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A-ortev Wochenblatt. Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Achter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenbett: 20 Ncugroschen. —MM - »^^29. Erscheint gebe Mittwoche. 19. 18^»1» Bekanntmachung» Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Genuß vrn Kartoffeln vor völlig erlangter Reife mit mannig fachen Nachtseiten für die menschliche Gesundheit verbunden ist. Hierauf das Publikum aufmerksam zu ma chen'und vor vorzeitigem Genüsse der Kartoffeln zu warnen, hält die Königliche Krcisdirection deshalb um so mehr an der Zeit, je allgemeiner gerade unter den vorwaltenden Verhältnissen die Blicke eines großen . Theils, namentlich der ärmeren Bevölkerung des Bezirks, auf daS zu erwartende günstige Ergebniß der dies jährigen Karloffclerndte gerichtet sind und daher Vorsicht in der gedachten Beziehung dringend zu empfehlen ist. Die Redaktionen der im hiesigen Bezirke erscheinenden Lokalblätter werden gleichzeitig hiermit ange wiesen, gegenwärtige Bekanntmachung demnächst auch in ihren Blättern durch den Druck zu veröffentlichen. Zwickau, den 6. Juli 1843. Königliche Kreis-Direktion. C. ß. Freiherr von Künßberg. Költz. Ueber Redevereine. Wie wir hören, soll in Plauen' ein Rcdeverein entstehen, d. h. ein Verein, worin parlamentarische und politische Redekunst geübt und gebildet wird. Er bestand, unseres Wissens, früher schon einmal, er regte, freute und belehrte seine Theilnehmer mannich- fach, und würde, tüchtig und großartig ausgeführt, jeden Falls eine nicht unbedeutende Erscheinung des Tages sein. Redekunst gehört unter die Modeartikel. Der Um stand, daß wir 1831 öffentliche Kammersitzungen er hielten, die Art, wie Sachsen diese Aufgabe löste, machte in unseren für alles neue Gute empfänglichen Volks-Gemüthern die politische Ueberzeugung leben dig, daß die Kunst, zu sprechen, das erste Erfordernis sei, ein Geschenk, wie die Constitution, würdig, ehren haft und klug entgegen zu nehmen. Die Aufgabe, dieses Gefühl der Nothwendigkeit politischer Redekunst handelnd zu bethätigen, ins Leben ein- und darin auszuführen, war unter den damaligen Zuständen und bei den ungemeinen, nur von einem tüchtigen Volk zu überwindenden Beschränkungen unseres Wahlge setzes, im Anfang gewiß eine schwierige zu nennen. Sollte das Problem thcilweise als nicht mislungen zu betrachten sein, so würde sich, unserer Meinung nach, derjenige doch sehr täuschen, welcher die Sache für abgemacht betrachtete. Volksleben hat, wie daS des Einzelnen, seine Stadien. Jetzt kerngesund, ist es morgen krank, weil es gestern in der Hitze trank; bald reich, bald arm, bald gar nichts, hat es nur dann einige Gewähr seiner Zukunft, wenn es unab lässig und nachhaltig ringt. Wie in der Fabel der Schlange aus jedem abgehauncti einem Kopfe zwei erwuchsen, müssen die Kräfte des Volkes aufschießen, je beschränkter und erdrückter, so ewig reicher, immer unbesiegbarer.— Darum wähne Niemand, es sei nur ein Deut erreicht, bevor nicht Alles erreicht ist. — Aller Bildung gehen wir erst entgegen. Einzelne Erscheinungen beweisen nichts. Der Sinn, die Mei nung, die Ueberzeugung muß allgemein sein, muß in jedem Menschen eingeboren, eingewachscn sein. — Al so ist's namentlich mit dem Cultus politischer Rede.