Volltext Seite (XML)
— 27 ist also Sache eines jeden Obstzüchters, selbst zu prüfen und zu wählen. Gut wird es aber immer sein, den Dünger im Herbst oder im Frühjahr im offenen Lande nach dem Ausstreuen möglichst einzupflügen oder einzu eggen. Im Grasboden ist dies natürlich nicht möglich; es erübrigt sich ja auch, da der Gras- und Wiesenboden durch das Absterben sehr vieler Kräuter und das damit verbundene Verwesen der mitunter recht tiefgehenden Wurzeln sehr durchlässig wird. Die alten Leute früher schrieben, nm ihre erstaunten Mitmenschen über das Düngen zu belehren, in einer ziemlich salbadrtschen Weise etwa so: Da hab' ich in meinem Gärtlein Ein gar nützlich Fäßlein; Darin bereite ich meinen Pflänzlein Ein recht bekömmliches Tränklein. Getreu dem Spruche „Nur was stinkt, düngt!" taten sich die Herren ein Gütchen damit, die ekligsten und stinkigsten Sachen in dem „Fäßlein" umzurühren. Der Ersolg war aber mehr der Feuchtigkeit, welche mineralische Stoffe zur Lösung brachte, zu danken, als etwa allein den organischen. Diese Art der Düngung ist jetzt ein über wundener Standpunkt. Wir düngen jetzt mit Stallmist, mit dem dem Baum auf einmal alles gegeben wird, was er braucht, außerdem fügen wir aber die drei wichtigen Nährstoffe: Stickstoff, Phosphorsäure und Kali hinzu, vergessen aber als vierte Gabe, und zwar als Boden lockerungsmittel, den Kalk nicht; denn nur da, wo der Boden genügend Kalk enthält, können die übrigen Dünge mittel, natürliche sowohl als auch künstliche, zu voller Wirkung kommen. Der Herr Ökonomierat Garcke schloß, nachdem er noch einer vermehrten Anpflanzung von Obst bäumen, aber nicht zu vieler Sorten, das Wort geredet, seine Ausführungen mit dem Dichterwort: Pflanz' einen Baum, und kannst du auch nicht ahnen, Wer einst in seinem Schatten tanzt, Bedenke, Freund, es haben deine Ahnen, Eh' sie dich kannten, auch längst für dich gepflanzt! La. V Aus den Vereinen. Bezirks-Obstbauverein Dippoldiswalde. ' i Am 7. Januar d. I. hielt der Vorstand des hiesigen Bezirks-Obstbauvereins unter dem Vorsitz des Herrn König!. Amtshauptmanns vr. Sala eine Sitzung mit umfangreicher Tagesordnung ab. Zunächst beschloß man, durch Vermittelung der König!. Amtshauptmannschaft und unter empfehlendem Hinweis auf die Bezirks-Obstbaum wärter, die Gemeinden des Bezirks in einem Schreiben zu rationeller Pflege der Obstbäume an den Gemeinde straßen anzuregen. Eine von Herrn Lehrer Glöckner in Hirschbach ent worfene Aniveisung für zweckmäßigen Vogelschutz fand den Beifall des Vorstandes. Von ihrer Verbreitung und der Empfehlung des Büchleins über Vogelschutz von Freiherrn von Berlepsch erhofft man eine wirksame Förderung der Vogeljchutzbestrebungen. Nach Erledigung zahlreicher Eingänge gab die Be sprechung des Jahresberichts sür das abgelausene Vereins jahr willkommene Gelegenheit, auf diesen und jenen Fort schritt auf dem Gebiete des heimischen Obstbaues hinzuweisen. Andererseits mußten freilich auch unerfreuliche Erscheinungen erwähnt werden. So wurde mit Bedauern festgesteUt, daß bei der Bepflanzung der neuen Straße an der Talsperre zwischen Dippoldiswalde und Malter Obstbäume Ver wendung gefunden haben, von denen viele auch den be scheidensten Ansprüchen, die an Straßenbäunie gestellt werden müssen, nicht voll genügen. Nachdem man noch für den 8. März eine Versammlung festgesetzt hatte, in der praktische Unterweisungen im Winterschnitt und ein Vortrag geboten werden sollen, wurde die Sitzung ge schlossen. Vi Vezirks-Obstbauverein Dresden. Am 14. Januar d. I. hielt der Verein seine erste Versammlung unter dem neuen Vorsitzenden, Herrn H. R. Mietzsch, ab. In dem Jahresberichte wurde des früheren verdienstvollen Vorsitzenden, des Herrn Studien rats Prof. l>r. Hankel gedacht. Fernex wurde ein Über blick über die fruchtbare Vereinstättgkeit gegeben. Daran schloß sich eine Besprechung über die Hebung des Vereins. Aus der Mitte der Versammlung kamen zahlreiche be achtenswerte Vorschläge, welche darauf abzielten, das Interesse sür den Obstbau in weitere Kreise zu tragen. Den Hauptgegenstand der Vereinssitzung bildete der Vor trag Les Herrn Obstbauwanderlehrers Pseisfer-Meißen über die Bodenpslege als Grundlage einer erfolg reichen Obstkultur. Hierzu wurde etwa folgendes aus geführt. Wenn in jüngster Zeit der Bodenkultur mehr Beachtung geschenkt wird, so verdankt der Obstbau diese Anregung zum guten Teil dem landwirtschaftlichen Betriebe. Eine rechte Bodenpflege ist die Grundlage der Rentabilität des Obstbaues. Der Boden als Träger der Obstbäume wird in seiner Zusammensetzung wichtig sür das Leben des Baumes und damit sür seinen Ertrag. Bon rein natürlichen Böden, die also nur aus mineraliichen Bestand teilen zusammengesetzt sind, kann man keine hohen Leistungen erwarten. Soll sich der Baum im Boden wohlsühlen, so ist eine gründliche Durchlüftung desselben nötig. Diese ist erforderlich wegen der Atmung des Baumes, der Ver witterung, der Zersetzung der Humusstoffe und wegen der Abfuhr der von den Wurzeln ausgeschiedenen Gase. Er reicht wird die Bodengare als Wirkung der Durchlüftung durch mechanische Bodenbearbeitung und durch Nahrungs zufuhr. Die letztere besteht in Düngung mit Stallmist, Tori, Gründüngung und in Zuführung künstlicher Dünge mittel. Bei der mechanischen Lockerung bedient man sich neuerdings des Sprengversahrens mit Hilfe des Dynamits (Romperit). Das Offenhalten des Bodens durch Pflügen und Umgraben ist selbstverständlich auch während der Kultur eine dringende Forderung richtiger Bodenbehandlung. Eine vorteilhafte Bodenlockerung und Nahrungsanreiche rung erzielt man durch das Unterbringen von Dünge mitteln. Verwendet man Stallmist dazu, so empfiehlt es sich, denselben alle drei Jahre unterzubringen und die dazwischen liegenden zwei Jahre mineralische Düngemittel zu verwenden. — Torf ist mit Vorsicht anzuwenden, spar samer bei trockenen Böden. Er tut die besten Dienste, wenn er erst kompostiert wird. Dann ersüllt er den Zweck der Bodenlockerung weit besser. Äußerst wertvoll ist die Gründüngung. Man benutzt dazu Leguminosen, weil diese durch die Bakterienknöllchen an deren Wurzeln in der Lage sind, den Luftstickstoff an zusammeln und den Boden damit anzureichern. Es bilden sich wieder neue Stickstossverbindungen, welche den Bäumen als Nahrung dienen. Der Nutzen der Gründüngung ist ein mehrfacher. Die Baumwurzeln erhalten durch die knöllchen reichen Leguminosen einen Anreiz zur Stickstoffaufnahme. Indem die Baumwurzeln den Wurzeln der tiefgründigen Düngungspflanzungen nachgehen, werden sie in die Tiefe des Bodens geleitet, über dem Boden sorgen jene Pflanzen für reiche Beschattung. Damit halten sie den Boden immer feucht, so daß der Zustand der Schattengare erreicht wird. Bei niedrigen Bäumen zeigt sich eine starke Laubentwick lung. Der Boden verkrustet nicht so leicht. Um die Bäume legt sich eine feuchte Atmosphäre, welche den Baum vor starker Verdunstung schützt. Das Blattwerk entwickelt sich groß und gesund und macht den Baum widerstands- sähig bei Frostgefahr. Der Fruchtansatz ist ein gleich mäßiger, und die Wirkung zeigt sich auch in der Güte der Früchte. Nachgewiesen wurde dies an den Erfahrungen