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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Erscheint: Mittwocb und Sonnabend. Als Beiblätter i 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KescHäftsstolren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Nnnoncen-BureausvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. AuLsnih ^sür Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Znr«r-><- el^ sind bis Dienstag und Freitag -L r Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Dua uud e. E'»'° Mchtuudvierflgkrv Jahrgang. Mittwoch. Ak. EI. 11 Miirz 1896. Bekanntmachung, den Handel mit Farben betr. Auf hiesiger Rathsexoedition liegt zur Einsicht der Betheiligten ein von den Herren Apothekenrevisoren aufgestelltes Verzeichniß derjenigen im Handel befindlichen Farben aus, welche im Sinne der Verordnung des Königlich.nZMinistenums des Innern vom 6. Februar d. I., den Handel mit Giften betr. als zu den Letzteren gehörig zu gelten Huben. Pulsnitz, am 7. März 1896. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung. Nachdem Herrn llk. meü. Wal'tHev Johannes Kreyßig, hier das Amt des städtischen Armen- und Polizeiarztes bis auf Weiteres übertragen und derselbe als solcher eidlich in Pflicht genommen worden ist, so wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Pulsnitz, am 9. März 1896. Der Stadtrat h. Die Krisis iu Italien. Der Ehrgeiz des bisherigen italienischen Oberbefehls. Habers in Afrika, des Generals Baratier', noch vor dem Eintreffen des neuen Oberbefehlshabers, des Generals Baldisfera, den Abessiniern oder Schoanern eine Schlacht zu liefern und seinen Abgang mit Ruhm zu bedecken, hat Italien in eine schwere Krisis gestürzt, denn ohne jede vernünftige Vorbedingung des Erfolges hat General Baralieri mit nur 20 000 Mann, von denen aber nur 10 000 Jlaliener und die anderen geworbene afrikanische Truppen waren, die befestigte Stellung der Schoaner in der Gebirgsland, schäft bei Adua im nördlichen Abessinien angegriffen und ist von den gegen hunderttausend Mann starken, also fünf, fach überlegenen Schoanern geschlagen worden. Wie tollkühn und geradezu strategisch unvernünftig der General Baratieri seinen Angriff bei Adua unternommen hat, das geht daraus hervor, daß der linke Flügel seines Heeres bei dem Angriffe durch hohe Berge von dem Centrum des Heeres getrennt war, also gar keine gegenseitige Unterstützung der Italiener in der Schlacht statlfinden konnte. Daher hat Italien bei Adua entweder eine Schlappe oder gar eine böse Niederlage gegen Abessinien erlittten und diesen Mißerfolg benutzten sofort die schon seit Jahr und Tag nach Rache dürstenden Oppositionsparteien in der italie nischen Deputirtenkammer, die Radikalen und Cavallotti und die Conservativen unter Rudini, um das verhaßte liberale Cabinet unter Crispi zu stürzen. In Folge des leidenschaftlichen Volkscharakters der Italiener ist auch die Volksaufregung in Italien anläßlich dieser Vorgänge auf das höchste gestiegen und in Mailand, Venedig, Turin, Rom und Neapel fanden sogar Tumulte statt. Ganz widersprechende Nachrichten lagen über die Haltung des Ministeriums Crispi vor, denn während von vielen Seiten, natürlich am eifrigsten von den Opposilionsblättern, der sofortige Rücktritt Crispis und ein neues Ministerium verlangt wurde, erklärten andere angesehene Zeitungen, wie die „Italia", „Opinione", „Riforma" und „Popolo Ro mano" den Rücktritt des Cabinets Crispi sür verkehrt. In der That kann doch auch die bisherige italienische Regierung nicht für die Niederlage bei Adua verantwort lich gemacht werden. Der in afrikanischen Feldzügen eben falls sehr erfahrene Obergeneral Baldisfera war doch bereits mit 20 OM Mann frischen Truppen unterwegs (ist auch inzwischen in Maffauah anqekommen), als General Bara- tieri den tollkühnen Angriff wagte. Hätte General Bara tieri seine gefährliche Stellung zwischen den hohen Bergen bei Adua aufgegeben und sich nach dem starkbesestigten Asmara langsam zurückgezogen bis General Baldisfera eintraf, dann wäre die N ederlage der Italiener bei Adua jedenfalls vermieden worden. Die Krisis wird nun haupt sächlich noch dadurch bestätigt und verschlimmert, daß das Cabinet Crispi bei dem Könige seine Entlassung eingereicht und am Donnerstage in der Deputirtenkammer unter Vor» legung aller Dokumente seine Politik in Afrika klar gelegt hat. Unseres Erachtens entspricht es aber durchaus nicht dem entschlossenen kühne» Charakter Crispis, des ange sehensten italienischen Staatsmannes, jetzt in dieser Crisis die Regierung und sein Vaterland zu verlassen, sondern die Einreichung des Entlassungsgesuches hat wohl nur die Bedeutung, dem Könige freie Hand in seinen Entschließungen in der Crisis zu lassen, also auch, wenn die Lage am Donnerstage in der Depulirtenkammer geklärt wurde, ein neues Vertrauensvotum für das Cabinet Crispi zu erlangen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. In unserer Kirche soll, wie am vorigen Sonntai nach der Predigt verkündet wurde, nach Beschluß des Kirchenvorstandes wieder wie in alter Zett kirchliche Armenpflege dadurch statthaben, daß das in die Büchsen am Eingänge von den Kirchgängern eingelegte Geld zur Vertheilung an christlich gesinnte, verschämte Arme der Gemeinde gelau st. Gewiß kann auf diese Weise, wenn die Gaben reichlich fließen, manche Noth gelindert, manche Freude in ärmliche Verhältnisse gebracht werden. Möchten recht Viele des Heilands Wort beherzigen: „Was ihr ge- than habt einem der Geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir gethan" und nicht achtlos oder geizend an den Sammelbüchsen vorübergehen! Pulsnitz. Der hiesige Werkmeister-Bezirksverein, welcher die Orte Pulsnitz, Großröhrsdorf und Königs brück umfaßt und seinen Sitz in Düsseldorf hat, beging am vergangenen Sonntag im geschmückten Saale des Herrnhauses die Feier des zehnjährigen Bestehens. Wäh rend des von unserer Stadlkapelle vorzüglich zu Gehör gebrachten Concertes ergriff Herr Vorstand Sch'oßhauer das Wort, die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste herzlichst begrüßend und des deutschen Kaisers, sowie unsres Königs Albert gedenkend. Der Schriftführer des Vereins, Herr Julius Schäfer, entrollte den Anwesenden sodann ein Bild über die Entstehung und Thätigkeit des Verbandes in folgender Ansprache: „Werthe Festversamm lung! Nachdem wir unserer Gäste und unserer Landesfürstrn liebend gedachten, soll nunmehr unser Deutscher Werkmeister-Ver band, dem wir ja unser Zusammensein in erster Linie verdanken, auch zu seinem Rechte gelangen. Vor 12 Jahren als beschei dener Versuch gegenseitiger Hilfeleistung zu Düsseldorf gegründet, batte er große Hindernisse zu überwinden. Zunächst feblte dem Werkmeisterstande das Bewußtsein seines Könnens, das Standes- bewußtsein mußte zuerst gepflegt und gehoben werden. Es fehlte auch die gesetzliche Basis eines Werkmeisterstandes. Nachdem Beides mit vieler Mühe errungen worden war, konnte sich ein Werk entfalten, welches in kurzer Zeit zu ungeahnter Blüthe ge langte. Im Jahre 1884 mit 300 Mitgliedern in 7 Bezirksver einen gegründet, zählt der Verband heute 28000 Mitglieder in 070 Bezirksvereinen. Aus sich und seine Kraft vertrauend, hat er zuerst die Frage der Versorgung seiner Wittwen zielbewußt in die Hand genommen und mit Hilfe einer behördlich genehmig ten Sterbekasse, welche 600 M. gleich nach dem Tode eines Mit glieds an dessen Hinterbliebene leistet, theilweise gelöst. Stirbt die Ehefrau eines Mitgliedes, so erhält dasselbe 150 M. Sterbe geld, ebensoviel erhalten die Waisen, wenn eine Wittwe stirbt. Staunend wird der Fernstehende vernehmen, daß diese Sterbe kasse ohne Rücksicht auf das Alter der Mitglieder bisher höchstens 12 M. Beiträge pro Jahr beanspruchte und mit diesen geringen Beiträgen innerhalb 12 Jahren nicht nur 1660000 M. Sterbegel der zur Auszahlung brachte, sondern auch noch einen Reservefond von 560000 M. ansammeln und im Staats- bez. Reichsschuldbuch sicher anlegen konnte. Doch bei dieser ersten Hilfe an Hinterblie bene ließ es der Deutsche Werkmeister - Verband nicht bewenden, sondern wendet jeder Wittwe sechs Monate nach dem Ableben ihres Ernährers noch eine einmalige Unterstützung zu, welche sich nach der Mitgliedsdauer des Verstorbenen berechnet und z. B. 50 M. beträgt, wenn fünf Mitgliedsjahre zurückgelegt waren. So ost zwei Mitgliedsjahre mehr in Betracht kommen, so werden auch 50 M. mehr gewährt, sodaß auf neun Mitgliedsjahre 150, aus elf 200, auf dreizehn 250 M. u. s. w. als Zuschuß gezahlt werden. Mit dieser Hilfe soll jeder Wittwe der Uebergang in bescheidene, aber geordnete Verhältnisse erleichtert werden. Außerdem erhält jede Wittwe alljährlich eine Jahresunterstützung vom Verbände und zwar ebenfalls im Verhäftniß zur Mitgliedsdauer ihres verstorbenen Mannes stehend. Diese Unterstützung beträgt 40 M., wenn der Verstorbene dem Verbände nur ein Jahr angehörte resp. die sta tutengemäße Wartezeit überlebt hatte. Sie stepft mit jedem wei teren Mitglieds-Jahre um 5 M. Im Jahre 1893 wurden 951 Wittwen mit 46592 M., im Jahre 18941150 Wittwen mit 58 000 M. und im Jahre 1895 1400 Wittwen mit 79 000 M. und 68 Ganz waisen mit 1800 M. unterstützt. Der Verband vermag und wird für die Folge »och mehr für seine Wittwen und Waisen thun, weil ihm die Uebers küsse der Sterbekasse >u diesem Zwecke zur Verfügung stehen. Bei alledem vergaß der Verband aber auch nicht seine Invaliden und erwerbslosen Mitglieder. Jedes Jahr giebt er 20 bis 30000 M. zum Zwecke der Unterstützung der durch Alter, Krankheit, Stellenlosigkeit oder sonstige Schicksalsschläge in Noth gerathenen Mitglieder aus, auch sind die Vorarbeiten für eine sta bile Jnvalidenkasse b-reits soweit gediehen, daß vom Jahre 1896 ab solchen Invaliden, welche zehn Jahr Mitglied des Verbandes sind, eine feste Jahresunterstützung gewährt wird. Jnsgesammt hat der Verband schon 500 000 M. zu Unterstübungszwecken ver ausgabt, dabei aber auch noch ein Verbandsvermögen von 560 000 Mark angesanimelt, welches als Grundstock zukünftiger Pensions kassen in der Reichsbank sicher angelegt ist. Einer Gesammtleistung von 2 160 000 M., wovon allein 417 000 auf 1895 entfallen, schließt sich somit ein Gesammtvermögen von 1 125 000 M. an. Man suche einen zweiten Stand im Reiche, der innerhalb 12 Jahren über 3 000000 M. mit minimalen Beiträgen sammelte und zu so segensreichen Einrichtungen für seine Mitglieder anlegte. Ferner besitzt der Deutsche Werkmeisterverband eine recht wirksame Stellen vermittelung sür seine Mitglieder und in seiner Werkmeisterzeitung ein vorzügliches und in der Industrie in gutem Ansehen stehendes Berbandsorgan. Waren die materiellen Erfolge schon so beachtens- werth, so sind die moralischen Errungenschaften noch weit größer. Der Verband vertritt die Interessen seines Standes nach jeder Richtung hin und auf friedlichen und gesetzlichen Wegen. Von Königsberg bis Metz, von Flensburg bis München erstreckt sich die in 570 einzelne Bezirksvereine festgegliederte Organisation. Fern von dem politischen und religiösen Getriebe der Zeit erstrebt der Deutsche Werkmeisterverband nur das Wohl seiner Mitglieder, sowie deren hinterlassenen Wittwen und Waisen. Immer näher rückt er seinen großen Zielen! Bald wird kein Standeskollege mehr im Vaterlande zu finden sein, der allein seinen Weg geht. Das, meine verehrten Anwesenden, sind in knappen Zügen und runden Zahlen die Ersolge unseres Deutschen Werkmeisterverbandes. Wenn aber Zahlen Beweise liefern, so glaube ich auch dem vor sichtigsten Rechner den Nachweis erbracht zu haben, daß wir nicht nur Versprechungen machen, sondern mehr wie versprochen, that- sächlich geleistet haben! Wieviel Thränen vermochten wir zu trocknen, wieviel verzagte Kollegen auszurichten. Verdient nunmehr unser Verband nicht das Vertrauen seiner Mitglieder und die Hochachtung aller Kreise unseres Volkes, so frage ich jeden unpar teiischen Hörer und Gast? Von meinen werthen Verbands koüegen erwarte ich weiteres treues Festhalten am Verbände und diese Dankesgefühle wollen wir heute bekräftigen mit dem vereinten Rufe : Unser Deutscher Werkmeister-Verband er lebe hoch ! hoch! hoch! Nach Beendigung des Concertes folgte Ball, unterbrochen durch einen bei den Betheiligten viel Humor hervorrufen den Cotillon, sodann Tafel, welche dem Wirth Herrn Prchl alle- Lod erbrachte. Bei flottem Ball verblieben die Theil nehmer noch lange in festlicher Stimmung. Möchte sich doch jeder zum Beitritt Berechtigte, deren noch so Viele fern stehen, dem so segensreich wirkenden Verein baldigst anschließen! PulSnitz. Die Geflügelfreunde rüsten sich zur am 21. bis 23. März im Saale des Schützenhauses statt findenden Ausstellung. Aus den bereits erfolgten Anmel dungen zu schließen, wird die Ausstellung mit sehr schönem Geflügel und auch zahlreich von auswärts beschickt werden. Für Gesammtlelstungen in der Geflügelzucht hat der Verein für Tauben- und Hühnerzucht je 10 Mark als Ehrenpreise gestiftet. DaS Preisrichteramt haben die Herren O. Hering, Gutsbesitzer in Niedermuschütz bei Meißen und Hermann Riedel in Sebnitz übernommen. — Ein Lehrvertrag hat, einer Entscheidung des Reichs gerichts zufolge, keine verbindliche Kraft, wenn der Lehr- ling, zur Erlernung des betreffenden Handwerks unfähig ist, auch wenn diese Unfähigkeit bereits zur Zeit der Ein- gehung des Lehrvortrags vorhanden gewesen und nicht erst nachträglich eingetreten ist. Diese Annahme erfolgt aus