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KWmMWssTUM unüAMiger Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Bel Klagen, Konkursen, Vergleichen usw wird der Brutto betrag ln Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe» der Zeitung, der Lieferanten oder der Bcsördcrung»cinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieserung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de« Bezugspreise» Erschein! jeden Wochentag nachmittag» —Fernspr. Nr. II «. 28. Postscheckkonto Leipzig 23484. — Gemeindegtrokonto 14. Bankkonten: Commerz-und Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal — Darmstiidter und Nationalbank Zweig- Niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zurückgcschickr — Einsendungen ohne Namensnennung finden letne Aufnahme Generalanzeiger siir Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdors, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappei, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach. Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleitza und Rüßdorf. Dieses Blatt ist daS zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, des Finanzamts und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 228 ! U N"-H Für den Nacki s Millimeter» »er etulvaltlaen Anrelaen Sfg., der einsvaUigen Reklameretle 2l Pia bwet» werden SS Goldvsennige bereibnet. Mittwoch, den 30. September 1931 I j 81. Jahrg. Laval über die Ergebnisse seines Berliner Besuchs „Wir Nichten in Berlin die heikelste Ausgabe ersiillen, vor die sich jemals französische Minister gestellt sahen" Politische Fragen sind dabei nicht erörtert worden Der magere Erfolg Einen« Meldung Berlin, 29. Sept. Vergleicht man die Stimmungsmache, von der der Besuch der französischen Minister be gleitet war, mit dem amtlich verlautbarten Er gebnis, so zeigt sich ein weiter Abstand. Be durfte es wirklich des ganzen Aufwandes von Veranstaltungen, um so weniges zu erzielen? Man hat ungefähr voraussehen können, wieder Besuch auslaufen würde, nämlich in einem Kommunique, einem Komitee und einem Eene- ralsekretariat. Wenn es mit Kommuniques und Komitees allein getan wäre, so müßten schon längst Friede und Eintracht in der ganzen Welt wiederhergestcllt sein. Betrachtet man das Kommunique etwas eingehender, so muß man sagen, daß hier der Versuch gelungen ist, mit möglichst vielen Worten möglichst wenig zu sagen. Das Kommunique ent hält Selbstverständlichkeiten und allerhand schöne Hoffnungen und Entwürfe. Was von dem Inhalt in die Zukunft zu weisen scheint, ist so verschleiert und unklar ausgedrückt, daß man blutwenig damit anfangen kann. Das neue deutsch-französische Komitee soll Möglichkeiten eines Ausbaues der bereits bestehenden Wirt schaftsvereinbarungen prüfen und neue Ver einbarungen abschließen, gegebenenfalls in neuen Organisationsformen. Es soll auch nach neuen Absatzmöglichkeiten suchen. In der Linkspresse wird das so ausgedeutet, daß Deutschland und Frankreich gemeinsam an die wirtschaftliche Erschließung kolonialer Gebiete in Afrika gehen wollen. Ob diese Annahme stimmt, muß abgewartet werden. Es haben schon vor einem Jahrfünft Pläne bestanden, die auf eine derartige gemeinsame Betätigung der Vereinigten Staaten, Englands und Deutsch lands abzielten. Es ist damals nichts daraus geworden, obwohl bereits Pläne in Einzelhei ten ausgearbeitet worden waren. Jedenfalls wird man vergeblich nach greifbaren Ergebnissen der Berliner Verhandlungen suchen. Selbstver ständlich läßt sich gegen den Plan einer deutsch französischen Zusammenarbeit auf kolonialem Boden grundsätzlich nichts einwenden. Die Schwierigkeiten liegen nur in der praktischen Ausführung. Bei der Zusammenarbeit zwischen einem reichen und einem armen Lande ist das arme dem reichen immer fast ganz ausgeliefert. Viel wichtiger als diese schönen Zukunftspläne ist doch die Sorge, was werden soll, wenn im Februar das Stillhalte-Ablom men abläuft und wenn im nächsten Sommer das Hooverjahr zu Ende geht. Niemand in Frankreich wie in Deutschland ist sich im Un klaren darüber, daß dann nicht einfach der alte Stand der Dinge wiederhergestellt werden kann, sondern daß eine neue Lösung gefunden werden muß. Wenn uns mitgeteilt worden wäre, daß man über diese Lebensfragen ver- hanÄtlt habe und einer Verständigung nahe ge kommen sei, dann hätte der Berliner Besuch Briands und Lavals ein wirkliches Ergebnis ge habt. Aber nicht ein Wort ist wenigstens zu folge der amtlichen Verlautbarungen darüber gesprochen worden, ebenso wenig über die be vorstehende Abrüstungskonferenz. Das einzige Ergebnis der Reise der französischen Staats männer besteht tatsächlich darin, daß sie eine Höflichkeitspflicht erfüllt haben. Eine lvettrre amtliche Mitteilung Berlin, 29. September Entgegen anderslautenden Meldungen wird von zuständiger Seite mitgeteilt, daß bei den deutsch-französischen Besprechungen politische Fragen nicht erörtert worden seien. Unrichtig sei ferner, daß die Nepara tionsfrage angeschnitten worden sei. Auch der interministerielle Ausschuß werde sich nicht mit dieser Frage befassen, da sie vor ein anderes Gremium gehöre. Es entspreche ferner nicht den Tatsachen, daß die materielle Seite der Fragen, deren Regelung dem geplanten intermini steriellen Ausschuß überlassen bleibt, bereits er örtert worden sei. Unrichtig sei schließlich, daß über die Frage der Ruffenwechsel gesprochen worden sei. In der amtlichen Verlautbarung über das Ergebnis der deutsch-französischen Besprechungen ist die Rede von neuen Ab atzmöglichkei- London, 29. Sept. Wie der Washingtoner Mitarbeiter des „Daily Telegraph" berichtet, werden in Neu- yorker Bankkreisen die Nachrichten über das Fallenlassen der Goldwährung in den verschie denen Ländern zwar mit äußerer Ruhe ausge nommen, doch sind die Bestürzung und die Erwägungen darüber, wie dies alles enden soll, im Zunehmen begriffen. Die Rückwirkun gen auf den amerikanischen Außenhandel, Ge rüchte über ein Aussetzen der Goldeinlösung auch in Italien, der Zusammenbruch einiger weite rer Banken, das Ausstehen riesiger amerikani scher Kredite in Europa — alles dies soll Wall street zu der einstimmigen Überzeugung gebracht haben, daß die Streichung der Kriegs schulden das einzige Hilfsmittel aus dem allgemeinen Durcheinander ist. In den Vereinigten Staaten bestehe weiterhin der Ein druck, daß der Geldwert des Goldes von der Mehrzahl der führenden Länder über kurz oder lang einer Revision unterzogen werden könnte, möglicherweise in Anlehnung an den zahlenmäßigen Wert der hauptsächlichsten Waren, und daß aus diesem Grunde der Wert des Goldes in den Vereinigten Staaten und Frankreich geringer werden könnte. Wie es heißt, wird auch von den interessier ten Kreisen der stärkste Druck auf die Regie rung in Washington ausgeübt, um Schritte zur Einberufung einer internationa len Konferenz über Währungspro bleme zu unternehmen. Hoover zögere in Anbetracht der Kongreß ferien, des enormen Haushaltsfehlbetroaes und der täglich zunehmenden Arbeitslosigkeit, die Initiative hierfür zu ergreifen, doch lägen be stimmte Anzeichen dafür vor, daß ein von einer fremden Macht ausgehender Vorschlag für eine solche Konferenz im Weißen Hause günstig aus genommen werden würde. In diesem Zusammenhang verweist das Blatt t e n, die gesucht werden sollten. Das bedeute, so wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, nicht etwa eine Aufteilung der Absatzgebiete bestimm ter Länder. Die Schiffahrtsfrage sei von französischer Seite aufgeworfen worden. Von Deutscher Seite sei auf die französischen Anre gungen erwidert worden, daß diese Frage nicht in dem deutsch-französischen Gremium erledigt werden könne, sondern daß auch England, Italien und die anderen an der internationalen Schiffahrt interessierten Staaten an derartigen Verhandlungen teilnehmen müßten. Auch die Lustfahrtfrage müsse international ge löst werden, obwohl auf diesem Gebiete sich Mög lichkeiten ergeben, die gemeinsam zwischen Deutschland und Frankreich geregelt werden könnten, z. V. der Luftverkehr nach und von Südamerika. Alle Namen, die bisher in der Presse im Zu sammenhang mit dem interministeriellen Aus schuß genannt worden sind, haben keinerlei An spruch auf Richtigkeit. Eine Organisation des Ausschusses im einzelnen ist noch nicht verabredet morden. auf die Tatsache, daß allein am Montag aus Neuyork 80 Millionen Reichsmark Gold nach Frankreich und über 5 Millio nen Reichsmark nach Holland verschifft worden sind. Da außerdem etwa 125 Millionen Reichs mark Gold für unbekannte Rechnung beiseitege stellt wurden, so beläuft sich der Goldabzug aus den Vereinigten Staaten allein am Mon tag auf den bemerkenswerten Betrag von über 200 Millionen Reichsmark. Wiggin für Sofortaktion auf Grund des Laytonberichts Neuyork, 29. Sept. Der Präsident des Verwaltungsrates der Chase Nationalbank in Neuyork, Wiggin, der dem 8IL. Sachverständigenausschuß in Basel vorsaß, erklärte nach seiner Rückkehr aus Europa, es sei schleunigst eine Aktion auf der Grund lage des vom Sachverständigenausschuß ange nommen Layton-Berichts notwendig. Nur so könne die Weltwirtschaft wieder in Gang ge bracht werden. Amerikas wirtschaft liches Wohlergehen hänge von der Kaufkraft Europas ab. Amerika erwägt Maßnahmen gegen ein Warendumping Neuyork, 29. Sept. Das amerikanische Schatzamt und die Zoll tarifkommission erwägen bereits Maßnahmen, um ein Warendumping aus den Ländern, die den Goldstandard aufgegeben haben, zu ver- hindern. Senator Watson hält solchen Staaten gegenüber eine 25prozentigeZoll- erhöhung für erforderlich. Vorerst besteht jedoch keine Gefahr, da der Kongreß oder die Tarifkommission allein für die Erhöhungen zu ständig sind, die in jedem Falle nur nach monate langen Verhandlungen durchgeführt werden könnten. Streichung der Kriegsschulden? Wallstreet sieht darin das Alleinmittel zur Behebung der Währungskrise Lavals ErllSrung Paris, 30. Sept. Laval hat an der ersten französischen Grenzstation Jeumont der dort versammelten Bevölkerung folgende Erklärung abgegeben' „Wir haben in Berlin die heikelste Auf gabe zu erfüllen gehabt, vor die sich jemals französische Minister gestellt sahen. Mit dem Besuch, den wir dem Reichskanzler und dem Außenminister erwiderten, wollten wir die Be ziehungen zwischen den beiden Ländern durch eine Tat verbessern. Ich habe beim Reichskanzler Brüning die Schaffung eines fran zösisch-deutschen Wirtschaftsausschusses angeregt. Dieser Plan konnte im Verlaufe unserer Be sprechungen verwirklicht werden. Ein Ausschuß wird unverzüglich gebildet, der die Probleme zu prüfen hat, die die beiden Länder interessieren. Dadurch ist eine neue Methode in Anwendunx gebracht worden. Angesichts der augenblicklicher Schmierigkeiten und der im Vordergründe des Interesses stehenden Fragen mag diese Tei! initiative vielleicht bescheiden erscheinen. Mar wird sie erst nach ihren Ergebnissen beurteilen können. Heute heißt es, nur die Absicht zu wär digen, die ihr zugrunde liegt. Alle Maßnahmen, die geplant sind, um dem Elend, das heute in der Welt herrscht, Abhilfe zu bringen, sollen einen Ausgleich herbeiführen und den Frieden festigen. Wir haben nichts von den Interessen unseres Landes ge opfert, weil wir die Möglichkeit ins Auge faßten, diese Interessen unter den gegebenen Um ständen mit den Erfordernissen der internatio nalen Solidarität in Einklang zu bringen. Ge nau wie gestern in Berlin, werde ich demnächst auch in Washington im Namen meines Landes mein Möglichstes tun, um meinen Teil an den neuen und schweren Aufgaben zu übernehmen, die die Weltkrise allen Regierungen auferlegt." Die Ausführungen des Ministerpräsidenten wur den mit lebhaftem Beifall und den Rufen: „Es lebe Frankreich!" ausgenommen. Eine Gruppe von Eisenbahnern, die gleich zeitig Mitglieder eines Frontkämpferverbandes sind, überreichte dem französischen Außenminister einen Blumenstrauß. Briand gab hierauf ebenfalls eine kurze Erklärung ab, in der es u. a. heißt, daß man ihm Verrat an den Toten und Verwundeten des Weltkrieges vorgeworfen habe, als er sich zu seiner Friedenspolitik ent- schloffen habe. Er habe trotzdem sein Ziel wei ter verfolgt, da er der Überzeugung gewesen sei, daß die ehemaligen Frontkämpfer sich als erste darüber freuen würden, daß ihr Opfer nicht ver gebens gewesen sei. Diese Hoffnung habe ihn stets gestärkt, und er danke den Eisenbahnern für die neue Ermutigung, die sie ihm hätten zu teil werden lassen. Laval und Briand wieder in Paris Paris, 29. Sept. Ministerpräsident Laval und Außenmini ster Briand trafen am Dienstag abend fahr planmäßig kurz nach 23 Uhr auf dem Pariser Nordbahnhof ein. Schon lange vor Eintreffen des Zuges hatte sich eine nach Hunderten zäh lende Menschenmenge vor dem Bahnhofsgebäude versammelt. In der Vorhalle des Bahnhofes hatte eine Musikkapelle von Aubervillier, wo Laval bekanntlich Bürgermeister ist, Aufstellung