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braunen Wellenlinien (gesperbert) gezeichnet; der Schwanz ist weißgefleckt. Schnabelwurzel und Füße haben gelbe Farbe. Das Weibchen trägt mattere Farben; die Jungen und mitunter auch die Weibchen zeigen ein mehr oder weniger vorwiegendes Rotbraun. Der Kuckuck ist einer unserer nützlichsten Vögel, für den Land- und Forstmann wohl überhaupt der nützlichste. Wegen seiner beträchtlichen Körpergröße besitzt er eine ungeheuere Freßbegier. Er lebt zudem von solchen Insekten, die von anderen Vögeln meist verschmäht werden; es gibt keine Raupenart, die ihm als Nahrung nicht recht wäre. Mit Vorliebe stellt er den behaarten Raupen nach, so namentlich den Bären- Junger Kuckuck von einem Pieper gefüttert. raupen, den Raupen der Kohlweißlinge, der Nonne, der zahlreichen Spinnerarten usw. Aber auch Maikäfer, Libellen und Nachtschmetterlinge fallen ihm zum Opfer. Der Tätig keit des Nimmersatten Raupenvertilgers gelingt es vielfach, Raupenplagen in ihrem Entstehen zu unterdrücken, indem er die Raupenherde zerstört; im übrigen schränkt er durch sehr starke Verminderung der auftretenden Raupen die Ge fahr erheblich ein; es gibt zahlreiche sorgfältig festgestellte Beweise dafür. Der Kuckuck nützt zudem nicht nur dem Wald- und Feldbesitzer, auch aus den Obstgärten, nament lich den abseits von menschlichen Wohnplätzen gelegenen, schallt sein Ruf. Irgendwelchen Schaden fügt uns der Kuckuck durch seine Nahrungswahl nicht zu; ist in vor gerückten Monaten der Jnsektenvorrat spärlich geworden, so lebt er von Beeren und zwar überwiegend von den völlig wertlosen Früchten des Faulbaums. Eigentümlich ist die Fortpflanzung des Kuckucks. Er nistet bekanntlich nicht selbst, sondern schiebt seine Eier anderen Vögeln unter und überläßt diesen das Ausbrüten und das Aufziehen seiner Nachkommenschaft. Als Pflege eltern für seine Jungen wählt er sich meist Insektenfresser aus, also Bögel, deren Nahrung auch für seine Spröß- linge geeignet ist. Es sind bis jetzt Kuckuckseier in den Nestern von etwa 145 verschiedenen Vogelarten vorgefunden worden. Die gewählten Pflegseltern sind in den einzelnen Gegenden verschieden; in Sachsen kommen namentlich die Grasmückenarten und der rotrückige Würger in Betracht. Auch in den Nestern der Rotkehlchen, Rohrsänger, Laub- Vögel, Braunellen, Zaunkönige, Bachstelzen, Pieper, ja sogar der Wildtauben, Elstern, Spechte und Stare hat man Kuckuckseier gesunden. Die Eier des Kuckucks sind verhältnis mäßig klein, wenigstens nicht viel größer als die der Pflege eltern. Das Kuckucksei wird im sremden Neste mit aus gebrütet. In den meisten Fällen schlüpft der Kuckuck 2—3 Tage früher aus als wie die Jungen des Wirtspaares. Er ist infolgedessen seinen Stiefgeschwistern von vornherein an Körpergröße überlegen, zumal er auch wegen seiner ungeheuren Freßbegier außerordentlich schnell heranwächst. Er nimmt bald alles Futter, welches die Alten herbei schleppen, sür sich in Anspruch und drängt schließlich seine Stiefgeschwister aus dem Neste, so daß sie zugrunde gehen müssen. Die Pflegceltern haben auch keine Zeit, sich um ihre rechtmäßigen Kinder zu kümmern, da der unersättliche Kuckuck ihre Tätigkeit völlig sür sich beansprucht. Unsere Bilder zeigen einen Pieper beim Füttern eines säst flüggen Jungkuckücks. Der Pflegesohn hat den Vater an Größe schon beträchtlich überholt. NiL Weil die Vogelbruten, denen der Kuckuck seine Eier zugesellt, regelmäßig zugrunde gehen, kann man ihm eine gewisse Schädlichkeit der Kleinvogelwelt gegenüber nicht absprechen. Diese Nestschmarotzerei liegt jedoch in einer Naturnotwendigkeit, deren Ursache noch nicht völlig auf geklärt ist. Vielleicht ist das verschieden häufige Vorkonimen der ihm von der Natur zugewiesenen Nahrung der Grund. Eintretender Mangel daran zwingt den Vogel oftmals, weit wegzuwandern. Er würde also Eier und Junge, falls solche vorhanden wären, verlassen und Preisgebeu müssen. Möglicherweise ist auch das Kuckucksweibchcn infolge seines, der eigenartigen Nahrung angepaßten anatomischen Baues nicht imstande, die Eier in kurzer Zeit nacheinander ab zulegen und so zu einem Gelege zu vereinigen. Über das Leben des Kuckucks sind zu seinem Schaden viele sonderbare Gerüchte verbreitet. Er gilt vielerorts als Raubvogel, wovon natürlich keine Rede sein kann. Wegen seiner dem Sperber (Stößer) ähnlichen Färbung wird er ost mit diesem identifiziert; nach anderen Märchen soll er nach dem Jakvbitag zu rufen aufhören und ein Sperber werden. Auch in Sachsen ist dieser Glaube noch sehr häufig anzutreffen und wohl auch fchwer auszurotten, ebenso wie anderer Aberglaube. Noch im vorigen Jahre berichtete mir ein Mann freudestrahlend, daß er einem jungen Stößer den Hals umgedreht habe; er hätte in einem Gras mückennest gesessen, sei fast so groß gewesen als wie ein Hühnchen rind wäre von den alten Grasmücken gefüttert worden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß hier ein junger Kuckuck meuchlings umgebracht worden war. Nur Auf klärung kann helfen, dem so nützlichen Kuckuck den erforder lichen Schutz zu verschaffen, den er verdient. Vielleicht nehmen sich die Obstbauvereine des Verkannten an. Es fei fchließlich daran erinnert, daß man den so genannten Johannisschnitt der Hecken wegen der darin brütenden Vögel unbedingt unterlassen muß. Klengel. Bienenzucht. Und er hielt nicht, was er uns anfangs versprach, der Wonnemonat Mai! Der 15. ist heut, wo ich schreibe, und bisher noch kein einziger Maientag für die Bienen. Vom I". Kis 14. MBn d. I. Landes-Okkansfteliuns in Dresden.