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freie bezeichnet werden. Die Bodenart ist, wie überall in unserer Gegend, ein Erzeugnis der Gneisverwitterung. Die Tiefe der Humusschicht ist entsprechend der Geländeneigung in dem oberen südlichen Teile eine geringere als im nördlichen, tiefer gelegenen. Sie schwankt zwischen 40 und 75 ein. Es folgt dann eine etwa 1 m starke Schicht oberflächlich verwitterten Gneises, die allmählich in festen Fels übergeht. Da unter dem Gelände alte Bergwerksstollen liegen, ist der Grundwasserspiegel tief abgesenkt, doch kann der Boden trotzdem als mittelfeucht bezeichnet werden. Da der bisherige Pächter des Grundstückes das Feld schon bestellt hatte, konnte die Über nahme nicht sofort, sondern erst im Herbste er folgen; die Zwischenzeit wurde daher zu Be sichtigungen ähnlicher Anlagen, u. a. der Muster obstgärten der Vereine von Pirna, Chemnitz und Wurzen benützt und vor allem ein genauer Be pflanzungsplan ausgearbeitet. Man ging dabei, wie schon oben! erwähnt, von dem Gedanken aus, daß die Anlage ein Vorbild für die drei Hauptgruppen der Obst erbauer abgeben sollte: für die Landwirte, für die Erwerbsobstzüchter und für die Obstliebhaber. Für jede dieser drei Gruppen wurde die Frage aufgeworfen: welche Arten von Obst, welche Sorten und Formen sollen angebaut werden, welche Pflanzweite soll angewendet werden, wie soll der Boden anderweit ausgenützt werden? Der Landwirt, der zumeist nur für seinen Hausbedarf Obst erbaut, oder doch wenigstens nur eine Nebenerwerbsquelle im Obstbau erblickt, hat für die Obstbäume, abgesehen von den Haus und Scheunenflächen, nur Platz im Grasgarten und im Acker, den er nach den allbekannten Regeln der Landwirtschaft bestellt. Wir räumten daher dem landwirtschaftlichen Obstbau zwei Quartiere (siehe Abbildung I und II) ein, die in den ersten Jahren abwechselnd mit Getreide (Hafer) und Hackfrüchten (Kartoffeln) bestellt werden sollten. Für später wird das eine Quartier in Wiese — mit genügend großen Baumscheiben — umgewandelt und nur das andere in der geschilderten Weise bearbeitet werden. Eingedenk der Tatsache, daß hier die Erträgnisse des Ackers und der Wiese die Haupt sache sein sollen, mußte die Pflanzweite eine möglichst große sein, damit die Beschattung durch die Heranwachsenden Bäume nicht allzusehr die Erträgnisse des Bodens beeinträchtigt. Um die Bearbeitung des Bodens tunlichst wenig zu er- schweren, kamen nur Hochstämme in Betracht. Wenn wir, wie aus der Abbildung ersichtlich, dem Grundsätze untreu geworden sind, und Zwischenpflanzungen von Buschobst vorgenommen haben, so haben wir dies einmal deshalb getan, weil wir überhaupt ein Beispiel für diese, dem strengen Schnitt nicht unterworfene Form geben und weil wir andererseits die Erträgnisse unseres Besitztums möglichst erhöhen wollten. Ferner wird sich im bäuerlichen Grasgarten gelegentlich auch ein Plätzchen finden, wo diese Form be rechtigt ist. Die gewählten Pflanzweiten be tragen innerhalb der Reihe 10 in und seitlich 10 resp. 8 in; innerhalb der Reihe sind in der Mitte Buschbäume gesetzt. Als Obstarten wurden für die Quartiere I und II nur Kernobst be stimmt und zwar nicht etwa deshalb, weil der Landwirt kein Steinobst anpflanzen soll, sondern vielmehr deshalb, weil das Kernobst für seinen Haushalt die größere Bedeutung besitzt und weil diese Obstart hinsichtlich Ernte und Verkauf für ihn den größeren Nutzen abwirft. An Sorten wurden solche ausgesucht, deren Reifezeit in die verschiedensten Monate fällt und die er fahrungsgemäß in unserer Gegend eine be friedigende Ernte erwarten lassen. Naturgemäß wurden hier wie später die Sorten des Landes- obstsortimentes vorzugsweise berücksichtigt; doch wurden auch empfehlenswerte Lokalsorten, wie z. B. SteyerS Quittenapfel angepflanzt und ihnen somit hoffentlich eine künftig allgemeinere Beachtung verschafft. Für die Gruppe der Erwerbsobstzüchter ist eine intensive Bodenausnützung von größter Bedeutung. Müssen wir doch in unserem Vater lande von Zeit zu Zeit immer wieder mit einer gelegentlichen Mißernte des Obstes rechnen. „Untergrundkultur" und „Zwischenkultur" sind hier die Zauberworte, die dem Obsterbauer auch in trüben Jahren einen, wenn auch bescheidenen Erfolg für seine mannigfachen Sorgen und Mühen gewährleisten. Für Quartier III wurden Erdbeeren als Unterkultur und für Quartier IV Gemüse als Unterkultur und Stachel- und Johannisbeeren als Zwischenkultur bestimmt. Während die Erdbeeren vorläufig in 10 Sorten angebaut wurden, um die für unsere Gegend ertragreichste festzustellen, wurde von den Stachel beeren nur je eine rote und gelbe und von den Johannisbeeren zwei rote Sorten gewählt, um die Verwertung möglichst zu erleichtern. Als Obstart kann in der Hauptsache für den Er werbszüchter wohl nur Kernobst in Betracht kommen, das durch seine Haltbarkeit die Ver teilung des Absatzes auf einen langen Zeitraum gestattet. Durch Anbau von Sommer-, Herbst und Wintersorten wird die Ernte noch mehr erleichtert. Nach diesen allgemeinen Grundsätzen wurde bei der Auswahl der einzelnen Sorten verfahren. Selbstverständlich fand auch die schnelle und reiche Ertragsfähigkeit der Bäume Be rücksichtigung; denn der Erwerbsobstzüchter darf nicht nur die Güte (Schmackhaftigkeit) der zu erbauenden Früchte beim Anbau berücksichtigen, er muß vielmehr auf die zuerst erwähnten Eigen-