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Adorter Wochenblatt. Mittheil nn gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Achter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 27 Ncugroschen, bei Beziehung de» Blattes durch Botengclegenheit 20 Neugroschen. 16. Erscheint gebe Mittwoche. 19. April 1843. Zur Aushülfe. Carl Heinrich Ritter von Lang, der zur Zeit, als Ansbach noch preußisch war, dort als Beamter fun- girte und später mit in baierische Dienste überging, erzählt in seinen Memoiren eine Menge Fälle, wel che den Geist der damaligen baierischen Verwaltung eben nicht zum Besten characterisücn. Da wir Hof? fen können, daß es jetzt überall besser geworden ist, so geben wir daraus den Lobredncrn der alten Zeit zum Angchör und den Freunden unseres jetzigen Glücks zur Lust, einige Beispiele. Das Neuburger Appellationsgericht, oder wie 5 damals hieß, bat um Stellung zweier Zeugen, um mit einem in Untersuchung befindlichen Diebe con- frontirt zu werden. Die Zeugen wurden ohne Be denken gestellt, als aber geraume Zeit verflossen und sie noch nicht zurückgekommen waren, erließ man ein Schreiben, um sich nach den Zeugen und dem Stan de der Sache zu erkundigen, worauf die Antwort war: „Sie hätten die Zeugen, da sie solche in der Sache des Diebes selbst mit verwickelt befunden, mit dem Diebe hängen lassen." Ein Gartner in der Vorstadt Wührd bei Nürn berg versuchte vergebens alle möglichen Zaubereien, um damit Schätze zu heben. Ursache, wie ihm ande re Gesellen verspiegelten, war, weil er das rechte Verschwörungsbüchlein des Cornelius Agrippa nicht habe, welches aber zu Ulm in einem Bücherladen zu erlangen sei. Er machte sich also festgläubig mir sei ner Geliebten, einer Gärtnersdirne, in einem Wäge- lcin fort, erlangt in Ulm wirklich das Büchlein um den betrügerischen Preis von vier Carolinen, eilt nach Haus in die Kammer seines Geisterhauses, um so gleich die vorgemalren Kreise zu machen und die Kerzen aufzustecken, kann aber zu seiner Bestürzung mit der eigentlichen Beschwörungsformel nicht zu recht kommen, weil sie lateinisch war. Ein neuer ver- ruchter Rathgeber tröstet ihn, der Leusel würde sich auf alle Fälle auch ohne Beschwörung fügen, wenn er ihm eine Mcnschenseele opfere. Mitten aus der Straße, im baierschen Herzogthum Neuburg, wohin er mit seiner Dirne gefahren, hält er sein Fuhrwerk, neben dem er hergegangen war, an, befiehlt ihr aus zusteigen, versetzt ihr mit einem Hammer 34 Schlä ge auf den Kopf, wirft sie dann in einen anstoßen den Teich und zieht seinen Weg weiter nach Schwa bach. Nach etlichen Stunden entdecken Vorüberge. hende den Leichnam uu Wasser, ziehen ihn heraus und machen Lärm, auf den alsbald das Gericht mit dem Gerichtsarzt herbcikommt. Der Arzt untersucht die Wunden, befindet sie alle 34 sammt und sonders, jedoch ohne weitere Sectio», vollends bei der noch hinzugetretenen Ersäufung im Teiche, sür absolut tödtlich, und läßt den Körper bis zum Tage der Beerdigung in eine Rumpelkammer werfen. In die ser erwacht die 34mal absolut Gctödtete des NachtS, weiß nicht, wo sie ist, öffnet den Laden, steigt zum Fenster hinaus, setzt den Weg nach Schwabach fort, und tritt dort ihrem an einem Tische sitzenden Mör der als eine Schreckensgeftalt vor das Angesicht; hat auch noch lange gelebt, ohne daß der baierische Ge richtsarzt daraus ein Arges gehabt, welcher die Schuld, daß seine 34 absolut lödtlichen Wunden nicht besser opcrirt, auf die stillende Kraft des Wassers im Tei che geschoben. Zu München regierte als Landrichter ein Graf P , Sohn dcS alten Staatsraths und Ma- joratöherrn Max von P.. watend in einem Schlamm der drückendsten Schulden. Drcisig Tau fend Gulden Amts- und VvrmuNVschaftsgeldcr waren