Volltext Seite (XML)
Kus den Vereinen. Bezirks-Obstbauverein Dresden. Unter dem Vorsitz von Herrn Stadtrat Braun fand am 11. November eine Monatsversammlung statt, welche von dem Gedanken „Der Obstbau und der Krieg" beherrscht war. Zunächst wurde berichtet, daß 18 Zentner Apselmus für das Rote Kreuz angekaust worden seien. Weiter wurden 500 M. aus dem Vereinsvermögen für die Kriegsorganisation gestiftet. Zum Krieg nahm auch Stellung der Vortrag des Herrn M. Lindner über das Thema „Maßnahmen im Obst- und Gartenbau, veranlaßt durch den Krieg". Der Vortragende führte ungefähr folgendes aus. Voraussichtlich werden die vorhandenen Lebensmittelvorräte bis zum nächsten Frühjahr und Sommer ausreichen. Es muß aber weiter hinaus fiir eine ausreichende Volksernährnng gesorgt werden. Zu dem Zwecke sind brachliegende Land strecken besser wie bisher auszunützen. Das gilt besonders von den in der Nähe der Großstadt liegenden Bauplätzen. Es empfiehlt sich weiter auch eine Vermehrung der bereits segensreich wirkenden Schrebergärten. Um den Gemüse gärtnern keine empfindliche Konkurrenz zu bereiten, ist es nötig, Gärten von kleinereni Unisange anzulegen, so daß sie Len Bedarf für eine mittlere Familie decken können. Für Gemüseanbau reicht alsdann eine Fläche von 300 qm, für Kartoffeln von 400 gin. Damit diefe Arbeit richtig angefaßt werde, sind unentgeltliche Unterrichlskurse für die nächste Zeit einzurichten. Auch die Hausgärten können vielfach noch besser für den Anbau von Gemüse und Obst ausgenützt werden. Die starke Obsteinfuhr vom Auslande beweist, daß wir noch viel mehr Obst im eigenen Lande erbauen könnten. Im Hinblick aus den Krieg wird dies sogar zur Pflicht. Besonders wertvoll ist sür Konserven- zwecke das Beerenobst, darum muß dieser Obstart noch mehr Beachtung geschenkt werden. Auch die Vermehrung des Baumbestandes ist wünschenswert. Der Feinobstbau lohnt sich, da er sehr ertragsreich ist. In dieser Hinsicht haben wir die Franzosen fast vollständig vom Markte ver drängt. Um die Erträge des kommenden Jahres zu ver bessern, kann jetzt schon durch Düngung, Bodenlockerung, Baumpflege, Schädlingsbekämpfung ein gut Stück vor gearbeitet werden. Hand in Hand mit dem Gartenbau sollte, wo es Zeit und Umstände erlauben, die Kleintier zucht gehen. — In der darausfolgenden Aussprache wurden noch beachtenswerte Winke gegeben. Man empfahl als lohnend bei der gegenwärtigen Kriegslage den Anbau von Spinat, Mangold, Kohlrabi, Mairüben, Rhabarber, To maten, das Treiben von Kartoffeln und sparsame Ver wendung der Sämereien. E. Herrmann. V Bezirks-Obst- und Gartenbauverein Thalheim. Noch ehe vom Landes-Obstbauverein die Aufforderung zur Bereitung von Dauerobstprodukten und Fruchtsäften und zur Abgabe dieser zum Besten unserer Krieger an die betr. Sammelstellen der Heeresverwaltung eingegangen war, hatte unser Bezirksverein bereits Schritte zur Obstverwertung unternommen. Es ist möglich gewesen, 450 Pfund Apfelmus und gegen 80 Flaschen Apfel- und Beerensäfte zur Ablieferung zu bringen. Bei der viel Arbeit erfordernden Bereitung der großen Menge Apfel mus hat uns unser Mitglied Herr Schuldirektor Perl eine Anzahl größere Schulmädchen, sowie die benötigten Räume zur Verfügung gestellt, wofür hiermit herzlichst gedankt fei. Besonderer Dank gebührt aber Herrn Kauf mann Ernst Köhler — Kassierer unseres Vereins — dafür, daß er die benötigten Blechdosen, daS Einkochen und auch noch den benötigten Zucker umsonst gegeben hat. Gedankt sei auch noch den anderen Vcreinsmitgliedern, die behilflich gewesen find. — In der am 23. August stattgesunden en Versammlung wurde beschlossen, einen ansehnlichen Betrag dem Roten Kreuz und zur Unterstützung hilfsbedürftiger Familien zu spenden. V kleine Mitteilungen. Schützt die Obstbäume vor Wildverbiß! Viele sorgsame Obstbaumpfleger stehen draußen im Felde. Auf stiller Wacht werden sie sich das Bild der Heimat vor Augen führen und dabei wohl auch daran denken, ob wohl ihre jungen Pfleglinge von den Stell vertretern zu Hause gegen Hasen- und Kaninchenfraß ent sprechend geschützt sind. Deshalb sollen die Zurückgebliebenen peinlichst dafür sorgen, daß den Heimkehrenden die Freude des Wiedersehens nicht vergällt wird dadurch, daß sein Blick auf zerschundene Obstbäume fällt. Ist der Schaden einmal da, haben die Hasen die Rinde bis auf einige dünne Fäden rings um den Baum herum abgefresfen, dann ist man meist eifrig dabei, zu versuchen, das Versäumte nachzuholen; es wird Lehm ein gerührt, Glattstroh damit bestrichen und der Baum bestens mit beiden umwickelt oder aber, man nimmt alte Dünger- fäcke, bestreicht diese dicht mit Lehmbrei und Rindermast, legt sie als Pflaster um den abgeschälten Stamm herum und bindet sie fest. Im Frühjahr grünt dann wohl der Baum Weiler und der Säumige meint schon, der Schaden sei ausgeheilt. Unterhalb der Fratzstelle schlagen aber im zweiten Jahre eine ganze Menge junger Triebe aus, ein Zeichen dafür, daß der von den Wurzeln aufgenommene Saft oben keine Verarbeitung findet. Aber selbst wo das nicht der Fall ist, sondern der Baum scheinbar ungestört weiter wächst, trägt er doch die Ursache zu einem frühen Tod in sich. Ter schmale Rindenstreifen ist nicht imstande, das ganze Stammholz zu überlaufen, er bildet vielmehr eine dicke Wulst junger Rinde, ost fast walzenförmig sür sich. Das wirkliche Stammholz aber trocknet ein, während sich inner halb der Rindenwulst Splint und mit der Zeit vielleicht auch etwas Holz bildet. Immer aber steht der eigentliche Stamm vertrocknet, Sonnenbrand und Frost ausgesetzt da. Die Krone oben wird von Jahr zu Jahr schwerer, der Baum hält sich oft noch zehn, ja sogar mehr Winter hin durch, endlich aber vermag die geringe Widerstandsfähigkeit an der Fraßstelle die von oben drückende Last nicht mehr auszuhalten, fchon ein schwacher Sturm, welcher den Stamm etwas zur Seite biegt, bricht ihn schließlich ab. Deshalb sei jetzt schon daraus hingewiesen, daß dort, wo durch Nachlässigkeit starker Hasenfraß zu beklagen ist, argbeschädigte Bäume am besten ausgewvrfen und durch neue ersetzt werden. Diese sind dann schon zu schönen tragbaren Bäumen herangewachsen, wenn der mühselig durchgeschleppte, schwerbeschädigte Stamm doch endlich zusammenbricht. Drahthosen siud jedenfalls das beste Baumschutzmittel, was es gibt. Dornen sind schwer zu beschaffen, Stroh bietet allerhand Ungeziefer Unterschlupf und da die Arbeits kräfte rar und teuer sind, stellt sich das jährliche Ein- und Ausbinden mit Stroh oder Dornen reichlich so hoch, wie die einmalige Ausgabe für Drahthosen. Diese müssen aber von starkem, ziemlich engmaschigem Draht walzen förmig hergestellt sein und dürfen nur uni den Stamm gelegt werden. Dieser wird unter der Krone mit nur einem Band an den Pfahl gebunden. Fällt dann hoher Schnee, oder weht er, wie man an Straßeneinschnitten häufig beobachten kann, so hoch, wie die Drahthose ist, an den Baum an, dann zieht man diese bis hoch unter die Krone, so daß sie auf dem Schnee steht. Taut dieser, sinkt der Drahtschutz nach und nach wieder bis aus die Erde herab. Drahthosen an den Pfahl zu nageln ist deshalb durchaus ungeschickt. V Vogelschutz. Da in der jetzigen ernsten Zeit sich alle Gedanken und Interessen aus die Kriegsereignisse richten, wird wohl manches außer acht gelassen, dem man in Friedenszeiten Beachtung geschenkt hat. Es ist darum vielleicht angebracht,