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Der König lachte herzlich und ging seines Weges vergnügt weiter. * Die zwei Kreuze. Jüngst fuhr ein junges Ehepaar — er ein unverfälschter Ungar, sie eine schöne Brünette — von Budapest nach Abbazia. Unterwegs, es war in Agarm, passirte den jungen Leuten eine ganz hübsche Geschichte, die verdient erzählt zu werden. Vor zwei Jahren hatte der Un gar die Brünette in einem Agramer Vergnügungslokale als Kassirerin kennen gelernt, sich in sie verliebt und sie geheira tet Das kam Alles so schnell. Wohl erzählte sie ihm, daß ihre Mutter sie aus dem Hause getrieben habe, weil sie den ihr aufgedrungenen Bräutigam uicht heiraten wollte. War überhaupt ein ganz eigenes Geschöpfchen, diese reizende Brü nette ! Obwohl die Mutter in einem Städtchen knapp an der Reiseroute des Pärchens lebte, fiel es den beiden Ver liebten in ihrem Glücke doch nicht ein, die Mutter, die sich so lieblos benommen, zu besuchen. Nun hielten sie in Agram Rast. Als sie von einem Spaziergang Abends in's Hotel zurückkehrten, machte die junge Frau die unangenehme Ent deckung, daß sie ihr goldenes, diamantengeschmücktes Kreuz, ein Familienerbstück, das ihr durch seinen Alterthumswerth besonders theuer war, verloren habe. Sie war trostlos und der Gatte mußte zur Polizei eilen, um die Anzeige zu er statten. Im Vorzimmer traf er eine ältliche, altmodisch gekleidete und in ihrem Aeußern die Lantippe zur Schau tragende Frau, die mit einem Wachmanne eifrig unterhan delte. „Sagen Sie dem Kommissär", rief sie, „daß das Kreuz bei mir abgeholt werden muß, und zwar von der Ei- genthümerin selbst". — Der biedere Ungar wurde aufmerk sam und fragte: „Was für ein Kreuz ist das?" >— „Hier, sehen Sie selbst," sagte die Frau und wies das von seiner Gattin verlorene Kreuz vor. „Gerade dieses Kreuzes wegen, das meine Frau verloren hat, bin ich hier," rief er hocher freut. „Welchen Finderlohn beanspruchen Sie?" — „Gar keinen sonst, als den, Ihre Frau sehen zu dürfen." — Die ser Wunsch, so seltsam er seitens einer Unbekannten erschei nen mußte, wurde sofort erfüllt. Nun gab es im Hotel eine rührende Szene. „Irma, kennst du mich noch?" — „Mama, kennst Du mich noch?" — „Verzeih', theures Kind, daß ich lieblos war!" — „Verzeih', Mama, daß ich Dir nicht gehorcht habe! Aber ich bin jetzt so namenlos glück lich." Umarmung und Versöhnung und noch am selben Tage fuhr die Mama, die ihr durchgegangenes und für im mer verloren geglaubtes Töchterchen in so erfreulichen Ver hältnissen wiedcrgefunden Halle, nach Abbazia mit. Auf dem Bahnhofe aber sagte der junge Ehemann zu einem ihn be gleitenden Freunde mit grimmigem Hohne: „Siehst Du, was für ein Glückspilz ich bin! Für ein verlorenes Kreuz finde ich zwei Kreuze, das Diamantkreuz meiner Frau und — mein Hauskreuz, die Schwiegermutter." — * Erweiterung. Bauer: „Wie ich sag', Herr Pfarrer, mein Bua hat jetzt zehntausend Mark verstudirt." — Pfarrer: „Nun, dafür wird sich auch sein Gesichtskreis erweitert haben" — Bauer: „Noi, noi, blos sei Bäuchle." Dresdner Schlacht-Viehmarkt vom 27. April 1896. Gewichtsangabe bei Rindern nach Schlachtgewicht, bei Schweinen ebend. Gewicht, bei Hammeln und Kälbern nach Fleischgewicht. Gattung Austrieb Stück Ureife pro Kentner Pa. Qual. M. Mlttelwaare M. genug. Son M. Rinder .... 563 55-57 52—54 45—50 Schweine . . . 1840 31-33 28-30 Hammel . . . 1108 54- 56 51-53 45—50 Kälber .... 330 50-60 50-60 kokseiä. Lastkleiäer U. 13.80 bis 68.50 per Stoss z. compl. Robe — Pnsoors u. 8daatuu^-1'on- ßss8 — sowie schwarze, weiße und farbige Kenneberq-Seide von 60 Pf. bis M. 18.65 per Meter — alatt, gestreift, carirt,. gemustert, Damaste rc. (ca. 240 vecsch. Qualitäten u. 2000 versch Farben, Dessins rc.), porto- und stouorkrei ins Laus. Muster umgehend. (g) Avjäou-k'ndrik kl- Uoun6l>«i-A (k u.k. Hoü ), Lürivk. Zuverlässige Hausmittel, LLSL Publikum empfohlen werden, giebt es nur sehr wenige und unter diesen nehmen die Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillcn seit Jahrzehnten wegen ihrer angenehmen und zuverlässigen Wirkung bei vollständiger Unschädlichkeit einen hervorragenden Platz ein. Sie werden deßhalb auch anderen Mitteln, wie Tropfen, Salzen, Bitterwässern, Mixturen rc. bei Verstopfung, Sartleibigkeit und deren Folgezustände, wie Kopsschmerzen, Halsklopfen, Blutandrang, Schwindel, Flimmern rc. Dabei kostet die tägliche Anwendung nur 5 Pfennige. Erhältlich nur in Schachteln zu Mk. 1.— in den Apotheken. Die Bestandtheile der ächten Apotheker Richard Brandt scpen Tchwei- zerpillen sind Extrakte von: Tilge 1,5 Gr., Moschusgarbe, Aloe, AbspUH je 1 Gr., Bitterklee, Gentian je 05, Gr., dazu Geniian- und Bitterkleepulver in gleichen Theilen und im Quantum, um daraus 50 Pillen im Gewicht von 0,12 herzustellen. Schwarze Seidenstoffe zu Araulkleidern kauft man in großer Auswahl zu billigsten Preisen im Schnittwarengeschäft von Ang. Mammer z'r. Pulsnitz. Kirchliche Nachrichten Son nabend, 2. Mai, I Uhr: Betstunde, Diac. Schulze. Sonntag, Dow. Oant-rto 8 Uhr Beichte, Oberpf. Prof. Kanig; '/-9 „ Predigt, (Psalm 98,) Diac. Schulze; '/?2 „ Kirchliche Unterredung mit der confirmirten Weiblichen Jugend, l Oberpf. Prof. Vr8 „ Jünglings- u. Männerverein, / Kanig. Nachrichten aus dem Standesamt Pulsnitz. Zur Anmeldung gelangten in den Monaten Januar, Februar und März (l. Quartal 1896) 79 Geburten, 47 Sterbefälle, 26 Aufgebotsverhandlungen und 14 Ehe schließungen. Dieselben vertheilen sich wie folgt: Ort !S Vom 1. Januar bis Ende März in Summa 6 5 29 13 1 12 11 4 8 1 7 2 3 3 3 1 1 2 79 Geburten, 47 Sterbefälle (incl. 4 Todtgeborene), 26 Aufgebotsverhandlungen und 14 Eheschließungen. -r- 4 3 Stadt Pulsnitz Meißnisch-Pulsnitz . . . Böhm.-Vollung . . . . Ohorn Obersteina Niedersteina Friedsrsdorf mit Thiemendorf Weißbach 25 6 1 5 5 3 1 1 1896 GisenöcrHnfcrHvzeiten. Klasse: I-IV Außerdem verkehrt jeden 12,08 12,21 12.32 12,42 12,54 7,16 10,36 7,32 10,50 7,41 10,59 7,50 11,08 7,59 11,17 I-IV 9,03 9,16 9,29 9,40 9,51 . 6,03 . 6,16 . 6,27 . 6,36 . 6,47 1,24 1,39 1,48 1,57 2,07 i-m 3,05 3,18 3,29 3,39 3,51 I-M 8,50 9,03 9,14 9,24 9,36 4,52 5,05 5,13 5,22 5,31 Dresden-Arnsdorf-Kamenz. Abfahrt von Dresden-Neust. 6,16 9,05 12,35 4,00 7,15 ( 0'25 I-M 7,00 7,13 7,24 7,34 7,46 5,59 9,20 12,16 3,44 6,56 10,26 1,15 4,42 — — — 4,36 7,49 9,40 , 948 6,50 9,44 1,09 5,45 7,57 t W ..." l ' l D i e n st a g ein Nachtzug, welcher 10 Uhr 30 Min. von Dresden-Neust. abgeht und 11 Uhr 41 Min. in Pulsnitz eintrifft. Abfahrt von Kamenz . „ „ Bischheim „ „ Pulsnitz . „ „ Großröhrsd Ankunft in Arnsdorf. Abfahrt von Arnsdorf. Ankunft in Bautzen. . Abfahrt von Arnsdorf. „ „ Radeberg . Ankunft in Dresden-N. „ „ Radeberg . . . Ankunft in Arnsdorf . . . Abfahrt von Bautzen . . . Ankunft in Arnsdorf. . . . Abfahrt von Arnsdorf . . . „ „ Großröhrsdorf „ „ Pulsnitz . . . „ „ Bischheim. . . Ankunft in Kamenz. . . . Kamenz-Arnsdorf-Dresden. .... - — 8,17 9,16 8,02 10,06 8,15 10,19 8,23 10,28 8,32 10,37 8,41 10,46 . 6,53 9.47 1,114,00 6,06 8,10 10,02 . 7,52 10 41 2,00 4,50 6,55 9,07 10,53 . 6,59 7,04 9,44 1,18 3,58 8,10 10,50 . 7,08 7,14 9,521,27 4,08 8,19 10,14 . 7,30 7,44 10,18 1,53 4,38 8,47 10,42 Sinn- und Denksprüche. Das Wort Zufall ist Gotteslästerung. Nichts unter der Sonne ist Zufall. Lessing. (Schluß ) Endlich! (Nachdruck verboten.) Roberts Wiedercrscheinen hatte in meinem Gemüth einen wahren Sturm erregt, aber keinen, der auf die alten Ge fühle Bezug hatte, nein, ganz im Gegentheil einen Sturm der Entrüstung über die unverschämte Sorache, die er sich gegen mich erlaubt hatte. Es kochte in mir, als ich mir sein Benehmen zurückrief. Als gehörte ich ihm, als iväre ich es, die ihm die Treue gebrochen, so stellte er sich an, während er es doch war, der, sein Wort vergessend, mich ohne Ab schied schnöde verlassen hatte. Ich fühlte längst, daß zwi schen uns alles aus und für immer überwunden war, und doch kam er jetzt wieder und drängte mir seine Gegenwart auf, als hätte er ein größeres Anrecht an mich als mein eigener teurer Gatte. Solche Gedanken beschäftigten mich und ich merkte nicht, wie die Zeit darüber verging, bis das Schlagen der Wand uhr mich belehrte, daß es sehr spät war. Und Erhard war noch nicht zurückgekehrt! Das Mädchen trat ein mit der Mel dung, das Abendbrot sei bereit, ich erklärte ihr aber, noch eine Weile warten zu wollen, da der Herr ja bald zurück kommen müßte. In der nächsten Minute läutete es heftig an der Thür und gleich darauf trat der alte David, ein Schiffer, von dem Mädchen gefolgt, ins Zimmer. „O gnä dige Frau, gnädige Frau," rief er, „es thut mir so schreck lich leid um Sie, wahrhaftig, aber Ihres Herrn Boot ist mit dem Boden nach oben angeschwommen, und das bedeu tet doch ganz bestimmt, daß er verloren ist." Ich schrie laut auf und wäre bewußtlos zusammenge sunken, wenn das Mädchen nicht herbeigeeilt wäre, um durch allerlei Mittel meine Lebensgeister wieder zu erwecken. Sie war ein gutmütiges, gefühlvolles Wesen, und verstand es so gut, mich zu beruhigen, daß ich mich einigermaßen aufraffte. „Ist denn gar keine Hoffnung mehr?" rief ich ; „hat man keine Spur eines Mannes gefunden? O sagen Sie mir das Schlimmste." „Nein, gnädige Frau," erwiderte der Boots mann, „sie haben ihn nicht gefunden, und sie sagen, es wäre so gut wie keine Hoffnung, — und das ist die Wahrheit." Dann muß noch eine Schurkerei bei der Sache im Spiele sein, venn warum? In den Boden des Bootes sind mehrere Löcher eingebohrt." „Löcher eingebohrt?" wiederholte ich. „Mein Gott, wer könnte denn so etwas gethan haben? Und wie hätte ein solches Boot in die See gelangen können?" „Ja, sehen Sie, Gnädige, wenn die Löcher mit Seife oder so was ähnlichem verstopft sind, so schwimmt das Boot eine Zeit lang. Ich habe schon von solchen Geschichten ge hört." — „Was soll aber geschehen? Was kann ich thun?" fragte ich hilflos. „So weit ich sehen kann, nichts als warten, liebe Dame," erwiderte er. „Ja, in der That, ich kann nur war ten, " rief ich verzweifelt. „Aber ich möchte allein sein in meiner Angst, in meinem Gram. Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind, David, und lassen Sie es mich wissen, wenn irgend etwas entdeckt worden ist." — „Dank Ihnen liebe Dame," sagte David, indem er das empfangene Geld stück in die Tasche schob und sich trollte. „Sie können sich darauf verlassen, sobald ich was höre, sage ich's Ihnen." Nun saß ich allein, das Gesicht mit den Händen bedeckt, in einem Zustand unbeschreiblicher Seelenangst und namen losen Schmerzen. Dabei zogen allerlei Vorstellungen und Erwägungen durch mein Gemüth. So viel ich wußte, hatte mein geliebter Mann in der ganzen Welt keinen Feind. Wer konnte ein Interesse an seinem Untergange haben? So viel ich mein Hirn mit dieser Frage marterte, vermochte ich keine Antwort zu finden. Plötzlich aber durchzuckte mich ein Gedanke. Ich hörte wieder Roberts trunkene Stimme, mit der er prahlerisch ausrief: „Hoho, meine Zeit wird auch kommen, und vielleicht eher, als manche Leute glauben!" Konnte er das Verbrechen begangen haben? Ich versuche, die Möglichkeit vor mir selbst abzuleugnen, aber im Grunde meines Herzens sprach eine Stimme, die fest behauptete, daß er nicht nur dieser, sondern jeder anderen Schandthat sehr wohl fähig war. In diesem Augenblicke wurde mein Gedankengang durch das Eintreten des Mädchens unterbrochen. „Ein H-rr wünscht mit Ihnen zu sprechen, gnädige Frau," sagte sie, und ehe ich ein Wort erwidern konnte, trat Robert hinter ihr in das Zimmer. „Ich kann niemand empfangen," rief ich, „ich bin in furchtbarem Kummer und wünsche allein zu sein!" Er aber schritt ohne weiteres vor, warf sich in einen Stuhl und sagte nachlässig: „Lassen Sie mich immerhin ein bischen dableiben. Ich habe gehört, welches — hm! — welches Unglück Sie betroffen hat und dachte, es wäre in der Ordnung, daß ich herkäme, um Ihnen — hm! — zu kondoliren. Der Vorfall muß ja doch einigermaßen betrü bend für Sie sein — trotz alldem!" Es war ein Klang in seiner Stimme, der meine Seele wie Hohn und boshafter Triumph berührte. Ich sah ihn fest an, konnte aber nichts sagen. „Daß er tot ist, unter liegt keinem Zweifel," begann er wieder mit brutaler Auf richtigkeit. „Aber was nützt es, wenn Sie sich deshalb krank machen? Sie müssen sich fassen, es war Gottes Wille, daß es so kam." „Sagen Sie lieber, der Wille eines Schurken," erwi derte ich. „Sagen Sie lieber, Mord, — denn nichts an deres ist es!" Ich beobachtete ihn scharf beim Schein der Gaslampe und sah, wie sein Gesicht kreidebleich wurde, aber im nächsten Augenblicke hatte er sich schon wieder gefaßt. „Ach, Un sinn," sagte er hastig, „es ist augenscheinlich ein bloßer Zu fall. Er gerieth in einen Strudel, irgend etwas war mit dem Segel in Unordnung, oder Gott weiß, was da vorging — so etwas passirt ja oft genug. Aber, Fränzchen, du darfst dir's nicht zu sehr zu Herzen nehmen, es ist " „Schweigen Sie!" unterbrach ich ihn, „und verlassen Sie mich auf der Stelle; ich wünsche allein zu sein." Ich schwieg. Mein Wunsch war, den Mann los zu werden, aber ich wußte nicht, wie ich ihn ohne eine Scene entfernen sollte. Augenscheinlich durch das Schweigen er- muthigt, kam er noch näher an mich heran und lallte im Ton eines Betrunkenen, dessen Rausch zärtlich zu werden beginnt: „Na, Fränzchen, sei nicht dumm. Du bist doch wieder frei, siehst du, und meine Gefühle für dich sind noch dieselben, also —" Jetzt durchbrach meine Entrüstung alle Schranken. „Halten Sie ein;,, rief ich wütend. „Ein Verbrechen ist begangen worden, ein fluchwürdiges Verbrechen; man sagt mir, daß der Boden von Erhardts Boot durchlöchert gefun den wurde; wer kann das gethan haben?" Ich sah ihm mit zornfunkelnden Augen gerade ins Gesicht, und vor diesem Blick mußte er den seinigen senken. „Sie thaten es," fuhr ich fort, „kein anderer als Sie! Wer war es, der die Hoff nungen meiner Jugend täuschte und mich der Verzweiflung preisgab? Und nun kommen Sie hierher, ungebeten und unerwartet von mir, um mein köstliches Glück zu vernichten ! Können Sie wirklich glauben, daß in meinem Herzen auch nur ein Funke von Liebe und Achtung für Sie geblieben ist?" In meinem grenzenlosen Schmerz vergaß ich fast Ro berts Gegenwart und sprach mehr zu mir selbst, als zu ihm, weiter: Ihr schändliches Betragen erstickte die Liebe in mei nem Herzen. Als Erhard mich heiratete, wußte er, daß ich nichts für ihn empfand; aber er war ein guter, edler Mann, und ich lernte ihn lieben in einem Grade, wie ich nie zuvor geliebt hatte. O, daß ich meine Hartnäckigkeit und meinen Stolz überwunden, daß ich ihm meine Neigung offenbart hätte, wie mein Herz es so heiß und innig ersehnte!" Und in neu ausbrechendem Schmerz und Zorn wendete ich mich Robert wieder zu und rief: „Sie haben ihn gemordet! Ich weiß daß Sie es thaten, und Sie können es nicht leugnen. Gehen Sie und nehmen Sie meinen Fluch mit sich!" „Nein, mein Liebling, "sagte da eine Stimme und aus der draußen herrschenden Dunkelheit trat Erhard in das Zimmer. „Nein, mein Liebling, fluche ihm nicht, sondern segne ihn. Ich habe alles gehört, — dies ist der glücklichste Augenblick meines Lebens. Wenn Herr ... für das An bohren meines Bootes verantwortlich ist. so danke ich ihm aus dem Grunde meines Herzens, denn was meine Liebe nicht vermochte, das hat der Zorn über seine That zu Wege gebracht; er hat endlich, endlich dein Schweigen gebrochen." Robert wich bei Erhards Erscheinen tödlich zurück, als sähe er ein Gespenst; dann aber, noch ehe mein Mann seine Rede beendet hatte, griff er nach seinem Hut und machte sich eilends davon. Die nun folgenden seligen Augenblicke mö gen Sie sich selbst ausmalen; es genüge Ihnen, daß ich von Stunde an keine andern mehr in unserm Zusammenleben kennen lernte, und daß die Erinnerung an dieses ungetrübte Glück noch jetzt mein Witwentum verklärt. Was das Boot betrifft, so stellte es sich heraus, daß die Löcher Davids Vermutung entsprechend, mit Pfropfen von einer im Wasser löslichen Substanz verstopft gewesen waren, sodaß das Wasser eindrang, als Erhardt schon auf hoher See war. Er versuchte vergebens, sich über Wasser zu halten und sah sich schon verloren, als er ein Fischerboot erblickte, dessen Führer sich auf seine Notrufe näherte und den Sinkenden in das eigene Fahrzeug rettete. Nach einem kur zen Aufenthalt, der dadurch entstand, daß der Schiffer an einem andern Theil der Küste anlegte, konnte Erhard den Heimweg antreten, ahnungslos, daß die Kunde seines Unfalls schon zu mir gedrunden war. Es stellte sich uns beiden als zweifellos dar, daß Ro bert die Schuld trug. Nachdem er unsern Aufenthaltsort ausgekundschaftet, war er uns nachgereist und hatte in trun kenem Zustande, der bei ihm der gewöhnliche war, das wahnsinnige, aber teuflische Mittel erdacht, Erhard aus dem Wege zu schaffen. Wir, die sein Anschlag zum Glücke ge führt, suchten ihn und seine That zu vergessen, und er hat nie wieder unsern Pfad gekreuzt. Er gedachte es böse mit uns zu machen, aber Gott bediente sich seiner als Werkzeug, daß ich endlich, endlich mein Herz offenbarte.