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184 Die Reben sind zu beschneiden und wenn nötig von den Spalieren abzunehmen und umzulegen und in rauheren Gegenden gegen strenge Kälte einzubinden. Pfirsiche und Aprikosen sind gleichfalls gegen Frost durch Überhängen von Fichtenreisig zu schützen. Es ist bekannt, daß sich die Blutlaus vornehmlich an Wundstellen ansiedelt. Im blattlosen Zustand sind solche Stellen leicht auffindbar. Wir sehen daraufhin die Apfel bäume durch, reinigen diese Stellen mit einer scharfen Biirste und streichen sie mit einer Speculinlösung (5—6 Teile Spiritus und 1 Teil Speculin) aus. Ferner sind die im September- Oktober angebrachten Leimringe im Anstrich zu erneuern. Gemüsegarten. Bei srostsreiem Wetter ist dringend zu raten, den Boden tief zu graben. Das Rigolen der Gemüsegärten, besonders der älteren ist eine Arbeit, die sich von Zeit zu Zeit immer wieder nötig macht. In kalten Kästen stehende Pflanzen sind bei gelindem Wetter zu lüften, bei Frost zuzudecken und vor Mäusefraß zu schützen. Auch die im Freien zur Überwinterung kommenden Gemüsesetzlinge sind bei trockenem Frost durch eine Laubdecke zu schützen. Der Gemüsekeller ist mit dem Garten untrennbar ver bunden. Während der Sommer- und Herbstwochen muß er fertige Gemüse, weil sie nicht sogleich in den geernteten Mengen verbraucht werden können, zur längeren Frisch haltung aufnehmen und im Winter soll er unsere Vorräte vor Frost und Fäulnis schützen. Temperatur und Luft im Gemüsekeller sind maßgebend für eine gute Frischhaltung. Die Wärme darf 6° 0 nicht übersteigen und nicht unter 2° 0 sinken. Durch Lüftungsvorrichtungen muß die Temperatur geregelt werden können. Luftzuführung ist aber auch der Gemüse wegen nötig, sonst wird die Luft im Keller dumpfig. Zugluft ist zu vermeiden, denn sie trocknet zu stark. Im allgemeinen wird die Boden- und Luftfeuchtigkeit in einem Keller für die Gemüse ausreichend sein, wenn die Gemüse in feuchten Sand oder feuchten Gartenboden im Keller eingeschlagen wurden. Es kann aber doch Vorkommen, daß das Erdreich austrocknet und deshalb angefeuchtet werden muß. Dabei dürfen die Blätter der Gemüse möglichst vom Wasser nicht getroffen werden. Ist das nicht zu umgehen gewesen, dann muß es alsbald etwas stärker als sonst gelüstet werden. Im Gemüsekeller ist ein Sand- oder Erdbeet angelegt worden, in welches alle Gemüse mit den Wurzeln nicht zu dicht aneinander eingeschlagen wurden. Ein solches Beet hat folgende Gemüsearten ausgenommen: Porree, von dem nur soviel eingelegt wurde, als man während des starken Frostes bedarf; Sellerie, dem die größten Blätter und auch ein Teil Faserwurzeln abgeschnitten wurden, Petersilien- wurzel und Meerrettich, alle Kohlarten und Endivien, deren Blätter beim Einbringen trocken waren, rote Rüben und Möhren, Steckrüben, Teltower Rüben und Rettige. Die Kartoffeln lagern in einem Abteil für sich. Alle diese Vor räte überläßt man nach sorgfältigem Unterbringen sich nicht selbst oder denkt nur an sie, wenn etwas gebraucht wird, sondern sie sind täglich zu beobachten. Eintretendes Faulen kann durch Lüften und Entfernen der faulen Teile behindert werden. In gleicher Weise beobachtet man die Gemüse im Freien, als Schwarzwurzel, Lauch, Rosen kohl und Blätterkohl, und in den Erd gruben (Mieten) als Kohl, Sellerie, Steckrüben, Möhren, Kartoffeln. Auf diese Weise eingewinterte Gemüse werden nicht gleich beim Einbringen stark eingedeckt, das geschieht vielmehr erst mit dem Eintritt stärkerer Fröste durch Ausbringen von Laub, Dünger; denn die Bildung von feuchter Wärme in den Mieten soll vermieden werden. Ziergarten. Falls die Witterung günstig ist, können wir die Zier sträucher schneiden. Es handelt sich bei den meisten Arten nicht um einen Rückschnitt, sondern nur um das Entfernen des alten und zu dichtstehenden Holzes, denn sehr viele Ziergehölze blühen nur am einjährigen Holze. Der Rasen, der letzt kurz sein muß, wird mit Konipost überstreut. Der Kompost schützt gegen Frost und düngt. Er darf nicht zu stark aufgetragen werden, das Gras muß vielmehr noch voll daraus Hervorschauen. Der Rasen wird in Ermangelung von Kompost jetzt mit Thomasmehl und Kainit bestreut, auf 100 gm je 4—5 Staudenbeete werden zum Schutze gegen Barfrost mit kurzem Dünger bedeckt. O. Vogelschutz. Mit a Abbildungen. Eulen und Käuze — Kinder der Nacht, meist verkannt, verachtet und schmählich verfolgt! Und doch tut man ihnen damit bitter unrecht. Ihrer Ehrenrettung und ihrem Schutze sollen deshalb unsere heutigen Zeilen ge widmet sein. Vom Eulengeschlecht kommen in Sachsen als Brut vögel vor: 1. Der Waldkauz (L^rniuin aluLo), sAbildung 1j, 37—40 orn hoch, 92—94 orn Flügelspannung. Gefieder auf der Oberseite rostbraun mit dunklen Flecken und Punkten, auf der Unterseite Heller mit dunklen gezahnten Längsflecken. Gestalt gedrungen, Augen sehr groß. In Sachsen weitver breitet, bewohnt Wälder und Gärten. Ruf: Hu—hu—huhuhu. 2. Der Steinkauz (^.tüsns nootmn), 22—24 ein hoch, 50—52 Lm Flügelspannung. An Gestalt dem Wald kauz ähnlich aber kleiner und weniger gedrungen gebaut. Gefieder oben graubraun mit weißen Flecken, unten hell mit dunkelbraunen Längsflecken. Der durch seinen Ruf „Komm mit" jedermann als Totenvogel bekannte Kauz ist überall anzutreffen, er wohnt in Mauerlöchern, hohlen Bäumen, Steinbrüchen und liebt die Nähe der Menschen. 3. Der Rauhfußkauz (H^otalsDsnArnalini),23 bis 25 oin hoch, 54 Lin Spannweite, ist an Gestalt und Farbe dem Steinkauz sehr ähnlich, jedoch abweichend von diesem an den Fängen sehr dicht befiedert. Er lebt einsam in großen Wäldern und kommt in Sachsen nur vereinzelt als Brutvogel vor. Sein Ruf ähnelt entferntem heulenden Hundegebell. 4. Der Sperlingskauz (-4ttrsns passsrinnl, 15 bis 18 «in hoch, 28 bis 33 ein Flügelspannung. Unter scheidet sich vom Steinkauz durch seine geringe Körper größe und kommt in Sachsen nur in der Sächsischen Schweiz brütend vor; er nistet meist in hohlen Obstbäumen. Sein Ruf ist ein eigentümliches Quieken. 5. Die Schleiereule (8brix Uaininsal, (Abbil dung 2i, 33—35 cm hoch, 91 oin Flügelspannung. Ober seite aschgrau mit weißen, schwarz begrenzten Flecken, Unterseite hell mit rotgelben Flecken. Das durch Heller gefärbte Federn deutlich schleierartig abgesetzte Gesicht gab der Eule ihren Namen. Ist in Oachsen zahlreich anzu treffen und zwar stets in der Nähe menschlicher Siedlungen. Ruf: ein schauerliches „Chrrüich". 6. Die Waldohreule (Obus vrUAuris), (Abbil dung 3j, 33—35 oin hoch, 85 —90 ein Spannweite. Ober seite rostgelb und weiß mit grauen und schwarzbraunen Flecken, Unterseite Heller mit braunen Längsflecken. Die Federbüschel hinter der Ohröffnung können aufgerichtet und niedergelegt werden. Beim toten Vogel sind die Büschel umgelegt und schwer von den andern Federn zu unterscheiden. In Sachsen zahlreich in Wäldern und Feld gehölzen. Ruf: ein langgezogenes „Huuk". 7 Die Sumpfohreule (DruLUziobus ps.Iu8tri8), 34—36 ona hoch, 102—106 oin Flügelspannung. An Farbe und Gestalt der Waldohreule ähnlich, die Ohrbüschel sind jedoch kürzer und weniger dicht. In den tiefer gelegenen wasserreichen Gegenden Sachsens zahlreich anzu treffen; geht im Herbst vielfach auf den Kartoffeläckern der Mäusejagd nach. Ruf: ein sanftes Käw—Käw. Unsere größte Ohreulenart, der prächtige Uhu (Ludo ruLxiinus) kommt in Sachsen leider nur noch an einer oder zwei Stellen als Brutvogel vor. Einzelne weitere Eulenarten, wie die Schneeeule (Nziettza, nivsn), die Sperbereule (8urnia nisoria),