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25 zieht dann die Löcher mit dem Rechen zu. Die vierte Säeart, die Stufensaat, wird am meisten bei Buschbohnen, Stangenbohnen und Gurken angewendet. Sie ist bei solchen Gemüsearten nötig, welche zu ihrer Ausbildung einen großen Raum beanspruchen und sogleich an Ort und Stelle gesät werden müssen. Wenn man nicht ganz von der Keimfähigkeit der Samen überzeugt ist, so stelle man der Vorsicht halber eine Keimprobe an. Zu diesem Zwecke bringt man die Samen zwischen feuchte Sägespäne oder wollene Lappen und hält sie gleichmäßig feucht und warm. Auch ist es von großem Vorteil, bei kleineren Mengen den Samen vor der Aussaat vorkeimen zu lassen. So keimt der Selleriesamen, in laues Wasser gelegt und dann mit feuchter Erde vermischt, schon in lO bis 12 Tagen, während er sonst vier Wochen lang braucht. Doch ist auch bei dieser Maßnahme größte Vorsicht nötig. Der Samen darf nämlich nicht zu lange Zeit im Wasfer liegen bleiben, sonst werden die Keime zu groß und brechen bei der Aussaat gleich ab. Jeder Gärtner und Gartenbesitzer muß wissen, wie lange ungefähr die Samen in der Erde liegen, ehe sie aufgehen. Gewisse Samen keimen, im Herbste geerntet, bereits nach 5 bis 6 Tagen, während sie bei zunehmendem Alter mehrere Wochen lang liegen bleiben. Einige Samen, wie z. B. die der Gurken und Melonen, läßt man gern einige Jahre alt werden, weil sie dann mehr Früchte ansetzen sollen; be sagt doch eine alte Gärtnerregel: „Man soll den Gurkensamen ein Jahr in der Westentasche tragen, bevor man denselben zur Aussaat benutzt." Junge Saaten brauchen viel Pflege. Sie müssen gegen Tiere, schlechte Witterung und Sonne geschützt werden, auch ist die Erde stets feucht zu halten. Gegen Vögel schützt man die Saaten durch Reisig oder Netze. Lell. V Lin Geinüseanbauversuch. Von Oberlehrer H. Wotanke-Wurzen. Die Frage, wie man Deutschland in ähn licher Weise wie bei der Fleischversorgung auch in der Gemüseversorgung vom Ausland unab hängig machen kann, ist in Preußen vom Landes- Ökonomiekollegium und von den Landwirtschafts kammern in eingehender Weise untersucht worden. Besonders richteten sich die Untersuchungen auf die tatsächliche oder angebliche Überlegenheit Hollands im Gemüsebau. Die Annahme, daß dort die klimatischen Verhältnisse und die Boden beschaffenheit dem Gemüsebau günstiger seien, als in Deutschland, hat sich als irrig erwiesen. Es steht im Gegenteil fest, daß in sehr vielen Gegenden Deutschlands die Wasser-, Boden- und Klima verhältnisse dem Gemüsebau sehr günstig sind. In Deutschland mangelt es nur an der not wendigen Erfahrung, um durch technische Hilfs mittel auf billige und schnelle Weise eine gute Gemüseernte zu erzielen. Es werden darum jetzt mit staatlicher Beihilfe und mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums „Musterfelder" und „Beispielsbetriebe" errichtet, die der Er langung einer besseren Technik im Gemüsebau dienen sollen und von deren Ausbreitung über ganz Deutschland sich die Landwirtschaftskammern die Erreichung einer einheitlichen Versorgung des Reiches mit einheimischem Gemüse in absehbarer Zeit erhoffen. DaFeststellung geeigneter Sorten von Wichtig keit ist, haben wir uns im Obstbaulehrgarten schon seit einigen Jahren mit Versuchen befaßt. Im letzten Jahre wurden Sortenanbauversuche mit Bohnen und Erbsen angestellt. Zu diesem Zwecke wurden am 14. Mai von den Busch bohnensorten: „Unerschöpfliche", Wachsdattel", „Kaiser Wilhelm", „Hinrichs Riesen mit bunten Bohnen" und „Wachs Flageolett" je ein Beet 6 in 90 om lang und 1 in 40 ein breit mit 4 Reihen zu 56 Nestern mit je 5 Bohnen aus gelegt. Die Bohnensorten keimten in obiger Reihenfolge und zwar ergab die vorgenommene Zählung bei „Unerschöpfliche" und „Wachsdattel" je 212, bei „Kaiser Wilhelm" 201, bei „Hinrichs Riesen" 170 und bei „Wachs-Flageolett" 109 aufgegangene Pflanzen. Also zum Teil ein recht ungünstiges Keimungsresultat, was wohl auf das nasse, für den Samenanbau besonders ungünstige Jahr 1912 zurückzuführen sein mag. Mit Aus nahme von „Unerschöpfliche", die von Liebau <LCo., Erfurt, bezogen wurde, war sämtliches Saatgut von Metz L Co., Berlin-Steglitz. Die folgende Tabelle gibt Aufschluß über Beginn und Ende der Ernte und über die Ertragsfähigkeit. Sorte Vegnm der Ernte Ende der Ernte Ertrag Pro 9,66 gm 1. Kaiser Wilhelm . 2. Hinrichs Riesen . 3 Unerschöpfliche*). 4. Wachsdattel . . 5. „ -Flageolett. 30. VII. I. VIII. 29. VII. 27. VII. I. VIII. 8. IX. 8. IX. 29 VIII. 23. VIII. 8. IX. *) Die Sorte blühte aber noch weiter. 13,522 LZ 12,600 „ 11,780 „ 11,420 „ 9,320 „ Die Sorte „Unerschöpfliche" eignet sich vor züglich zum Ganzkochen auf französische Art und müssen die Bohnen im jungen Zustande geerntet werden; sie führt den Namen „Unerschöpfliche" mit Recht und wurden noch Ende September kleinere Mengen geerntet, welche bei obiger Erntemenge nicht mit berücksichtigt sind. Wenn das Ernte resultat weniger günstig war, so liegt dies daran, daß die Bohnen noch im jugendlichen Zustande geerntet wurden. Die Sorte „Kaiser Wilhelm"