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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. r Als Beiblätter: l. Jllustrirtes Somttagsblati (wöchentlich); 2. ^andwirthschastliche Beilage (monatlich). Abonnements - Breis Vierteljährl. 1 M. 25 Ps. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Amts Blatt des Aönigl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KescHästsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Invalid end ank, Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp Zu WuLsnih tzvchen^ Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Riugegend. Inserate n sind bis Dienstag und Freitag /WM Vorm. 9 Uhr aufzugeben. D - Mchtundvisvzigstsr Jahrgang. Sonnabend. 9. Mai 1896. Sonnabends den 16. d s s. Monats, Vormittags 9 Uhr öffentliche BezirksausschuWtzung. Die Tagesordnung ist aus dem aushängenden Anschläge zu ersehen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 5. Mai 1896. von Erdmannsdorff. Zum Jubiläum des Frankfurter Friedensvertrages. Der letzte große Jubiläumstag aus Deutschlands großer Zeit ist gekommen — der 10. Mai. An diesem Tage vollendet sich jetzt ein Vierteljahrhundert, daß in Frankfurt am Mam der Friedensvertrag zwischen Deutsch land und Frankreich unterzeichnet wurde, welcher die Er rungenschaften des deutschen Volkes in seinem gewaltigen Kampfe mit dem fränkischen Erbfeind endgültig besiegelte. Was die deutschen Waffen in blutigen Schlachten erkämpft, was deutscher Heldenmut!) und deutsche Ausdauer, deutsche Vaterlandsliebe und hingebeudste Opferwilligk-.it erstritten, das erhielt durch den Friedensvertrag in der alten Krönungs stadt seine völkerrechtliche Weihe, seine definitive Bestätigung. Elsaß und Lothringen, diese alten, deutschen Grenzprovinzen waren nnnmehr in aller Form mit dem Mutterlande wieder vereinigt, und ausgetilgt war hiermit die jahr hundertlange Schmach von Straßburg und Metz; die blü henden uralten alemannischen Lande zwischen Rhein und Vogesen, sie gehört-n nunmehr durch feierlichen Vertrag wiederum zu Deutschland. AVer der Friedensschluß von Frankfurt gab Deutschland nicht nur die in den Zeiten seines Politischen Verfalles v.-rloren gegangenen Grenz provinzen w'eder zurück, sondern er enthielt zugleich auch die stillschweigende Besiegelung und Anerkennung der neum deutschen Machtstellung, das auf den Schlachtfeldern Frank reichs gegründete neue deutsche Kaiserreich schloß jetzt zum ersten Male einen internationalen Vertrag von weittragender Bedeuiung ab, und somit bestätigte die Feder des Diplo maten in erfreulichster Weise das, was das Schwert der Soldaten errungen. Seit jenem entscheidungsreichen 10. Mai 1871 sind fünfundzwanzig Jahre im Strom der Zeit dahingerauscht, mit ihm ist ein Vierteljahrhu idert voll mannigfacher schwerer innerer Kämpfe und lieferschütternder Ereignisse, aber auch voll glänzender Erfolge und sieghafter friedlicher Triumphe für das neue Reich deutscher Nation verflossen. Seine beiden ersten unvergeßlichen Kaiser sanken in das Grab, auch fast all' die Heerführer und Staatsmänner, welche das Reich mit errichten halfen, haben der Zeitlichkeit rhren Tribut entrichtet, schon seit Jahren lenkt der ruhmvolle erste Kanzler des Reiches nicht mehr dessen Geschicke, mancherlei Wirren und h ißliche Kämpfe der Parteien und Meinungen sind unserem neugeeinten Vaterlande nicht erspart geblieben. Aber all' diese verschiedenen schweren Schläge, diese Erschütterungen und Wirrnisse haben doch nickt vermocht, den Bestand des Reiches ernstlich in Frage zu stellen, es blüht und gedeiht vielmehr im Ganzen und in allen seinen Gliedern fröhlich weiter, dank der Weis heit und Thatkraft Kaiser Wilhelms II., dank der wahrhaft Patriotischen Gesinnung der deutschen Fürsten, dank dem Nationalgefühl, das nach wie vor unter den deutschen Stämmen, im gesummten Volke, rege ist. Und nach außen steht Deutschland noch immer in seiner achtunggebietenden Stellung da, als die bewährte Vormacht des Völkerfriedens Europas, als Bahnbrecher und Bannerträger auf so manchem wichtigen Gebiete friedlicher cultureller sozialer Arbeit, als ein Reich, dessen Kraft, dessen Einfluß und dessen Fortschritte nach wie vor allenthalben auf dem Erdenrund bewundert und anerkannt werden. Der festliche Tag des 10. Mai wird in der eigent lichen Jubiläumsstadt dadurch seine besondere Weihe er halten, daß an ihm dort die feierliche Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelms I. stallfindet und daß das deutsche Kaiserpaar nebst dem Kronprinzen diesem solennen Acte beiwohnen wird. Die Blicke von ganz Deutschland werden daher an diesem Tage nach der ehemaligen freien Reichsstadt am Main und dem jetzigen blühenden Handels- emporium Süddeutschlands gerichtet sein und als gewiß darf es gelten, daß die Frankfurter Feier in den Herzen aller guten Deutschen ihr freudiges Echo findet. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. In unserer Stadt findet Sonntag, den 12. Juli, der Bezirks-Verbandstag der Feuerwehren der Amtshauptmannschaft Kamenz, verbunden mit Uebungen der hiesigen freiwilligen Feuerwehr und Inspektion statt. An diesem Verbandstage werden voraussichtlich eine große Anzahl auswärtige Feuerwehrleute theilnehmen. Pulsnitz. Aus Grund der Bekanntmachung der König!. Amtshauptmannschaft Kamenz in No. 35. der ..Kamenzer Wockmschrift" wird hierdurch darauf aufmerk sam gemacht, daß bis auf weiteres der von Großnaundorf nach Pulsnitz führende öffentliche Verkehrsweg für alle Fuhrwerke gesperrt und der letzsre über Friedersdorf oder Kleindittmannsdorf gewiesen wird. Pulsnitz. Zu dem am Mittwoch stattgefundenen Biehmarkt wurden 70 Ochsen, 50 Kühe und 130 Schweine zum Verkauf gestellt. Kamenz, 4. Mai. Ein höchst betrübender Un glücksfall ereignete sich heut Vormittag ^9 Uhr in der jetzt im Abbruch befindlichen alten Schwarzfarbe an der Herklotz'schen Fabrik. Man war damit beschäftigt, ein großes schweres Wasserrad herauszuschaffen, als dasselbe plötzlich in's Wanken kam und den 22 Jahr alten Arbeiter Max Schöne aus Jesau derartig mit dem Kopfe an die Wand drückte, daß der Tod nach kurzer Zeit eintrat. Kamenz. Am 17. d. M. findet in hiesiger Stadt der 15. Verbandstag der Glaser-Innungen im Königreich Sachsen statt. Mit diesem wird auch eine Ausstellung von Werk- engen etc. verbunden sein. Dresden. Am Sonnabend, am Kaisertage, dürfte der Besuch der Ausstellung überaus zahlreich werden. Der Eintritt beträgt bekanntlich an diesem Tage 3 Maik pro Person. Eine Stunde nach Abfahrt des Kaisers und der Kaiserin, sowie der König!. Familie sollen indeß die ge wöhnlichen Tages- und Abendkasienpreise eintreten. Die Ausstellungskommission behält sich vor, künftig bei allzu großem Andrange die Tagesverkaufsstellen am Ausstellungs platze zeitweise zu schließen. Wie wir hören, l'egt es in der Absicht, den Kaiserlichen Majestäten bei ihrem Besuch eine Gesangsovation durch die Liedertafel darzubringen. Dresden. Beim Blumenkorso, welcher am 13. Mai einen würdigen Abschluß zu der mit dem 12. Mai endigenden Internationalen Gartenbau-Ausstellung findet, ist bezüglich der Präm'irung der Korsowagen insofern gegen das Vorjahr eine Aenderung eingetreten, als nicht nur einzelne, sondern alle Wagen ohne Ausnahme prämiirt werden sollen, welche mit ausreichendem Blumenschmuck versehen an dem Korso theilnehmen. Es hat sich herausgestellt, daß bei der sehr großen Wagenanzahl die Prämiirüng einzelner Wagen sehr schwierig auszuführen ist und das letzte Mal einzelne Wagen nicht berücksichtigt werden konnten, deren Insassen ihr Mög lichstes zum Gelingen des Korso gethan hatten. Aus diesem Anlaß soll nun jeder theilnehmende Wagen durch ein blei bendes Erinnerungszeichen an den Blumenkorso ausgezeichnet werden, natürlich nur unter der Voraussetzung, daß derselbe eine entsprechende Dekoration aufznweisen hat. Dresden, 7. Mai. Den vorausgesagten Hoch- wafferstand der Elbe von 432 om über Null zeigte gestern Vormittag der hiesige Pegel. Im Laufe des Mittwoch und der folgenden Nacht wurden auf verschiedenen Straßen die Nothstege aufgebaut, da die Straßenkörper überschwemmt waren. In zahlreiche Wohnungen der Wilsdruffer Vor- stadt ist das Wasser eingedrungen; das Mobiliar wurde entweder geräumt oder hochgestellt. Die Keller sind zum großen Theile mit Wasser gefüllt. In der Friedrichstadt hat der Fluthkanal als Schutzmittel gedient; auch hat die Verlegung des Weißeritzbettes das schnelle Eindringen des Wassers in die Häuser dort verhindert. Am Ausgange der Hauptschleuse unterhalb des Hafens wurde der Schützen eingelassen, damit das Stauwasser nicht zurückdrängen kann. Der Zwingerteich füllt sich seit gestern mit Stau- waffer. Die schönen blumenreichen Anlagen im Gondel hafen sind leider auch überfluthet. In den überschwemmten Straßen wäafft das Wasser noch erheblich durch den Zu fluß aus den Schleußen. Vom 8. Mai wird langsames Fallen des Wassers gemeldet. — Alle, die sich für 20 Mk. aus dem „patriotischen Verlage" vom Naumburger in Dreschen das Werk „Deutschland; größter Held" erworben haben, werden mit Interesse hören, daß gegen Naumburger bei demjLandgerichte wegen Betrugs und versuchter Erpressung verhandelt wird. Naumburger hat über 30 000 Stück des Werkes abgesetzt „Zum Besten hilfsbedürftiger Invaliden", wie er auf die Zeichnungsliste hatte drucken lassen, hat er jedoch nur 36000 Mk. des Reingewinnes verwandt. — Dieselbe Beobachtung, welche ein Fischzüchter in der Leipziger Gegend im verflossenen Jahre machte, das die Frösche seinen Karpfenbestand arg lichteten, konnte man auch an dem Teiche eines Gutsbesitzers bei Pirna machen. Nachdem der Teich vor etlichen Wochen geschlemmt war, wurde er mit mittel-großen Karpfen besetzt. Doch von Tag zu Tag wurden der Fische weniger, weil Frösche sich auf den Rücken derselben setzten und ihnen Augen und Gehirn ausfraßen. — Die Immatrikulation Sr. König!. Hoheit des Prinzen Albert als Studirender der sächsischen Landes universität wird heute durch den Rektor Herrn Geh. Hof rath Prok. Dc. Windisch vollzogen. — Se. Königl. Hoheit Prinz Georg wird dem Ver nehmen nach am 25. Juni m Salzwedel eintreffen zur Erinnerungsfeier des Tages, an welchem er zum Chef des Altmärkischen Manen-Regiments Nr. 16 (Hennigs von Treffenfeld) ernannt wurde. Zittau. Von dem Raubmörder Kögler werden jetzt Photographien flott verkauft und zwar von dem Photo graphen Ernst I. Müller in Reichenberg. Wer also in seinem Album oder in seinen Zimmer noch keinen Raub mörder besitzt, dem bietet sich hier die beste Gelegenheit, einen solchen zu erwerben! — Ein sonderbares Vermächtniß ist, wie aus H ast n i - chen berichtet wird, vor einigen Tagen der Armenkasse dieser Stadt zugefallen. Ein Einwohner in Hainichen, welcher ein ziemlich schuldenfreies Häuschen, sonst aber kein Vermögen weiter besitzt, wurde schon seit mehreren Jahren auf ein Capital von einigen Tausend Mark, von dem er nach Angabe der Steuerbehörde Renten beziehen sollte, abgOchätzt. Trotz jedesmaliger entsprechender Recla- mation kehrte die Rente in der nächstjährigen Einsetzung immer wieder und sogar dann noch, als der betreffende Bürger vor dem Amtsgerichte die eidesstattliche Erklärung abgegeben hatte, daß er kein anderes als das von ihm bei der Selbsteinsetzung angegebene Einkommen besitze. Auch in diesem Frühling erschien, dem „Mädchen aus der Fremde" gleich die räthselhafte Rente wiederum. Um die Sache, die alljährlich neuen Verdruß und Zeitverlust verursachte, endlich zu einem wirklichen Abschlusse zu bringen, hat nun kürzlich der davon Betroffene dem Stadtrathe, die Mit- theilung zukommen lassen, daß er das fragliche Capital mit allen Renten übergebe. Man ist nun gespannt, wo die Armenkasse jetzt dieses, eben nur in der Phantasie irgend eines Mitgliedes der Steuerkommission existirende Capital hernehmen wird. Treuen. Die ohnehin starke Familie des Fabrik- arbeiters M. in Hartmannsgrün wurde am Montag mit einem Male durch drei kräftige Mädchen vermehrt. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 7. Mai. Heute trat der Reichstag, um endlich einmal wieder etwas Positives fertig zu bringen, in die dritte Lesung des Gesetzentwurfs über den unlauteren Wettbewerb ein, die er nach mehr stündigen Debatten beendete. Die Debatten waren matt und boten wenig allgemeines Interesse. Nur beim § 5, der von den Quantitätsveischleierungen handelt, kam es zu