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Der Sommer-Reichstag. Daß die Volksvertreter zu der jetzt wieder beginnenden Tagung, soweit sie überhaupt erscheinen werden, nicht ge rade die größte Arbeitslust mitbringen, ist menschlich be greiflich. Zur Zunahme der sommerlichen Hitze steht die Abnahme der Arbeitssreudigkeit in gleichem VerhMniß, und schon vor dem Beginn der Reichstagsferien war es nicht immer leicht, ja fast könnte man sagen, nur selten möglich, ein beschlußfähiges Haus zusammenzutrommeln. Das wird jetzt schwerlich besser werden, und in der That wird man die Klage der Volksvertretung für berechtigt erklären müssen, daß man sie um eben so viel zu spät zusammenberufen hat, als man sie jetzt bei einander hält. So wird man auf die Ergiebigkeit dieser Sommertagung nicht allzu große Hoffnungen setzen dürfen, sollte selbst die Absicht vorliegen, die Volksvertreter bis in die heiße Sommerhitze hinein von dem Prachtbau am Königsplatze aus nach den schattigen Bäumen des Thiergartens zu Berlin schmachten zu lassen. Es erscheint freilich als undenkbar, daß man es fertig bringen wird, die Reichstagsmitglieder bis in den Hochsommer hinein zusammenzuhaltcn, bez. daß bis über das Ende des Juni hinaus ein auch nur annähernd be schlußfähiges Haus zu erzielen sein wird, um so mehr, da im Herbst bereits wieder die regelmäßige Session be ginnt. Das Haus wird also kaum mehr als vier Wochen zur Arbeit vor sich haben. Die Zeit genügt aber keines wegs, auch nur die kleinere Hälfte der noch zu erledigen den Vorlagen unter Dach und Fach zu bringen; und völlig ausgeschlossen erscheint es, bis dahin, wie es die Regierung für ihren Wunsch ausgegeben hat, das schwie rige Werk des Bürgerlichen Gesetzbuches zu erledigen. Wenn die Commission für das „Bürgerliche Gesetz buch" ihre Arbeit auch sofort mit dem energischsten Fleiße beginnt und fortführt, so ist es doch unvermeidlich, daß sich die zweite Lesung des großen Gesetzwerkes bis in den Beginn der zweiten Hälfte des Juni hineinzieht. Da aber der dann zu erstattende umfassende Bericht deS Re ferenten auch bei der angestrengtesten Arbeitsleistung sicher- lich mehr als eine Woche Zeit in Anspruch nehmen wird, so wird das Ende des Juni herannahen, bis die Commis sion das Bürgerliche Gesetzbuch erledigt hat. Es ist somit ganz undenkbar, daß dasselbe vor der Herbsttagung in das Plenum gelangt. Auch werden die Debatten und Ver handlungen über dieses Gesetzwerk einen so breiten Raum in der parlamentarischen Thätigkeit einnehmen, daß es wenig Zweck hätte, die Verhandlungen, selbst wenn sich dies ermöglichte, noch in dieser Sommertagung zu beginnen, um sie nach wenigen Tagen doch auf mehrere Monate ruhen zu lassen. Der heiße Kampf um das Bürgerliche Gesetzbuch wird also voraussichtlich erst mit der beginnenden Herbstkühle einsctzen. Und das ist im Grunde gar nicht ungünstig, nicht nur weil die herbstliche Kühle auf die Hitze des Kampfes wohlthätig einwirken könnte, sondern weil sich bis dahin die noch recht verworrene Situation vielleicht etwas geklärt haben wird. An Gegenständen zu heißen Debatten und Kämpfen wird es freilich auch für, die wenigen Wochen der jetzt beginnenden Sommertagung keineswegs fehlen. Verhält- nißmäßig glatt dürften sich die „Gewerbenovelle" und das „Bankdepotgesetz" erledigen, dagegen halten der „Justiz novelle" gegenüber die Feinde der Vorlage deren Freunden nahezu die Wage und auch diese Freunde sind in ihren Gefühlen vielfach recht lau, da manche Einzelheiten der Vorlage, der sie im großen Ganzen wohl zustimmen, Gründe genug zu ernsten Bedenken bieten. An dem Börsengesetz dürsten kaum noch erhebliche Aenderungen herbeigeführt werden und der Versuch, das Verbot des Terminhandels in dritter Lesung umzustoßen, hat, wie die Dinge liegen, glücklicherweise nicht die allermindeste Aus sicht auf Erfolg. Mehr Aussicht dürfte dagegen der Ver such bieten, betreffs der in der zweiten Lesung gegen die Intentionen der Regierung beschlossenen Verschärfungen des Margarine-Gesetzes einige Aenderungen herbeizuführen. Ernsthafte Debatten werden sich auch um die Vorlage über die Umwandlung der „vierten Bataillone" erheben. Sollen schwere Kämpfe um diese sachlich weniger bedeut same Vorlage vermieden werden, so wird es gut sein, wenn der Kriegsminister in der Budgetcommission unzwei deutige Erklärungen darüber abgiebt, daß an der zweijäh rigen Dienstzeit auch nach dem Ablauf des Provisoriums nicht gerüttelt werden soll. Öertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Dem in der Pfefferkuchenfabrik von Guttlieb Bubnick langjährig beschäftigten Werkmeister Fried rich Gustav Zeibig ist von dem Königlichen Ministerium des Innern das tragbare Ehrenzeichen für Tceue in der Arbeit verliehen und heute von Herrn Bürgermeister Schubert in Gegenwart des Pächters der genannten Pfeffer kuchenfabrik, Herrn Richard Kunz, überreicht worden. Pulsnitz. Auf ein an die Königliche Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen gerichtetes Gesuch hat die selbe von Anfang dieses Monats ab dem Nachmittags 4 Uhr von Dresden-Neustadt nach Arnsdorf und dem in umgekehrter Richtung 2 Uhr 30 Minuten Nachmittags Arnsdorf ver lassenden Personenzuge die IV. Wagenklasse beigegeben. Pulsnitz. Ein sehr schönes Fest beging der West lausitzer Verband der evangelisch-lutherischen Männer- und Jünglingsvereine vorigen Sonntag in Kamenz. Ueber 300 Mitglieder aus verschiedenen Gegenden, aus Bautzen, Bischofswerda, Neukirch, Großröhrsdorf, Bernsdorf u. s. w. hatten sich daselbst eingefunden. Auch der Verein unserer Stadt war in einer Stärke von ca. 40 Mitgliedern erschienen. Vom Bahnhof Kamenz aus ging der Festzug kurz vor >^3 Uhr durch die Stadt nach der Hauptkirche, woselbst Festgottesdienst stattfand. Pastor Frhr. a. D. Trenck aus Neukirch a. H. hielt eine Herz und Gewissen gewaltig ergrei fende und schärfende Predigt, in der er der evang. Jünglings- und Männervereine Kraft, Dienst und Schranke besprach. Nach dem man nach Beendigung dieses Gottesdienstes noch das Innere der Kirche in Augenschein genommen hatte, ging es auf den Hutberg. Der Aufenthalt daselbst, das wundervolle Panorama von der Höhe aus entzückte allgemein. Am Brunnenhinter dem Thurm, umgeben von malerischen Pflanzen gruppen, hielt Herr Oberpfarrer vr. Wetzel - Bischofswerda eine begeisterte und begeisternde, in seltener Weise zündende patriotische Ansprache über die Deutschen einst und jetzt. Gegen 6 Uhr begab sich der Zug nach Stadt Dresden, wo im Garten eine Nachversammlung stattfand. Ansprachen hielten der Kreisvorsitzende, Herr Archidiaconus Haaß-Bautzen, Herr Regierungsassessor vr. Niethammer-Kamenz, Herr Bundespfleger Zacherias-Dresden u. a. Es wurde Zeugniß abgelegt von dem, was unsere Vereine wollen und was sie können. Verschönt wurde die Versammlung durch Gesangs- und Zithervorträge. Gegen '/z9 Uhr war das Fest zu Ende; die einzelnen Vereine rüsteten sich zur Heimfahrt. Es war ein wohlgelungenes Fest, das die Mitglieder hoffent lich gestärkt hat in der Treue zur guten Sache, das hoffent lich auch die noch Fernstehenden überzeugt hat von dem frischen, fröhlichen, gesunden Leben, welches in den genannten Vereinen herrscht. Möge auch der Verein unserer Stadt immer mehr Mitglieder und Freunde gewinnen! Aller 14 Tage werden im Sommer Sonntag Abend Versammlungen abgehalten. Möchten recht Viele, die dem evangelischen Männer- und Jünglingsverein noch fremd, ja feindlich ge genüberstehen, dem freundlichen Rufe folgen: „Komm und sieh und höre!" — Am vergangenen Donnerstag, früh '/z4 Uhr, brach in einem Fabrik-Gebäude der Großmann'schen Fabrik in Großröhrsdorf Feuer aus, welches den Dachstuhl zer störte, in welchem eine große Anzahl Jaquardkarten aufge speichert waren, die sämmtlich ein Raub der Flammen wurden. Pulsnitz. Der Monat Mai, der in diesem Jahre der von Lenzessehnsucht ersüllten Menschheit so manches Unbehagen und so manche herbe Enttäuschung bereitet hat, hat sich nunmehr wieder verabschiedet und dem Jun«, dem Rosenmonat, das Regiment überlasten. Hoffentlich bringt derselbe eine Witterung, unter welcher die zarten Toiletten der Blumenköniginnen nicht zu leiden haben. Vor allem ist schönes Wetter zu erhoffen im Interesse des Gedeihens der Saaten und Feldfrüchte, damit der Landmann seinen Fleiß und seine Mühen durch eine gute Ernte belohnt sieht. — Für die Sommerausflugszeit sei daran erinnert, daß es nach dem Forstpolizeigesetz verboten ist, in den Forsten ohne Berechtigung und Erlaubniß des Forsteigen- lhümers außerhalb der Wege zu gehen, reiten, fahren usw., und daß ferner dort nicht nur kein Feuer angezündet, nicht geschossen oder explodirende Gegenstände, wie Feuerwsrku.s w abgebrannt werden dürfen, sondern daß außerhalb der öffentlichen Fahrwege auch nichts anderes, als Pfeifen mit geschlossenem Deckel geraucht werden dürfen, mithin das Zigarrenrauchen verboten ist, endlich dürfen auch brennende oder glimmende Gegenstände wcht fallen gelassen, fortge worfen oder selbst nur unvorsichtig gehandhabt werden. Die Uebertretung dieser Bestimmungen wird mit Geld strafen bis zu 50 Mark oder mit Gefängniß bis zu 14 Tagen geahndet. — Obschon die zweijährige Militärdienstzeit die An spannung aller Kräfte und die vollständige Ausnutzung der Ausbildungskraft erforderlich macht, ist den Generalkom mandos doch wiederum anheimgestellt worden, zur Unter stützung der Landwirthe bei den Erntearbeiten Beurlaubungen von Mannschaften der Infanterie, je nach Maßgabe der dienstlichen und lokalen Verhältnisse, eintreten zu lassen — In der nächsten Zeit finden folgende Ausstellungen statt: 1. in München vom 1. Juni bis 31. Oktober eine Ausstellung von Kunstwerken aller Nationen; 2. in Mün chen eine internationale Kunstausstellung des dortigen Ver eines bildender Künstler „Sezession" vom 1. Juni bis 31. Oktober; 3. in Stuttgart eine Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe vom 6. Juni bis 30. September; 4. in Stuttgart eine Wanderausstellung der Deutschen Land- wirthschaftsgesellschaft vom 11. bis 15. Juni; 5. in Parchim eine Ausstellung des Verbandes Mecklenburgischer GeMgel- und Vogelzüchtervereine vom 12. bis 15. Juni; 6. in Dresden eine Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes vom 20. Juni bis 27. September und 7. in Nürnberg eine internationale Ausstellung von Hunden aller Rossen vom 27. bis 30 Juni. Die sächsischen Staats bahnen gewähren beim Rücktransport von zu diesen Aus stellungen geschickten Thieren bez. Gegenständen die üblichen Vergünstigungen. Dresden, 4. Juni. Ihre Majestät die Königin W rd, wie bereits mitgetheilt, ein paar Tage vör Sr. Ma jestät dem König Sybillenort verlassen, um sich nach Mo rawetz in Mähren zu begeben und daselbst mehrere Tags Aufenthalt zu nehmen. — Se. königl. Hoheit Prinz Ge org traf gestern Nachmittag 3 Uhr 57 Min. von Moskau wieder in Dresden ein und begab sich nach der prinzlicbea Besitzung in Hosterwitz. Se. königl. Hoheit war über Sybillenort zurückgekehrt und hatte sich dort zum Besuch Ihrer königlichen Majestäten mehrere Tage aufgehalten. Dresden, 2. Juni. Mit dem 1. Juni trat ein treubewährter Beamter seines Königs, der iu der ganzen sächs. Armee bekannte Rechnungscath I. Pö nisch im Königl. Sächs. Kriegsministerium nach mehr als 40 jähriger Thätigleit in den wohlverdienten Ruhestand. Derselbe hat sich durch eisernen Fleiß, Energie und viel seitige Leistungsfähigkeit vom einfachen Soldaten bis zum Königl. Rechnungsrach emporgearbeitet. Er ist am 7. September 1837 in Grimma geboren, trat am 1. Novem ber 1855 als Soldat l eim 12. Infanterie-Bataillon ein, nahm am 66 er Feldzug theil, erhielt die St. Heinrichs- medaille, stand von 1867—1869 als Feldwebel bei der 4. Compagnie in Leisnig, war 1870/71 Feldzohlmeistrr (und als solcher überhaupt der erste Zahlmeister in dieser neuen Charge bei der sächs. Armee) beim Obercommando der Maaßarmee (Kronprinz Albert), erhielt das eiserne Kreuz am weißen Bande. Nach dem Feldzuge wurde er als Secetair ins Königl. Sächs. Kriegsmin sterium beru fen und bekleidete hier die verschiedenen Rangstufen als Geheim-Secreiair und Rechnungsrath. Seine Brust schmük- ken acht von Sr. Majestät dem König verliehene hohe Orden. — Dem Vernehmen nach wird die für Ende dieses Monats in Aussicht genommene Reise der Kgl. Majestäten nach England unterbleiben. — Wie es neuerdings in vielen großen Ausstellungen geschehen ist, so hat man auch in diesem Jahre inDres - den zugleich mit der Ausstellung der Erzeugnisse des heutigen Gewerbefleißes ein Bild der guten alten Zeit, ihrer malerischen poefievollen Gebäude, ihrer biederen und treuen Sitten und Gebräuche zu geben gesucht. Neben der neuen monumentalen städtischen Ausstellungshalle mit den Handwerks- und Kunstgewerbegegenständen in unmittelbarer Nähe des weitberühmten „Großen Gartens" hat sich seit kurzer Zeit die wiederholt genannte, vielthürmige, mit hohen Dächern emporragende „alte Stadt" erhoben, deren malerische, alterthümliche Erscheinung von den Dresdner Architekten und Malern so überzeugend ausgesührt worden ist, daß jeder Besucher davon in anheimelndster Weise an- gezogen werten muß. Diese alte Stadt wird an jedem Tage bis zum späten Abend von Bürgern in der Tracht des vorigen Jahrhunderts belebt sein, und mannigfache Einzelheiten werden von den Einrichtungen und Gebräuchen vergangener Zeit ein anschauliches Bild geben. Außerhalb der Stadt ist bekanntlich ein wendisches Dorf angelegt worden, und auf den Kanälen der Umgebung werden schmucke Wendinneu die Kähne lenken. Von Z it zu Zeit werden große Festlichkeiten in Dorf und Stadt im Sole der Vergangenheit veranstaltet werden. Aus diese in der Alten Stadt zu erwartenden Schaustellungen soll ein soeben erschienenes Plakat aufmerksam machen. — Für den Zweck der Errichtung eines Denkmals zu Ehren Sr. Majestät des Königs Albert in Dresden soll demnächst durch öffentlichen Aufruf eine Sammlung veranstaltet werden. — In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntage explodirte in einem Stalls der in einem Massenquartier untecgebrachten 7. Batterie in Pirna eine Petroleum lampe, wodurch leicht ein größeres Brandunglück hätte ent stehen können. Dem entschlossenen Eingreifen der Unter ossiziere und Mannschaften der Batterie hat man es zu danken, daß das Feuer gelöscht wurde, ehe es größere Dimensionen annehmen konnte. Die im Stall befindlich gewesenen Pferde sind mit Mühe gerettet worben, obgleich einige derselben starke Brandwunden erlitten haben. — Durch die Zeitungen geht jetzt eine Notiz über das 50 jährige Jubiläum der freiwilligen Feuerwehren Deutschlands. Angeblich soll die erste dieser sreiwilligen Feuerwehren zu Durlach in Baden gegründet worden sein. Das „Meißner Tageblatt" stellt demgegenüber fest, daß die freiwillige Feuerwehr in Meißen ihr 50jähriges Jubiläum bereits am 17. Juli 1891 gefeiert hat. Gelegentlich des 40. Stiftungsfestes am 17. Juli 1881 wurde nachgewiesen, daß in der That die Meißner freiwillige Feuerwehr die erste dieser Art in Deutschland gewesen sei. — Bei dem Auszuge der Schützengesellschaft zu Weißenberg am Montag ereignete sich ein recht be dauerlicher Unglücksfall. Bei dem Böllerschießen zersprang ein Böller, wodurch 2 Knaben schwer und einer leicht ver letzt wurden. Einer derselben mußte nach Bautzen ins Krankenhaus gebracht werden, wo ihm jedenfalls ein Bein abgenommen werden muß. Einem Schützen flogen die Stücke an der Brust vorbei, doch wurde derselbe glücklicher weise nicht verletzt Grimma rüstet sich zum gastlichen Empfange des 14. sächsischen Fenerwehrtages, der vom 25. bis 27. Juli dort abgehalten werden soll. Die zu den Vorarbeiten nöthigen Ausschüsse sind gebildet und haben ihre Arbeit be gonnen, deren Umfang man daraus ermessen kann, daß man mindesstens dieselbe Besucherzahl erwartet, die Glauchau vor 2 Jahren hatte, nämlich 4000. — Die größte Aufregung und Bekümmerniß herrscht in Friedrichswalde bei Pirna, woselbst nach dem Genüsse von Blutwurst, die von dem dortigen Fleischer, meister Wehner bezogen war, nicht weniger als 26 Per- soneu mehr oder minder schwer krank darniederliegen. Ob vas umlaufende Gerücht, daß zur Bereitung dieser verhäng- mßvollen Wurst das Fleisch eines bereits verendeten oder doch dem Verenden nahen Kalbes verwendet worden sei, sich bewahrheitet, ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt; die strenge Untersuchung ist im Gange. Mylau. Am 31. Mai vor 50 Jahren wurde der Grundstein gelegt zu einem der gewaltigsten Bauwerke Sachsens, zur Göltzschthalbrücke. Die Brücke ist heute noch die größte Steinbrücke der Welt. Das Mauerwerk ist nur durch Mörtel verbunden ohne Zuhilfenahme von Ankern oder Klammern. Es besteht aus Quader- und Ziegel mauerwerk. Die Baukosten betrugen 2 210 000 Thaler. Sämmtliche Brückenpfeiler sind auf Felsen geründet. Die Göltzschthalbrücke ist 579 Meter lang und am tiefsten Punkte der Thalsole 83 Meter hoch. Chemnitz. Einem hiesigen Naturheilkundigen sind seine drei Kinder an einem Tage an Diphtheritis gestorben. Der bedauerswerthe Vater hatte den gefährlichen Charakter der Krankheit sofort erkannt und sowohl einen zweiten Naturheilkundigen als auch zwei Aerzte zur Hilse hinzu- gezogen. Letztere hatten sofort erklärt, ein so schwerer Fall der Krankheit sei ihnen noch nicht vorgekominen und Hilfe sei unmöglich. — Beim Baden in der freien Elbe ertrank am Mitt woch Vormittag der 10jährige Schulknabe Hiekmann aus Hütten bei Königstein. Die angestellten Wiederbelebungs versuche waren vergeblich. Auf dieselbe Weise verlor in Burgstädt der 17jährige Bäckerlehrling Hartmann sein Leben, er ertrank im sogen. Hert'schen Teich. Endlich ge- rieth in Löwenhain das zwei Jahre alte Söhnchen eines Mühlenbesitzers unbemerkt in das Fluthgerinne und von da über das Mühlrad hinweg in den Abflußraum, aus welchem es leblos herquSgezogen wurde. — Am Dienstag Vormittag wurde im Kloster Marien thal bei Ostritz die verstorbene Abbatissin Anna Maria Nowack in feierlicher Weise beerdigt. Die Leiche wurde von den Nonnen zu Grabe getragen. ES waren mehr als 40 Geistliche anwesend, und die Vereine von Ostritz waren sämmtlich durch Deputationen mit Fahnen vertreten. — Die Mäuse und das Wetter. Der Mäusefänger Hunziker inTrimbach bei Olten prophezeit das Wetter nach den Beobachtungen, die er an den Mäusen macht. Letztes Jahr, so berichten die „Basl. Nachrichten", sagte er die Trockenheit voraus. Er soll hierfür viele Dank schreiben erhalten haben. Auch für dieses Jahr prophezeit er einen trockenen Sommer. Es werde ein Weinjahr werden wie 1893. — Abwarten! (Fortsetzung in der Beilage)