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stopft auf kaltem Kasten, recht stehende durch starkes Lüsten oder Abheben der Fenster an windstillen Tagen abgehärtet. Sind sie genügend abgehärtet, dann können wir sie auch schon ins freie Land verpflanzen, vorausgesetzt, daß das Erdreich genügend abgetrocknet ist. Von allen Gemüsearten können jetzt Hauptaussaaten gemacht werden. Man sät sie auf sonnig gelegene, gut vorbereitete Beete, wenn möglich vor einer Südwand. Von Blumenkohl, Kopfkohl und Wirsing wählen wir frühe oder mittelfrühe Sorten, von Kohlrabi frühe und fpäte Sorten, von Kopfsalat machen wir wieder- Abb. 4. Die Grabegabel. holte Aussaaten in bestimmten Zeitabständen mit ent sprechenden Sorten, von Rosenkohl und roten Rüben Artischocken und Kardy gute, für die vorliegenden Ver hältnisse geeignete Sorten. Direkt an Ort und Stelle säen wir Karotten, Mairüben, Kohl- und Steckrüben, Mai- und Sommerrettich und Radies aus. Ohne Gefahr des Erfrierens können frühe Erbsen gelegt, Steckzwiebeln und Rhabarber gepflanzt werden. Die Spargelbeete sind nun mehr in Ordnung zu bringen, d. h. die Erde wird heran gezogen zu Hügeln, dabei gut zerkleinert und abgeharkt. Spargelbeete düngt man nicht im Frühjahr, sondern nach Beendigung des Stechens im Juli. Die „Grabegabel" (Abb. 4) sollte man im Frühjahr benutzen; der Boden wird gut und ohne große Mühe vor züglich gelockert. Übrigens werden auch die Wurzeln der Bäume, Sträucher usw. weniger beschädigt. Ziergarten. Die ersten Frühlingsblumen erfreuen uns und verleiten uns zu längerem Aufenthalt im Ziergarten. Um diese Freuden recht zu genießen, müssen wir die Gehölzgruppen, den Rasen und die Wege in einen sauberen Zustand versetzen. An den Ziersträuchern ist nichts zu schneiden, es sei denn, daß die Schneelast hier und da Aste und Zweige abbrach und Wundstellen verursachte, die mit scharfem Messer glatt zu schneiden sind. Schlinggewächse heften wir an dieLauben und Veranden und Spaliere, Rosen werden gelüstet und geschnitten, Stauden, Alpenrosen, Azaleen und nicht Winterhärte Koniferen des Winterschutzmantels aus Tannenreisig entledigt und Frühlings- und Blumen zwiebelbeete in schmucken Zustand versetzt. Nachdem das Erdreich genügend abgetrocknet ist, müssen die Beete und Gehölzgruppcn gegraben oder ge pflanzt werden. Es wird höchste Zeit, daß Rosen und Gehölze gepflanzt werden, während man gegen Ende des Monats niit dem Pflanzen der Koniferen beginnen kann. Auf gemischten Rabatten, die reichen Blumen flor, aber wenig Kosten verursachen sollen, säen wir an Ort und Stelle Sommerblumen aus. Solche sind: Mohn, Rittersporn, Reseda, Schleifenblumen, Päonim- mohn, Sommerchrysanthemum, Sonnenblumen und andere. Außerdem können wir bessere Stauden- und Zwiebelgewächse Pflanzen, als: Lilien, Montbretien, Gladiolen, Anemonen, Ranunkeln usw. Wir müssen im Ziergarten in diesem Monat die guten regenfreien Tage ausnützen, denn wir legen die Grundlage damit für ein fröhliches und harmonisches Gedeihen unserer Pfleglinge, die uns während der Früh jahrs-, Sommer- und Herbstmonate erfreuen sollen. I,. Vogelschutz. Mit 1 Abbildung. Die Schwalben sind als außerordentlich nützliche Vögel hinlänglich bekannt; sind sie doch die eifrigsten Vertilger der lästigen Fliegen und Stechmücken im Gehöft und am Wasser. Aber nicht nur dadurch, sondern auch bei der Bekämpfung der Kulturschädlinge spielen sie eine nicht zu unterschätzende Rolle. So hat beispielsweise Professor Schwangart in Neustadt a. d. H. nachgewiesen, daß die Schwalben in den Weinbergen die eifrigsten Bekämpfer der Motten des Traubenwicklers und des Springwurm wicklers sind; auch mancherlei Schädlinge deS Obstbaues dienen ihnen zur Nahrung. Wenn auch wohl kaum eine absichtliche Verfolgung und Schädigung der Segler der Lüste zu befürchten ist — dem Deutschen gilt ja die Schwalbe vielfach als Glücks bringer und heiliger Vogel —, fo bringen doch die fort schreitende Kultur und mancherlei andere Einflüsse große Gefahren für sie, fo daß an vielen Orten eine merkliche Abnahme zu fpüren ist. Schon mehrfach wurde deshalb in den Vogelschutzkalenderu für einen ausgiebigen Schutz der verschiedenen Schwalbenarten nachdrücklich eingetreten, so für die Haus- und Rauchschwalbe und den Mauersegler. Eine Art blieb bis jetzt unerwähnt, die heute zu ihrem Rechte kommen soll; es ist die Ufer- oder Erdschwalbe lMruuäo rixuriu). Diese kleinste einheimische Schwalben art ist in Sachsen noch an verschiedenen Orten anzutreffen; sie ist aber so gefährdet, daß ein nachhaltiger Schutz dringend geboten ist. Die Uferschwalbe liebt weniger die unmittelbare Nähe des Menschen, wie es ihre Artgenossen tun, sondern sie lebt gesellig in Kolonien in lehmig-sandigen Fluß- und Teichüfern, auch wohl in den Wänden der Hohlwege usw. An den Ufern der Elbe und Mulde und in den steilen Wänden von Steinbrüchen und Sandgruben in der Nähe dieser Flüsse trifft man Kolonien an, die oft 50 und noch mehr Paare zählen. Sie graben gleich den Mäusen Röhren von 1—Iffg ru Länge in die hochgelegenen weichen Sand- und Erdschichten der steilen Wände. Mit Schnabel und Füßen emsig arbeitend, vollenden sie diesen Troglodyten- bau in wenigen Tagen, weiten die Röhre am inneren Ende kesselförmig aus und legen dort ihr Nest an. Unermüdlich, von früh bis abends gehen die Vögel dem Jnsektensange nach; eine starkbesetzte Uferschwalben kolonie kann also in ihrer weiten Umgebung recht gründ lich mit dem fliegenden Ungeziefer aufräumen. Leider nehmen die Kolonien zusehends ab. Durch den Betrieb der Sandgruben und Steinbrüche werden die Erdhöhlen Uferschwalbenkolonie in einer Sandgrube bei Meißen. ost zerstört. Die Vögel werden fast immer aus der Gegend abwandern, wenn die Zerstörung der Nester während der Brutzeit erfolgt. Erfolgt die Beseitigung zu anderen Zeiten, so kann man meist damit rechnen, daß die Schwalben wieder anbauen, wenn es die Bodenverhältnisse zulassen. In den meisten Fällen wird cs bei einigem guten Willen möglich sein, beim Abbau von Sand und Steinen auf die Schwalbenkolonien Rücksicht zn nehmen; man muß