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schäften achten, wobei ein schönes Aussehen der Früchte (z. B. „Weihnachtsäpfel") nach den ein stimmigen Anschauungen der Fachblätter zumeist einen besseren Absatz gewährleisten, als ein vor züglicher Geschmack des Obstes. Die Ernte muß sich der Erwerbsobstzüchter begreiflicherweise auch durch die Baumform möglichst erleichtern. Daher wurden nur Halbhochstämme und als Zwischenpflanzung die Buschform ausgewählt, die unter Umständen später, wenn die Halbhochstämme sich zu weit ausbreiten sollten, der Axt zum Opfer fallen soll. Hinsichtlich der Abstände wurde bis auf 9,5 m innerhalb der Reihe und 9 irr zwischen den Reihen (Seitenabstand) herab gegangen. In der dritten Gruppe, die für den Lieb haberobstbau nun noch übrig bleibt, sollte zur Darstellung kommen, wie und was der Privat mann in seinem Garten heranziehen kann und vor allem auch soll. Denn der Obstliebhaber ist gewissermaßen der Pionier des Obstbaues. Er stellt Versuche mit neuen Sorten, Arten und Formen an, er braucht nicht auf besonders reiche Ernten zu sehen; er findet seine Befriedigung in schönen, schmackhaften Früchten und in dem Bewußtsein, auch durch gelegentliche Mißerfolge einer guten Sache genützt zu haben. Eine nach Süden offene Bretterwand und das dem Heimat stil entsprechend mit Schindeln eingedeckte Garten haus soll Gelegenheit geben, die verschiedenen Obstarlen (Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen) in den bekannten Spalierformen vorzuführen, eine Anregung, die hoffentlich auch bei den Landwirten auf dankbaren Boden fallen wird; denn noch zahlreiche Scheunen-, Stall- und Wohnhausmauern entbehren bis jetzt gewinn bringenden Spalierbaumschmuckes. Wie schon angedeutet, fanden im Liebhaberteil auch die in unserer Gegend selteneren Steinobstsorten: Pfir siche, Aprikosen, Reineclauden, Mirabellen ihr Unterkommen. Daß unsere Höhenlage (360 in über den Meeresspiegel) den Anbau nicht grundsätzlich ausschließt, geht aus den, wenn auch vereinzelten, jedoch erfolgreichen Ver suchen (z. B. an Schulen) hervor. Es wird sich jetzt nur noch darum handeln, die härtesten und unempfindlichsten Sorten ausfindig zu machen. Natürlich durften auch die verschiedenen Arten von Nüssen hier nicht fehlen; auch ein Exemplar der neuerdings empfohlenen .In^Iuns ksrtiliZ ist vorhanden. Kirschen und Pflaumen wurden an den seitlichen Rabatten so verteilt, daß für die Höhenlage die Kirschen und für die feuchtere Tieflage des Gartens die Pflaumen bestimmt wurden. Daß im Liebhaberobstgarten ein Sörtiment Quitten nicht fehlen darf, obwohl diese bei der Einträglichkeit des Anbaues fast ebenso richtig in Quartiere für Erwerbsobstzüchter Platz gefunden hätten, sei ausdrücklich hervorge hoben. Die Ausnützung des BodenS wurde nicht einheitlich in Aussicht genommen; teils soll der Boden in roher Scholle liegen bleiben, teils wird Gemüseanbau getrieben, teils Erdbeer anpflanzungen angelegt werden. Einige Beete sind ferner zur Heranzucht neuer Erdbeerpflanzen bestimmt. Ein Sortiment Stachel- und Johannis beersträucher (Ursprung: Maurer-Jena) soll den Besuchern des Gartens Gelegenheit geben, sich mit den Vorzügen und Nachteilen der einzelnen Beerenobstsorten bekannt zu machen. Auch eine kleine Baumschule, die ausschließlich Lehrzwecken dienen soll, wird hoffentlich recht bald der Heran wachsenden Jugend, und zwar besonders den Fortbildungsschülern, Gelegenheit geben, sich praktisch mit der Heranzucht und dem Veredeln der Obstbäume zu beschäftigen. Als sorgsame Obstgärtner durften wir aber auch nicht vergeffen, einen Platz für den künftigen Komposthaufen zu bestimmen. Um ihn nicht allzusehr dem Anblick wenig einsichtsvoller Be sucher auszusetzen und um ihm gleichzeitig einigen Schatten zu sichern, wurden um ihn herum Mffpelsträucher, allerlei Naschobst, Maulbeeren, Cornelkirschen, Ebereschen, Paradiesäpfel usw. angepflanzt. Und da vom sachgemäßen Obstbau auch die Ungezieferbekämpfung unzertrennbar ist, wurde durch Anlage einer Vogelschutzhecke dafür gesorgt, daß sich nützliche Vögel künftig bei uns wohlfühlen und nisten können Die südwest liche Ecke unseres Gartens war dazu ganz be sonders geeignet, da sie an ein kleines Gebüsch des Nachbargrundstückes anstößt und schon durch die schattige Lage wenig zum Obstbau geeignet gewesen wäre. Die Vogelschutzanlage, etwa 100 hru groß, wurde genau nach den dankens werten Ratschlägen des Herrn Forstinspektors Büttner-Tharandt angelegt. Im Winter eignet sie sich trefflich als Futterplatz. Endlich sei auch des schon erwähnten Gartenhauses gedacht, das als Aufbewahrungsraum für die Geräte und als Unterkunftsraum bei schlechtem Wetter dient. Die Pläne zu dem schmucken kleinen Gebäude wurden von einem im heimatlichen, ländlichen Baustile bewanderten Baumeister entworfen; im Frühjahr 1911 konnten wir das Hebefest feiern. Zur Vollendung des Bepflanzungsplanes im weiteren Sinne mußte sich der Vorstand auch über die Art der Umzäunung des Grundstückes schlüssig werden. Die Nähe der Bezirksstraße und bewohnter Stadtteile erforderten es, daß wir hier etwas tiefer in die Vereinskasfe greifen mußten, als es bei einer anderen Lage des Grundstückes der Fall gewesen wäre; aber freund liche Hände halfen, unseren Plan durch Hergabe von Steinsäulen und Fichtenstängeln teils kosten los, teils zu billigen Preisen wirksam fördern. Wenn später die Früchte des Gartens unerwünschte Gäste zu nächtlichem Besuche verlocken sollten,