaltigen Programms vorge führt wurde, und zwar die dressiere Hundemeute der Miß Adele und des Clown Gauert. Die erstaunlichen Lei stungen der Thiere erregten allgemeine Bewunderung. Ferner wurde im Bratwurstglöcklem des Herrn Reibeholz Halt gemacht, wo eine italienische Kapelle ihre Weisen erklingen ließ. Der letzte Besuch galt dem Fürstenpalast