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2 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. No. 1 Unseren verehrten Herren Mitarbeitern übermitteln wir hierdurch die besten Wünsche zum Jahreswechsel und sprechen die Hoffnung aus, dass uns ihre geschätzte Unterstützung auch im begonnenen Jahre erhalten bleibe und der Kreis der Mitarbeiter sieh stetig vergrössern möge. Die Redaktion des Handelsblattes für den deutschen Gartenbau. Beckmann. Handelskammerberichte über Gärtnerei. In den Nummern 38, 39 und 40 des vorigen Jahr ganges des Handelsblattes veröffentlichten wir eine An zahl von Berichten verschiedener Handels- und Gewerbe kammern über Gärtnerei, Samenbau, Obstbau u. s. w. Zweck dieser Veröffentlichungen war, wie wir damals be tonten, zu zeigen, in wie unzulänglicher Weise diese Berichte überhaupt den Handelskammern zugänglich ge macht werden, und weiter, die Anregung zu gründlicher Abhilfe zu geben. Diese Anregung wiederholen wir jetzt bei dem Beginn des neuen Jahres, als zu der Zeit, wo die Handels- und Gewerbekammern sich anschicken, das Material für den Bericht für das Vorjahr zu sammeln. lieber die Bedeutung solcher Berichte für die Handelsgärtnerei haben wir uns schon des Oefteren ausgesprochen, wir kommen noch mit einigen Worten auf das uns zugegangene Material zurück. Unter 90 uns auf unsere Bitte freundlichst zugesandten Berichten von Handelskammern enthielten 20 Aufzeichnungen über Handelsgärtnerei, Samenbau und Obstbau und unter diesen 20 kaum ein halbes Dutzend derartige Berichte, wie wir sie als Muster zur Nachahmung erstreben und wünschen. Während manche Berichte aus Orten stammten, in denen die Gärtnerei nicht einmal irgend eine hervorragende Be deutung besitzt, fehlen Berichte aus einer grossen Zahl von Städten, wo dieses in ausgedehnter Weise der Fall ist. So enthalten z. B. die Berichte der Handelskammern von Hamburg, Leipzig, München, Danzig, Königsberg, Braunschweig, Kassel, Magdeburg, Stuttgart, Wiesbaden u. v. a. m. kein Wort über Handelsgärtnerei. Es ist, wie wir zu bemerken Gelegenheit hatten, viel fach die Ansicht verbreitet, als ob die Aufnahme derartiger Berichte in die Veröffentlichungen der Handelskammern mit irgendwelchen Kosten verknüpft sei. Es ist dies durchaus nicht der Fall. Zu den Beitragsleistungen für die Handelskammern sind — nach den Bestimmungen der neuen Novelle zu dem Gesetze über die Handelskammern vom 24. Februar 1870, die den preussischen Landtag bald beschäftigen und in der vorliegenden Fassung angenommen werden dürfte — nur die Wahlberechtigten zur Kammer heranzuziehen. Abgesehen von vielleicht ganz einzelnen Ausnahmefällen wird es kaum Städte oder Kreise geben, in denen für die Handelsgärtnerei ein besonderes Interesse in einer directen Vertretung bei den Handelskammern liegt. Die Vertretung oder Beitragsleistung ist jedoch vollständig unabhängig von der Berichterstattung über die einzelnen Zweige der Gewerbe u. s. w. Wir sind der Ueberzeugung, dass die Handelskammern einen ausführlichen, sachlichen und den Verhältnissen ent sprechenden Bericht über die Handelsgärtnerei und ihre Nebenbetriebe gern ihren jährlichen Veröffent lichungen einfügen werden, da es ihr Bestreben ist, einen möglichst genauen Bericht über alle in ihrem Kreise vertretenen Berufszweige zu geben. Dass das erreicht werde, dazu soll die heutige, abermalige Anregung dienen. Wir werden noch weiter Gelegenheit haben, auf die Angelegenheit zurückzukommen, möchten aber unsere Mitglieder in denjenigen Städten und Kreisen, welche Sitz einer Handels- oder Gewerbekammer sind, hierdurch auffordern, sich baldigst mit einem Berichte für dieselben zu beschäftigen. * • Schutzzoll auf Blumen und Frühgemüse in Dänemark. Die dänische Regierung hat der Volksvertretung einen Gesetzentwurf zur Reform des Zollgesetzes vor gelegt. Während für viele Artikel die Zölle herabgesetzt, zum Theil ganz aufgehoben werden sollen, wird für Blumen und Gartenprodukte, welche zu Anfang des Früh jahrs auf den Markt gebracht werden, der Zoll erhöht. Diejenigen deutschen Gärtner, welche einen gleichen Zoll gegenüber Italien, Oesterreich - Ungarn, Frankreich etc. seit Jahren vergebens gewünscht haben, werden mit einigem Neid auf unsere dänischen Kollegen blicken. Von Wichtigkeit für uns sind die Aeusserungen über dieses Zollgesetz in unserer freihändlerischen Presse. Dieselbe bezeichnet das Gesetz als gesunde Zollpolitik. Der Schluss ist also wohl nicht unberechtigt, dass die selbe Presse dereinst auch gleiche Zölle in Deutschland als berechtigt anerkennen wird. J. # Gärtnerinnungen. In der Umgegend von Berlin ist seit einiger Zeit eine Bewegung im Gange, deren Endziel die Bildung von Gärtnerinnungen ist. Geleitet wird diese Bewegung vom Vorstande des Allg. D. Gärtner-Vereins, und speziell von einer „Kommission für Klärung der Innungsfrage“. In allen Vororten hält diese Kommission Versammlungen ab und ist auf diese Weise bemüht, für ihre Ideen Stimmung zu machen. Welche Gründe die Herren leiten und wie sie sich die Ausführung der Sache denken, geht aus dem Schreiben hervor, welches als Einladung zu den Versammlungen benutzt wird. Wir lassen dasselbe deshalb hier folgen: Werther Herr und Kollege! Die unglückliche Stellung der Gärtner im Allgemeinen, speziell im Hinblick auf die Gesinde-Ordnung, ist so klar, dass wir uns einer weiteren Auseinandersetzung wohl entziehen können. Wir nehmen an, dass auch Sie, verehrter Herr Kollege, dieser Ueberzeugung sind und erlauben uns deshalb diese Zeilen. Nach dem Urtheile Sachverständiger und nach reiflicher Ueberlegung und Berathung sind wir der Ansicht geworden, dass dieser unwürdigen Gesindestellung der Gärtner nur eine Besserung erfahren kann, wenn wir unsere Zuflucht zur Selbsthilfe nehmen. Diese besteht darin: Die Gärtner, Handels-, Landschafts- und Herrschaftsgärtner sowie diejenigen, welche als Betriebsleiter, Obergärtner, Geschäftsführer u. s. w. fungiren, treten zu einer freien Innung zusammen. Wird dieses gethan, so sind wir mit einem Schlage der Gesindeordnung entrückt und stehen auf dem Boden der Gewerbeordnung. Dieses ist verhältnissmässig leicht zu erreichen, da wir Gelegenheit nahmen, mit Sachverständigen darüber zu konferiren, welche_uns. Hilfe und Unterstützung zugesagt haben.