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du — müßtest age wieder sein Wenn einer wollte die Wahrheit begraben, Der müßte viel Hacken und Tchaufelu haben. Man kann im Rulm Doch etwas tun: Man kann im Tun Doch etwas rnbn. Schweig', leid' und lach'! Geduld übcrwindü alle Sackt'. ; „Es müßte ein Großes geschehen - ' eine große Tat vollbringen, Vann „Sprich weiter, Rarzissa —" dann würden die kommenden Das Glück verwöhnt uns gar zu leiem durch seine Gaben, Man hat. soviel man braucht, und glaubt doch nicht zu haben. Schöner als das Vorwänsbafteu Ist das Schauen, ist das Rasten! Rarzissa wog den eingeschriebenen Bries ihres Ver lobten lange in der Hand, ehe sie mit zitternden Fingern die Hülle ausriß und mit sliegendem Atem über die feilen bastele: Wo die Arbeit zieht ins Hans, läuft die Armnr bald , Hinans. ; Schläft die Arbeit aber ein, schlüpft die Armnt zum l Fenster hinein. I Sprüche der Weisheit. Zwischen dem Elend und Glück Gähnt eine breite Kluft. Tie Hosfnung schlägt darüber eine Brücke, Aber sie hängt in der Lust. I wie ehemals: neu — aus dem Gewöhnlichen, Alltäglichen l hcrausstcchen, dann " Rarzissa lächelte koken, wartete auf den Erfolg ihrer I Worte, die Spannung gebären füllten. „Dann —? Ja, was dann? Schalte doch diese fata-- ! len Pausen ans, Rarzissa!" „Dann würde auck meine Liebe zn dir wieder neu auf- ! gehen -- —" Das war es also! Johannsen hatte diese Stunde I nicht nur geahnt, er darre sie erwartet, für heute, morgen ! oder später. Aber, daß sie kommen würde, diese eine ! Stunde, die die riesenhafte Kluft zwischen ihnen offenbaren i würde, das schien ihm eine Phase festgewurzelten Ge- ! schickes zu sein. I Rach einer kleinen Pause, klarsten Johannsen hatte die j Hände in die Hosentaschen vergraben, während Rarzissa lächelnd ein paar Tränen zerdrückte, warf er den Kopf hoch, j ging lebhaften Schrittes auf Rarzissa zu, faßte ihre Hand, ; sah ihr mit einem durchdringenden Blick ins Auge. Richt » lange, dann stellte er seine Miene um, die in ihrer Gleich- I gültigkeit schlecht zu seinen Worten paßte: „Tu hast recht « — und morgen schon wirst du wissen, wie ein Mann wie ! ich einer anspruchsvollen Frau die Langeweile vertreibt — ! und nun: eine gute Rächt — aus " Das letzte Wort I ließ er ungesprochen. Tann war er auch schon fort. Tas war cs also: Rarzissas Liebe zu ihm bedurfte ! immer neuer Reize, um weiter bestehen zu können. Jo- ! hannsen fühlte, daß Rarzissas Launen auf die Dauer er- I müdend wirkten. ! ! Die große Tat. , ! Skizze von Erich Degenkolb. I (Nachdruck verboten.) i Earsten Johannsen war der schönen Rarzissa Einheim i ; ins Garn gegangen. Das lag aber beinahe ein Jahr t schon zurück. Im Grunde verstand er das selbst nicht, denn ! er war ein Mann von Geist und Charakter, sie ein Weib » voller Launen und exzentrischer Einfälle. Und trotzdem ! hatten sic sich wundervoll verstanden. Er war ihren Launen ! und extremen Regungen entgegengekommcn, soweit es I seine wirklich große Liebe zu diesem Weibe eben gestattete. ! Kürzlich hatte er sich sogar mit ihr verlobt. In seinem! ! wie auch in ihrem Bekanntenkreise hatte dieser Schritt ein i I nicht geringes Aufsehen erregt, da man dieses Verhältnis! ! trotz seiner Dauer noch immer nur für einen Flirt der ! schönen Rarzissa, Carsten Johannsen aber für das Opfer i dieser Spielerei ansah. Wer Rarzissa Einheim von früher her kannte, mußte ! ohne weiteres diesem Gedanken leben. Wer aber wieder - > ! um Johannsen als Menschen einzuschätzen wußte, war ! überzeugt, daß er sich nicht zum Spielball einer Tändelei j ! machen lassen würde. Daher war es nicht zu verwundern, ; daß im Freundes- und Bekanntenkreise des jungen Paares I eine gewisse Erregung schwang ob des letzten einschneiden- I den Geschehnisses. Dieses war — im gewöhnlichen Leben - wohl nicht — im vorliegenden Falle doch etwas Sonder « bares, da sich hier zwei Charaktere von absoluter Wider- I sprüchigkeit gewaltsam zusammenfinden wollten. Und es I hatte auch ganz den Anschein, daß sich diese an sich un- ! sichere .Kalkulation zur Tatsache ausreifen könne. Ta kam ein Abend, der Carsten Johannsen aufhorcheu I ließ. Rarzissa sagte: „Mein lieber Carsten — findest du . nicht, daß sich unser Verhältnis eigentlich recht gleichförmig ! gestaltet hat'?" Ihm war dieser Umstand nicht zum Bewußtsein ge- I kommen, darum verneinte er ihre Frage. ! „Rickt?" Tabei trat in ihre Züge ein gelinder Ärger i darüber, daß ihre Meinung keinen Widerhall fand. Tann I sprach sie weiter: „Es müßte etwas geschehen, das Ad . Wechslung in den Gleichgang unserer Tage bringen I würde . , Carsten Johannsen schwieg. Aber ein seltsames Gc- i ! fühl, etwa so, als stände er an einem Abhang unter einer i I mächtigen Eiche, die, halb entwurzelt, in den Raum her-! I überhängt und nur eines geringen Anstoßes bedarf, um zu - stürzen und ein Leben, das keine Rettung sieht, unter sich! ' zu begraben, zu zerschmettern. „Wie meinst du das, Rar i j zissa?" erwiderte er glcichhin. Er rat diese Frage, obgleich j er wußte, daß sie keinen Sinn batte. Tann hörte er wieder t ihre Worte: „Rarzissa! Die große Tat ist geschehen! Ich habe einen Men I schen von schwerer Fessel befreit, nein, zwei Menschen I habe ich den Truck genommen, der sie zu zermalmen s drohte! Urteile, ob es noch ein anderes geben kann, das ; gewaltiger und edler ist als diese meine Tat! Diese > wenigen Worte sollen Erklärung genug sein. Offne > nun das kleine Kästchen, Vann weißt du gewiß, daß kein ! Traum dich narrt. ! Letzten Gruß Carsten Johannsen." I Rarzissa Einheim war ein wenig bleicher nocb ge ! worden, als sie ohnehin schon erschien. Doch faßte sie sich I schnell. Und wenngleich auch der goldene Reis in ihrer I Hand brannte, sagte sie sich doch, daß diese „Tai" ihres I einstigen Verlobten immerhin etwas für sich Halle. Tic I Einförmigkeit ihrer Tage halte der Bries zerstört. Eins i nur schlug aus ihrer Kalkulation heraus: Carsten Johann z sens Liebe würde keine Kompromisse kennen.