35 Sachsen geführt war. Im ganzen wurden im Zeit raum 1874 bis 1907 53 Hektar Weinberge durch das Ausrottungs verfahren als ver seucht vernichtet. Im Ertrage stan den 1878 1282 Hektar Weinberge, im Jahre 1907 nur mehr 227 Hek tar, und nach der 34. Reblausdenk schrift vom Jahre 1911istdieseFläche jetzt auf 174 Hek tar gesunken. Der Kampf ko stete nach der 32. Reblausdenkschrift vom Jahre 1909 dem Königreich Sachsen 740 186 Mark und 35 Pf. in der Zeit von 1874 bis 1909 und ist bis zum Jahre 1911 nach der 34. Reblausdenk- fchrift auf 743995 Mark und 6I Pf. gestiegen. Die geringe Zunahme in den letzten Jahren erklärt sich aus dem Rückgänge der Weinbaustäche. Insgesamt kostete Deutsch land von 1874 bis 1911 der Kampf gegen die Reblaus 22 Millionen Mark, dabei sind die indirekt entstandenen Schäden, die durch Ausfall der Ernte auf den verlausten Flächen verursacht wurden, nicht mit einbegriffen. Kurz gesagt: Im König reich Sachsen ist der einst blühende Weinbau durch die Reblaus unter Mitwirkung des echten Mehltaues (Olckium Duekeri) und der Blattfall krankheit (keronospora, in- fsstans), die ebenfalls aus Amerika stammen, geradezu vernichtet. Wie können wir uns gegen die Reblaus schützen? In Deutschland kann in den verseuchten Gegenden wie das Königreich Sachsen nur ein Mittel gegen die Reblaus Abhilfe schaffen, das ist die Ver edlung der einheimischen Reben auf reblausfeste Unterlagen, sogenannte Amerikanerreben. Einen lesenswerten Aufsatz brachte die „Umschau", Frankfurt a. M., in Heft 28 vom 6. Juli 1912 von Or. Schmitthenner unter dem Titel: „Die Bedeutung veredelter amerikanischer Reben für den Weinbau in Reblausgebieten." Nach diesem Aufsatze war es der Weinguts besitzer Laliman in Bordeaux, der Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auf den Gedanken kam, Europäerreben auf Amerikaner reben zu veredeln, da er beobachtet hatte, daß die Amerikanerreben der Reblaus widerstanden, obgleich sie selbst reblausverseucht waren. Das Wurzelwerk der Amerikanerreben kann eben der Reblaus widerstehen, während das Wurzelwerk der Europäerreben zugrunde geht. Nun zeigt sich bei der Veredlung der Europäer reben mit den Amerikanerreben die Schwierigkeit, daß die Verwachsung zwischen beiden nur bei erhöhter Temperatur flott vonstatten geht. In den südlichen Ländern, wo höhere Tempera turen herrschen, vollzieht sie sich ziemlich glatt, während sie bei uns an der nördlichen Grenze des Weinbaues künstlich geboten werden muß. Wir schichten daher die durch englische Kopulation mit Gegenzungen (Abbildung I) hergestellten Reben zu 500 Stück in Kisten (Abbildung 2) mit feuchtem Torfmull ein und stellen sie in ein Treibhaus, in dem die Temperatur möglichst auf 25—30° 0. gehalten wird. Hier bildet sich zwischen Edelreis und Unterlage an der Veredlungsstelle in 14 Tagen etwa eine weiße käseartige Wundmasse, der so genannte Callus, der Unterlage und Edelreis zusammenkittet (Abbildung 3). In dieser Wund masse bilden sich nun nach und nach Holzfasern und Rinde aus und diese führen endlich eine voll- Abb. 5. Das „Einschulen" der vorgetriebenen Rebveredlungen. Abb. 4. Veredelte Rebe nach zwei jährigem Aufenthalte in der Reb schule. Der beblätterte Trieb ist um die Hälfte eingekürzt. Bei v die Berwachsungsstelle.