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Adorter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Achter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 27 Neugroschen, bei Beziehung des Blatte- durch Botengclegcnheit 20 Ncugroschen. ^^9. Erscheint ^ede Mittwoche. 1. MlävZ 1843. Ein Capitel von der Jagd. Die Jagd spielt jetzt auch eine kleine Rolle auf dem politischen Theater. Ein Mitglied der höchsten englischen Aristokratie, von des Schicksals Hand aus einen deutschen Königsstuhl gesetzt, ist mächtig genug, einem seiner Jager, der einen Wilddieb erschoß, mit Ehrenzeichen und lebenslänglicher Pension zu begna digen. Des erlauchten Herrn Grafen Alban Rehe fressen seinen und anderen Untertbanen das junge Holz ab; die Hasen des Herrn Kaufmann Förster ruinircn den Bauern bei Leipzig den Saamen; die Kammer wird von allen Seiten mit Bittschriften wegen erlittener Wildschäden bestürmt, während der leichte Winter den Thieren des Waldes ungemein günstig ist, darob aber der Jägersmann frohlockt, der Landmann jammert. So wollen denn wir unsere Leser auch mal mit diesem Allerweltsthema behelligen. Die Jagd war von jeher die erste aller männli chen Vergnügungen. Wie aber die Menschen Alles und am Liebsten die Lust übertreiben, so ward auch dieser Scherz bald zum furchtbarsten Ernst. König und Adel jagten. Der Wild und Rheingraf stieß in's Horn: Halloh, halloh zu Fuß und Noß! Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn, Laut rasselnd stürzt ihm nach der Troß; Laut klifft und klafft es, frei vom Koppel Durch Korn und Dorn, durch Haid' und Stoppel. Der Bauer mußte die Jagd leiden, ja, noch dazu treiben. Der edle Dichter aber sang: Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu Zerrollen mich dein Wagenrad, Zerschlagen darf dein Roß? Wer bist du, Fürst, daß in mein Fleisch Dein Freund, dein Jagdhund, ungebläut Darf Klau' und Rachen hau'n? Wer bist du, daß durch Saat und Forst Da» Hurrah deiner Jagd mich treibt, Entathmet, wie das Wild? — j Die Saat, so deine Jagd zertritt, - Was Roß, und Hund, und du verschlingst, Das Brod, du Fürst, ist mein. f Du Fürst hast nicht, bei Egg' und Pflug, , Hast nicht den Erntetag durchschwitzt. t Mein, mein ist Fleiß und Brod! — Ha! du wärst Obrigkeit von Gott? Gott spendet Segen aus; du raubst! Du nicht von Gott, Tyrann! e Sonst that das Volk wenig dagegen. Fromm, i wie es stets war und noch ist, erfand es die Sage r vom wilden Jäger, vom rastlos, mit umgedrehtem , Kopfe jagenden Grafen. Das war freilich eine sehr r kleine Rache; auch fürchtete sich der Adel nicht im Geringsten davor. t Noch jetzt, wo in den gebildeteren Staaten Deutschlands die Jagd viel schonender ausgeübt wird, - hält der Adel oder eigentlich die Ritterschaft auf kci- ' ncs ihrer Privilegien so eifersüchtig, wie auf die Jagd. ) Ei, wie lebendig wurden manche hochgeehrte Herren, ) als im Jahre 1831 das Ablösungsgesetz herauskom men und die Jagd, wie verlautete, auch mit ablösbar werden sollte. Natürlich wurde dieses theure Klein od salviret. Dennoch bicß es noch nach dem Her auskommen des Gesetzes: Kvppcljagden wären als Gemeindegrundstückstheile ablös- d. h. tbcilbar. Die General-Commission ging aber niemals darauf ein. Ob Koppelreviere durch die actio vommuui chvickuucko i nicht dennoch zur Theilung gebracht werden können, steht auf einem anderen Blatte. — Einflußreich aber war die Macht unserer Aristocratie auch auf diejeni gen Artikel des Criminalgcsetzbuches, welche von Be einträchtigung fremder Jagdgerechtigkeit handeln, wie denn, nebenbei gesagt, hier die Artikel 275, 278. und 281. unseres Strafgesetzes durch die Verhandlungen in der ersten Kammer, an welche der Gesetzentwurf zuerst kam, nicht eben viel gewonnen haben dürften. Worteinschaltungen, Amendements, Sousamcndcments und Soussousamendements verwirren häufig mehr, jals sie nützen.