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186 mag nun Böswilligkeit oder Unkenntnis der Grund sein. Eine Eule ist durchaus nicht etwa ein allgemein bekanntes Tier. Ich habe schon die sonderbarsten Verwechselungen zwischen Eulen und anderen Raubvögeln erlebt, wie ja die Vogelwelt überhaupt noch ein Geöiet ist, auf dem sehr viele im Finstern wandeln. — An die Fortsetzung der Winterfütterung braucht wohl nicht nochmals erinnert zu werden. Klengel. Bienenzucht. Christmonat! — Wem erstrahlte bei diesem Worte nicht im Geiste der beseligende Lichterglanz des Weihnachts festes! Und wer hörte sie nicht wieder erklingen — Heuer mit sehnendem Herzen — die frohe Botschaft derHimmlischen: „Friede auf Erden!" — Ach, wenn sie doch zur Tat würde und diesem furchtbaren Völkerringen ein Ende setzen wollte, ein Ende, das die Herz- und gewissenlosen Friedensstörer und Massenmörder in die verdienten Fesseln zwänge, unter das deutsche, siegreiche Schwert! Wahrlich, die herrlichste Weihnachtsgabe unsers Gottes an sein deutsches Volk! — Doch zurück zu unsern friedlich schlummernden Jmmen- stämmen im Bienengarten! Zwar sind hier im Oktober und November bereits alle Einwinterungsarbeiten getan. Aber das Auge des Bienen vaters hält täglich einmal Nachschau, ob noch alles im Lote ist, ob auch wirklich nichts den friedlichen Schlummer der Winterschläfer stört. Näheres, worauf er besonders zu achten hat, besagten die früheren Ausführungen im Januar, Februar und November. Etwas Neues für den Dezember ist diesen nicht beizusügen. Jetzt haben wir Zeit, uns einmal über das Haupt geschenk der Biene, den Honig zu orientieren. Es ist nicht ein Erzeugnis der Pflanzen, sondern ein solches der Bienen. Nur die Rohstoffe dazu — Zuckerfäfte, ätherische Öle, Farbstoffe und Salze — liefern jene, und der Bienenorganismus verarbeitet diese zu Honig. Der Chemiker — z. B. Or. Haenle in Straßburg — findet ini Honig: 42 Prozent Traubenzucker, 35 Prozent Frucht zucker, 2 Prozent Rohrzucker, 20 Prozent Wasser, 1 Prozent Eiweiß, ferner Spuren von Salzen und anderen mineralischen Stoffen, Ameisensäure, Phosphorsäure und im Heidehonig noch einen dextrinartigen Körper. Der Fruchtzucker bleibt immer flüssig, ja verdünnt sich im Lause der Zeit noch mehr, wenn ihm Gelegenheit geboten ist, aus feuchter Lust Wasser zu saugen. Trauben zucker gerinnt schnell, wird also kristallisch. Unkundige halten fälschlich verzuckerte Waben für Honig aus Zucker fütterung. Doch, eingefütterter Zucker kristallisiertnie vollständig. Will man den erstarrten Schleuderhonig wieder flüssig haben, stellt man das Honigglas in ein Gefäß mit Wasser, erhitzt letzteres auf zirka 40" 0 und läßt den Honig so lange darin, bis er wieder fließt. Eine größere Erhitzung nimmt ihm das Aroma, ist also immer verwerflich. Aus dem Grunde soll man auch nie durch Einschmelzen von Waben den Honig aus ihnen zu erlangen suchen -- Seim honig. Auf kaltem Wege nur — durch die Honigschleuder oder durch Auslaufenlassen der Waben — ist ein guter, wachsfreier Honig — Schleuder- und Tropshonig — zu gewinnen. Von gutem Wabenhonige verlangt man, daß seine Zellen sämtlich verschlossen sind. Der Schleuderhonig darf ihm an Güte nicht nachstehen. Er wird es auch nicht, wenn er stockreif — d. h. genügsam eingedickt und durchsäuert — geschleudert wurde, dazu sauber behandelt und gut ausbewahrt. Wabenhonig soll man nur in weißem Wachsbaue ernten, also in unbebrütetem. Schwarze Waben bringe der Imker nie in den Handel. Auszubewahren ist der Honig immer in trocknen, frost freien Räumen. An feuchter Luft (Keller usw.) wird er dünnflüssig, geht sogar in eine saure oder spirituöse Gärung über. Am besten hält sich der Schleuderhonig in Glas- oder Tongefäßen. Metalle greifen seine zwei Säuern an. Töpse und Gläser sind luftdicht zu verschließen oder gut mit Pergament zu verbinden. Doch muß dieses zuvor in einem Warmwasserbade seine Schwefelsäure hergeben, sonst verdirbt es uns in der Berührung mit dem Honig letzteren. Freilich zu große Gläser und zu große Töpfe sind zur Ausbewahrung nicht zu empfehlen. Ihr zu großer Inhalt zersprengt beim Kristallisieren leicht ihre dünnen Wände. In bezug auf seine Quelle unterscheidet man 1. Nektar- oder Blütenhonig, 2. Blatt- und Zweighonig. Ersterer hat in Hinsicht auf Geschmack, besonders durch seinen Ge halt an ätherischen Ölen und Riechstoffen, den Vorzug vor letzterem. Freilich im Honigmagen der Biene erhält stets durch die jeweilige Vermengung der Zuckersäfte mit Pollen stäubchen auch dieser noch eine Art Würze. Heidehonig ist der aus dem Nektar der Heideblüten bereitete. Sand gegenden liefern ihn meist goldgelb, Sumpfgegenden mehr dunkel. Nur läßt er sich leider aus gewöhnlichem Wege nicht schleudern. Beim Durchschnitt der Waben läuft 'er auch nicht aus, ein Erkennungszeichen für den Käufer. Sehr verschieden ist die Farbe des Honigs. Sie hängt ab von der des Pollens, der sich in der Blüte mit dem Nektar oder im Honigmagen der Biene mit dem Zuckersaste mischte, ab aber auch von den Witterungs verhältnissen. Frühjahrshonige sind immer hell bez. hellgelb. Haben doch auch die Frühlingsblütcn meist Helle Augensterne — gelb, weiß, hellrot. Anders die Sommer- blüten, namentlich in sonnigen Tagen. Sie zeigen volle, satte Farben. Der während ihrer Zeit bereitete Honig ist daher meist dunkel. Dunkel ist auch der Honig des Buch weizens (Heidegegend), der Fichten und Tannen (Gebirgs gegend) und blumenreicher Auen. Hell, ost wasserhell sind Klee- und Akazienhouige. Lindenhonig leuchtet in Seiten ansicht grünlich. Farbe und Geschmack stehen insofern in einer gewissen Wechselbeziehung, als jene uns verrät, daß ge wöhnlich hellerHonig nur die Extrakte einerPflanzen- art bringt, während dunkler aus den Blüten sehr vieler gewonnen wurde und daher voller und würziger schmeckt. Für die Überwinterung der Bienen ist Heller, dünnflüssiger, nicht kristallischer, der beste. Dicker Wald- und Heidehonig erzeugen bei ihnen Durst, also Wasser mangel. Naturreiner, nicht durch Zuckerlösung ergänzter Honig muß bandartig aus einem Gefäße abfließen, darf nicht schnüren wie der Sirup. Echter Honig ist für die Ernährung der Menschen außerordentlich wertvoll als Genußmittel (Würze) und Nahrungsmittel (erzeugt Wärme und Krast). Er übertrifft durch seine leichte Verdaulichkeit bedeutend den Zucker. Letzterer muß erst durch den Magensaft in Nährflüssigkeit umgewandelt werden. Honig wird aber von den Ein- geweidewänden ohne Vorarbeit sofort aufgesogen und in den Strom der den Körper erhaltenden Nährflüssigkeit gebracht. Daher ist er ein wahres Belebungsmittel für Kranke, bleichsüchtige, blutarme Frauen und Mädchen, stillende Mütter, schwächliche Kinder und alte Leute. Er fördert die Verdauung, reinigt das Blut, stärkt und be ruhigt die Nerven. Natürlich dürfen die täglichen Portionen nicht zu stark ausfallen. „Allzuviel" ist überall ungesund. 2—4 Eßlöffel pro Tag als Zukost zum Brot oder zur Milch werden beim Erwachsenen genügen. Die Wunderwirkung des Honigs erkannten schon die alten Kulturvölker: Römer und Griechen. Akan wert schätzte ihn als einen Lebensverlängerer. Und noch heute gilt er vielen als solcher, da man von ihm behauptet, er halte die Verkalkung unserer Blutgefäße auf. In Griechen land gehörte es zum guten Tone, Bienen zu züchten, und in Rom gab's bereits vor mehr denn 2000 Jahren regel mäßig Honigmärkte. Ohne Honigspeise fand kein größeres Gastmahl statt. In den Häusern der Reichen würzte er ständig das Frühstücksbrot. Möchte er auch bei uns bald wieder mehr und mehr Eingang finden! Er verdient es! Lehmann-Rauschwitz. V