Zeitschrift für Obst- und Gartenbau. Hrgm dv Lmftz-OMmerei«; sm dm Kmigreilh Zchsm. Vierzigster Jahrgang. Neue Folge. Schriftleiter Martin Lindner in Dresden-A., Sidonienstraße 14, Geschäftsführer des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen, unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Monatlich erscheint eine Nummer. — Preis pro Jahr 3 Mark inkl. Porto, einzelne Nummer 30 Pf. Inserate für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum 30 Pf. — Beilagegebühr für 1000 Exemplare 10 Mark netto. Alle für die Schriftleitnng bestimmten Zuschriften sind zu richten an Herrn Martin Lindner in Dresden-A., Sidonienstraße 14, Geschäftsführer des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen. Anzeigen-Geschäftsstelle und Expedition: C. Heinrich, Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung in Dresden-N. 6. Schluß der Anzeigen-Annahme: Am 20. des vorhergehenden Monats. Inhalt: Aufsätze: Warum mässen wir in unseren sächsischen Weinbergen veredelte Reben Pflanzen? — Zum neuen Weinbau im Elbtal. — Die Einträglichleit d-S Becrenobstes. — Zur Verwendung van Kunstdünger beim Gemüsebau. — Erträge der Feldgemüsebau- Versuche der König!. Landwirtschastlichen Versuchsstation zu Dresden ISIS und lStS. — Neues vom Frostschutz durch Plantagenhcizung. — Ratschläge sür den Monat März. — Kuf dem Umschlag: Geschäftliches. — Anzeigen. warum müssen wir in unseren sächsischen Weinbergen veredelte Reben pflanzen? Geschichtliches. Mit S Abbildungen. In den vierziger Jahren des vorigen Jahr hunderts herrschte in Frankreich eine derartige Überproduktion an Wein, daß man nicht wußte, wie man die großen Mengen unterbringen sollte. So wurden im Jahre 1845 5 4 Millionen Hektoliter geerntet. Weine aus dem Landstrich Mnconnais wurden mit 45—65 Frank für 220 Liter bezahlt und zum Brennen von Cognac bestimmte Weine aus dem Süden wurden zu 21—30 Franken für 700 Liter verkauft. Vielfach wurden sogar die Weinstöcke ausgehauen und das Land für Feld früchte benutzt. Das Departement Hörault ver lor auf diese Weise 5000 Hektar von seinem 117000 Hektar umfassenden Weinbergsgelände. Dieser Überfluß an Wein sollte jedoch nicht von langer Dauer sein. In den Jahren 1848—1855 verbreitete sich in Frankreich der echte Mehltau (Olckiuiu ll?u6k6ri) und vernichtete die Ernte zum großen Teile, so daß im Jahre 1854 nur 11 Millionen Hektoliter geerntet wurden. Nach dem man diese Krankheit durch Bestäuben mit feingemahlenem Schwefel erfolgreich zu bekämpfen gelernt hatte — als erster soll im Jahre 1848 der englische Gärtner Kehle Schwefelblumen angewandt haben und in Frankreich bemühten sich der Gärtner Gautier und der Weinguts besitzer H. Marss sehr, ihre Landsleute für diese Bekämpfungsweise zu gewinnen —, stiegen die Erträge Frankreichs wiederum auf ihre alte Höhe und erreichten im Jahre 1875 ihre Höchst ziffer mit 84 Millionen Hektoliter. In der Zeit, in der so großer Schaden durch den echten Mehltau angerichtet wurde, hatte man auch ver sucht, weniger empfindliche Traubensorten aus Amerika einzuführen und mit diesen wurde auf Wurzelreben die Reblaus Ende der fünfziger Jahre eingeschleppt. Im Jahre 1863 wurden die ersten Krankheits erscheinungen in den Orten Pujault und Roque- mare entdeckt nach „Schulte, Kurzerüberblick über die geschichtliche Entwicklung des französischen Weinbaues, Bonn, 1905". Im Jahre 1867 studierte zuerst ein Tierarzt Delonnes zu Arles die Krankheit, ohne die Laus selbst zu finden. Dem Gelehrten Planchon gelang es, am 15. Juli 1868 die Laus zu entdecken und sie als Hervorrufer der Krankheit zu erkennen und die Forscher Cornu und Balliani brachten erst im Jahre 1875 volle Klarheit über die Lebensweise des Insektes. Mittlerweile breitete sich die Reblaus immer mehr aus in Frankreich und über das übrige Weinbau treibende Europa, sowie die Länder der anderen Weltteile. Am schlimmsten wurde zunächst Frankreich verheert. Sein Weinbau