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KUlmMWer NM IM-AMM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Bei Klagen, Konkursen, Vergleichen w'w. wird der Brutto betrag ln Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der Beförderungscinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Erscheint jeden Wochentag nachmittags — Fernjpr. Nr. 11 u. 28. Postscheckkonto Leipzig 23464. — Gemeindegirokonto 14. 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Für den Nachweis werden 26 Goldvsenniae berechnet. Mittwoch, den 11. November 1931 Bezugspreis halbmonatlich SV Goldpseouige einschlieblich Trägerlobn 81. gahrg. „BerMheit der französisch-amerikanischen Goldpolitik" ErWMg des WgWen ParlameW - Wsms-r - Macdonald klagt an - Lansbury für Reyaratlonsstretchung „Deutschland ist nicht am Kriege schuld" London, 10. Nov. Der König von England eröffnete am Dienstag mittag in der üblichen feierlichen Weise Las Parlament. In der Thronrede betonte er u. a., daß seine Regierung ihre besondere Auf merksamkeit den Vorbereitungen der A b- riistungskonferenz schenke, bei der ein Er folg allgemein von Nutzen sein werde. Die ernste finanzielle und wirtschaftliche Lage der Welt mache seiner Regierung große Sorgen. Eie werde ihr äußerstes in Zusammenarbeit mit den ande ren Negierungen und im Geiste gegenseitiger Hilfeleistung tun, um Mittel und Wege zur Wiedergesundung des internationa len Handels zu finden, Übergehend auf die inneren Angelegenhei ten erklärte der König, das Volk habe den Mi nistern bei den Wahlen einen klaren Auf trag erteilt. Seine Minister hätten bereits die wichtigen Fragen, die damit im Zusammen hang ständen, geprüft. Die Entscheidungen wür den sobald wie möglich getroffen und notwen dige gesetzgeberische Maßnahmen dem Parlament baldigst vorgelegt werden. In der Aussprache ging Macdonald nach Begründung der Notwendigkeit der Wahlen auf die internationale Lage ein. Die englifche Re gierung wünsche eine Atempause, um sich der neuen Weltlage anpassen zu können. So wahr ich hier stehe, so sagte Macdonald, sage ich, daß solange menschlicher Wille der Welt unnatürliche wirtschaftliche Bedin gungen auserlcgt, die Welt niemals Er folg haben kann. Es sei unmöglich, gleichzei tig hohe Zolltarife cinzuführen und zu bestimmen, daß gewisse Mengen von Gold von der einen Nation an die andere überführt wür den. Diese Art von Wirtschaft ist verrttckt. Sie müßte notwendigerweise mit der Verarmung der Nation enden, 's das H !d zu bezahlen hat, müßte aber letzten Endes auch die Nation tref fen, die das Gold erhält. Macdonald erklärte, daß sich die neuen Re gierung keineswegs auf eine Erhebung von Schutzzöllen für Lebens mittel festgelegt habe. Es müßten alle einschlägigen Gesichts punkte in Betracht gezogen werden. Weiter sagte Macdonald, daß er an allem festhalte, was er früher über die Reparationen und Kriegsschulden gesagt habe. Was geschehen solle, müsse sofort gesehen. Man habe bereits Vorbereitungen getroffen, um zunächst mit den hauptsüchlichst beteiligten Nationen in Verbin dung zu treten. Es müßten Abmachungen zur Loslösung von den gegenwärtigen falschen wirtschastlichen Ansichten ge troffen werden. Bevor die Welt sich wirklich er holen könne, müsse man die vollkommen verkehrte Wirtschaftspolitik, die seit dem Jahre 1918 ver folgt worden sei, gänzlich umstoße». Aus diesem Grunde müsse England an den notwendigen zwi schenstaatlichen Verhandlungen tcilnehmen. Er messe dem Besuch Lavals bei Hoover die aller größte Bedeutung bei. Er hoffe, daß dieser Be such in erster Linie zu einer Verständigung zwischen Frankreich und Deutsch land, dann aber zu einer vollen und endgülti gen Vereinbarung siihrcn werde, an der auch die anderen beteiligten Nationen teilnchmcn müßten. Macdonald sagte, daß die Sturmwolken der finanziellen Schwierigkeiten Europas sich augen ¬ blicklich auch England näherten und dadurch die Lage Englands schwieriger gestalteten. Sie wür den es für England unmöglich machen, gewisse Dinge zu vermeiden, die man sonst hätte ganz gut vermeiden können. Man könne die finan zielle und» industrielle Lage Englands nicht be handeln, ohne gleichzeitig die. g e sch w ä ch t e Lage anderer Länder zu berück sichtigen. Die Schwierigkeiten Englands vor zwei und drei Monaten seien nicht so sehr auf innere Verhältnisse als auf den Einfluß von außenher und die seelische Einstellung des Aus landes zurückzuführen. Diese Frage müsse so fort in Angriff genommen werden. Die meiste Zeit der Regierung müsse ihr gewidmet werden. In der von der Opposition vorgebrachtcn Adresse zur Danksagung für die Eröffnungs ansprache des Königs machte der Führer der Opposition, Lansbury, geltend, daß im Fahre 1918 das Parlament einen Frieden gemacht Wan« wir- Groener handeln? Kommunistischer Fahnenjunker in Dresden verhaftet — Preusren brüskiert das Reich im Nundfunküberwachungsaus- schuh — Sonderbarer Weg eines Briefes Dresden, 10. November Die außerordentliche Regsamkeit der kommu nistischen Zersetzungstütigkeit in der Reichswehr, auf die am Montag vom Reichswehrministerium aufmerksam gemacht wurde, wird durch folgenden Fall blitzlichtartig beleuchtet: Ein Fahnenjunker der Infanterie- schnle, der den Versuch gemacht hat, innerhalb der Reichswehr kommunistische Zersetzungsarbeit zu leisten, ist verhaftet worden. Die „Berliner Börsenzeitung" läßt sich hier zu weiter melden: Einem Gefreiten der Garnison Dresden siel das merkwürdige Benehmen des Fahnenjunkers Eberhardt von der Znsantericfchule mehr fach ans. Aus gelegentlichen Äußerungen und Vecinflusfungsvcrsuchen verstärkte sich in dem Gefreiten der dringende Verdacht, daß Eberhardt als Vertrauensmann der Kommuni stischen Partei Zerfetzungsarbeit in der Reichswehr betriebe. Der Gefreite meldete fei nem militärischen Vorgesetzten seine Beobach tungen. Die zuständigen Neichswcbrstcttcn setz ten sich sofort mit der Kriminalpolizei in Ver bindung, die de» Fahnenjunker heimlich beobach tete und bald seftstellte, daß dicfcr mit einem kommuniftifchen Ehepaar Kunath in der Dresdner Vorstadt Plauen und noch einer dritten Person Beziehungen unterhielt. Alle vier Personen wurden verhaftet. Bei der Vernehmung legte Frau Kunath ein Ge ständnis ab, woraus bervorgeht, daß der Fah nenjunker Eberhardt tatsächlich der kommuni stische Vertrauensmann in der Dresdner Reichs wehr war, mit dem Auftrage, kommunistische Zerfetzungsarbeit zu treiben. Gegen die vier Verhafteten hat der Ober reichsanwalt die Anklage wegen Hochver rats erhoben. Seitens des Rei ch s w e h r m i n i st e - r i u m s erfahren wir zu dieser Angelegenheit, daß der Fahnenjunker Eberhardt bereits vor drei Monaten festgenommen worden ist. Eberhardt hatte sich offenbar unter dem Eindruck des Übertritts Scheringers zu den Kommunisten kommunistischen Gedankengangcn hingegeben und hat, wie die Untersuchung ergab, von sich aus den örtlichen kommunistischen Parteistellen ungebote'n, Propaganda in der Reichswehr zu treiben. Beim ersten Versuch jedoch wurde er festgenommen, so daß von einer systematischen Zersetzungstäligkeit nicht die Rede sein kann Der Untersuchungsrichter hat jetzt seine Ermitte lungen abgeschlossen und die Akten dem Ober reichsanwalt übergeben. Wenn in diesem Zusammenhang auch von einem ähnlichen Fall in Magdeburg gespro chen wird, so handelt es sich lediglich darum, daß ein kommunistischer Funktionär auf Anzeige eines Obergefreiten, den er für die KPD gewinnen wollte, festgenommen wurde. » Berlin, 10. November Der Neichsbannerführcr Paul Hölter mann (Magdeburg) hat am Montag abeno im Berliner Rundfunk einen Vortrag über das Thema „A rbeiterschaft und Staat" ge halten. Dieser Vortrag ist vorher im Berliner Überwachungsausschuß besprochen worden. Der R e i ch s v e r t r e t e r in diesem Ausschuß legte gegen einen Teil der geplanten Ausführungen Einspruch ein. Er wurde aber von den bei den preußischen Pertretern überstimmt, so daß der Portrag damit als zugelassenen zu be trachten war. Der Reichsverlrcicr setzte si.h hierauf mit Reichsinnenminister Groener in Verbindung, der sofort an den preußischen Mini sterpräsidenten bezw. an dessen Stellvertreter, Staatssekretär Weißmann, ein Schreiben rich tete, in dem es heißt, er sei nach Einsichtnahme des Manuskriptes zu der Ansicht gekommen, daß der Vortrag parteipolitischen Cha rakter trage und mit den Richtlinien des Rundfunks .nicht in Einklang zu bringen sei Bei der politischen Bedeutung der Angelegenheit halte er es für geboten, daß die beiden preu ßischen Bertreter im Überwachnngsausschuß sich nochmals mit der Frage beschäftigten. Dieser Brief wurde am Montag nachmittag um 16,20 Uhr ini preußischen Staatsmini- sterium abgegeben. Staatssekretär Weiß- ni an» erklärt jedoch, der Bries sei erst um 19 U h r in seine Hände gelangt, also zu einer Zeit, als der Vortrag bereits stattgesunden hatte. Wie von zuständiger Rcichsjtellc mitgetectt wird, ist Reichsinnenminister Groener der Auffassung, daß die bestehende Rund funkorganisation unmöglich sei und daß er entsprechende Schritte zur Änderung des bestehenden Zustandes tun werde. Die Kritik des Reichsinncnministcrs wendet sich vor allem gegen die Tatsache, daß in den überwachungs- ausschiisse» immer nur ein Reichsvertrcter zwei Ländervertretcrn gcgenübcrstehe und daß die Interessen des Reiches infolgedessen nicht in der richtigen Weise gewahrt werden könnten. habe, der kein Frieden gewesen sei. Es war ein Frieden, so sagte er, der dem deutschen Volke die Schuld an dem großen Kriege aufbürdete. Wie aber jedermann wüßte, ist das deutsche Volk nicht mehr verantwortlich als jeder an dere, was ja klar aus den jetzt erschloss Tage büchern der Staatsmänner, die den Krieg und den Frieden gemacht haben, hervorgcht. Wäre cs für die Regierung jetzt nicht an der Zeit, ihre Betrachtungen über die Frage, was hinsichtlich der Reparationen und Wiedergutmastung gc'c-.e he» solle, in diesem Sinne zu lösen, wie cs von der internationalen Arbeiterbewegung gcsordcrt wird, nämlich jedes Andenken an den Krieg da durch «uszulöfchen, daß alle Wiedergut machungen und Reparationen in der ganzen Welt ausgestrichen würden? is- bury meinte, daß ein solcher Schritt h-utc getan, rasch zur tkcmnndunq der Welt bei^zen i.-ujse. Dann werde die Welt ernten, was sie gesät habe, genau so, wie sie jetzt ernte, was sie 1919 und 1"20 gesät habe. * Das Oberhaus hat die Antw... auf die Thronrede nach kurzer B'^-ndlung angenomm n. 4«NM Arbeitslose Berlin, 10. Nov. Die Zahl der Arbeitslosen ist bis zum Stich tag des 30. Oktober aus 4 622 000 gestiegen, was gegenüber der letzten Verichtswoche eine Ver mehrung um 138 000 bedeutet. Die Zahl der Hauptunterstützungsempsängcr hat sich um 43 000 auf 1 185 000 vermehrt, die der Kri- scnunterstützten um 58 000 auf 1 350 000. Wo ölet» des Berdel? Berlin, 10. Nov. Das „Berliner Tageblatt" macht in einem umfangreichen Artikel darauf aufmerksam, daß der durch das Phosgen-Unglück im Jahre 1928 bekanntgewordene Hamburger Fabrikant S l o l- tzenberg ein Buch „D a r st e l l u » g s Vor schriften für U l t r a g i s t e" hergestellt hat und vertreibt, das genaue Herstellungsvorschrif- ten für sämtliche Giftgase, wie Phosgen, Lewi site, Bperit und so weiter enthält, und zwar in einer Form, die es auch dem chemisch nicht vor gebildeten Laien ermöglicht, die Darstellung zu verstehen und die Rezepte auszuführen. Außer dem soll nach den Angaben des „Berliner Tage blattes" der Verfasser sich gleichzeitig erbieten, Apparaturen und Rohstoffe zu Experimenten an Hand des Rezeptbuches zu liefern. Das Blatt bezeichnet es als völlig unhaltbar, wenn in einer Zeit, in der die verantwortlichen Behörden mit Recht in der schärfsten Weise gegen jeden Waf fenbesitz vorgehen, ein derartiges Buch in den Handel gebracht wird und von jedermann er worben werden kann. Ferner weist das Blatt darauf hin, welche Gefahren damit verbunden sind, wenn jemand tatsächlich auf den Gedanken kommen sollte, in seiner Privatwohnung inmit ten eines dicht bewohnten Wohnblockes Gase her» zustellen, bei denen unter Umständen schon der vierte Teil eines Milligrammes in einem Kubik meter Luft die fürchterlichsten Wirkungen Her vorrufen kann, was besonders bei den Gase« der Blaukreuzgruppe der Fall sei.