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Ende Juni wurde der Dünger sorgfältig gesammelt und zu einem Komposthaufen aufgestellt. Die Zahl der darin befindlichen Engerlinge war geradezu erstaunlich; sie dürfte nach Hunderttausenden zu schätzen sein. Nach weiteren vier Wochen wurde der Komposthaufen untersucht und waren die Thiere infolge der Erhitzung des Düngers verendet, nur mit ganz geringen Ausnahmen am äusseren Rande. Jetzt im zweiten Jahre, wo bekanntlich der Schaden sehr bedeutend wäre, finden wir fast keine Engerlinge, während angrenzende Kartoffelfelder der Landleute das gerade Gegentheil zeigen. Ausserdem haben wir noch einen Beleg, der uns den vorerwähnten Erfolg noch besser beweist. Etwa eine halbe Stunde von der Haupt-Baumschule entfernt liegt ein Terrain, 13/4 ha mit Coniferen und jungen Obstbäumen be pflanzt. Hier sieht die Sache schlimmer aus wie bei den Kartoffeln der Landwirthe. Offen gestanden, an der Stelle wurde das Auflegen des Düngers einfach vergessen. Zur selben Zeit, wo wir den Dünger legten, um die Maikäfer zu ködern, liessen wir an 10 bis 15 Stellen all abendlich Feuer legen aus Abfallen einer Dachpappen- Fabrik, getränkt mit Petroleum und Gastheer. Bekanntlich giebt das einen sehr stark riechenden qualmigen Rauch. Die Feuer wurden vor der Windseite jeden Abend an gelegt und zwar drei Wochen lang. Neben dem Zeit verlust war das Material nicht sehr theuer. Dabei machten wir die Bemerkung, dass Blutbuchen, Ahorn, Eichen u. s. w. sehr wenig von Maikäfern beflogen und das Laub fast un angenagt blieb; in früheren Jahren wurden derartige Be stände bis gegen Ende Juni einfach nicht grün; Morgens hingen dann die Thiere zu Hunderten an den einzelnen Bäumen. Welches von beiden Mitteln das bessere war, wird erst der weitere Versuch ergeben. Nebenbei bemerkt, wurden aber auch drei Wochen lang jeden Morgen die angrenzendenWaldbäume abgeschüttelt undKäfergesammelt. Mit 10 bis 12 Personen haben wir es schon pro Tag auf einen Zentner gebracht, der in 11/2 bis 2 Stunden früh Morgens gesammelt wurde. Es würde für manchen Herrn Kollegen von Nutzen sein, wenn diese Zeilen Anregung gäben zu weiteren Aeusserungen von Erfahrungen und ganz bestimmt zu recht ausgedehnten vielfachen Versuchen. Ich muss ja zugeben, dass Gott sei Dank nicht alle Baumschul besitzer mit dieser Plage zu kämpfen haben, ws theils von der Beschaffenheit des Bodens, theils aber auch von der Lage abhängig ist. Ein grosser Theil unserer Herren Kollegen kommt nicht in diese Lage, weil er seinen Wirkungskreis in engerenGrenzen, z. B.Mistbeete, Gewächs- Häuser u. s. w. hat. Für diese Herren habe ich die eine Bitte um gütige Nachsicht, wenn ich sie mit einem für sie vielleicht minder interessanten Thema aufgehalten habe. 4 Die Maiblumenraupe. Von J. C. Hanisch in-Leipzig. In No. 43 des Handelsblattes befinden sich zwei Antworten auf eine Frage wegen Vernichtung der so genannten Maiblumen m a d e. Schon die Bezeichnung Made zeigt, dass die betreffenden Herren das Thier nicht genau kennen und folglich auch nicht wissen können, wie demselben beizukommen ist. Da dieses Thier in solchen Massen auftreten kann, dass es ganze Kulturen vernichtet, so ist es vielleicht für manchen Leser des Handelsblattes interessant, zu erfahren, womit er es eigentlich zu thun hat. Zuerst also: das betreffende Thier ist keine Made, sondern eine regelrechte Raupe, die sich aber nicht von den oberirdischen, sondern von den in der Erde befindlichen Theilen der Pflanze, den Wurzeln, ernährt. Der wissen schaftliche Name ist Hepialus Lupulinus, zu der Klasse der Hopfenspinner gehörig; die Raupe lebt vor Allem an den Wurzeln der sogenannten Queckengräser. Der Lebensgang ist folgender: Zur Zeit der Maiblumen- blüthe resp. Ende Mai erscheint ein kleiner, ca. 25 mm im Durchmesser haltender Schmetterling von grau-brauner Farbe. Kurz nach Sonnenuntergang kann man denselben in infizirten Maiblumenkulturen zu Hunderten über den Maiblumenblättern niedrig hinstreichend beobachten. Das schlanker gebaute Männchen fliegt ziemlich flott, während die schwerfällig gebauten Weibchen, auf den Maiblumen blätterspitzen sitzend, mit den Flügeln schlagend, die Männchen erwarten. Die Vernichtung dieser Schmetter linge ist unsere erste Arbeit. Die Weibchen lassen sich fast ohne Ausnahme ■— da sie sehr träge sind — mit der Hand wegnehmen, während man die Männchen mit dem Netz fangen muss. Jedes Weibchen ist im Stande, 3—500 Eierchen zu legen, welche es in die dütenförmig gerollten Maiblumenblätter fallen lässt. Nach wenigen Tagen kriechen dieselben aus und die entstehenden kleinen Räupchen be ginnen ihr Vernichtungswerk an den Wurzeln der Mai blumen. Im November sind sie schon ziemlich ausgewachsen. Gleichwohl überwintern sie als Raupe und verwandeln sich erst im März des nächsten Jahres in eine kleine, hell braune Puppe, aus welcher wiederum nach 8 Wochen — Ende Mai- — der oben beschriebene Schmetterling hervorgeht. Das ist der Lebensgang des Thieres und wir wissen nun genau, wo wir einzugreifen haben. Vor Allem also Wegfangen der Schmetterlinge, dann sorgfältiges Weg lesen der Raupen beim Herausnehmen der Maiblumen und Einsammeln der Puppen durch nochmaliges Graben des Landes im März-April. Der Hopfenspinner tritt in allen Bodenarten auf. Gerathen die Schmetterlinge in die ein jährigen Kulturen, so kann es kommen, dass die letzteren buchstäblich aufgefressen werden, und diese Gefahr ist um so grösser, je näher die einjährigen Pflanzen sich bei den mehrjährigen befinden. Die Eigenart des weiblichen Schmetterlings, keine grossen Strecken zu durchfliegen, hilft ebenfalls mit, die Thiere leichter zu vertilgen, so bald wir die neuen Kulturen 50—100 m von den alten infizirten anlegen. Wer den Hopfenspinner in seinen Kulturen hat und jetzt beim Herausnehmen der 3jährigen Keime jede Raupe weglesen lässt, was durch die weisse Farbe der Raupe sehr erleichtert wird, wer dann im kommenden März- April dasselbe Land nochmals gräbt und die hellbraunen, ebenfalls leicht sichtbaren Puppen einsammelt und Ende Mai Abends nach Sonnenuntergang (vor Einbrechen der vollen Nacht) event. unter Zuhilfenahme einiger Kinder die Schmetterlinge fängt, von denen sich, wie gesagt, die weiblichen sozusagen wegnehmen lassen, der wird seine Kulturen radikal davon befreien, selbst wenn nicht so viel Bodenfläche zur Verfügung steht, um die einzelnen Jahr gänge weit von einander entfernt anpflanzen zu können. Wollstaub. Von Herm. Weidner in Braunschweig. Zu Anfang dieses Jahres wurde in den gärtnerischen Offertenblättern von der Firma Niehus-Lichtenstein i. S. Wollstaub als Ersatz für frischen Pferdedünger angeboten. In dem Prospekt, den betreffende Firma versandte, waren auch verschiedene Gutachten von Handelsgärtnereien bei gegeben, welche sich sehr lobend über genanntes Produkt aussprachen. Durch diese sowohl als auch durch den Umstand, dass hier am Platze durch den feldmässigen