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!.3O: äch- !nd: mer .00: cen- die .30: .30: rbe- chs- )pc- ach- »s. als Kt 29 unx ibct. cen- rur Ker Ken ens, un6 /ec- tei" üale rur mb- 'S hl chen ich. i. Menskin EnMaler TageblüllMLnjeiger Nr 22S Mittwoch, den 30. September 1931 2. Beilage Die Rolle eines „Doppelgängers" kamen sic sich nicht (Fortsetzung folgt) Professor Erik Welander ist einen Marie Verkehrsader, Spaziergänger Eroßstadtleben deren filmartig störendes Begebnis, einmal verabredet zu Nachmittag im Park- lcicht- Zitat. gelegen, Sammelpunkt vieler war und wo das brausende mit tausend wechselvollen Bil- vorüber strich. kaum das 30. Lebensjahr überschritten hatte, in guter, amtlicher Stellung sich befand und in sei ner eleganten Erscheinung und seinem hübschen, gesunden und gebräunten Gesicht, das ein klei ner Schnurrbart und mehrere „Schmisse" zierten, wohl den flotten Akademiker und eifrigen Sport ler, doch durchaus nicht einen vertrockneten Bücher mensch und Stubengelehrten zeigte. So war es gar nicht unbegreiflich, das; Tante Marie, und vornehmlich Fräulein Helene, ein ganz beson deres „Interesse" an diesen Dr. Vuchlob nahmen. Ehrlicher Weise mutz leider fcstgestcllt werden, das; die Sympathie auf Seiten von Fräulein . Helene entschieden größer war, als die des Dok tors gegenüber diesem jungen Mädchen. Denn obwohl es in des Lebens Maienblüte stand und zudem ein recht schickes, patentes Persönchen ohne Zweifel war, so war es doch gar nicht sein „TYP". Hans Wunderlich am nächsten Morgen mit Weib er grüßen soll? Ich will mal heute nicht so und Kind — dies war der zehnjährige Sextaner s sein!". . . war An war der Mit diesen letzteren beiden hatte es eine be sondere Bewandtnis. Sie wohnten nicht bei Wunderlichs, sondern bei der verwandten Fami lie Piefmeier. Dies aber waren keine „zärt lichen Verwandten", und man stand sich keines wegs gut miteinander. Alte Mißverständnisse und Klatschereien waren daran schuld, daß Wunderlichs und Piefmeiers seit langem schon in grimmer Fehde lebten, und nur die gemein same Großstadt ermöglichte es, das; man gegen seitig jeden Verkehr vermieden, ja, sich aus dem Wege gehen konnte, ohne dabei gerade aufzu fallen. Bei Piefmeiers also wohnten zum Sommer besuch Tante Marie und Helene. Doch die von beiden treu gepflegte, traditionelle Anhänglich keit an die Familie Wunderlich brachte es mit sich, daß diese von den Gästen aus Hannover sehr lebhaft beansprucht wurde. Man traf sich oft, machte gemeinsame Ausflüge, aber stets auf dem „neutralen Boden" der schönen Stadt und ihrer vielbesuchten Umgebung, zumal Herr Wunderlich gerade auch seine Ferien genoß. Und eine eigenartige Anziehungskraft für diesen trauten Familienverkehr die Wesenheit von Dr. Walter Buchlob. Dies ein gewandter, liebenswürdiger Mann, killen Leid von Helene Ärger der Frau Mama näher. . . Und dann geschah ein Man hatte sich wieder Ser erste Lehrstuhl für deutsche Sprache tu Schweden geht der sorgenvolle Kaufmann und der geschürzte Pilger," ergänzte Hans das Jawohl! „Weißt du, mein Kind, ich hab' auch gelinden Schmerz, wenn ich an Tante (Nachdruck verboten.> Der Architekt Hans Wunderlich und seine Gattin Grete hatten einen doppelten Sommer ferienbesuch. Oder besser einen „direkten" und einen „indirekten". Der erstere war ein Logis- gast und zwar: der junge Bibliothekar Dr. Walter Buchlob aus Dresden. Der indirekte Be such bestand aus zwei Personen: Tante Marie und Tochter Helene aus Hannover. Heinz — durch die Hauptverkehrsstraßen der Stadt. Man machte allerlei kleine Besorgungen, be sah sich die Schaufenster mit lockenden Auslagen, besuchte eine behagliche Konditorei und landete schließlich auf einer Bank am großen Friedrichs- platz, der, direkt an der Königstraße, der Haupt- und Lene denke und frage: „Findest du, daß sich Wunderlichs gestern richtig verhalten haben? Ich sage: nein! Du, paß mal auf — Marie und Lene sind eingeschnappt!" „Ja, ich mache mir auch Gedanken darüber," gab Frau Grete zur Antwort. „Wir werden das nachholen müssen, versteht sich! Am besten ist's, ich werde ihnen gleich schreiben und mit ein paar Worten erklären . . . „Übrigens," unterbrach sie sich, „ei, wer kommt denn da? Hermännchen mit dem Havelöckchen?' Wirklich, da kommt Vetter Hermann! Nur som merlich, ganz natürlich, schick, ohne Hut und Mantel! Sieh nur, er hat uns schon erkannt und guckt herüber . . ." „Gewiß," sagte Hans. „Das ist Hermann Piefmeier, wie er leibt und lebt!" „Er kommt mir nur etwas verändert vor . ." „Bewahre! Ten kenne ich auf hundert Schritte aus allen Menschen heraus! Ein Ori ginal, wie der in Gang und Haltung, so in typischer Eigenart! ... Na, er weiß wohl nicht, ob einem Zusammensein am . restaurant unweit der Stadt. Doch dieses Bei- ämmensein fiel ins Wasser! Bildlich undwirk- ich! Denn genau zur festgesetzten Stunde brach ein heftiges Gewitter los, und während Tante Marie und Helene schon vorzeitig eingetroffen „Hier sitzt sich's gut bei dieser Hitze," erklärte der Familienvater und zündete sich selbstzufrie den eine Zigarre an, während Heinz zum Ferienspaß an einer kleinen Eisportion lutschte. „Das Menschenspiel zu beobachten, ist auch ein angenehmer Zeitvertreib! Schade, daß Walter nicht mitging heute! Die vielen, netten, kleinen Mädel da . . ." fuhr Hans Wunderlich gut gelaunt fort. „Sag' selbst, Grete: ist es hier nicht gerade so, als ob man im Kino sitzt?" „Oder in einem großen Freilichttheater," äußerte sich Frau Grete. „Ich muß da an Schil ler denken im „Wilhelm Teil": „Hier treibt der eine sich an dem andern rasch und fremd vor ¬ über . . ." „Und fraget nicht nach seinem Schmerz. Hier im Rahmen gesellschaftlicher Konvention. Zum und zum heimlichen Nein, Fräulein Helene schien ihm zu sehr „junge Dame" zu sein, und übrigens war sie als einziges Kind offenbar ein wenig verwöhnt. Sie kam ihm wie eine „Salonblume" vor. Nach seinem Geschmack nicht frisch und natürlich ge nug — auch der moderne Sport lag ihr kaum! Einerseits war sie leicht launisch und kapriziös, andererseits zu gemessen, zurückhaltend — kühl temperiert. Ganz anders müßte ein Mädel geartet sein, für das Herr Dr. Buchlob sich wirklich inter essieren sollte! Er lobte sich ein junges Menschenkind von echter, weiblicher Frohnatur, das ungezwungen sich gab und recht von Herzen lachen konnte, dem auch der Schelm zuweilen im Nacken saß. Sehr hübsch natürlich — „rassig" müßte es auch ein! . . . Kurzum: Fräulein Helene aus Hannover war entschieden nicht sein Ideal. So blieb denn der Verkehr zwischen beiden aus den »euerrichteten Lehrstuhl für die deutsche Sprache an die Universität Stockholm berufen worden. : > Und Hans Wunderlich winkte ermutigend und rief jovial: Z ,,N' Morgen auch, Vetter Hermann!" — Der schlanke Herr in den dreißiger Jahren, dem dieser Anruf galt, verhielt ein wenig über rascht den Schritt und quittierte mit leichter Verbeugung. Dann aber ging er weiter und nahm auf einer benachbarten Bank einen frei- gewordenen Sitzplatz ein. — „Du, ich hab' eine gute Idee," sagte Frau Grete. Und sie instruierte den kleinen Heinz. „Jetzt gehst du zu dem Herrn dort drüben hin und sagst ihm folgendes: „einen schönen Gruß von den Eltern, Onkel. . ."" „Gott, wird der über unsere Liebenswürdig, leit staunen!" schaltete Hans Wunderlich brum mend ein „Und er möchte den Tanten Marie und Lene bestellen, daß wir gestern nicht kommen konnten wegen des Gewitters. Sie möchten entschul digen . . ." „Daß wir uns nicht entschuldigt haben!" knurrte der Vater spöttisch. „Also höre, Heinz, was ich dir sage", fuhr Frau Grete fort. „Die Tanten möchten es nicht übel nehmen, sagst du noch, und uns recht bald mal besuchen. Du hast alles recht verstanden, Bubi? Der „falsche" Setter Herman« Eine heitere Geschichte in 6 Kildern von KansAlbrecht waren, blieben Wunderlichs und Dr. Vuchlob aus, von dem Unwetter daheim zurllckgehalten. Die beiden Damen harrten somit vergeblich. Und fie nahmen es sehr übel, daß die „Gegen seite" einfach fortblieb. Wie? War das etwa eine Art, ohne Nach richt und Entschuldigung andere im Stich zu lasten? Wozu in aller Welt gabs denn elek trische Straßenbahn, Auto und Telephon? Konnte man nicht wenigstens später erscheinen? Ach, es lag den Herrschaften blitzwenig an dem Zusammensein — das war doch klar! Und dies war besonders verdrießlich! Ohnehin waren die Tage des Sommerbesuches schon bald zu Ende! Erbost gingen die beiden Damen nach Hause. In die bisherige Harmonie war ein schriller Fehlklang geraten! * * * In gemütlicher Ferienstimmung bummelte t t t > > AM ASnewald, M «euer WM Mon Dr. Ernst Altendorfs Alfred Grünewald, dessen „Ausgewählte Gedichte" vor kurzem im Erich-Lichtenstein- Verlag, Weimar, erschienen sind, will sich unserm Verständnis nicht mit tändelnder Leichtigkeit und spielendem Wort ergeben. Er ist ein Dichter, dessen Werk sich nur dem Andächtigen erschließt. Den aber nimmt er bei der Hand und tastet sich mit ihm in Tiefen, die jo noch nicht erfühlt wurden. Und er weist Höhen, denen die Welt in zauberischem Lichte entgegenglüht. Denker und Dichter zugleich, bekennt sich Grünewald zu Hölderlin, von dem er einige Verse als Leit- sprnch wählt: „Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste". Von Schönheit trunkene Weis heit'beseelt den Dichter; Träume, von lebendigem Geist durchpulst, lassen ihn erzittern. Auf dunk lem See zieht seinem Auge in der Ferne ein Nachen vorbei, und dies Erlebnis wird ein Sym bol des ruhelosen, rätselumlanerten Menschen daseins. Der Dichter hat den Nachen schon ein mal gesehen „vor unermeßnen Zeiten". Erkennst du mich, ersehntes Bild? Du bist wie ich ja ungestillt Nun winkst du mir van ferne. Leg a», »ersliehende Gestatt, Mr sind schau viele Leben alt. Wir ruhten beide gerne. Die „Mittagslegende" gestaltet das Gestern, Heute und Morgen in drei Engeln, die einem Pilger begegnen. Leise sprechen sic ihm von dem Weg, den er nahm, nimmt und nehmen wird. So sprachen sic, und Lüste kam hauchend von der Höhn. Sie lächelten noch Eri-Ke und sie entschwanden schön. Der Pilger stand geborgen und lauschte fernem Hall. Und Gestern, Heut und Morgen verwoben sich im All. Auch das Schicksal einzelner will Grünewald dichterisch erschließen. Die Tragik des für die Freude zu spät Gekommenen, die Trauer um das versäumte Glück gestaltet die „Ballade von der aufgehobenen Tafel". Der erst nach dem Gastmahl die leeren Zimmer Betretende muß erkennen: Erblindet war der Spiegel an der Mauer Hernbgcbrannte Kerzen tropften Trauer Es mahnte dich des Holzwurms Uhren! icken: Du wirst in deine Nächte dich verstricken. Wie der Dichter den Sinn des Menschen- geschickes erfassen will, so forscht er auch den ver schlungenen Pfaden der Natur nach. Durch „Die atmenden Gefilde" geht er zu Tal. Traumhaft tönen „Der Seele dunkle Psalmen" mit. Mir ist, als- ob ich stiege. Wie ich so talwärts geh. Einem philosophisch sich bedenkenden Dichter wie Grünewald ist die Liebe kein Rausch und kein Sturm, der die Oberfläche der Gewässer peitscht. Sie ist ihm vielmehr die zuckend er-s regte Flamme, die zu unergrilndetcn Tiefen lockt. 1 Wie das ist: um dich einsam gehn! Immer bist du im Glockenläuten. Dämmerung will dich bedeuten Immer bist du im Windeswchn. Der strengen Zucht seiner Gedanken ent spricht die Ausdruckskunst des Dichters. Wie sind Zauber und Wirkung des Spieles der Miene in diesen Versen umschrieben: Ich nahm ein Lächeln, das noch keinem galt, dir vom Gesicht und gab es meinem Blute. Es heißt nicht, zu hoch greifen, wenn wir neben Grünewald die beiden Beherrscher der Sprache Stefan George und Rainer Maria Rilke nennen. Gleich ihnen weiß auch er die Worte zu beschwören und die Melodie ihrer Laute in sein Werk zu bannen. Das Volkslied Am Boden das Blümlein Herzeleid, Im Busch das Vöglein Niem al sm ehr, Ein Rosenstock zur Herbsteszeit, Der Himmel weit und sternenleer. In tiefen Abend ritt er hin Und rief noch einen letzten Gruß, In welke Blumen sank sie hin Und fühlte weh den Abschiedskuß. Auffliegt das Vöglein Niemalsmehr, Das Blümlein Herzeleid verdirbt, Lang ist die Nacht und ahnungsschwer. Ein Ruf ertönt und schwebt und stirbt. Otto Gillen. Bunte Ehrom'k Keine Subvention für die deutsche Thcater- gemcindc in Ostoberschlcsien. Die Dudgetkommission des schlesische» Sejms befasste sich auch mit der Frage der Subvention für die deutsche Thcater- gemcindc in Kattowitz, die bisher -10 000 Zloty be tragen hat, während der Verband der polnischen Theaterfreunde eine Wojewodschaftssubvention von äbUOOO Zloty erhalten hatte. Diese Organisation hat in diesem Jahre bereits töOOOO Zloty erhalten und verbraucht, während der Rest gestrichen wurde. Die Subvention für die deutschen Theaterfreunde sollte aus 30 000 Zloty herabgesetzt werden. Die Sanacia-Vertrcter bestanden aus der Ecgcnscitig- keitsklausel, so dab mit Unterstützung der Korsan- tysten die Budgetkommission die gesamte Unter stützung strich. Nach der Gcgcnseitigkeitsklausel kommt eine Unterstützung nur in Frage, wenn auch der polnischen Theatergemeinde in Dcutsch-Ostobcr- schlcsien eine finanzielle Hilfe gewährt wird. Kurt Wicdcnfeld KOjährig. Am 30. September begeht der Leipziger Nationalökonom Kurt Wieden- feld seinen 00. Geburtstag. Wiedenfeld gehört zu jenen Gelehrten, die, getragen von ernstem Streben nach letzter Erkenntnis, ihre Fachdisziplin nicht als etwas isoliert Dastehendes betrachte», sondern zu jenen, die in den Vordergrund ihrer wissenschaft lichen Arbeit den Menschen, das Leben des Menschen, rücken.