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t t l t c k > c i r t j e t sschen^ Blatt Amts und des SLadtraihes des Aönigl. Amtsgerichts Wutsnrh Inserate sind bis Dienstag und Freitag Borm. 9 Uhr aufzugeben. Breis für die einspaltige Cor- Erscheint: Mi twoch und Sonnabend. Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasln- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mofsc und G. Ä. Daube L Comp. Als Beiblätter: l. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnenients - Prci Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. D uck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. MchtuudvierjiB-r Ushrgaug. H"'""" Sonnabend. Ar. I4. 1ö. Fevruar 1896. Das deutsche Konfektionsgewerbe steht aller Voraussicht nach vor schweren wirthschafilichen Erschütterungen. Nachdem in Berlin und Erfurt Ver sammlungen der Konfektionsarbeiter stattgefunden haben, in denen die traurigen Zustände besprochen und Abwehr maßregeln beschlossen wurden, regt es sich überall, und es wird die Möglichkeit erwogen, aus den an verschiedenen Orten schon begonnenen Einzelausständen einen Gesammt- ausstand im ganzen Reich zu entwickeln. In Berlin schweben zur Zeit noch Verhandlungen und Vermittelungs versuche zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern, und man hofft auf ihren Erfolg, der dann jedenfalls auch von Einfluß auf die Bewegung im Reiche sein könnte. Die gegenwärtigen Zustände im Konfeklionsgewerbe sind in der That im höchsten Grade unerfreulich Der Fabrikant läßt die Waaren nicht mehr in seinen Arbeitsräumen Her stellen, sondern giebt die Arbeit au) dem Hause, wobei er sich der „Zwtschemneister" bedient. Diese vertheilen die Aufträge und drücken — seh st richt gut bezahlt — den Lohn der Arbeiter auf das Aeußerste herab. Der Durch- schmtisverdltnst einer rastlos thäiigen, geschickten Heim arbeiterin für Herrenkonfektion oder Wäscheartikel beträgt nach einer Angabe bei 12—18-stündiger angespannter Arbeitszeit wöchentlich 10 Mk.; nach einer anderen Be rechnung, die auf Grund der Verhältnisse in Leipzig an gestellt ist, hat ein Schneider dort einen Stundenverdienst Von 18 Pfg., wobei nach Abzug seiner Kosten für Zu- thaten, Werkstattmiethe, Licht u. 's. w. ein Jahresverdienst von 527 Mk. herauskommt. And dennoch scheint noch nicht einmal d r g ößte Tiefstand der Löhne erreicht z sein. Die Unternehmer der Kleiderfabriken beginnen neuer dings die Arbeiten an Hausindustrielle nicht nur in den Städten, sondern auch in den Gebirgsdörfern des Taunus des Spessart, des Thüringer und des bayerischen Waldes zu vergeben, was natürlich einen weiteren Druck auf die Löhne zur Folge haben muß. Schließlich sind auch Klagen darüber laut geworden, daß die Zwischenmeister au die Näherinnen und Arbeiter das Arbeitsmalerial (Garn, Seide rc) zu unverschämten Preisen liefern und durch dieses unzulässige Drucksystem die Arbeitnehmer ausbeuttn. Grund zur Unzufriedenheit und zu Klagen liegt also offen bar zur Genüge vor. Die jetzige Bewegung ist aber keines wegs einheitlich und zielbewußt. Die Wünsche kreuzen sich und schießen auch theilweise über das Ziel hinaus. Die einen wollen starke Lohnerhöhung, Beseitigung des Zwischenmeistcrsystems und Einführung' von Betriebswerk- stätlen an stelle der Hausarbeit; die anderen wollen außer der Einführung von Betriebswerkstälten Lohntarife, die Einsetzung einer Tariskommission, die je zur Hälfte aus Unternehmern und Arbeitern bestehen soll, ferner wöchentliche Lohnzahlung und Anerkennung der Arbeits nachweise der Arbeiter durch die Unternehmer, endlich die Ausdehnung des Arbeiterschutzes auf die Hausindustrie und die Konfektion. Auch darin besteh! keine Ueberein stimmung der Ansichten, mit welchen Mitteln man die Gewährung der Forderungen erzwingen will; der Vor schlag eines Ausstandes hat seine Gegner, da eine Einigkeit schwer oder gar nicht zu erzielen ist; bei einer Verständi gung mit den Unternehmern aber würden die radikalen Vorschläge: Beseitigung der Zwischenmeister und Einführung von Betriebsw^rkstätten, unter den T'sch fallen. Denn darauf lassen sich die Arbeitgeber nicht ein, weil sie — vielleicht mit Ausnahme sehr leistungsfähiger Großbetriebe — durch die Mehrkosten für Bauten, erhöhte Löhne rc. ihre Existenz gefährden würden. Dazu kommt, daß mit Betriebswelkstätten die Organisirung der jetzt zersplitterten Arbeitskräfte leichter zu erreichen sein würde; deshalb bestehen auch die Sozialdemokraten auf dieser Forderung mit besonderem Nachdruck. Für den Standpunkt der Arbeitgeber kommt ferner in Betracht, daß gerade das Konfektionsgewerbe der Geschmacksrichtung und dem Wunsche unseres Publikums, unter allen Umständen so billig wie möglich einzukaufen, Rechnung tragen muß, selbst auf die Gefahr, daß die Eigenschaft der Waare sich beständig verschlechtert. Das Ende der Bewegung ist also sehr zweifelhaft. Sicherlich müssen Lohnerhöhungen gewährt werden; den Zwischenmeistern muß mit Hülfe von Lohn tarifen schärfer auf die Finger gesehen werden. Die Ein beziehung der Hausindustrie in den Wirkungsbereich der Arbeiterschutzbestimmungen ist bei einer folgerichtigen Ent ¬ wickelung unserer sozialen Gesetzgebung nur eine Frage der Zeit; sie wird allerdings langsam und schonend erfolgen müssen, damit nicht mehr Unheil als Nutzen angerichtet werde. Wo Betriebswerkstätten ohne Schädigung des Gewerbes emgeführt werden können, wird dieses Mittel zur Beseitigung mancher Mißstände hoffeniltch nicht un benutzt bleiben. OerMche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Am vergangenen Montag zeigten sich auch in hiesiger Gegend schon Staare und einige Lerchen. Pulsnitz. Die Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen läßt in der Nacht vom 18. zum 19. d. M. im Anschluß an den 11 Uhr 45 Minuten Abends von Dresden-Neustadt abgehenden Personenzug Nr. 231 einen Sonderzug verkehren. Der Zug hält an allen Zwischenstationen. — Ueber die Leistungen des Deutschen Werkmeister- Verbandes entnehmen wir aus dem 1895er Jahresbericht desselben folgendes: An Sterbegeldern wurden gezahlt 270 000 Mark, an Unterstützungen für Wittwen und Waisen 108 000 Mark, an Unterstützungen für Mitglieder 33 000 Mark, zusammen 411000 Mark. Das Verbands vermögen incl. Reservefonds der Sterbekasse ist auf 1 184 000 Mark gestiegen, war eine Zunahme 240 000 Mark im Jahre 1895 darstellt. Die Gesammtleistung des Verbandes während der 11 Jahre seines Bestehens betrug an Sterbegeldern 1 651 OM Mk., an Unterstützungen 498000 Maik, insgesammt 2 149 000 Mark. Auch in Pulsnitz besteht ein Zweigvereiu, zu welchem der Beitritt nur angelegentlichst empfohlen werden kann. Großröhrsdorf, 10. Feb. Gestern Nachmittag traf Herr Oberregierungsrath Hörnig und Herr Stabs arzt 4>r. Gräfe hier ein und nahmen die Prüfung der durch Herrn Or. Minckwitz geschulten Sanitätscolonne des hiesigen König!. Sächs. Militärvereins vor. Dieselbe hatte den besten Verlauf und war eine musterhafte zu nennen, so daß der Colonne von den beiden Herren die Censur „Vorzüglich" ertbeilt werden konnte. — Wegen Entziehung von der Wehrpflicht wurde der Wehrpflichtige Franz Alfred Schiedlich aus Königs- brück vom Landgericht Bautzen iu ooutumutioiam zu 3M Mark Geldstrafe und Vermögens - Beschlagnahme verurtheilt. — Die acht sächsischen landwirthschaftlichen Schulen werden in diesem Winter von im Ganzen 449 Schülern besucht. Davon zählet Meißen 97, Bautzen 85, Chemnitz 67, Wurzen 58, Freiberg 54, Annaberg 34, Rochlitz 29, und Auerbach 28 Schüler. Dazu kommen außerdem in Meißen 18 Theilnehmer am letzten Winzer- und 30 Thcil- nehmtr am letzten Reblaus-Kursus, in Chemnitz 35 Schüler der Gärtner-Fortbildungsschule und in Bautzen 14 Garten bauschüler sowie 19 Besucher der Gärtner-Fortbildungs anstalt. — Se. Majestät der König war am Dienstag auf Grillenburger Revier von seltenem Jagdglück begünstigt. Der Monarch erlegte einen Achtzehnender, einen Spießer und drei Thiere. Seit Jahrzehnten ist der Fall nicht dagewesen, daß ein Achtzehnender zur Strecke kam, ein Beweis, daß sich der Bestand an starken Hirschen in dem Tharandter Wald sichtlich mehrt. Dresden, g12. Februar. Die Zweite Kammer des sächsischen Landtags nahm heute von Vormittags 10 Uhr ab die allgemeine Vorberathung des neuen Wahl gesetzes vor. Die Tribünen waren überfüllt, außerdem mußten Hunderte wegen unzulänglicher Raumverhältnisse wieder umkehren, Staatsminister v. Metzsch begründete in einstündiger Rede die Vorlage. Abg. vr. Mehnert (cons.) erklärke Namens seiner Parteifreunde, daß die conservativen Mitglieder des Landtages, exclusive eines einzigen Herrn (Huste-Großenhain-Bischofswerda) welcher uch seine Stellungnahme Vorbehalte, für die Vorlage stimmen würden. Abg. Geyer (Socd.) bekämpfte die Vorlage, ebenso der Abg. Goldstein (Socd.) Abg. Niet hammer sprach energisch gegen die Socialdemokratie und für die Vorlage. Die Fortsetzung der Debatte wurde auf Donnerstag vertagt, — Gegenüber den Klagen, daß die Proviantämter ihren Bedarf an Naturalien nicht direkt von den Producenten kauften, wird es den betreffenden Kreisen von Interesse sein, zu erfahren, wie sich beispielsweise beim Proviantamt Dresden die letzte Ankaufsperiode abgewickelt hat. In den Monaten October, November und December hat dieses Amt von 538 einzelnen Producenten bezw. deren Ver trauensmännern in 1827 einzelnen Posten für rund 630,OM Mark Natural erkauft. Unter diesen 538 Personen be finden sich nur Händler, sofern sie von den ^betreffenden landwirthschaftlichen Vereinen rc. als Vertrauensleute selbst gewählt und bestellt sind. Sonst ist von Händlern über haupt nicht gekauft worden. Bei den übrigen Proviant ämtern liegen die Verhältnisse ebenso; sie im Einzelnen anzuführen, kann unterbleiben, da das angeführte Beispiel genügen dürfte, um darzuthun, wie ungerechtfertigt die oben erwähnt-n Klagen sind. Unter jenen 538 Producenten befinden sich auch solche aus Len Amtshauptmannschaften Dippoldiswalde, Meißen, Großenhain, Bautzen und Löbau. Es ist hierdurch gleichzeitig der Nachweis erbracht, daß auch für Gegenden, welche ein Königl. Proviantamt nicht in unmittelbarster Nähe haben, die Lieferungen an die Mili tärverwaltung keinesfalls ausgeschlossen sind, sondern sich nur etwas unbequemer gestalten. — In Dresden beschlossen die Schneider der Herren» und Kinderkonfektionsbranche in einer von etwa 7M Personen besuchten öffentlichen Versammlung von Dienstag früh an bei sämmtlichen Dresdner Arbeitgebern die Arbeit einzustellen. Ausgenommen sind nur zwei Fir men, welche die Forderungen im wesentlichen bewilligt haben. Die Schneider und Schneiderinnen der Damen konfektionsbranche w.rden sich der Lohnbewegung wahr scheinlich anschließen. Die Streikenden scheinen die Forde rung auf zwangsweise Einführung von Betriebswerkstätten (demnach Abschaffung der Hausarbeit) fallen gelassen zu haben, ebenso die auf Verkürzung der Arbeitszeit. Es handelt sich somit in der Hauptsache jetzt nur um Erhöhung des Lohnes. Ueber die Zahl der Streikenden konnte bisher nichts Näheres ermittelt werden; vermuthlich kommen mindestens 500 Personen in Betracht. — Die erste Fahrt auf „echten" Hörnerschlitten in der sächsischen Schweiz wurde an: letzten Montag von den Höhen des großen Winterberges aus unternommen. Punkt 5 Uhr bestiegen Männer, Frauen und Mädchen die Schlitten, welche von den Erbauern geleitet wurden. Ob wohl man vielfach Bedenken trug, daß man mit diesem Schlitten die Bogen am Wurzelwege vielleicht nicht auszu fahren im Stande sei, beschloß man doch, diese Probefahrt anzutreten, die glücklich von Statten ging. Alle Theilneh- mer an der Fahrt erreichten nach 24 Minuten wohlbehalten das Gasthaus „Zur Mühle". Die beiden zu dieser Fahrt benutzten Hörnerschlitten bieten bequeni 16 Personen Platz. Die Sitze hängen zwischen zwei Leitern, sodaß ein Heraus fallen der Insassen fast unmöglich ist. Jeden Schlitten regieren zwei Personen, die eine ist vorn an der Deichsel, die andere hinten mit dem Einhemmen beschäftigt. Schandau, 9. Februar. In Ratmannsdorf bei Schandau liegt seit Montag vor acht Tagen der Bahnarbei ter F. Hartniann in ununterbrochenem Schlaf. Am ge nannten Tage (27. Januar) fühlte sich Hartmann, der nahe des Zimmermannschen Bahnwärterhauses arbeitete, plötzlich unwohl und ging in dieses Haus, wo er sofort einschlief. In schlafendem Zustande ist er nach seiner eigenen Behausung am sogenannten Plan gebracht worden, ohne zu erwachen. Am 3. d. M. hat der Mann einige Mal die Augen aufgeschlagen, sein Zustand blieb aber sonst derselbe. Hartmann, der gegen 50 Jahre alt ist, muß durch Einflüßen flüssiger Speisen ernährt werden. — Der Gemeinderath zu Leutewitz bei Dresden versammelte sich heute Vormittag, um das von Herrn Moritz Hille, Gasmo'orensabrik in Dresden, Wettinerstraße 50, gebaute Wasserwelk zu prüfen und abzunehmen. Das doppelt wirkende Sang- und Druckwerk, getrieben durch einen fünfpferdigen Original-Petroleum-Motor von Moritz Hille in Dresden, drückt das Wasser in ein 40 Meter hoch gelegenes Baffin; die Leistung der Pumpe ist 250 Hekto liter per Stunde. Ueber die Ausführung der Gesammtan- läge konnte man nur seine Befriedigung aussprechen. Wasserpumpe und Motor arbeiten vorzüglich. Es galt, einen von Herrn Hille ganz neu konstruirten Motor vorzu führen. Die Gemeinde Leutewitz ist nunmehr ausreichend mit Wasser versorgt, sie kann sogar der Nachbargemeinde