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nur bedenken, daß eine derartige Kolonie auch einen erheb lichen mittelbaren wirtschaftlichen Wert darstellt, der sich allerdings nicht so ziffernmäßig nachweisen läßt, wie der der abgebauten Stein- oder Sandmassen. Eine weitere Gefahr droht den Nferschwalbenkolonien durch die Flußregulierung und die Befestigung und Pflasterung der F-lußuser. Da hierbei wichtige volkswirt schaftliche Gründe mitsprechen, wild sich niemand den Schwalben zuliebe dagegen auslehnen; die Kolonien müssen der Allgemeinheit geopfert werden. Man hat jedoch ver- fucht, den Bögeln an diesen Stellen künstlichen Ersatz zu bieten. Nach den Angaben des Freiherrn Geyr von Schweppenburgunddes Landwirtschaftslehrers Wemer hat man flafchenähnliche Tonröhren, die den Bauten der Uferschwalben nachgeahmt sind, in die befestigten Ufer ein gebaut. Die damit angestellten Versuche sind zur Zu friedenheit ausgefallen; aus Sachsen sind mir derartige Versuche allerdings nicht bekannt geworden. Die erwähnten Tonröhren werden von der Firma Bunnemann in Adelebsen in den Handel gebracht. Die sächsischen Uferschwalbenkolonien sind übrigens, der Gefahr des Aussterbens wegen, vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz zu Naturdenkmälern erklärt und unter die Obhut der ornithologischen Vertrauensmänner gestellt worden. Hoffentlich gelingt die Erhaltung der noch vorhandenen Kolonien! Der Vogelschützer möge nicht vergessen, Sonnenblumen anzubauen, um geeignetes Winterfutter für feine gefiederten Gehilfen zu erlangen. Wegen der gelegentlichen und planmäßigen An pflanzungen für Vogelschutzzwecke wird auf die früher gegebenen Anleitungen verwiefen. Klengel. Bienenzucht. Ostern ist da! Der Tauwind kam vom Mittagsmeer. Der Regen löste die eisige Macht des Winters. Gierig leckt die Sonne den Schnee von den Bergen und steigt höher und höher am blauen Himmelszelte empor. In der wachsenden Kraft ihres Lichtes und ihrer Wärme bewegen sich wieder die Säfte im Pflanzenreiche, machen die jungen Laub- und Blütenblätter kraftstrotzend, daß sie ihre dunkle Winterhülle zu sprengen vermögen und sich dem Lichte öffnen. „April" bedeutet ja „der Öffner". — Ostern ist da! „Sieg, Lieg!" klingt es aus dem Bienen garten zu uns herauf. Schon stehen wir mitten unter unsern Lieblingen, die die goldne Lenzsonne mit Neigen und Gesang in tausendstimmigem Chore begrüßen, ein Gesang, der durch die geöffneten Fenster in die Wohnstube klingt, bis hinüber zum Nachbar, ja besonders auch bis hinein ins Herz des Bienenvaters und seiner Familie. Alle freuen sich und vernehmen mit Erbauung den großen Osterchoral der zum Leben erwachten Bienenvölker: „Wirf ab, Herz, was dich kränket und was dir bange macht!" Der April mit seinen Osterprüfungen in den Schulen verlangt auch eine gründliche Prüfung auf den Bienen ständen: eine Prüfung des Bienenmeisters, eine Prüfung seiner Pfleglinge. Ein sonniger, windstiller Apriltag — 12» 0 Lustwärme. Die Völker sind alle mobil. Wir öffnen die Stöcke, kehren das Gemüll und die toten Bienen heraus, untersuchen jedes Volk in bezug auf seine Futter vorräte ; ea. 8—10 Pfund müssen vorhanden sein, in bezug auf seinen Brutansatz, in bezug aus sein Wabenwerk. Sind die Brotspeicher leer, so hat der Imker im Herbste mit dem Futter gegeizt, oder er war zu bequem, sich damals vom Stande der Vorräte genau zu überzeugen. Schnelle Hilfe tut not. Jetzt muß der Bien im Futter schwimmen, wie bereits im März gesagt, sonst entwickelt er sich nicht. Die Ausführung einer solchen Notfütterung wurde schon früher gezeichnet. Honigwaben — besonders auch der Heidehonig — tun jetzt Wunder. Die Anordnung der Waben im Brutlager wird noch nicht gestört! Ergänzungs waben placieren sich als Fremdlinge an den Rand des Wintersitzes, so daß die Wintertraube des Volkes noch darantrifft. Eine nicht mit Bienen besetzte Wabe schließt das Brutlager ab. Alle hinter dieser sind zu entfernen, dafür warmhaltige Abschlüsse (Fenster mit Decken) nach zuschieben. Verschimmelte Wachswände dürfen keinesfalls im Brutraume verbleiben. Sie erzeugen Krankheiten bei Bienenkindern und Ammen. Suche Brut! Hat das Volk jetzt noch keine, dann ist es verweiselt. überlasse es nicht seinem Schicksale. Hilf ihm aus durch einen neuen Weisel oder verteile es an andere Völker oder einverleibe ihm ein kleines Völkchen als Edelreis. Aber Vorsicht! Der verweiselte Stamm muß erst auslogiert werden (in den Wabenbock gehangen), dann zieht das kleine Völkchen mit seinem Möblement an Waben ins neue Heim, erhält dazu noch Hausrat vom früheren Wohnungsmieter, muß dort erst zur Ruhe kommen, die Königin in die Mitte nehmen. Dann schiebt man die übrigen Waben mit den nun obdachlos ge wordenen Immen nach. Dabei ist für alle Anwesenden im Bienenheini eine reiche Tafel gedeckt - flüssiges Futter — und bei lukullischem Mahle wird zwischen den sonst seindlichen Brüdern Versöhnung gefeiert. Buckel brut — Drohnenlarven in Arbeiterzellen, Eier dazu gelegt von Arbeitsbienen, die nie von männlichen Tieren befruchtet wurden (jungfräuliche Zeugung — kartüsnoKsnssis) oder von unfruchtbaren Weiseln — wird nicht wieder in die Stöcke gefangen. Lückenhafte Brut — mitten in den Bruttaseln viele leere Zellen — verrät legemüde Mütter. Diese müssen im Mai durch andere ersetzt werden. Liegen viel Zuckerkristalle unten, oder sindsganze Reihen entdeckelter Futterzellen mit solchen erfüllt, dann herrscht im Jmmenheim großer Wassermangel. Gib den Durstigen sogleich ca. 3 Pfund dünnflüssiges Futter, Honig- oder Zuckerlüsung, sonst zehen Tag für Tag viele Wasserträger draußen im rauhen Aprilwetter verloren. Ist die Revision beendet, dann das Volk sofort wieder gut verpacken, eng setzen — aber ihm ja nicht die Lebens lust abschneiden! — Wärme, Wärme und nochmals Wärme ist neben reichen Vorräten an Futter, besonders an Pollen, die Hauptforderung für den brütenden Bien. Jetzt ver packe die Völker! Halte auch den scharfen Zugwind vom Stande ab. Er wird gerade im launenhaften April zum Bienenmörder. Überzeuge dich selbst davon. Auf einem ihm freigegebenen Stande kann man -an kühlen Tracht tagen kaum treten vor aus kaltem Erdboden erstarrenden Bienen. Der Sturni kehrte die müden Sammler vom Flug brette herab. — Bei rauhem Wetter im Stocke tränken! Bringt uns der April sehr schönes Flugwetter und gute Tracht, dann muß das Brntlager erweitert werden durch tadellose Waben mit Zellen für Arbeiterbienen, immer wieder an das Ende des Brutlagers gegeben. Die künstliche Mittelwand hängt man zwischen zwei ausgebaute, am liebsten zwischen die zwei letzten Brut-Waben. Dort wird sie schnell und beidseitig ausgezogen, kann sich nicht leicht werfen. Der Mai, der uns brünstige Königinnen bringt, will Zuchtbullen, Drohnen, ans unfern Bienenständen sehen. Eier für diese werden bereits im April gelegt. Welche Standvölker sollen sie liesern? Nur die beste n, sonst kommen wir in unserer Bienenzucht nie vorwärts. Gute Honig völker erhalten schon jetzt je eine handgroße Fläche Drohnenbau ins° Brutlager. Minder wertigen Völkern ist das Erbrüten von Drohnen, besonders im Äpril, Mai und Juni, nie zu gestatten. Mitte Mai sollen bei uns Frühtrachtimkern die Völker auf der Höhe der Kraft angelangt sein, d. h. 50—80 Tausend Arbeiter jeder Stamm zur Verfügung haben. Demnach im April alles energisch abweisen, was die Brutentwicklung hemmt, alles einsetzen, was sie fördert. Pollen und Honig dürfen nicht ausgehen. Zuckerbrut erzeugt ein.leicht hin fälliges Geschlecht. Von Mitte April ab kann'in kleinen Portionen wöchentlich dreimal Triebfutter, dünnflüfsiger Honig oder Zuckerlösung, aber warm (ca. 37° O) gereicht werden. Auch Trachtpaüsen sind, solange der Honigranm nicht geöffnet ist, mit Triebsütterung auszufüllen.