Volltext Seite (XML)
Neikage zu Nr. 36 äe« Duk8nitzec Nmt8- unä Moc^enblu1tc8 Sonnabend, den 2. Mai 1896. Verantwortlicher Redacteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. — Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsniv. der Zeitung gestanden? Ach. dar Karle, dar weeß glei lich ane Kühe, wenn die sich mit dem H an der das ein au Die mit Comptoir des Geschäfts sind polizeilich geschlossen, Bodenmeister wurde verhaftet. Falb prophezeit? goar nischt" — „Nun. da möchi' ich doch wissen, weshalb Sie so bestimmt behaupten können, daß es heute noch regnen solle." — „Na, ich möcht's eegentlich ne soin, aber wenn Sie 's emol groade wissen wull'n: Ich hab se nam- „Na, 's wird andersch o no." - wissen Sie das so bestimmt?" „Steht's etwa im Kalender?" anzusehen ist, meldet die „Voss. Ztz.": In dem unge heuren schuppenartigen Raume waren über 10 000 Personen versammelt, neben Maulaffen, Ulkbrlidern und Radaulieb habern doch auch viele wildblickende, ehrlich verdrehte Fanatiker. Fast alle Pariser Abgeordneten waren aus der Vorstandsbühne zu sehen. Die Ankündigung des Vor sitzenden Renoult, daß Goblet durch Unwohlsein am Er scheinen verhindert sei, wurde mit dem Geschrei: „Verräiher Drückeberger!" ausgenommen. Der erste Redner, Abg Camille Peüetan, verspottete Bourgeois, dessen größtes Verdienst seine Feinde gewesen. Der Senat sei eine Pfründneranstalt für polnische Greise mit tapezirten Wän den und Leidstühlen, wo die ruhebedürftigen Parlamentarier die Neige ihres Lebens verbrächten. Und vor diesen Alten, diesen Unfähigen, diesen Bresthaften solle das Volk zurück weichen ? Nimmermehr! Nun heiße es Gewalt anwenden. Es wäre besser, sie zu vermeiden, gehe es aber nicht anders, so möge jeder seine Schuldigkeit thun. Nach Pelletan beleuchtete Jaurös die Lage. Die Kammermehrheit werde nur ein Ministerium lassen, dessen Programm die Verfassungsdurchsicht enthalte. Wollten Präsident und Senat keine Durchsicht, wollte man sie mit Umwäizungs- mitteln überwinden. Heute M^nd, schloß Jaurös, beginnt der Kampf, er wird lang, vielleicht tragisch werden. Schwören wir auf Leben und Tod zur sozialen Republik zu stehen! Die ganze Versammlung leistete mit theatra lischen Gebärden den Eid, nahm eine schwülstige Tages ordnung an, welche die Unterdrückung des Senats fordert, und strömte unter Hochrufen auf die Kommune, die Um wälzung und vereinzelt auch auf Bourgeois in die Straße hinaus. Hier widersetzte sich, unter Führung des Polizei präfekten Lopine selbst, eine starke Polizei-, Munizipal- und Rsitergardentruppe dem geplanten Massenzugs nach den Boulevards. Die Soldaten wurden mit den Auf rührern handgemein und das Volk lief bald auseinander. Die Abgeordneten und Stadträthe suchten die Truppe durch Aufhissung ihrer Schärpen einzuschüchtern, die Soldaten ließen sich jedoch nicht bange machen, sondern arbeiteten unwiderstehlich mit Fäusten und gestiefelten Füßen. Als die Abgeordneten urtheilten, daß sie genug Hiebe und Tritte empfunden hatten, gingen sie, zum Theil übel zn- gerichtet, nach Hause. Einzelne Volkstruppen gelangten bis zu den großen Boulevards und pfiffen und johlten, viel- ach auch von Omnibusverdecken herab; die Polizei holte sie Lärmmacher herunter und „verholzte" sie zum großen Jubel der Bierhausgäste, die das Treiben als unentgelt iches Schauspiel betrachteten. Um Mitternacht war der Lärm zu Ende. Nach dem Elysöe gelangten die Schreier nicht, wie es angeblich ihre Absicht war. — Der erste Besuch zur Lösung der französischen Ministercrisis, die Bildung eines Versöhnunsgministeriums unter Saarien ist gescheitert. Daraufhin hatte Präsident Faure dem Abgeordneten Meline, dem Führer der Schutz zollpartei, die Bildung des neuen Cabmets angeboten, ob dieser Versuch besser glückt, bleibt indessen noch immer abzuwarten. Jedenfalls scheint der politische Wirrwarr in Paris noch recht groß zu sein. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Berlin, 28. April. Am 5. April haben starke Haufen von Khauas-Hottentotten im Verein mit Damaras und Nicodemus Canimenia den Hauptmann von Estorff und 50 Reiter bei Gobabis zwei Mai angegriffen. Der feindliche Angriff wurde, nachdem es bis zum Handgemenge gekommen war, zurückgeschlagen. Die Rebellen waren modern bewaffnet. Auf unserer Seite sind gefallen: Lieute- yant Lampe, Fabrikbesitzer Schmidt, Sergeant Bannach, die Reiter Fendges, Exner, Edisch und Ludwig. Verwundet sind die Sergeanten Fischer und Susat. Die Rebellen verloren 46 Mann, darunter ihren Kapitän. — Ueber eine Milliarde Jahreseinnahme der preußi schen Staatsbahnen — ist bisher noch nicht dagewesen. Das Jahr 1895/96 hat dies Ergebmß zum ersten Male gebracht; die Jahreseinnahme betrug 1027 983 000 Mk, d. i. mehr 53 708 496 Mk. oder 1310 Mk. mehr pro Kilometer als im Vorjahre. Im März d. I. haben die preußischen Staatsbahnen 83 055000 Mk. (gegen das Vor jahr mehr 497 650 Mk.) vereinnahmt, wovon auf Personen verkehr 18 988 00 Mk. (mehr 1 842 445 Mk.) auf Frach ten 57 866 000 Mk. (mehr 1 565 280 Mk.) und auf ver schiedene Einnahmen 6 201 000 M. (weniger 2 910 075 M entfallen. — Die neue Hafenanlage in Kamerun, mit deren Herstellung das Auswärtige Amt eine Werft in Altona beauftragt hatte, ist nunmehr nahezu vollendet. Es fehlen nur noch zur Bezeichnung des Fahrwassers drei größere Bojen aus Eisenblech, deren Lieferung derselben Firma Schmidt in Altona übertragen worden ist. Die neue Kameruner Quaianlage ist nach Hamburger Muster erbaut und steht jedenfalls in ihrer Art bisher in Afrika einzig da. Soweit dies möglich war, sind die einzelnen Theile in Altona fertiggestellt und mit dem anderen Material vermittelst Woermannscher Schiffe nach Kamerun befördert worden. „Neue Freie Presse" ist wegen eines maßlosen Artikels über das Vorgehen der Regierung in der Bürgermeister- Frage konfiszirt worden!" Wien, 30. April. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Prag, in dem Austriaschachte bei Staab brach ein Grubenbrand aus, welcher trotz der eifrigsten Löscharbeiten bisher nicht bewältigt werden konnte. Das Feuer soll durch Selbstentzündung von Kohlen entstanden sein. Wien, 27. April. Wie die „Neue Freie Presse" meldet, erklärte der Kaiser dem l)r. Lueger in der heutigen Audienz, daß er dessen Wahl zur Zeit nicht bestätigen könne und an seinen Patriotismus apelliere, daß er durch seine Person einer geordneten und autonomen Verwaltung Wiens kein Hinderniß bereiten möge. vr. Lueger er widerte, daß ihm des Kaisers Wunsch Befehl sei. Ec begab sich nach der Audienz sofort in das Rathhaus und über reichte dem Bezirkshauptmann von Friebeis feine Verzicht leistung auf die Wahl. Italien. In Palermo rottete sich das Volk zu sammen, um die Abschaffung einer neuen Steuer vom Ge- meinderath zu erzwingen. Infolge schnellen Einschreitens der Truppen wurde die Demolirung des Rathhauses ver hindert. In dem Handgemenge wurden mehrere Soldaten verletzt, von Catania sind mehrere Bataillons dorthin ab gegangen. — General Baldissera wird im Laufe des Sommers nach Italien kommen, um den Plan des für den Herb bestimmten Feldzuges fortzusetzen. Menelik hat so demüth gende Bedingungen gestellt, daß die Verhandlungen unbe dingt abgebrochen werden mußten. Er verlangt den Rück zug der Italiener bis zum Mareb, Schleifung aller Fest ungen und Beschränkung der italienischen Streitkräfte auf 10 000 Mann. Von den italienischen Gefangenen sollen als Geiseln 500 Mann bei ihm verbleiben. Nach den letzten Nachrichten steht ein Zusammenstoß bei Adigrat be vor, da die Lebensmittel nur noch bis Ende April reichten. Frankreich. Ueber die große Volksversammlung im Tivoli-Vauxhall, die als Hauptprobe des Straßenaufruhres * Einige kleine Geschichten aus dem Leben König Lud- wig's I. von Bayern finden wir in dem kürzlich veröffent lichten Buchs „Charakterzüge und Anekdoten aus dem Leben der bayerischen Könige Max Josef I., Ludwig I. und Max II. (von Or. Hans Reidelbach, München, Verlag von M. Kelle rer)." — „Wie geht es?" fragte König Ludwig, als er bei einem Besuche, den er bei seinem Sohne, dem König Otto von Griechenland machte, in Athen einem traurig dreinsehenden, dicken Feldwebel begegnete, der mit den bayeri schen Truppen nach Griechenland gekommen war. „Schlecht, Euer Majestät," erwiderte mit grämlicher Miene der Feld webel. „O, wenn i doch nur a oanziges Mal wieder in Münä/n wär'. Dort ist doch a ganz anders Leben, als in diesem verfluchten Griechenland! da. Schauen's, Maje stät, hier bringt mi der Durscht noch ums Leb'n. Koan Tropfen Bier, höchstens a süßer Wein, auf dem man sich peien möcht', und der oan Durscht macht, daß man erlechzen lunnt. Wie ganz andersch ist do das Leben in Münch'n. Ichauen's, Majestät, do hat ma, dös ganze Jahr durch a guats und a billiges Bier zum Durstlösch'n. Im Früh jahr, um Josephi rum, da giebt'S dös Salvaterbier, alle Tage a paar Maßl, dös dringt. in's Blut und giebt a Kraft. Nachher im Mai, da kommt glei' daS Bockbier, da braucht man die Bockkur, alle Tage vier Seidel, aber nur in der Früh', ja net auf der Nacht, denn da thuts a )as gewöhnliche Bier. Und zu dem Bier a Brunnenkreß- alat, das ist was Gesund's für die Brust. Natürli den Salat net alleini, sonst wär' er zu stark, a Stück Nieren- wall und a paar delikate Würscht müssen allemal dabei ein. Und nachher die Radizeit. Ich sag' Euer Majestät, nichts Besseres für den Magen giebt's gar net, als an Uten Radi und a paar Maßl Bier dazu im nüchternen klagen, das vertreibt die Verschleimung. Na, und das übrige Jahr hindurch, da geht man halt fleißi ins Hofbräu- saus, dös is die beste Apoihek' der Welt, da bleibt ma esund und fröhli. O, Herr König, thun S' ma den oanzigen Gefallen und sorgen S', deß i sobald wie mög- ich aus dem vermaledeiten Griechenland! hinaus nach München komme, hier geh' i an Durscht zu Grund." Der König sagte seine Verwendung zu und bald darauf wurde des Feldwebels Herzenswunsch erfüllt und er wieder in die Heimath nach München befördert. — König Ludwig, der viel im Lande herumreiste und sich auch in München — Bei einem Bierverleger in Treptow a. T. stand seit mehreren Tagen ein Bierkutscher in Dienst, der sich, als die Polizei nach seinen Personalien forschte, als ein verkleidetes Mädchen entpuppte. Bei der Vernehmung gab dasselbe an, Auguste Braun zu heißen und schon sei Jahren in dieser Kleidung, ohne erkannt worden zu sein, Männerposten versehen zu haben. — Erhebliches Aufsehen macht in Danzig die Entdeckung umfangreicher Saatenverfälschungen, welche im Getreideexportgefchäft von Paul Heiter vorgekommen sind. Die Polizeilichen Feststellungen haben ergeben, daß es sich vorzugsweise um Beimengung von gelbem Senf zu Raps erster Qualität handelt. Zu diesem Zwecke soll ersterer durch Tinte gefärbt und dabei sollen seit August 189- Vermischtes. * Eine drollige Episode erzählt man sich von Rudolf Falbs letztem Aufenthalte in Ober-Oderwitz im März d. I. Der Herr Professor hatte vor feinem Vor trage noch mehrere Stunden für sich zur Verfügung. Es war so ganz und gar kein „Falbwetter" und um die schöne Frühlingssonne zu genießen, mietete er eine Droschke und fuhr, als Fremder selbst bei seinem biederen Rosselenker, die schöne Landstraße hinaus bis zum Gasthof in N.... Hier ließ er sich ein Glas Bier an den Wagen bringen. Während der Trinkpausen unterhielt er sich mit der am Wagen harrenden Wirthin. „Recht schöner Tag heute." viel auf den Straßen bewegte, glaubte, wie Reichelbach schreibt, daß ihn fast alle Leute kennen sollten, doch das var nicht immer der Fall. Einmal ging er in gewohntem, einfachen Anzuge an der Türkenkaserne vorüber, und als >er Posten weder salutirte noch die Wache herausrief, redete hn der König etwas ungehalten an: „Warum rufst Du >enn nicht heraus?" „Vor wem denn?" fragte der Soldat, sich nach allen Seiten umsehend? „Ich glaube gar, Du kennst nicht einmal Deinen Brotherrn!" fuhr der König fort. „So, jo," sagte der Posten, Sind sind der Bücke vom Türkengraben, der uns immer so schlechtes Brot schickt? Vor dem soll ich rausrufen? Das könnt' mir einfallen.". Wand reibt, do raint's no." — „Soo? Hier ist Geld sür's Bier. Adieu:" — Und in derThat! Der Wagen hat dis RücklahN noch nicht vollendet, da fängt's an zu „tröpfeln". Da dreht sich denn auch der Kutscher zu seinem Pffsagier um und sagt: „Nu hört all's uff, die Kuh Hot raicht behalen und dar Professor Falb ne!" — Bald ist man angelangt. Bei der Ablöhmmq des Kutschers spricht der Passagier: „Gestatten Sie noch, daß ich mich Ihnen als Professor Falb vorstells." Wie lang jetzt das G-sicht des Katschers geworden und was er an Entschuldigungen gestammelt, weiß bloß Falb, der sich lächelnd verabschiedete, um seinen Vortrag zu halten. * Eine unheimliche Sendung ist in Neapel verladen worden. Es sind dies nach der Mittheilung eines Korre spondenten dreihundert Gummibeine für jene unglücklichen Soldaten, welche nach der Schlacht bei Adua vom Feinde verstümmelt worden sind. Wie schon mehrfach erwähnt, pflegen die Abessinier alle Schwarzen, welche im Dienste der Italiener gegen den Negus fechten, auf entsetzliche Weise zu bestrafen, indem sie ihnen mit einem Beil oberhalb der Knie das Bein abhacken und die Verstümmelten dann aus dem Lager jagen, wo die meisten sich verbluten. Anschei nend hat man diesmal auch viele Weiße auf dieselbe und auch auf noch schlimmere, nicht wiederzngebende Weise ge peinigt. Wie das Blatt „Capitale" behauptet, handelt es sich sogar um nahezu lOOO Verstümmelungen, welche der Negus vor seinem Abzüge nach dem Süden an all' den Ge fangenen hatte vollziehen lassen, welche krankheitshalber als Sklaven nicht verkäuflich sind. Das erwähnte Blatt will wissen, daß auch ein Theil der Aermsten durch fanatische Schoanerinnen verstümmelt worden wäre. General Bal dissera hat telegraphisch die schleunige Entsendung von Ortho päden verlangt, welche im Feldlager die Verunstalteten mit neuen künstlichen Gliedmaßen versehen sollen. Der Spezi alist Or. Invernizzi befindet sich bereits auf dem Wege nach Massauah. Gleichzeitig wurden in Nom, in Mailand und auch in Paris und Berlin zahlreiche Kunstbeine bestellt mit beschleunigter Lieferfrist, weiche nach Erythräa geschickt werden sollen. Danach zn urtheilen, ist an der Nichtigkeit jener Meldung des genannten Blattes kaum noch zu zweifeln. Die Gerüchte, der Negus sei ein großmüthiger civilisirter Herr, sind schon längst in das Gebiet der Märchen verwiesen worden. kann, weil das Gesetz, das dieses Institut ins Leben rief, einfach vergessen hat, die nöthigen Vorschriften über die Fußbekleidung zu machen. Verschiedene Blätter verlangen deshalb ein Nothgesetz, wonach der unter den Waffen stehende Schütter gerade so wie der Soldat der Linie den Kriegsartikeln unterworfen werden soll. Oesterreich-Ungarn. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug in die Judenpresse die Nachricht von der Audienz Or. Lueger's beim österreichischen Kaiser. Am Montag Abend waren die Schmöke noch so verblüfft, daß sie kaum die Meldung zu bringen wagten. Ueber Nacht haben sie sich nun erholt und nun wogte es in Allisrael; ob in Wien oder Paris, in London oder Berlin, sie sind auf dem Plane! Hui, wie das faucht und mauschelt in allen Zungen des Erdballs, hageldicht sausen die Verwün schungen, die offenen und versteckten Verleumdungen u. d Schmähungen auf den armen Badeni herab daß er das Unheil nicht abgewandt. Unerhört ist es nach der Ansicht der Juden, daß Oesterreichs Kaiser eS wagen durfte, einen Lueger, einen Antisemiten, einen ehrenhaften Mann und Vatsrlandsfreund zu nennen! Wie hatten sie gelauert und sich im Stillen schon gefreut auf die Vernichtung der Schmach des Jahrhunderts — und nun ist alles so gar anders geworden. Der „Berliner Börsen-Courier" ist außer Rand und Band gerathen und das Tageblatt des Herrn Ruben Moses stimmt also an: „Wir können nach alledem nur bedauern, daß Graf Badeni nicht lieber ganz vor dem antisemitischen Volkstribun kapitulirt hat. Denn wäre vr. Lueger Bürgermeister von Wien geworden, so hätte ein Fiasko seines Regiments auch ein Fiasko seiner Person werden müssen. Wie die Dinge nun liegen, wird Or. Lueger ebenfalls, wenn auch nicht der offizielle, so doch thatsächlich der Herr im Wiener Stadthause sein. Ein Fiasko der antisemitischen Gemeindewirthschaft wird aber das Prestige Or. Lueger's erhöhen und nur das der österreichischen Regie rung vermindern. Denn, so wird man von antisemitischer Seite zur Regierung sagen, hättet ihr uns den Lueger zum Bürgermeister gegeben, so wäre das nicht passtrt. Nur um das böse Dilemma, in das sich die Regierung selbst gebracht hat, zu charaktelisiren, erwähnen wir das Gerücht, der heutige Ministerrath habe zu demissioniren beschlossen; mag dasselbe auch unbegründet sein, es kennzeichnet die Situation!" — Die Wiener „Neue Freie Presse", die gestern noch das Ministerium Badeni in Himmelshöhe gehoben, hat sich in einem Anfalle von Tobsucht soweit vergessen, daß selbst Hirsch's Telegraphenbureau melden muß: „Die 68 129 Liter (!) Tinte verbraucht worden sein. Der ge färbte Genf wurde dem Raps beigemengt und an aus ländische Oelmühlen verkauft. Der Waarenraum und Holland wäre in Nöthen, wenn es sich jemals seine Bürgerwehr, die Schütterei, verlassen sollte. Zustände in ihr sind lächerlich. Daß ein Schütter Gewehr und Uniform, aber mit Holzschuheu im Glied antritt, ist schon mehrfach dagewesen, und das Schönste ist, daß ein solcher Spaßvogel gar nicht bestraft werden - „Ich glaube nicht; woher — „Nu, ich weeß." — — „Nee." — „Hat's in Ooch nee." — „Hat es