Volltext Seite (XML)
sich so wenig Betriebe, die auch für die Anzucht dieser Baumform einen Platz frei haben? Die heute gezahlten Preise für gutes Pflanzmaterial Abb. 1. Die Triebe sind seitwärts gebogen, um das Austreiben der unteren Augen am ein jährigen Trieb zu fördern. (Äpfel.) (Bild a. d. Ritter v. Deinesschen Anlagen, Ittendorf a. Bodensee.) fordern geradezu heraus, dem Gesagten mehr Beachtung zu schenken. Der Mangel sachgemäßer Behandlung eigens für senkrechte Kordons be stimmter Bäume macht sich nicht allein durch die falsche Unterlage bemerkbar — nein, es fehlt auch zumeist eine ordentliche Fruchtholzgarnieruug. Abbildung 2 veranschaulicht gutgezogene Schnur bäume, wie solche aus den Baumschulen zum Verkauf kommen sollten. Es ist sicher nicht zuviel behauptet, daß der senkrechte Kordon in Zukunft mehr als bisher verlangt werden wird, wenn man erst einmal seine Vorteile schätzen gelernt hat. Bisher ist auch hierauf ent schieden zu wenig aufmerksam gemacht worden, obgleich viele Fachleute — speziell Obstzüchter — nur Worte des Lobes für diese Form haben, vorausgesetzt: richtige Unterlage, richtige Pflanzweite, richtige Behandlung und Sorten wahl usw. — Punkte, die überall für ertragreiche Obstanpflanzung den Ausschlag geben müssen. Die beste Verwendung findet der senkrechte Kordon zweifellos zur Bepflanzung von Wänden. Man sollte ihn besonders dort wählen, wo Wert darauf gelegt wird, die Wände bald zu verdecken. Je nach der Höhe wähle man die Unterlage. Bis 3 rn Höhe reicht die Paradiesunterlage bei den meisten Sorten an Triebkraft aus. Einige als besonders schwachwachsend und reichlich frucht ansetzende Sorten wie Manks Codlin, Ernst Bosch, Lord Grosvenor, Hawthornden, die kurz- triebige Ananas-Renette usw. bilden bei den Äpfeln eine Ausnahme. Allerdings kann man durch intensive Ernährung und entsprechende Düngung dem Trieb nachhelfen. Bei den Birnen wähle man die Quitte als Unterlage, doch bilden auch hier einige Sorten, die auf Wildling besser gedeihen, eine Ausnahme. Genannt seien nur: Triumph de Vienne, Andenken an den Kongreß, Frühe von Trsvoux, Boses Flaschenbirne, Clapps Liebling u. a. m. Soll eine Wand von nur etwa 2,50 m bepflanzt werden, so muß hier der senkrechte Kordon zurücktreten; an seine Stelle tritt dann die einfache O-Form oder die vier- und mehrästige Verrier-Palmette. Für sehr hohe Wände dürfte es ratsam sein, Birnen auf Wildling zu pflanzen. Es muß dann aber auch die Pflanzweite mindestens 50 ein sein, da in diesem Falle das Fruchtholz nicht so kurz wie sonst üblich geschnitten werden kann. Man bedenke aber, daß auf Wildling stehende Bäume schwer zu bändigen sind und durch den starken Holz trieb genügenden Fruchtertrag vermissen lassen. Für warme Lagen — Südseiten — und be sonders für Mauern usw. nehme man Birnen. Die Birne liebt Wärme. An solchen Plätzen können wir mit Erfolg beste und späte Tafel birnen anbauen. Der Apfel hingegen gedeiht am freien Standort besser; er wird auch hier weniger von Schädlingen heimgesucht. Damit soll jedoch durchaus nicht gesagt sein, daß Äpfel nie an günstig liegenden Hauswänden angepflanzt werden sollen (s. Abb. 1). Wir wissen aber andererseits, daß Äpfel, speziell auf Paradies, hohe Ansprüche an Boden, Pflege, Düngung, Bewässerung usw. stellen. Apfelspalierbäume vertragen auch den strengen Schnitt der Formobstzucht bei weitem nicht so gut als Birnen. Als senkrechte Kordons aber kann man ohne Bedenken geeignete Apfelsorten wählen, — hier gibt es ja kein Einzwängen in eine bestimmte Form wie bei der Verrier-Palmette, wenn natürlich auch nach den bekannten Regeln der Fruchtholzschnitt geschehen muß (s. Abb. 3). Die Ansicht, daß ein Rückschnitt des Jahrestriebes überflüssig sei, ist vollständig irrig. Eine gute, gleichmäßige Fruchtholzbildung ist ohne einen solchen nicht zu erreichen. Nur zu leicht entstehen besonders in den unteren Baumpartien kahle Stellen. Wie lang der Rückschnitt ausgeführt werden soll, richtet sich nach der Länge des Jahrestriebes und der sonstigen Fruchtholzbil dung. Ohne Rückschnitt treiben nur die oberen Augen aus, im übrigen entstehen auf diese Weise kahle Stellen, der Stamm wird ungleichmäßig stark und schwach, denn überall, wo Triebe ent standen sind, ist durch die Tätigkeit der Blätter